Auslandsbriefe aus und nach Württemberg von 1850-1853

  • Hallo Ralph,


    interessant...also alle Orte südlich von Augsburg über die Schweiz und nur wenn vom Absender bereits frankiert mit 12x, ansonsten gabs Probleme mit dem Kirchenstaat bei Portobriefen.


    "Postkrieg" Schweiz-Kirchenstaat, war m.E. 1852/53.


    LG

    Christian

  • Hallo Christian,


    so ist es - aber es gibt auch Ausnahmen, speziell von Augsburg. Es gibt halt nichts, was es nicht gibt, wie immer und überall im Leben.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Heute noch ein Brief aus Stuttgart nach Livorno im Großherzogtum Toskana vom


    27.11.1850


    Quelle Rainer Brack: Korrespondenzen d.süddeutschen Staaten nach Italien 1850-71




    Ab 5.11.1850 gab es einen Postvertrag Österreich-Toskana, der auch für alle anderen Mitglieder des DÖPV galt. Württemberg war noch nicht im DÖPV, darum wurde dieser Brief in Stuttgart noch wie ein Teilfrankobrief behandelt.


    LG

    Christian

  • Ab 01.09.1851 war dann Wü im Postverein und es kam der PV Toskana-Österreich von 1850 zur Anwendung:




    interessant auch das Porto aus der Toskana in den DÖPV unterschiedlich war zum Porto nach der Toskana.

    7x für Briefe in die Toskana, 6x aus der Toskana war der Anteil für die Toskana.




    Schön dokumentiert wird dies bei einem Portobrief aus Livorno nach Stuttgart vom


    20.1.1852



    Livorno notiert 4 Crazien für die Toskana, 9/6 sind 9x für den PV und 6x/4Crazien Toskana, insg. 15x die der Empfänger zu zahlen hatte.


    LG

    Christian

  • 25.2.1852


    Reutlingen nach Livorno, frankiert mit 9x PV und 3x Transit Schweiz:



    Die Rückseite ist leider nicht vorhanden, aber da es möglich war entweder frankiert, also Portobrief oder aber mit Marken bis zur PV-Grenze frankiert, zu versenden ergeben sich 2 Möglichkeiten des Weiterfrancos der Toskana.


    1. Brief war nur bis zur bis zur Grenze Toskana frankiert...die 6 bedeutet der Empfänger musste 6 Crazien bezahlen, 4 Cr.Toskana und 2 Cr. wegen Unterfrankierung.

    2. da ein PD-Stempel auf dem Brief ist, könnte auf der Rückseite die 7x auch in bar bezahlt worden sein, damit wären die 6 evtl.das Weiterfranko in österreichischer Währung Kr.CM.


    Gerne auch weitere Meinungen.

  • Portobrief aus Modena 21.4.1853 nach Ehingen


    Auch hier, wie bei der Toskana, Unterscheidung von Taxe nach Modena, bzw. aus Modena.


    Aus Württemberg nach Modena, 9x PV, 4x Modena, evtl. noch schweizer Transit von 3x, aus Modena in den DÖPV galt folgendes:



    aus dem Postvertrag Österreich-Modena (Parma identisch) vom 1.6.1852


    Beim Brief nach Ehingen wurden von Modena 15 Cent. vorfrankiert, umgerechnet 3x, also 1x weniger als nach Modena. Empfänger zahlte 12x. Die andere "12" könnte von Österreich als PV-Aufgabepost sein.


    LG

    Christian

  • Hallo Christian,


    die wurden nicht "vorfrankiert", sondern taxiert und waren von Österreich zurückzuvergüten. Sie entsprachen 3 Kr. plus 9x ohne Portozuschlag weil Auslandsbrief = 12x rheinisch vom Empfänger.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ... kein Problem - war rheinische Währung, es war ja immer in der Währung der Abgabepost zu taxieren.


    Die 15 und 12 waren von Österreich, die 12 in Rötel von Württemberg.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ... so weit ich weiß hat Österreich die 15 notiert, siehe auch die 12, die von derselben Hand sein sollte.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ... doch, aber angeschrieben hat sie Österreich.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Das heisst also, der Postler in Modena hat seine Taxe nicht in der Währung der Abgabepost geschrieben (vielleicht weil das nur Usus innerhalb des DÖPV war?), aber der Österreicher hat dann die DÖPV-Gebühren dazu addiert und dann die Gesamttaxe wie vorgeschrieben in Währung der Abgabepost notiert. (Falls Zielort Preussen hätte er also Silbergroschen notiert?). Und der Württemberger hat die gleiche Taxe nochmal in Rötel wiederholt, wahrscheinlich um damit die ordnungsmässige Verarbeitung durch Württemberg zu dokumentieren.


    Stimmt's so?

  • Hallo Tiger,


    Das heisst also, der Postler in Modena hat seine Taxe nicht in der Währung der Abgabepost geschrieben


    Richtig, weil er sich mit rheinischen Kreuzern gar nicht auskannte; er kannte nur die österreichishen Conventions-Kreuzer und er brauchte seine Gebühren auch gar nicht auf den Briefen zu vermerken, weil das Österreich automatisch tat.


    , aber der Österreicher hat dann die DÖPV-Gebühren dazu addiert und dann die Gesamttaxe wie vorgeschrieben in Währung der Abgabepost notiert.


    Richtig.


    (Falls Zielort Preussen hätte er also Silbergroschen notiert?).


    Genau, dann hätte er 4 Sgr. vermerkt.


    Und der Württemberger hat die gleiche Taxe nochmal in Rötel wiederholt, wahrscheinlich um damit die ordnungsmässige Verarbeitung durch Württemberg zu dokumentieren.


    So ist es - klingt unlogisch, sieht auch vlt. ein bisserl "blöd" aus, wurde aber in den 1850er Jahren noch recht häufig gemacht, später verlor es sich dann.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Herzlichen Dank für die Erklärung und Bestätigung, Ralph, beide sind wirklich hilfreich! Und das Beispiel zeigt wieder schön, dass die Kenntnis der Tarife zwar notwendig ist, aber alleine nicht ausreicht, um Briefe zu "verstehen".

  • 3.10.1853


    Stuttgart nach Schaffhausen, nach PV Wü-Schweiz vom 10.7.1852 vom 2.württembergischen Rayon (6x) in den 1.schweizer Rayon (3x), das Weiterfranko für die Schweiz wurde rückseitig notiert.






    Interessant ist vielleicht noch, daß von und nach Schaffhausen im Grenzrayon ( 5 Meilen = 37,5km) nur ein Ort in Württemberg in Frage kommt...3x Grenzrayon gab es nur mit Tuttlingen, ansonsten war Schaffhausen von Baden umzingelt. ;)


    LG

    Christian

  • 16.4.1850


    Portobrief von Djidjeli/Algerien nach Lehrensteinfeld bei Weinsberg.


    Algerien war zu jener Zeit französische Kolonie und es galten die Taxen von Frankreich.


    Portoaufteilung: 9x für Frankreich/Algerien, 4x badischer Transit notiert in "13" und 4x Württemberg, also insg. 17x vom Empfänger verlangt.






    LG

    Christian