Bayern und der 1.Weltkrieg

  • Hallo,


    Funny picture with the card in this letter to USA. Also an interesting story about somebody in prison here in Canada for just being a German according to the writer. Will check history of Fort Henry near Kingston during WW 1.


    Salutations


    Sylvain

  • Hallo Sylvain,


    I cannot understand the story of the prisoner. What machine had he finished and with whom he could have made a contract to share it?🤔


    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,


    I did some research and yes, in Fort Henry near Kingston there were "political prisoners". Mostly Ukrainians and some Germans but almost in all cases were receivers of Canadian citizenship prior the war. People were interned for like just reading german newspapers, sending money to german red cross, carrying a gun, use of sedition words, illigal entry in Canada. Just light stuff. A lot were paroled in 1915.


    Like all third party information, it is lacking of precision or facts.


    Best regards


    Sylvain

  • Guten Abend zusammen,


    die Karte anbei aus Tours (Departement Indre et Loire) ist optisch natürlich eine Puppe und auch noch gleich 2 x weitergeleitet worden (Zweibrücken > Rastatt > Darmstadt). Etwas mehr als 2 1/2 Monate nach Kriegsausbruch an einen französischen Gefangenen gerichtet wurde allerdings mit 25 C freigemacht, was eigentlich der Gebühr für einen Auslandsbrief entspricht. Was könnte dafür ein Anlass gewesen sein ? Einfach nur ein Irrtum des Absenders ?


    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Hallo Sammlerfreunde,


    der Kollege Zufall hat es dann so gewollt, dass man in Bezug auf die sich im post zuvor ergebende Frage mit dem Beleg anbei eine hinlänglich verständliche Erklärung findet. Auch hier wurde nach Zweibrücken adressiert, auch hier lief die Umleitung zunächst nach Rastatt und dann ins Kriegsgefangenenlager bei Darmstadt. Aber an einen ganz anderen Adressaten.


    Dieser war Angehöriger des 122e régiment d'infanterie (122e RI) das zum Zeitpunkt der Briefaufgabe im November 1914 bei Zillebeke in Westflandern (Belgien) stand, wo im April 1915 der erbitterte Kampf um "Höhe 60" stattfand.


    Hier wurden bis 1917 u.a. Minen- und Gasangriffe furchtbarsten Ausmaßes durchgeführt. Im ca. 10 km weiter südlich liegenden Messines kam es bei einem Angriff der Alliierten im Juni 1917 zur gruppenweise Sprengung von 19 Minen, die auf einen Schlag rd. 10.000 Soldaten hpts. der 3. Bayerischen Division das Leben kostete.


    https://www.nationalgeographic…r-erfindung-der-atombombe


    Der Adressat muss schon vor dem Gefecht um "Höhe 60" in Gefangenschaft geraten sein. Das an ihn als Kriegsgefangenen gerichtete Schreiben aus Paris hätte genauso wie die zuvor gezeigte Postkarte keiner Frankierung bedurft. Kurioserweise wurde auf dem Brief die Auslands-Postkartengebühr von 10 C verklebt, auf der Postkarte wiederum die Auslands-Briefgebühr von 25 C. Macht in beiden Fällen kaum Sinn, aber es gab bei dem Brief (natürlich) auch keine Nachgebührerhebung.


    Eine Erklärung gibt nun der Brief, wo unten links vermerkt wurde: Je joint des timbre dans le lettre aux benifice de la croix rouge. ~ Der Wert der Marke am Brief ergeht als Spende an das Rote Kreuz. Das war natürlich löblich gedacht, nur wie sollte diese Spende mit dem Roten Kreuz verrechnet werden ?


    Das erscheint auch insofern schon interessant, weil bereits am 18. August 1914 aus dem gleichen Markenmotiv "Semeuse" eine Zuschlagsmarke mit 5 Centimes zugunsten des Roten Kreuzes per Überdruck entstanden war.


    https://www.phil-ouest.com/Timbre.php?Nom_timbre=Semeuse_146


    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Hallo Ralph,


    anbei noch eine Sendung, die dann auch mal in der Pfalz geblieben ist. Aufgegeben wurde diese in Marles-sur-Canche im Pas-de-Calais ca. 5 km östlich von Montreuil-sur-Mer, d.h. nicht unweit der Atlantikküste. Dass dabei ein Formular mit den Trikoloren der - damals noch 4 - Alliierten verwendet wurde, hat man bei der Zensur wohl toleriert. Wenn man es beanstandet hätte, wäre der Gegner wohl nicht weniger streng mit derartigem bei Sendungen an von ihm Kriegsgefangene umgegangen.


    LG

    Tim

  • ... auch nicht schlecht !

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • #226


    Hallo Tim,


    Der Brief ist an das Französische Rote Kreuz, Agentur für Kriegsgefangene, 51, quai des Chartrons, Bordeaux, adressiert (siehe Oberseite des Umschlags) mit dem Vermerk " Den Brief bitte an den Gefangenen weiterleiten ".

    Es gilt also der Inlandsposttarif (10 c). Der Absender legt nur Briefmarken für das Rote Kreuz bei, nicht für den Gefangenen.


    Der Soldat Henri Cerede wurde am 18. August 1914 in Mittersen (Lothringen ??) gefangen genommen. Er wurde am Fuß verwundet und im Lazarett von Ingolstadt behandelt. Im Februar 1915 befand er sich noch im Kriegsgefangenenlager Ingolstadt.


    Viele Grüsse.

    Emmanuel.


    https://grandeguerre.icrc.org/fr/List/3157984/731/16523/

  • Lieber Emmanuel,


    ich hatte gedacht, das Rote Kreuz in Bordeaux ist die internationale Vermittlungsstelle. Dass man da zunächst einen an einen Kriegsgefangenen adressierten Brief frankiert hinsenden musste und der auch noch eröffnet wurde, um die Spendenmarken zu entnehmen, ist schon ein sehr bemerkenswerter Vorgang (Stichwort Briefgeheimnis). Aber okay, umso besser, die Beschreibung werde ich dann so machen.


    Es ist ja absolut sensationell, dass Du so detailliert den Hergang der Dinge über die Gefangenschaft des Cerede Henri vorgefunden hast, vielen herzlichen Dank dafür !


    Den Ort Mittersen hat das Zentral Nachweis Bureau falsch geschrieben, es ist Mittersheim etwas weiter östlich von Loudrefing / Lothringen, wo das 2. und 3 Bataillon der 122er am 18. August den Auftrag hatten anzugreifen und dabei 540 Mann gefallen, verletzt oder gefangen genommen worden sind. Dies geht aus der erfreulicherweise im www aufzufindenden Geschichte der 122er hervor:


    https://argonnaute.parisnanter…03267961Dy49PB/cba4f041f0


    Nun stellt sich nur noch die Frage, warum die in post225 gezeigte Postkarte mit 25 Centimes freigemacht wurde. Gibt es dafür auch eine so schlüssige Erklärung, wie jetzt zu dem Brief ?


    Besten Gruß !

    Tim :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,


    In den ersten Monaten des Krieges war die Lage für die Familien der Kriegsgefangenen nicht sehr klar.

    Die Frankierung ist sicherlich ein Fehler des Absenders.

    Der Unteroffizier Victor Bernard Mougenot wurde am 9. September 1914 in Luneville gefangen genommen. Er wurde in der Brust verwundet.

    Er wurde im Reserve Lazarett Zweibrücken behandelt und dann in das Kriegsgefangenenlager Rastatt geschickt. Danach wurde er in das Lager Darmstadt verlegt, dann nach Zerbst und schließlich in die Schweiz evakuiert.


    Viele Grüsse.

    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,


    das ist ja schon mega, dass Du so gute Informationsquellen über die einzelnen Soldaten hast, das macht die Beschreibung der Belege noch weitaus nteressanter und anschaulicher. Hinter jedem steht ein Schicksal. Kann man daran evtl. auch noch die Truppeneinheit vom Unteroffizier Mougenot nachvollziehen ?


    Viele Grüße

    Tim :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Diese Informationen können auf der Website des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz gefunden werden.

    Ich habe erwähnt, dass Bernard Mougenot ein Unteroffizier war, aber er war eher ein Gefreiter. Er gehörte dem 26. Infanterie Regiment an.

    Er wurde in die Schweiz evakuiert, weil er an Blutarmut und Bronchitis leidete.


    Viele Grüsse.

    Emmanuel.

  • Guten Abend Sammlerfreunde,


    nach der Quelle anbei hatte die Fliegerschule 2 in Lachen-Speyerdorf bei Neustadt a.d.Haardt nur ein kurzes Dasein. Der schon von den Pfalz-Flugzeugewerke GmbH / Speyer genutzte, rd. 90 ha umfassende Platz wurde vom II. Bayerischen Armeekorps / Würzburg erst zwei Jahre nach Kriegsausbruch im Sommer 1916 angepachtet und auf ca. 120 ha ausgebaut.


    Das feuchte Gelände musste aufwändig mit Drainagen versehen und einplaniert werden. Errichtet wurden zudem 10 Normalflugzeughallen (Eisenkonstuktion 66 x 22 m), 12 Deisenhofener Hallen (Holzkonstuktion 26,4 x 20 m), eine Großflugzeughalle (Eisenkonstruktion 48 x 29 m), eine Normalwerft/Rüsthalle (Eisenkonstruktion 51,50 x 28 m) und eine Behelfswerft (Holzkonstuktion 26,4 x 20m). Auch ein Bahnanbschluss war geplant.


    Aufgrund der von Westen her zunehmend bedrohlichen Kriegslage musste das Material der Fliegerschule 2 (35 Flugzeuge mit Motor, 80 ohne Motor) acht Tage nach Aufgabe der anbei abgebildeten, von einem Unteroffizier der Fliegerschule 2 aufgegebenen Postkarte, zur Fliegerstation Gersthofen-Gablingen nördlich von Augsburg verlagert werden. Diese war Standort der Fliegerschule 5. Weniger als einen Monat danach, d.h. am 11. November 1918 trat dann bekanntlich der Waffenstillstand ein.


    viele Güße

    vom Pälzer


    verwendete Quelle:

    https://www.dglr.de/publikationen/2013/82401005.pdf

  • Guten Abend zusammen,


    diesmal ein Beleg aus Belgien, der in das Kriegsgefangenenlager am Ebenberg in Landau i.d.Pf. an einen französischen sous-officier gelaufen ist, der mit dem Absender offenbar befreundet war. Vorne wie hinten klar abgeschlagener Zensurabschlag und auch der Rollenstempel von Brüssel lässt sich sehen.


    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Hallo Sammlerfreunde,


    der Beleg anbei hat eine eigene Geschichte, die es wohl wert ist zumindest in aller Kürze erzählt zu werden. Mit Ausbruch des 1.WK musste die Société Française pour la Propaga­tion de l’Espéranto in Frankreich die Verausgabung aller 22 Esperan­to-Periodica abrupt einstellen – erst im Winter und im Frühling 1915 kam das französische Esperanto-Leben wieder zurück. Auch in Deutschland, Österreich-Ungarn, England und Russland kam die Verausgabung der Zeitschriftenausgaben der dortigen nationalen und regionalen Esperanto-Verbände fast zum erliegen.


    Man entschied sich die Esperanto-Bewegung als Weltbund auf neutralem Boden, d.h. in der Schweiz in Genf zu installieren. Die dorthin Delegierten fingen recht findig mit neuen Geschäftmodellen an zu arbeiten. Viele Menschen waren bei Ausbruch des Krieges auf Reisen, Kontakte zwischen den Menschen in krieg­führenden Ländern wurden unterbrochen. Das Zentralbüro in Genf zeigte hier seinen praktischen Wert: Da es in der Schweiz bereits Institutionen gab, die sich um Zivilinternierte und Kriegsgefangene küm­merten, konzentrierte sich der Weltbund stattdessen auf den Austausch von Briefen, u.a. auch derer.


    Nach anfänglicher Distanz der Zensurstellen zum Esperanto konnte dies durch den Einsatz von der Sprache befähigter Übersetzer zufriedenstellend geregelt werden, zumal der Weltbund als Voraussetzung der Briefvermittlung ausdrücklich nur ungeöffnete Briefe ohne politischen oder militärischen Cha­rakter annahm. Die Situation wandelte sich aber gegen Ende des Kriegs zunehmend, hauptsächlich wohl wegen des gesteigerten Aufwandes. Mal wurden in Esperanto verfasste Briefe von den kriegsführenden Staaten zugelassen, mal wieder nicht, bald kam es zur vollständigen Sperre.


    Weitere Details zu diesem Hergang der Dinge dann aus der Quelle im Anhang. Der Brief ist übrigens ohne Ankunftsstempel rückseitig verbleiben.


