Beschnittene Marken

  • Angeschnittene oder gerissene Marken kennen wir alle wohl zur Genüge, Die 4 Pfg.-Marke auf dieser Drucksache aus Langenberg gehört für Markensammler wohl ebenfalls in diese (nicht sammelwürdige) Kategorie. Hier wurde eine Marke mit der Schere um einen beträchtlichen Teil verkleinert. Bei diesem Schnitt kann man meiner Meinung nach ein unabsichtliches Beschneiden, sei es vom Postbeamten oder dem Absender, ausschließen. Jedenfalls kam ich bei diesem Beleg ins Grübeln. Die Marke klebt anscheinend original, es deutet nichts auf eine nachträgliche Manipulation hin.

    Eine gewagte Idee ist, dass die Marke in dem abgetrennten Teil einen Stempel aufwies. Dann hätte man es hier mit einem Postbetrug zu tun. Beweisen könnte man dies aber nicht.

    Welche andere Motivation könnte es für so einen Schnitt geben? Vielleicht eine Schutzmassnahme des Absenders, damit diese Marken nicht anderweitig verwendet werden? Wenn dem so wäre, könnte es theoretisch weitere Belege (Drucksachen) mit solchen Marken geben.

    Daher meine Fragen: Kennt oder besitzt jemand solche Marken? Hat jemand noch eine andere Idee, was es mit so einem Schnitt auf sich haben könnte?

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Michael,

    ein ausdrucksvolles Stück, welches man nur alle Jubeljahre finden würde.

    Theoretisch wäre ein Verschnippeln natürlich immer möglich, aber Sicherheit hätte man nur, wenn man den Gummi (oder das Adhäsivum) überprüfen würde. Mit Originalgummi hätte man damals eine postbetrügerische Marke nicht aufgeklebt.

    Bleibt die Frage, wer sich für lumpige 4 Pfg. als Beamter oder Postkunde auf eine Strafanzeige einlassen würde? Bei Bayern sind Postbetrügereien weitaus häufiger - aber 1 Kreuzer Marken mit nachweislichem Postbetrug wären extrem selten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    wie schon geschrieben, halte ich einen Postbetrug zwar für möglich, aber nicht unbedingt für die richtige Erklärung bei dieser Drucksache.

    Für mich ist das Stück jedenfalls interessant, da mir derartiges so noch nicht untergekommen ist.

    Lieber Erwin,

    bei deinem Beleg ist der Sachverhalt etwas anders. Hier wurde die Marke gerissen. Vielleicht war der Gummi im abgerissenen Teil feucht geworden und festgeklebt? Natürlich kann man auch hier über einen Postbetrug spekulieren, wird aber wohl auch nicht zu belegen sein.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hallo Michael,

    eventuell waren die Marken noch vollständig, als die Belege in den Briefkasten geworfen wurden,

    allerdings mangelhaft befestigt. Vor der Entwertung der Marken wurde dann bei der Drucksache der nicht klebende Teil, der evtl. schon umgeknickt gewesen, sauber mit der Schere abgeschnitten

    und bei dem Brief einfach abgerissen.

    Gruss KIlian

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Hallo Kilian,

    das erscheint mir aber sehr weit hergeholt zu sein.

    Bei Michaels Beleg könnte es ein Postbetrug gewesen sein, weil die Ecke so Sauber abgeschnitten wurde.

    Beim Beleg von Erwin denke ich, daß die Marke einfach unsanft aus dem Bogen gerissen wurde.

    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo Kilian,

    eine interessante Idee.

    Für Erwins Brief kann man diese Überlegung anstellen. Ob an der Fehlstelle Gummispuren zu finden sind, müsste Erwin beurteilen.

    Bei meinem Beleg ist das Briefpapier im Bereich der Fehlstelle völlig unverändert. Dort hat mit Sicherheit nichts geklebt und die Restmarke klebt an allen Rändern sauber auf dem Papier. Meiner Überzeugung nach ist die Marke in diesem Zustand aufgeklebt worden und der Schnitt erfolgte vorher.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Michael,

    vom Sachsendreier existiert ein Drucksachenteil mit zwei nicht zueinander gehörenden Markenhälften (einst verkauft bei Kuschel, kürzlich bei Köhlers Erivan-Auktion). Über die Entstehungsgeschichte dieser Frankatur ist viel spekuliert worden.

    Nach meiner These hatte man in Vorbereitung des Drucksachenversandes mehrere Druckbogen übereinandergelegt zerteilt, um Zeit zu sparen. Wenn dann die Druckspiegel nicht alle den gleichen Abstand zum Bogenrand hatten, paßten einige Schnitte nicht. Die nahezu mittig getrennten Markenteile hat man dann mehr oder weniger passend zusammen aufgeklebt.

    So etwas ähnliches könnte ich mir auch bei Deiner Drucksachenmarke vorstellen.

    Liebe Grüße

    Jürgen

  • Lieber Jürgen,

    eine interessante These, danke. Deine Überlegungen sind gut nachvollziehbar und würden auch zu den Gegebenheiten meines Beleges passen.

    Diese Variante werde ich als weitere Möglichkeit hinzunehmen.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte