Bayern und der 1.Weltkrieg

  • Es ist aber eine Paketkarte für ein Feldpostpaket und keine Kriegsgefangenensendung.


    Hallo Hermann,


    Danke für den Hinweis, zwei DInge sprechen gegen ein Feldpostpaket:


    - das Datum
    - der Hinweis Feldpost, oder eigene Angelegenheit des Empfängers
    - die fehlende Frankatur von 25 Pfennig für die Feldpostzuführung
    - für ein Soldatenpaket mit 20 Pfennig Frankatur war es zu schwer


    vielleicht können wir das hier klären.

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich


    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

    • Offizieller Beitrag

    Hallo VorphilaBayern,


    ein schöner und aus meiner Sicht auch seltener Beleg. Interessant auch, dass schon im November 1914 und damit nicht so sehr lange nach dem Beginn des 1. Weltkrieges bereits italienische Gefangene im Lager in Grafenwöhr waren.


    Viele Grüße


    kreuzer

  • Liebe Freunde,


    Ventimiglia ist Grenzstadt zu Frankreich. Es könnte auch ein französischer Savoyarde gewesen sein, der an die italienische Verwandtschaft schrieb, oder ein italienischer Freiwilliger im französischen Militär. Auf französischer Seite kämpften Freiwillige aus verschiedenen Ländern, sogar Südamerikaner.
    Dass vor 1915 italienische Kriegsgefangene in einem deutschen Lager gesessen hätten, würde mich wundern. Schließlich war Italien bis zur Kündigung des Dreibunds im Mai 1915 Bündnispartner Deutschlands und Österreichs.


    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!


    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo zusammen,


    Diesen Brief möchte ich zeigen.
    Keine Schwere Artillerie, aber aber ein interessanter Beleg.
    Der Brief wurde von einem Sanitäter der 530. der San. Kompanie geschrieben. Diese Kompanie war der 48. Reserve-Division (Deutsche Feldpost 906) zugeteilt.
    Was mich am Anfang in diesem Brief interessiert hat, ist, daß er mit einem Beuteumschlag gesandt wurde. Dieser Umschlag kommt aus einem Butterhandel in VILLERS-POL, nahe LE QUESNOY her (12 Km Südlich der belgischen Grenze).
    Dieses Briefes ist am 2. November 1918 gesandt gewesen. Wir sind, dem Ende des Krieges sehr nah, hier.
    Das Papier, über das der Brief geschrieben ist, ist auch ein Beutepapier, aber dieses Mal einer Bank von DOUAI.
    Der Inhalt des Briefes ist auch interessant.


    Wenn jemand mir den Namen dieses Sanitäter auf der Rückseite des Umschlages geben konnte, wäre ich sehr dankbar.
    Was bedeuten diese 2 Zeichen?


    Viele Güsse.
    Emmanuel

  • Lieber Emmanuel,


    F. W. Daum hieß der Empfänger (eventuell auch Damm).

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph und mikrokern,


    mikrokern: Könntest Du mir sagen, um welchen Studentenverein es sich handelt?
    @Ralph: Mir war gelungen, den Namen des Empfängers zu lesen. Jedoch scheint der Name des Spediteurs mir erschwerter zu sein. Ich lese "Kindhauser". Richtig?


    Ich habe gerade bemerkt, daß ich im schlechten Thema postiert habe. Das Thema des 1. Weltkrieges is gut, aber das betrifft Bayern nicht sondern lieber die Stadt von Mainz.


    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Lieber Emmanuel,


    sorry - San(itäts) Gef(reiter) Kindhäuser ist richtig.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Verehrte Sammlerfreunde,

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    morgen, den 11. November 1918 endete der 1. Weltkrieg vor 100 Jahren. Ein guter Anlass, den Ausnahmebeleg anbei vorstellen zu dürfen und dabei auch einmal das Augenmerk auf einen ganz anderen Kriegsschauplatz als die bekannten bei Verdun, in Flandern, an der Somme, am Isonzo oder in Galizien zu richten: Nach Rumänien. Dessen König Carol I. (1839-1914) war als Angestammter des Hauses Hohenzollern-Sigmaringen den Mittelmächten gewogen, nach dessen Tod im Oktober 1914 wandelte sich unter seinem Nachfolger Ferdinant I. (1865-1927) die Poliltik des Landes. Obwohl dessen Herkunft ebenfalls jener des deutschen Kaiserhauses entsprach war, blieb Rumänien unter seiner Führung nach Ausburch des 1. Weltkrieges zunächst neutral.

    .

    Aufgrund territorialer Zugeständnisse Russlands trat es jedoch am 27. August 1916 mit einer Kriegserklärung an Österreich-Ungarn mit seinem rd. 600.000 Mann umfassenden Heer in den Konflikt ein. Nach einer kurzen Offensive in Siebenbürgen wurde die rumänische Armee im September gezwungen, sich auf die Grenze an den Karpaten zurückzuziehen. Der Durchbruch an der Karpaten-Front gelang den deutschen und k.u.k. Armeen erst im November. Bis Dezember 1916 eroberten und besetzten die Mittelmächte in einer Gegenoffensive die Walachei und die Dobrudscha, woraufhin Ferdinand I. mit den Resten seines Heeres, ca. 250.000 Mann in die Moldau fliehen und dort in Iași eine provisorische Regierung bilden musste.

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    Im gleichen Monat wurde in Bukarest die deutsche Militärverwaltung unter Führung des Militärgouverneurs General Tülff von Tschepe und Weidenbach (1854-1934) eingerichtet. Das vom Krieg gezeichnete Land, dessen Infrastruktur durch den Rückzug der eigenen Streitmacht am Boden zerstört dalag, war ein Glücksfall für das Deutsche Reich: Als Kornkammer Europas bot es Nahrungspotenziale, die aufgrund der britischen Seeblockade immer knapper wurden, aber auch Rohstoffe wie Bauholz und Rohöl. Die deutsche Militärverwaltung war insofern sehr daran interessiert, die Verhältnisse im Land zu stabilisieren.

