Bayern und der 1.Weltkrieg

  • Hallo Tim,


    danke sehr für die Tipps, sehr hilfreich. Man findet für diesen Soldaten sogar die Stammkarte aus der Kartei des Internationalen Roten Kreuzes in Genf!

    Billom gehörte, wie du schon schreibst, zur 13., Romans aber zur benachbarten 14. Militärregion.

    Der rechte Stempel ist leider sehr schlecht abgeschlagen, aber nach etwas Herumspielen mit diversen Filtern könnte da schon eine »13e Région« stehen. Ist das jetzt ein Leit- oder ein Zensurstempel? »Viser« heißt soviel wie anstreben, zielen. »PG visé« könnte also heißen, der Kriegsgefangene wurde in die 13. Militärregion verlegt.

    Ich ließe mich aber mit Freuden eines Besseren belehren.

  • Hallo Dietmar,


    sieht so nach innerfranzösischer Doppelzensur aus. Der Abschlag vérifie par les interprètes (überprüft durch den Dolmetscher) aus Romans war wohl zuerst dran und als man von dort aus dann in die benachbarte Militärregion ins Hilfshospital weiterleitete, ging es nochmals über eine für die dort - zahlreich - ansässigen PG-Lazarette insgesamt zuständige Prüfstelle. Es Fragt sich natürlich: Warum nicht gleich ? :/ Da könnten unsere französischen Sammlerfreunde vielleicht etwas zu sagen ?


    Greetz !


    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo zusammen,


    Lorentz Bürzeller ist wahrscheinlich nie in das Lager von Romans sur Isère gegangen. Dieser Brief ging durch dieses Stammlager, weil dort die deutschsprachige Post an die Kriegsgefangenen in Südfrankreich geprüft wurde.

    Der Stempel "P.G. Visé ... region" wurde in der 13. Militärregion verwendet. Die anderen Militärregionen benutzten andere Formen von Prufungsstempel (und andere Formulierungen).


    Die Karten des Roten Kreuzes in Genf scheinen darauf hinzuweisen, dass Lorentz Bürzeller in Riom und nicht in Billom war. Mitte 1917 wurde er nach Roanne verlegt.


    Viele Grüsse.


    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,


    danke sehr! Als doch ein Prüfungsstempel.


    Viele Grüße aus Erding!

    Dietmar

    Viele Grüße aus Erding!


    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo Sammlerfreunde,


    der anbei in Konstantinopel aufgegebene Marineschiffspostbeleg mit dem Nummernstempel 69 sieht jetzt nicht sonderlich spektakulär aus, auch vom Inhalt her nichts Besonderes auszumachen. Allerdings kam die Postkarte bereits aus der Zeit, als der Angehörige der SMS Breslau dort seinen Dienst nicht mehr mit einer deutschen Marineschirmmütze, sondern mit dem türkischen Fes verrichtete. Wie kam das ?


    Winston Churchill hat die Ereignisse um die deutsche Mittelmeerdivision mit dem Schlachtkreuzer SMS Goeben und dem Kleinen Kreuzer SMS Breslau als das wohl bedeutendste Seekriegsereignis des 1. Weltkriegs bezeichnet, welches für Großbritannien allerdings keinen guten Verlauf genommen hat. Kurz nach Eintritt des Kriegszustandes mit Frankreich am 3. August 1914 hatte sich der Kommandeur der deutschen Mittelmeerdivision Konteradmiral Wilhelm Souchon dazu entschlossen, die Hafenanlagen von Bone und Philippeville in Algerien zu beschießen, um die Einschiffung französisch-nordafrikanischer Truppen nach Europa zu stören bzw. zu verzögern. Das Husarenstück gelang unbehelligt.


    Kleiner Kreuzer SMS Breslau der Kaiserlich Deutschen Mittelmeerdivision



    Großbritannien befand sich zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht im Kriegszustand mit dem deutschen Kaiserreich, Churchill - damals 1. Lord der Admiralität - veranlasste jedoch die Beschattung der beiden Schiffe, die sich nach dem erfolgreich verlaufenen Angriff zum kohlen nach Messina zurückzogen. Aufgrund der (noch bestehenden) Neutralität Italiens, war das jedoch nicht mehr gestattet, so dass mit großem technischen Aufwand Kohle von deutschen Handelsschiffen übernommen werden musste. Zur Überraschung der Franzosen und - der mittlerweile in den Krieg eingetretenen - Briten entschied sich die deutsche Admiralität nicht wie erwartet zu weiteren Angriffen auf algerische Hafenstädte, sondern - stategisch klug - zu einem Ausfall in die Dardanellen.


    Nach Auslauf aus Messina am 6. August 1914 entwickelte sich eine außerordentlich abenteuerliche Verfolgungsjagd, welche die deutlich unterlegenen Deutschen mit viel Geschick (z.B. Störungen der britischen Funkverbindungen) und mit ihren schnelleren Schiffen - knapp - für sich entscheiden konnten. Goeben und Breslau erreichten Konstantinopel am 16. August 1914 wo deren Übergabe an die osmanische Marine erfolgte. Beide Schiffe wurden offiziell an die Türkei verkauft, was mitentscheidend für deren Eintritt in den Krieg war. Der Verkauf wurde als Ersatzlieferung für von Großbritannien beschlagnahmten Linienschiffe dargestellt.


    SMS Breslau wurde zur 1913 auf der Insel Lesbos an Griechenland verlorengegangenen Stadt Midilli umbenannt SMS Goeben zu Yavuz Sultan Selim (Sultan Selim der Gestrenge). Die Schiffe fuhren weiterhin mit ihren deutschen Besatzungen, die nun aber den Fes als offizielle Kopfbedeckung trugen. Admiral Souchon wurde zum Oberbefehlshaber der osmanischen Kriegsmarine ernannt und blieb dies bis 1917. Die wichtigste Konsequenz aus der Übernahme der deutschen Mittelmeerdivision war das Abschneiden des besten Seetransportwegs, auf dem Frankreich und Großbritannien Kriegsmaterialien und Russland seinen Weizen ins Ausland hätten bringen können.


    Die Division hielt nicht nur die russische Schwarzmeerflotte dauerhaft in Schach, sondern führte auch einige Offensivoperationen erfolgreich durch. Nach Ausscheiden Russlands aus dem Krieg unternahmen Goeben und Breslau am 20. Januar 1918 einen Ausfallversuch aus den Dardanellen und trafen dabei auf britische Einheiten, gegen die sie sich zwar erfolgreich verteidigten. Danach liefen sie jedoch in ein Minenfeld, SMS Goeben wurde schwer beschädigt, SMS Breslau sank. 330 Mann starben, 14 Offiziere und 148 Besatzungsmitglieder wurden durch die britischen Schiffe Lizard und Tigress gerettet.

     

    Viele Grüße

    Vom Pälzer

     

    Verwendete Quellen:

    http://www.kp-renneberg.de/Der…%20der%20Breslau%20a2.pdf

    https://de.wikipedia.org/wiki/SMS_Goeben

    https://de.wikipedia.org/wiki/SMS_Breslau

  • Verehrte Sammlerfreunde,


    bayerische Postwertzeichen, welche bei Feldpostbriefen mit Zusatzleistungen zur Verwendung und unter das Stempelgerät einer Feldpostexpedition gekommen sind, findet man ja schon hin und wieder...allerdings nicht unbedingt ins eigene Sammelgebiet adressiert. Nach mehr als 10 Jahren des Suchens ist es nun endlich einmal soweit gewesen, und das auch noch mit einem absolut vorzüglich erhaltenen Wertbrief, an dem nun wirklich einfach alles stimmt.