    Viele Grüße

    vom Pälzer


    verwendete Quelle

    https://www.google.com/url?sa=…Vaw0mLQTEkutMQhCKbmbN9k6o

  • Verehrte Sammlerfreunde,


    bald ist Weihnachten, für den einen oder anderen vielleicht auch Zeit zum Nachdenken, was nicht nur die jüngste, sondern auch die ältere Vergangenheit einmal mit sich gebracht hat. Der - militärisch bedingt verzögert zugestellte - Beleg anbei gibt dazu m.E. Anlass. Er wurde gegen Ende September 1917 von der Ostfront von einem Angehörigen des 23. Königlich Bayerischen Feldartillerieregiments an die Mutter seines gerade erst gefallenen Kameraden Leutnant Wilhelm („Willy“) Wöscher über Tilsit aufgegeben. Der Inhalt spricht für sich:


    Feldpost


    An

    Wohlgeboren Frau Wöscher in Landau Pfalz

    Marktstraße N.85


    Abs.: Gefrtr. Karl Hüttner bei 23 bay. Feld-Artl. Rgt. I. Batterie


    Rußland den 23.9.17


    Sehr geehrte Frau Wöscher.


    Wenn Sie diese Zeilen erreichen, sind Sie durch Ihren Neffen Herrn U.O. (Unteroffizier) Cristmann wohl bereits schon von dem für Sie persönlich so überaus traurigen Ereignisse unterrichtet. Ich möchte nicht versäumen Ihnen gleich eingangs zu dem Tode Ihres lieben und von mir sehr geehrten Sohnes Herrn Ltn. Willy Wöscher mein herzlichstes Beileid auszudrücken. Ich weiß eigentlich nicht so recht was ich Ihnen schreiben soll, ein Wort des Trostes kann ich Ihnen wohl nicht geben, dazu ist die Wunde in Ihrem Herzen noch zu neu und vernarbt wohl erst im Laufe der Jahre, ich kann ja Ihren Schmerz in seiner großen Wucht begreifen.


    Sie haben Ihren Sohn, Ihren einzigen Sohn, Ihren Stolz, Ihre Freude und Ihres Lebens Hoffnung geopfert, Sie haben Ihr Meistes auf den Altare des Vaterlandes gebracht. Ich als sein Diener weiß ja auch nur zu gut, was jener Leutnant für mich war und fühle mich jetzt, wo sein treues Herz hat aufgehört zu schlagen, dass ich von dem überaus Traurigen bis in die tiefste Seite überfüllt bin. Brauchte ich eigentlich nicht zu betonen, aber nachdem ja hier wohl niemand ist, als ich, folglich auch nicht so fühlen kann, so entleere ich mein übervolles Herz seiner Geehrten Mutter, der einzigen,

    die mit mir die Trauer teilt.


    Es wird Ihnen Frau Wöscher ganz gewiss nahe liegen, von den letzten Stunden Ihres Sohnes nöcher zu erfahren. Ich kann Ihnen wohl mit einem Anschluss in dieser Beziehung dienstbar sein, nachdem ich als Einziger bis zum letzten Moment bei ihm war. Um Ihnen die Sache einigermaßen ausführlich zu schildern, muss ich mit meinem Berichte etwas weiter zurückgreifen.


    Wie Ihnen bekannt sein dürfte, war Ihr Herr Sohn seit 1. September an sämtlichen Gefechten vor Riga und später an einem anderen Frontabschnitt beteiligt. Also seit genanntem Tag in immer bittereren Schlachten. Ich habe ihn meistens begleitet und bewundere heute noch seine Tapferkeit und sein schneidiges Vorgehen. Am 21. September früh gingen wir wieder vor, Herr Ltn. führte sein, für den betreffenden Abschnitt zugehörendes Geschütz mit Bedienung, was so ziemlich den ganzen Vormittag in Anspruch nahm. So etwas nach ¾ XI Uhr setzte H. Ltn. sein Geschütz in Tätigkeit.


    Kurz darauf erschien in nächster Nähe ein feindliches Panzerauto, welches von H. Ltn. unter Feuer genommen wurde. Eine aus dem Auto abgeschossene Infanteriekugel war die Folge der schweren Verwundung (Bauchschuss) und setzte dem treuen Sohn ein rasches Ende. Das war so ungefähr um 11 Uhr. Ich füge an, dass H. Ltn. nach der Verwundung noch ca. 10 Minuten lebte. Reden konnte er nicht mehr, außer einem einzigen Wort, das war mein Name Hüttner. Ob derselbe noch etwas von mir oder einen Auftrag für den Fall seines Ablebens geben wollte konnte ich nicht erkennen.