    .

    Allerdings ließ sich das so schnell wie erwünscht nicht realisieren, was auch den Postdienst betraf. Der Landespostdienst unter deutscher Militärverwaltung konnte erst im Anfang Juli 1917 aufgenommen werden, der Feldpostdienst an die Frontstandorte verlief durch z.T. hochgebirgige Strecken, über desolat ausgebaute Straßen oder schlechte Bahnverbindungen. Selbst der Eisenbahn-Transport über Ungarn (Budapest) ins Reichsgebiet war wegen mangelnder Streckenüberwachung Unregelmäßigkeiten durch Plünderungen ausgesetzt. Insofern könnte darin ein Grund für den am Beleg oben rechts angebrachten Vermerk "Durch Ruma-Curier" liegen. Erhellendes ist dazu im www leider nicht zu finden.

    .

    Der Brief ging über das Berliner Kriegsministerium - Kriegsamt / Abteilung für Aus- und Einfuhr nach Ludwigshafen am Rhein an die Spezialfabrik für Röhrenapparate Dr. Otto Zimmerman & Heinrich Weyel, welche u.a. auch Trocknungsapparate für Kali, Getreide und Kartoffeln herstellte. Klare Sache warum sich dafür die Deutsche Handelsabteilung des O.K.M. interessierte, diese Geräte beschleunigten natürlich die Nahrungsmittelversorgung, wofür Dr. Zimmermann sogar mit einer Petition im Deutschen Reichstag warb. Infolge des Ausscheidens Rußlands aus dem Krieg musste sich auch Rumänien zum Ausgleich bequemen und am 9. Dezember 1917 einen Waffenstillstand abschließen.

    .

    Es war gezwungen, mit den Mittelmächten am 5. März 1918 in Bufeta einen vorläufigen Friedensvertrag zu vereinbaren, in dem die südliche Dobrudscha an Bulgarien abgetreten wurde. Dieser vorläufige Friedensvertrag wurde zwei Monate später am 7. Mai 1918 durch den Friede von Bukarest zwar bekräftigt. Das rumänische Parlament ratifizierte den Bukarester Vertrag bis zum Kriegsende jedoch nicht, sondern schob den Zeitpunkt immer weiter hinaus, bis ihn der Zusammenbruch der Mittelmächte hinfällig machte. Durch den Waffenstillstand vom 3. November 1918 war schließlich auch die deutsche Front in Rumänien nicht mehr zu halten, das nach Beendigung des Krieges umfangreiche Gebietszugewinne erhielt.

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    Viele Grüße

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    vom Pälzer

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    verwendete Quellen:

  • ... dolle Sache - klasse aufgearbeitet. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Sammlefreunde,
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    die Feldpostkarte anbei wurde von einem Angehörigen der in Landau stationierten Ersatz-Eskadron 3. Chevaulegers-Regiment „Herzog Karl Theodor“ aufgegeben. Es handelte sich dabei um einen Kavallerieverband in der Königlich Bayerischen 3. Infanteriedivision. Weniger bemerkenswert daran ist die "Kriegsromantik" der Vorderseite, vielmehr die Kuriosität eines doppelten Durchlaufs des Maschinenstempels Landau / Pfalz 2, was der Adressatin doch so einige Schwierigkeiten beim Lesen der ohnehin recht filigran geschriebenen Zeilen bereitet haben müsste.

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    Viele Grüße

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    vom Pälzer

  • Liebe Freunde,


    einen Brief aus meinem Heimatbereich in ein Kriegsgefangenenlager nach Frankreich im Ersten Weltkrieg konnte ich bisher noch nicht vorweisen. Deshalb hat es mich gefreut, dieses Stück aus den USA repatriieren zu können. Kleines Plus am Rande: der Reservestempel von Lengdorf vom 7. Februar 1917. Damit können wir die Verwendungszeit etwas strecken (bei Holzmayr bisher nur vom 2. Februar verzeichnet).

    Vor Jahren hätte ich eine Postkarte kaufen können, aber da saß der Stempel nur halb drauf, hier ist der Ortsname wenigstens klar und vollständig lesbar.



    Über ein Lager in Billom im Département Puy-de-Dôme in der Auvergne konnte ich bisher noch nichts herausfinden. Zensiert wurde anscheinend in Romans(-sur-Isère im Département Drôme?).


    Est-ce qu’il y a de littérature conçernant les dépôts des Prisonniers de guerre allemands en France et la censure de lettres ?

    Viele Grüße aus Erding!


    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo Dietmar,


    nein, in Billom gab es 14/18 kein Kriegsgefangenenlager, siehe hier:


    https://grandeguerre.icrc.org/fr/Camps


    In Billom (Département Puy-de-Dôme) Standort einer Militärschule, lag aber das hôpital auxiliaire no. 4 der 13e région militaire.


    http://hopitauxmilitairesguerr…taux-militaires-1914-1918


    Nach seiner Gefangennahme wird man den verwundeten Lorenz Burzeller dem ca. 250 km weiter östlich liegenden Kriegsgfangenenlager Romans-sur-Isère (Département Drôme) zugeordnet haben, wo er nach seiner Genesung wahrscheinlich auch wieder hinbefördert worden ist. Dort wird man die Zensur vorgenommen haben, weil dafür das Hilfslazarett in Billom wohl nicht zuständig bzw. mit dem entsprechenden Personal ausgestattet war.


    LG


    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis