Bayern und der 1.Weltkrieg

  • Hallo zusammen,

    auch wenn ich im Moment noch deutliche Schwierigkeiten bzgl. der Transcription habe, die u.a. Feldpostkarte soll deswegen nicht vorenthalten bleiben. Kann mich täuschen, aber eine solche Type des Königsreichs Bayern habe ich bisher noch nicht gesehen.

    + Gruß

    vom Pälzer

    Lieber Pälzer,

    diese Karten sind mir jetzt auch erstmalig über den Weg gelaufen, wobei ich Deinen Beitrag nicht mehr in Erinnerung hatte. Die obere Karte ist die von Hermann beschriebene von 1883. Die zweite Karte hat den Druckvermerk von 1891.

    Gruß

    wuerttemberger

  • Hallo wuerttemberger,

    gut sieht das aus und sei versichert, mir ist in der Zwischenzeit trotz intensiver Suche noch kein weiteres Stück dieser Art über den Weg gelaufen, obwohl ich bspw, gerade am letzten Sonntag auf GT doch einige Alben und Kisten von 1.WK-Material durchforsten konnte. Aber dann konnte doch noch was interessantes an Land gezogen werden. Eine gebührenberfreite Paketkarte aufgegeben von der Fuhrpark-Kolonne des II. Bayerischen Armeekorps. Diese Trains waren hpts. zuständig für das Futter von Zug- und Reittieren.

    Beste Grüße !

    vom Pälzer


  • Hallo zusammen,

    die Haager Landkriegsordnung sah in ihren Artikeln 14 und 15 genaue Regelungen bzgl. der Einrichtung von Auskunfststellen für Kriegsgefangene vor. Das Deutsche Rote Kreuz organsierte in jeder Provinz bzw. jedem Staat einen Ausschuss für Kriegsgefangene, dem seinerseits Ortsstellen angegliedert waren. Diese Ortsstellen waren letztendlich für die Hilfstätigkeit zuständig.

    Aufgabe des Deutschen Roten Kreuzes war die Auskunft über die Gefangenen (Angaben über Unterkunft, evtl. Wechsel derer, Freilassungen, Austausch, Aufnahme in Hospitäler, Sterbefälle etc.), die Versendung von Waren und Geld zur Unterstützung der Kriegsgefangnen, die sogenannten Liebesgabentransporte und die Organisation der Schwesternreisen.

    Für die Provinzialvereine gab es zwei Zentralen, die Ausschüsse für Kriegsgefangene in Frankfurt am Main und Hamburg. Als Unterstützungsorgane übten sie die Kontrolle über die Heimatvereine aus, waren dem Zentrale-Nachweise-Bureau für Kriegsgefangene des preußischen Kriegsministeriums unterstellt und mit behördlicher Eigenschaft ausgestattet.

    Sie entsprachen damit den Anforderungen des Artikel 14 der Haager Landkriegsordnung. Im vorliegenden Fall erfolgte die an sich gebührenbefreie Korrespondenz zwischen Zentrale (Frankfurt am Main) und Heimatverein (Kaiserslautern) per Express, wofür nur die entsprechende Gebühr von 25 Pf zu entrichten war.


    + Gruß

    vom Pälzer

    verwendete Quelle:
    https://books.google.de/books?id=a1HMB…%20Main&f=false

  • Hallo Sammlerfreunde,

    so ganz richtig verstehen kann ich das zwar noch nicht, was bei der c/o-Adressierung der anbei abgebildete Poka noch alles dazu gehört haben soll, um korrekt zustellen zu können. Aber wie auch immer, der verwendete Aufklebezettel - Zurück nach Albisheim - Unbestellbar ! Aufschrift ungenügend. - ist mir so noch nicht begegnet und auch der Inhalt des Schreibens kommt auf den zweiten Blick recht interessant daher:


    Albisheim 28. IX. 1915

    Mein liebes Binchen,
    vielen Dank für Deine liebe Karte. Es freut mich, daß es Dir gefällt in Speyer.
    Uns geht es auch noch ganz gut. Heinrich ist seit dem 9. in Frankreich:
    Direkt nördlich von Flirey. Er schreibt, sie lägen in einem windigen Loch;
    man konnte ja auch in den amtl. Berichten immer von den franz. Angriffen lesen.
    Doch wir haben vom 23. noch eine Karte und seitdem ist gänzlich Ruhe dort.
    Am Sonntag habe ich den "Rot-Kreuz-Damen" sammeln und
    am Montag die zusammengetragenen Schätze in Kisten verstauen
    und nach Landau ans II. Armee-Korps schicken geholfen. Langweile gibts eben überhaupt nicht.
    Für heute herzliche Grüße von Deiner
    Elisabeth M.


    Das in der Poka erwähnte Örtchen Flirey liegt ca. 55 km südöstlich von Verdun. Die dortigen Höhen am östlichen Maasufer waren zwischen September 1914 und Mai 1916 heftig umkämpft, worin unter anderem das I. Bayerische Reserve-Korps (6. Armee unter dem Kommando von Kronprinz Rupprecht von Bayern) involviert war. Nachdem die deutschen Truppen dort anfangs einen tiefen Keil in die französische Verteidigungslinie geschlagen hatten, sollte diese für die Deutschen hervorragende Ausgangsposition mit allen Mitteln wieder zurück erobert werden.

    Dieses letztendlich nur zum Teil erfolgreiche Unternehmen forderte von den französischen Einheiten dermaßen viel Kräfte ab, dass im April 1915 eine Meuterei unter Angehörigen des 63. Infanterie Regiments ausbrach, die trotz heftiger Verluste immer wieder in die Offensive geschickt worden waren. Die französische Armeeführung wollte danach ein Exempel statuieren. Vier per Los gezogene Soldaten wurden vor ein Kriegsgericht gestellt und letztendlich füsiliert.

    Mit einem ähnlichen historischen Bezug entstand der von Regisseur Stanley Kubrick 1957 gedrehte schwarz-weiss-Kinofilm "Wege zum Ruhm" mit dem amerikanischen Schauspieler Kirk Douglas in der Hauptrolle; einer der besten Antikriegsfilme überhaupt. Nach 1915 begann im besagten Frontabschnitt ein zermürbender Artilleriekampf und Minenkrieg, im April 1918 kam es dort zur ersten ernsthaften Konfrontation zwischen deutschen und amerikanischen Truppen während des I. Weltkrieges.

    + Gruß !

    vom Pälzer

    http://www.morthomme.com/bois-mort-mare.html
    https://de.wikipedia.org/wiki/Wege_zum_Ruhm

  • Hallo Pälzer,

    meiner Meinung nach kann man nur Vermutungen anstellen: Die Frau war verzogen und und die neue Adresse sowohl der Absenderin als auch der Post nicht bekannt. Sehr ungewöhnlich, da ich Belege habe, die bis zu 3 Mal nachgeschickt wurden.
    Gab es in Bayern öfter solche Aufkleber? Habe ich mit Bewußtsein noch nicht gesehen. Auf jeden Fall eine attraktive Karte.

    beste Grüße

    Dieter

  • Hallo Klesammler,

    das ist eine gute Erklärung, das nehme ich dann auch mal so in die Beschreibung auf. Andere solche Aufkleber habe ich bayerischerseits noch nicht gesehen, vom Reich kenne ich die schon eher.

    Viele Grüße

    vom Pälzer :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo zusammen,

    von der SMS Undine (1902) kann die anbei abgebildete Feldpostkarte nicht stammen, denn zum Zeitpunkt deren Aufgabe am 29.11.1915 lag der kleine Kreuzer der Gazelle-Klasse bereits 48 m auf dem Meeresgrund nördlich vor Rügen, da dort am 07.11.1915 von einem britischen U-Boot mit zwei Torpedos versenkt. Der verwendete Marineschiffspoststempel No. 70 wurde nach den mir derzeit vorliegenden Informationen auf der SMY Hohenzollern (1893), d.h. der Kaiseryacht geführt.

    Diese war nur schwach bewaffnet und ursprünglich auch einmal für den Kriegsdienst vorgesehen. Allerdings unterblieb eine kriegsmäßige Herrichtung, so dass dem - mittlerweile auch schon veralteten - Schiff während des I. Weltkrieges keine Einsatzfunktion zugewiesen wurde. Postkarten der Marineschiffspost sind nun keine Seltenheiten. Was im vorliegenden Fall die Optik der Ansichtsseite anbelangt, dürfte diese hier allerdings schon zu den ansprechenderen gehören, meint und grüßt

    der Pälzer


    verwendete Quellen:
    https://de.wikipedia.org/wiki/SMS_Undine_(1902)
    https://de.wikipedia.org/wiki/Hohenzollern_(Schiff,_1893)

  • Hallo Pälzer,

    nur ein Wort: WUNDERSCHÖN !!!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Verehrte Freunde,

    Stammkarten mit Coupons für "taxfreie" Paketsendungen an Kriegsgefangene habe ich in meiner Heimatsammlung jetzt zwei, eine unmittelbar nach Kriegsende aus Erding nach Belgien (bei der leider der Paketzettel abgefallen ist) und jetzt diese hier aus Dorfen, noch während des Krieges nach England abgeschickt. In letzter Zeit werden hin und wieder welche angeboten.

    Wenn ich mal ganz viel Zeit habe, kann ich mich darum kümmern, wie der Versand von solchen Stücken abgewickelt wurde (zentrale Clearing-Stelle?). Bei dieser Karte steht sogar etwas im Feld für Leitvermerke, aber außer "via M..." kann ich da nicht viel erkennen.

    Viele Grüße aus Erding!

  • Hallo Emmanuel,

    danke für den Tipp, habe leider gerade nicht viel Zeit zum Recherchieren. Also ein Zivilinternierter - auch nicht schlecht.

    Viele Grüße aus Erding,
    Dietmar

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo zusammmen,

    passend zu Weihnachten anbei eine - im wahrsten Sinne des Wortes - "Königliche Angelegenheit" adressiert:

     ...... .....................................An den Gefreiten Siegfried Lechler, Stab d.(er)

     ................................4. bay.(erischen) Inf.(anterie) Division Maschinengewehrschule

    Aufgabe erfolgte durch das Sekretariat Ihrer Majestät der Königin Marie Therese von Bayern (vgl. Ein- und Dreizeiler-Stempel + Dienstsiegel). Auf dem darüber angebrachten Zettel Sammelpaketamt Metz zeigt der dort abgeschlagene Einzeilerabschlag wahrscheinlich das Datum 19. Dezember 1917. Der links daneben applizierte Einzeiler mit der Endung ....tamt ist nicht vollständig lesbar. Unter dem Zettel Sammelpaketamt Metz ist mit blauem Wachsstift noch einmal Metz handschriftlich angebracht worden.

    Es ist angesichts des Datums, kurz vor Weihnachten, davon auszugehen, dass es sich um ein Weihnachtspaket gehandelt hat. Die Prinzessin von Modena und Erzherzogin von Österreich-Este Marie Therese (1849-1919), von 1913 bis 1918 letzte Königin Bayerns, war schon im Jahre 1889 Leiterin des Bayerischen Roten Kreuzes. Aufgrund der schon im Sardinischen Krieg 1859 und dem Deutsch-Deutschen Krieg 1866 gemachten Erfahrungen war die Königin-Mutter fest:

    „entschlossen,einen BAYERISCHEN FRAUENVEREIN zu solchem Zwecke und im Anschluße an

    den schon bestehenden Verein zur Pflege und Unterstützung der im Felde verwundeten
    Krieger zu gründen, wende Ich Mich auch heute wieder vertrauensvoll an die milden Herzen
    und an die oft bewährte Opferfreudigkeit der Frauen und Jungfrauen Bayerns

    mit dem Rufe zahlreicher und werkthätiger Betheiligung an dem Vereinen,

    dessen heilige und segensvolle Aufgabe, die Krieges schwere Leiden zu lindern,

    nur durch liebvolles Zusammenwirken, der Gottes Segen nicht fehlen wird, erfüllt
    werden kann".

    .

    München den 18. Dezember 1869, gez. Marie

    .

