Österreich Frachtbriefe ohne Aufdruck von Stempelmarken

  • Ich zeige euch heute einen Frachtbrief, der am 6.11.1871 von Wieden in Wien nach Eisenerz befördert wurde. Die für die Ausfertigung des Frachtbriefes erforderliche Steuermarke zu 5 Kreuzer wurde oben auf dem Frachtbrief aufgeklebt und auch entwertet. Absender des Paketes war die steierische Eisen-Industrie-Gesellschaft; die Gebühr von 6 Gulden für den Posttransport war bei der Aufgabe der Sendung entrichtet worden.


    Nachsatz: Der Text dieses Beitrages wurde von mir am 11.12.22 korrigiert und entsprechend überarbeitet.

    Viele Grüße

    Ingo

    Einmal editiert, zuletzt von Cantus (11. Dezember 2022 um 13:33)

  • Hallo liball,

    danke für die Korrektur, da habe ich mich total verlesen. Auch mit Brille sehe ich Vieles nur unscharf, da kann man leider nichts machen.

    Ich schlage vor, dass der Admin den Beitrag verschiebt in ein neues Thema bei Österreich allgemein, das ich umgehend mit einem weiteren Beitrag gründen werde: Thema = Österreich Frachtbriefe ohne Aufdruck von Stempelmarken

    Einmal editiert, zuletzt von Cantus (11. Dezember 2022 um 13:28)

  • Ich beginne mit einem Zitat aus dem Spezialkatalog und Handbuch „Ganzsachen Österreich“ von Ing. Franz Schneiderbauer aus dem Jahr 1981:

    Auf Grund des Gebührengesetzes vom 13.Dezember 1862 unterlagen ab dem 1.Januar 1863 Frachtbriefe und Duplikate derselben, „wenn sie außer dem Verzeichnisse der versendeten Güter und dem mit dem Fuhrmanne, Frachtführer oder Schiffer geschlossenen Lohn- oder Mietvertrag und der Versicherung“ keine Bestimmungen enthielten, für die andere Gebühren vorgeschrieben waren, „dem Stämpel von 5 Kreuzer das Stück“. Das P.u.T.Vbl. Nr. 50/1862 enthält dazu folgende ergänzende ‘Verfügungen:

    „Dieser Stämpel hat auch bei Sendungen durch die k.k. Postanstalt, welche im Inlande aufgegeben werden, in Anwendung zu kommen. In der Regel soll die Stämpelmarke von Seite der aufgebenden Partei überschrieben sein. Kämen jedoch Frachtbriefe vor, auf welchen dies nicht geschehen wäre, so sind sie, resp. die Sendungen deshalb nicht zurückzuweisen. In jedem Falle aber ist die Marke von dem Postamte gleich bei der Aufnahme der Sendung zu obliterieren.“

    Aus dieser Zeit stammen also die handgeschriebenen, mit 5 Kreuzer Stempelmarken frankierten Paket-Begleitbriefe. Postkunden, welche oft Pakete aufzugeben hatten (Gewerbetreibende, Fabrikanten usw.) ließen sich schon damals Frachtbriefe drucken, die häufig auch den Vermerk „Nachnahme .....“ aufweisen. In allen diesen Fällen handelt es sich um Vorläufer der einige Jahre später aufgelegten amtlichen Formulare. Amtliche und private Formulare, auf die die Stempelmarke aufgeklebt werden musste, hat es bis 1880 gegeben bzw. waren solche bis dahin zulässig.

    Zitat Ende.

    Am 15.Dezember 1871 wurden Frachtbriefe mit fiskalischem Aufdruck der Stempelmarke eingeführt, das aber soll einem getrennten Thema vorbehalten bleiben, denn es gibt dazu einfach zu viel zu erläutern und im Bild hochzuladen.

    Ich zeige heute einen Frachtbrief für eine Paketsendung, die Muster ohne Wert enthielt, Die Sendung war am 17.6.1878 in Asch in Böhmen aufgegeben und an einen Empfänger in Meran in Süd-Tirol adressiert worden. Die Papiersteuer war mit einer Stempelmarke des Jahres 1877 zu 5 Kreuzer entrichtet worden, die Gebühr von 38 Kreuzer für das Porto der Sendung war am Postschalter zu entrichten. Besonders aufgefallen an diesem Frachtbrief ist mir, dass darauf vermerkt ist, dass dazu „ein Paquet mit gleicher Adresse“ gehört.



    Viele Grüße

    Ingo

  • Hallo Ralph,

    gut, dass dir solche Belege gefallen. Ich habe allerlei davon, aber so gut wie noch nie irgendwo gezeigt. Leider wird in der letzten Zeit kaum noch so etwas angeboten und wenn doch einmal, dann oft zu abenteuerlichen Preisen, für mich nicht immer machbar, da ich immer noch laufend österreichische Ganzsachen kaufe.

    Ich wünsche dir einen angenehmen 3.Advent.

    Ingo

  • Hallo Ingo,

    wir müssen ja nicht zu Mondpreisen kaufen - wir haben ja Gott-sei-Dank schon vieles ...

    Ich mag diese Stücke sehr und so häufig sind sie heute wohl eher nicht mehr anzutreffen. Sie taugen als Dokumente in vieler Weise und allein die schönen Fiskalmarken mit ihren (teils) sehr schönen Stempeln sind doch allemal Hingucker.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Ich zeige euch heute einen Frachtbrief, der am 6.11.1871 von Wieden in Wien nach Eisenerz befördert wurde. Die für die Ausfertigung des Frachtbriefes erforderliche Steuermarke zu 5 Kreuzer wurde oben auf dem Frachtbrief aufgeklebt und auch entwertet. Absender des Paketes war die steierische Eisen-Industrie-Gesellschaft; die Gebühr von 6 Gulden für den Posttransport war bei der Aufgabe der Sendung entrichtet worden.

    Sehr geehrter Cantus!

    Zu dem am 11.12.2022 publizierten Beleg:

    6.11.1871; Paket von Wien nach Eisenerz (Steiermark). Gewicht: 8 Zollpfund 20 Loth, Wert: 6 Gulden. Entfernung: 133 km = ca. 18 Meilen. Inlandstarif vom 15.3.1867-30.10.1878:

    a) Wertporto: bis 100 Gulden, bis 20 Meilen = 3 Kreuzer

    b) Gewichtsporto: über 8-9 Zollpfund, über 15-20 Meilen = 54 Kreuzer

    Ergibt eine Portobelastung für den Empfänger von 57 Kreuzern (auf der rechten Seite ist der entsprechende Vermerk: „P 57“).

    Links wurde in Eisenerz notiert, dass der Empfänger – einschließlich von 3 Kreuzern für das Aviso – schließlich 60 Kreuzer bezahlt hat.

    Herzlichen Gruß

    hk1190

  • Hallo hk1190,

    vielen Dank für die Richtigstellung und Interpretation des Gesamtbeleges. Leider bin ich meistens nicht in der Lage, die alten Schriften zu entziffern, und mich persönlich interessiert eigentlich im Zusammenhang mit Frachtbriefen oder den späteren Post-Begleitadressen eigentlich nur das Aufgabepostamt, das Datum des Warenversandes, der Zielort und was da befördert wurde, außerdem zuweilen auch noch der Vordruck, denn als Ganzsachensammler habe ich sicherlich eine andere Wahrnehmung so eines Beleges als fast alle anderen hier, die sich da mehr für die Zusammensetzung von Porto und sonstigen Gebühren interessieren.

    Es ist mir daher sehr wohl recht, wenn Belege, die ich zeige, von anderer Seite zusätzlich noch in dieser Richtung interpretiert werden.

    Zur Zeit habe ich erst einmal zwölf weitere Frachtbriefe eingescannt, die werde ich dann nach und nach hier vorstellen. Über entsprechende Ergänzungen würde ich mich freuen.

    Viele Grüße

    Ingo