• Hallo,

    für die Interpretation dieser Briefe (von einer Nordsee-Insel?) nach Rüdesheim bitte ich um Mithilfe.

    1. Woher stammt der Stempel "See-Brief"? Laut Vermerk erfolgte der Transport zunächst "Per Dampfbg. Nordsee". Dampfbg = Dampfbrigg? War der Stempel diesem einen Schiff zugeordnet, oder gab es weitere Schiffe mit ähnlichen Stempeln? Welche Routen bedienten diese?

    2. Wie ist die Blaustift-Taxierung zu erklären? Die Briefe stammen vom Juli bzw. August 1866, scheinen aber unterschiedlich taxiert worden zu sein.

  • Lieber Wilfried,


    gefunden im van der Linden, dort unter der Nr. 2554 mit Verwendungsort Bremen, Bremerhaven und Vegesack, also in 3 Typen bekannt, für Briefe, die dort mit Handelsschiffen von Übersee eintrafen ("Bateau du Commerce"). Bekannt ab 1845, immer in schwarz, wertet er 6 Punkte, also ca. 200 - 300 Euro pro Brief.


    Bremen und Umgebung waren bekannt für Briefe aus den USA mit Leitung in den DÖPV, daher denke ich, dass sie amerikanischen Ursprungs waren (kein Inhalt mehr vorhanden?) und unfrei dort einschlugen.


    Ein Dampfschiff "Nordsee" habe ich weder bei der Bremen-Mail noch der HAPAG bzw. dem Norddeutschen Lloyd gefunden.


    Der obere Brief wurde wohl mit 6 Groschen taxiert, die dann aber, was bei Auslandsbriefen falsch gewesen wäre, nur in 18x reduziert wurden, während 1x bzw. 2. das Bestellgeld sein müssten, also 18+1 = 19x für den Empfänger.

    Der untere Brief wurde wohl mit 2 Groschen vortaxiert (?), dann aber mit 13x taxiert und mit einem weiteren Kreuzer Bestellgeld = 14x dem Empfänger zugestellt.


    Zu den Taxen gäbe es Theorien, aber die ist nicht zielführend. Vlt. kann ein Norddeutscher mehr dazu sagen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Vielen Dank, lieber Ralph, für Deine Ausführungen!

    Da kein Aufgabestempel zu sehen ist (sehr ungewöhnlich für einen Brief aus Übersee), keine genauere Spezifizierung des Zielortes (wie z.B. Nassau, Germany o.ä.), und auch das Schiff "Nordsee" in der Literatur nicht bekannt ist - könnte es nicht sein, dass die Briefe von einer der Nordseeinseln stammen und einem kleineren Schiff namens "Nordsee" mitgegeben wurden, wo evtl. falsch taxiert wurde, dies dann in Bremerhaven korrigiert und mit dem "See-Brief"-Stempel versehen wurde?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber Wilfried,


    möglich wäre vieles - aber dafür brauchte es das fundierte Wissen eines Norddeutschen, der die lokalen Verhältnisse kennt.


    Ich habe solche Briefe leider noch nie gesehen und freue mich natürlich sehr für dich, dass sie im Krieg liefen (wobei die genauen Zeiten natürlich zu wissen besser wäre) und wenn der Absender als Laufweg "Cöln" zwei Mal vorgab, wußte er genau, wovon er sprach. Dazu sind die Briefe nummeriert und weisen auf eine in der kurzen Zeit regen Briefaustausch hin, der meines Erachtens so nicht zwischen den USA und Deutschland möglich gewesen wäre, weil die Überseereise zu lange gedauert hätte, um solche Kadenzen zu erreichen.


    Wäre Helgoland vlt. eine Option? Haben wir hier nicht "Helgoländer", die die Taxen von Portobriefen in den DÖPV kennen könnten?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Ist mir die Frage erlaubt:

    Sind die Briefe sicher von 1866?

    Es gibt eine Dampfbrigg Dampfschiff das 1895 vom Stapel lief und 1910 verschollen ist.

    Vielleicht hilft das etwas

  • Hallo Altschweiz,

    vielen Dank! Aber 1866 ist gesichert. Wenn ich Klärung bzgl. Herkunft des "See-Brief"-Stempels und der Taxierung habe, werde ich den Brief - im Kontext des 66er Kriegs in Westdeutschland - vollständig vorstellen und erklären.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • ... da die Taxen in rh. Kreuzern notiert wurden, muss es bis 1874 sein; danach in Pfennigen, aber diese Pfennigbeträge kenne ich nicht und ein Bestellgeld gab es dann auch schon lange nicht mehr, also die 1860er Jahre sind schon sehr wahrscheinlich.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo,

    Denkansatz aus einer ganz anderen Ecke. Wenn im Raum steht dass die Briefe von einer Insel kommen, könnte es dann nicht sein dass "Norden" für den Nordseehafen Norddeich steht?

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich


    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • ... dann müssten beide Briefe im Postverein mit 12x Porto belastet worden sein ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo kibitz,

    leider nein - daher habe ich ja die beiden Briefe. Die Angabe "Seebäder-Schiff von Helgoland" in der Beschreibung ohne Literatur-Link bleibt für mich hypothetisch. Habe dazu keinen Beweis finden können, daher meine Anfrage hier im Forum.

    Minimarke: Es heißt ja "Per Dampfbg. Nordsee" (nicht Norden), weshalb die Beförderung per Schiff wohl unzweifelhaft ist.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • mikrokern , war ja nur so eine Idee, wäre aber eine Erklärung wenn der Leitvermerk einer Schiffsroute zu zu ordnen ist.

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich


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    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • kibitz - Sensationell! :)

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich


    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • Meine Lieben,

    ganz herzlichen Dank! So etwas hatte ich gesucht! Das rettet meine Briefbeschreibung!

    Ergebenst zeichnet

    mikrokern :)

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo,

    nochmals kibitz: kann man den Text zum Schiff "Nordsee" einem Jahr (Datum einer Zeitungsausgabe, Referenz?) zuordnen? Es handelt sich ja wohl um eine andere Annonce als die von preussen-fan von 1871 gezeigte.

    Mit dem Link auf die Kurliste von Bad Kissingen konnte ich leider nichts anfangen...

    Und: Ist sichergestellt, dass der Stempel "See-Brief" erst in Bremerhaven und nicht bereits an Bord des Schiffes angebracht wurde?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo,
    dieser Artikel könnte auch hilfreich sein:
    DASV Rundbrief 267 "Die bremischen Dampfschiffsposten Unterweser und Nordseeküstenraum mit

    einer Untersuchung über die Schiffspoststpl. "Telegraph-franco" und "See - Brief" (Diesner)"


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo nordlicht,

    RB 267 besitze ich leider nicht, scheint auch nicht als download vom DASV Archiv zur Verfügung zu stehen.

    Könnte ich bitte eine Kopie des Artikels erhalten, gerne als PN?

    Ganz herzlichen Dank!!!

    Beste Grüsse vom
    µkern