    Zum Troste kann ich Ihnen sagen, dass Ihr Herr Sohn während dieser Zeit von Bewusstsein war, ein Arzt war zur Stelle und gab den Herrn Einspritzungen. Herr Lt. Wöscher starb in meinen Armen, ich konnte ihn den Segen, die letzten Ehrungen erweisen. Von seiner Grabstädte wird Ihnen, Hochgeehrte Frau Wöscher, Herr U.O. Cristmann Näheres mittheilen. Ihren werthen Brief vom 17. empfing ich, als sich der betreffende Fall bereits schon ereignet hatte und erfüllt mich neuerdings mit Wehmut, nachdem ich Ihnen statt gute Nachrichten so einen unendlich traurigen Bescheid geben musste. Leider hatten Sie zu Ihren Befürchtungen nur zuviel Grund Ursache.


    Das Paket ??? habe ich erhalten und spreche Ihnen dafür meinen herzl. Dank aus. Zu meinem Bedauern kann ich Ihnen hierfür keinen Gegendienst mehr erweisen, der ins Gewicht fallen dürfte. Zum Schluße wünsche ich Ihnen von ganzen Herzen, daß Sie den überaus harten Schlag recht bald überwinden. Der Gott, der Ihnen dies Kreuz auferlegt hat, wird es Ihnen auch tragen helfen. Ich meinerseits werde meinen Herrn, wie auch seine lb. Mutter stets auch all die späteren Jahre hindurch treu in Erinnerung behalten. Und spreche Ihnen für alles Gute, das Sie mir direkt durch Ihren Herrn Sohn indirekt zuteil werden ließen, meinen herzlichsten Dank aus.


    Ihr ergebenster Karl Hüttner


    Zur geschichtlichen Einordnung muss man - wie der Verfasser - zunächst etwas ausholen: Nach der Abwehr der russischen "Kerenski-Offensive" im Juli 1917 plante der deutsche Erste Generalquartiermeister Erich Ludendorff an der Ostfront eine Offensive, die direkt den Sitz der nach der Februarrevolution 1917 entstandenen provisorischen Regierung im rd. 550 km weiter nordöstlich von Riga gelegenen Petrograd bedrohen und die endgültige Niederlage Russlands beschleunigen sollte.


    Die bereits weitgehend evakuierte Stadt an der Ostsee war ein Eckpfeiler der Verteidigung Petrograds, welcher zwischen dem 1. - 5. September 1917 mit drei Divisionen der die deutschen 8. Armee, dabei u.a. der 14. Bayerischen Infanteriedivision, erobert wurde. Zusätzlich besaß die russische Armee im mehr als 100 km weiter südöstlich an der Düna gelegenen Jakobstadt (Jēkabpils) einen Brückenkopf, der von den deutschen Truppen am 21. - 22. September 1917 genommen wurde:


    https://digital.slub-dresden.d…5308X-1917092201_01-f.pdf


    Dabei fiel Leutnant der Reserve Wilhelm Wöscher bei der Erstürmung des Vorwerks von Malkaln. Bei dem im Brief genannten „Panzerauto“ der russischen Streitkräfte wird es sich höchstwahrscheinlich um das von dem aus der Ukraine stammenden Konstrukteur Victor Poplavko auf Chassisbasis des us-amerianischen Jeffery Quad model 4017 entwickelten, halbgepanzerten Jeffery-Poplavko amoured car gehandelt haben.


    http://derela.pl/jeffery.htm


    Mit Einführung moderner, mobil gepanzerter und Fahrzeuge und Kettenfahrzeuge war auch die Heeresfeldartillerie zunehmend in Bedrängnis geraten. Eine Entwicklung, deren verlustreiche Folgen viele Militärs damals noch nicht auch nur ansatzweise erfasst hatten. Insgesamt verlor das Königlich-Bayerische 23. Feldartillerie-Regiment während des 1. WK 8 Offiziere, 31 Unteroffiziere, 161 Gefreite, Kanoniere und Fahrer, die wenigsten davon auf russischem Boden:


    http://www.denkmalprojekt.org/2010/vl_kgl_bay_23_far_wk1.htm


    Einer von Ihnen steht nun hier mit seiner verhängnisvollen Geschichte. Es ist für diesen thread das mit Abstand eindrucksvollste Dokument, dass nun in der Sammlung aufgenommen werden konnte. Jeder Leser möge sich selbst seine Gedanken darüber machen. Der "militärisch verzögert" könnte evtl. daher stammen, dass zwischen dem Ort des Geschehens und dem Aufgabeort Tilsit rd. 370 km liegen, wo gegen die Aufmarschrichtung der o.g. Septemberoffensive eine Woche lang hindurchbefördert werden musste.


    Viele Grüße

    vom Pälzer