    Der Oberleutnant der Reserve Alfons Köhler, seines Zeichens Angehöriger der II. Abteilung des Königlich Bayerischen 5. Feldartillerie-Regiments „König Alfons XIII. von Spanien“ mit Stammgarnison im pfälzischen Landau sendet am 20. September 1916 einen Wert von 700 Mark an die Filiale der pfälzischen Bank in Neustadt a.d.Haardt, wo die Sendung 3 Tage später eintraf. Wenn man sich vergegenwärtigt, dass das Jahresgehalt eines Oberleutnants um die 2.400 Mark gelegen hat, dann war das eine durchaus respekatable Summe.


    Wertbriefe von Privat konnten als Feldpost sowohl von der Truppe in die Heimat als auch umgekehrt verschickt werden. Bis zu einem Wert von 150 Mark und 50 gr Gewicht erfolgte die Beförderung gebührenfrei, Wertbriefe mit bis zu 300 Mark waren unabhängig vom Gewicht mit 20 Pf zu freizumachen und bei Sendungen, wie vorliegend über 300 Mark bis zum zulässigen Höchstbetrag von 1500 Mark, waren 40 Pf zu entrichten. Bei der Zustellung daheim fiel noch die ortsübliche Bestellgebühr an, sie konnte vom Absender (freiwillig) vorfrankiert werden.


    Am 6. September 1916 war des Artillerieregiment des Oberleutnats Köhler direkt der III. Königlich Bayerischen Infanteriedivision unterstellt und zur Ablösung der in der Schlacht an der Somme abgekämpften Verbände im Raum östlich des französischen Örtchens Pozières (Arrondissement Péronne) eingesetzt worden, welches mitten im Kampfgebiet lag und vollständig zerstört wurde.


    Die Königlich Bayerische VI. Infanteriedivision, bei deren Feldpostexpedition der Wertbrief aufgegeben wurde, war vom 18. bis 27. September 1916 in der Schlacht an der Somme eingesetzt und wurde Anfang Oktober zum Stellungskrieg nach Flandern abgezogen. Nächstes Ziel wäre jetzt (natürlich noch) ein Wertbrief mit vorfrankierter Bestellgebühr, aber das wäre ein richtig dickes Ding, alldieweil ein "normaler" Feldpost-Einschreibebrief wäre auch schon mal was.


    Viele Grüße

    vom Pälzer


    verwendete Quellen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_an_der_Somme

    https://de.wikipedia.org/wiki/…III._von_Spanien%E2%80%9C

    https://de.wikipedia.org/wiki/…glich_Bayerische_Division

  • Moin Tim,


    Glückwunsch zu dem Sahnestück.

    Erstaunlich, dass die auch noch Dienstsiegel und Wachs mit in den Krieg geschleppt haben . Weiß man was über die Höhe der Bestellgebühr bei diesem Brief ?


    Gruß Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

  • Hallo Klaus,


    vielen Dank und ja, lt. Posthandbuch Bayern 1913 betrug die Bestellgebühr für Wertbriefe bis 2000 Mark 10 Pf und darüber 20 Pf. Nach Orten ohne Postanstalt (Landbestellbezirk) durften vom - gesondert dafür autorisierten - Briefträger nur Wertbriefe bis max. 800 Mark mit 10 Pf Bestellgebühr zugestellt werden.


    Gruß von um die Ecke!

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • ... was für ein feines Stück PO! :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Pälzer,

    Gratuliere zu dem herrlichen Brief, solche sind sehr selten.


    Kam vor einer Stunde vom Auktionshaus. Ohne Vorauszahlung mit Rechnung, sehr gut.


    Paketkarte aus Lothringen nach Kaiserslautern vom 10.8.1915 ( Ankunft in Kaiserslautern 13.8.)

    Erstaunlicherweise zum Normaltarif von 50 Pfennig für Paket bis 5 Kg. und über 75 km. frankiert.

    Warum trotz Prüf- und Truppenstempel keine Ermässigung in Anspruch genommen wurde ist rätselhaft.

    Beste Grüße Bernd

  • Hallo Bernd,


    als Inspizient S.M. des Königs für die Kgl. Bay. Feldpost darf ich eine Antwort versuchen:


    Nicht jede Feldpostsendung war gebührenfrei, z.B. nicht private Pakete (sofern überhaupt zugelassen).


    Ab 22.2.15 war der Versand von privaten Paketen bis 10 kg in Richtung Heimat-Front und Front-Heimat erlaubt. Ein Versand von der Front erfolgte über die Feldpost an Etappen-Güter- und Paketämter, von wo aus sie an die Empfänger geleitet wurden. Freigemacht wurden sie, ohne Rücksicht auf die Entfernung, zu den Gebührensätzen der 1.Entfernungszone (hier: 50 Pfg). Vorgeschrieben war der Vermerk 'Zur Beförderung zugelassen' (der K1 rechts oben). Ein Briefstempel der Einheit ist auch vorhanden.


    Insgesamt ein einfacher, aber umso schönerer Beleg aus dem Felde vom II.Btl des 5.Bay. Landwehr-Infanterieregiments! Infos zu finden im Arge Handbuch Feldpost 14-18, Bd.I, S.38f.


    Seine Majestät dreimal Vivat hoch!

    Robert

  • Hallo Sammlerfreunde,

    eine portofreie (Heeressache) Postkarte von der Bayer, Heu und Stroh - Verteilungsstelle in München.

    Die Karte wurde am 14.1.1918 an das Bürgermeisteramt in Hauenstein gesendet.

    Im Kartentext geht es um eine Erhöhung des Liefersolls für Heulieferungen.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Hallo Altsteierer,


    sehr nette Karte, Zeitgeschichte pur ! Die 135 Doppelzentner Heu-Trockenmasse werden die Hauensteiner - auch wenn im tiefsten Pälzer Wald gelegen - hinbekommen haben, allerdings im Januar abzuliefern, da muss dann schon an die Vorratslagerung rangegangen worden sein.


    Viele Grüße

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo zusammen,


    Anbei ein Feldpost-Wertbrief von Valenciennes (Etappengebiet der 6. bay. Armee) nach Mainz.

    Sie enthielt 320 Mark und wog 32 gr. und wurde daher mit 40 Pf. freigemacht.

    Die bay. Feldpoststation Nr. 407 befand sich am Bahnhof von Valenciennes.


    Viele Grüsse.

    Emmanuel.


  • Lieber Emmanuel,


    die Stempel sind wirklich perfekt - ist das echter Bedarf, oder hat man das eher für Sammler gemacht?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    Der Mann war wahrscheinlich ein Philatelist, seine ziemlich bekannte Post ist noch immer sehr sauber abgestempelt. Dieser Brief lief jedoch über die Feldpost.

    Zudem sind die Stempel der Feldpoststation 407 meist sehr gut angebracht.


    Viele Grüsse.

    Emmanuel.

  • Lieber Emmanuel,


    ich danke dir für die profunde Antwort - optisch ist es ein Augenschmaus. :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Bad,


    vielen Dank nochmal für das feedback, und interessante Paket-Karte auch wegen dem Transportgut, um das es ging: Wäsche. Im Feld gab es kaum die Möglichkeit, die mitunter wochenlang bei schlimmster Witterung getragene Bekleidung gereinigt zu bekommen. Es gab zwar u.a. die Möglichkeit, das hinter der Front von Zivil erledigen zu lassen, das ließ man sich aber z.T. derart teuer bezahlen, dass viele das Feldpostpaket nutzten, um es von daheim letztendlich sehr deutlich günstiger erledigt und dabei ggf. auch Ausbesserungen beschädigter Bekleidung bekommen. Ein extremes Beispiel von der Ostfront 1917 findet man hier (Vorletzter Auszug).


    https://www.regionalgeschichte.net/index.php?id=15665


    Viele Grüße

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

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    Heeressache des Militär-Paket-Amt Nürnberg, Mitteilung über eine unrichtige Anschrift auf einem Paket nach Harrlach / Post Allersberg.


    Sollte jemand die Paketkarte besitzen, mache ich ein gerne Kaufangebot! :)