Oldenburg - Fragen zu Taxen und Besonderheiten

  • Hallo Sammlerfreunde,

    ich stelle meine Frage nun mal hier, da ich kein passendes Thema finde.

    Hier werden nur frankierte Briefe gezeigt.

    Was kostete eigentlich ein unfankierter Brief der 1. Gewichtsstufe von Bremen in das Oldenburger Land zu dieser Zeit?

    Das Franko war ja 2 2/5 Grote, war das bei Portobriefen gleich oder wurden da evtl. 3 Grote angesetzt.

    War Franko auch vor Einführung der Marken ebenfalls schon und seit wann 2 2/5 Grote?

    Wie hoch war das Porto für unfrankierte Briefe vor Einführung der Marken?

    Gruß

    bayernjäger

  • Hallo Bayernjäger!

    Bis zum 15. Januar 1852 galt in Oldenburg noch der alte Tarif für Inlandsbriefe von 1831, der ein entfernungsabhängiges Porto zwischen 2 bis 9 Grote vorschrieb.

    Am 15. Januar wurde dann ein neuer Inlandstarif eingeführt, der für einfache Briefe 2 2/5 Grote (= 1 Sgr.) bis 10 Meilen Entfernung und 4 4/5 Grote (= 2 Sgr.) für Entfernungen über 10 Meilen vorsah - und damit erst auch die Verwendung der zum 5. Januar erschienenen ersten Briefmarken im Inland ermöglichte. Die meisten Briefe wurden damit deutlich billiger.

    Es gab ausserdem keinen Aufschlag für unfrankierte (Porto-)Briefe. Interessant ist dazu folgendes Zitat (aus dem Paul Ohrt von 1911) aus den "Statistischen Nachrichten".


    Die Zahl der frankierten Briefe ging also von Null auf über 60% bis zum Jahre 1866, erreichte aber bei weitem nicht die 100% Marke.

  • Gleich noch eine Frage im Nachgang.

    War vor dem Beitritt Oldenburgs auch nur das Stadtpostamt Bremen für den Postverkehr zuständig? Mussten die anderen Postämter (z.B. Taxis oder Hannover) ihre Post über das Statdpostamt leiten oder hatten sie selbst Verbindungen/Paketschlüsse nach Oldenburg?

    Gruß

    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger!

    Auch hierzu gibt Altmeister Ohrt die Antwort auf Seite 345-346 seines zweiten Oldenburg-Werks:

    „Eine eigene oldenburgische Postanstalt hat es in „BREMEN" - wie oft irrtümlich vermutet wird - niemals gegeben, sondern das dortige bremische Stadt-Post-Amt besorgte gegen eine gewisse Entschädigung die Verteilung der aus dem Herzogtum Oldenburg ankommenden Briefe usw. in der Stadt Bremen bzw. die Übermittlung der nach auswärts bestimmten Sendungen an die betreffende fremdländische (Hannoversche, Preußische oder Thurn und Taxis'sche) Postanstalt."

    "Andererseits übernahm das Stadt-Post-Amt von diesen Postanstalten wieder - bzw. sammelte in "BREMEN" selbst ein - alle nach dem Herzogtum Oldenburg gerichteten Briefe usw. Diese letzteren wurden vor der Übergabe an die oldenburgischen Posten schon vom Stadt-Post-Amt in BREMEN entwertet."

    Also die Antwort auf Deine Fragen ist "ja" und "ja" soweit es um den Oldenburger Inlandsverkehr geht. Alle diese Postämter bestanden schon seit mindestens 1727, weshalb ich annehme, dass das oben besagte schon lange vor dem DÖPV gültig war. Allerdings sammle ich kaum Vor-Phila-Belege und kann deshalb keine entsprechenden Belege aus Bremen vorzeigen. Vielleicht können das aber andere Forumsmitglieder?

  • Hallo Bayernjäger,

    Ohrt wusste viel, aber in der ArGe Oldenburg hat man schon weitere Kenntnisse. Danach waren die Außenbeziehungen von Oldenburg vielschichtiger. Das StPA Bremen war sicherlich der wichtigste Partner, vor allem, da es die Preußische Post gleich mit vertrat.

    Mit dem T&T-Postamt in Bremen hatte Oldenburg ebenfalls einen direkten Austausch und zwar für die Korrespondenzen nach Birkenfeld, Hessen, Frankfurt und die darüber hinaus gehenden Länder, sowie nach Frankreich, den Rheinprovinzen, Sachsen und Thüringen.

    Mit Hannover schloss Oldenburg 1836 einen Postvertrag. Das führte zu einer Vielzahl von Grenzpostämter:

    • Delmenhorst - Syke/Brinkum
    • Löningen - Herzlake
    • Moorburg - Großsander
    • Jever - Wittmund
    • Neuenburg - Friedeburg
    • Essen - Quakenbrück
    • Dedesdorf - Stotel
    • Vechta - Diepholz
    • Damme - Bohmte
    • Apen - Stickhausen
    • Wildeshausen - Harpstedt
    • Sande - Neustadt/Gödens

    Die ArGe Oldenburg hat dazu ein Sonderheft 2023 veröffentlicht, wo jeder dieser Grenzübergänge genau beschrieben ist mit jeweils einen Beleg dazu. Soweit meine Ergänzung ...