    Kurz vor Ausbruch des deutsch-französischen Krieges 1870/71 hatte sie erneut einen Aufruf erlassen, um die Frauen für die zu erwartende Hilfsarbeit zu gewinnen. Neben der Sammlung von Geldmitteln ging es um die Beschaffung von Wäsche, Verbandsmaterial und Medikamenten. Die Ausstattung der Lazarettzüge der Sanitätskorps sollte ebenfalls vom Verein übernommen werden. Für die Arbeit stellte die Königen Räume im königlichen Odeon zur Verfügung, sie stand ihren Helferinnen täglich bei.

    .

    Auch während des Ersten Weltkriegs kümmerte sie sich gemeinsam mit ihren Töchtern um verwundete Soldaten. Sie besuchte mit ihnen Lazarette und Hospitäler im ganzen Land. In den Nibelungensälen der Münchner Residenz organisierte sie die Einrichtung eine Kriegsnähstube", die als größte Deutschlands galt und für die Frontsoldaten, Lazarette und abgehende Truppen Wäsche lieferte. Zusätzlich wurden „Stärkungsmittel“ wie Cognac, Schinken, Schokolade, Gemüsekonserven und Fruchtsäfte ins Feld verschickt. Sehr wahrscheinlich war dererlei auch Inhalt des Pakets an den Gefreiten Lechler in Metz.

    Dessen Einheit, die 4. bayerische Infanterie-Division war nach den vorliegenden Informationen ab 12. Oktober 1917 in den Kämpfen bei Remenauville, Regniéville und Fey-en-Haye in Lothringen, ca. 40 km südwestlich von Metz eingesetzt. In der Festung Metz selbst lag bereits seit Kriegsausbruch die 5. Reserve-Infanterie-Brigade, noch zu Friedenszeiten die 8. Infanterie-Brigade mit dem 4. Infanterie-Regiment „König Wilhelm von Württemberg und dem 8. Infanterie-Regiment „Großherzog Friedrich II. von Baden“.

    .

    + Gruß

    .

    vom Pälzer

    .

    verwendete Quellen:

  • Moin Pälzer,

    grandios, was für Geschichte(n) in so einem - auf den ersten Blick unscheinbar wirkenden - Beleg steckt.
    Wieder einmal von Dir hervorragend recherchiert und vorgestellt. Großes Kino, vielen Dank!

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Liebe Sammlerfreunde,

    in Grafenwöhr befand sich im 1. Weltkrieg ein Kriegsgefangenenlager, in dem sich hauptsächlich
    französische und russische Kriegsgefangene befanden. Über 750 Kriegsgefangene starben in Grafen-
    wöhr. Dazu wurde eigens ein Gefangenenfriedhof erbaut. Der Pariser Bildhauer Professor Freddy Stoll,
    selbst Kriegsgefangener, schuf 1915 für den Gefangenenfriedhof ein Denkmal aus Granit. Es wurde
    1928 nach Sarrebourg (Frankreich) gebracht.

    aus dem Internet folgendes zu Freddy Stoll:

    https://histoiredefamille.wordpress.com/2015/03/05/fre…-pierre-paulin/


    zu den Bildern: Bild von Freddy Stoll
    Kriegsgefangenenkarte von Freddy Stoll
    Denkmal in Grafenwöhr
    Denkmal in Sarrebourg
    Gottesdienst für russische Kriegsgefangene


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Hallo Klesammler,

    vielen Dank.
    Es werden aber nur sehr wenige aus der Niederlande im Kriegsgefangenenlager Grafenwöhr
    gewesen sein, denn ich habe nur Kriegsgefangenenbelege nach Frankreich, Russland
    und England, wobei fast alle nach Frankreich gingen und nur jeweils ein Beleg nach
    Russland und England. Habe noch nie einen in die Niederlande gesehen nach über 35 Jahren
    Suche.


    Beste Grüße,
    Hermann

  • Aus Post '130

    Wenn ich mal ganz viel Zeit habe, kann ich mich darum kümmern, wie der Versand von solchen Stücken abgewickelt wurde (zentrale Clearing-Stelle?). Bei dieser Karte steht sogar etwas im Feld für Leitvermerke, aber außer "via M..." kann ich da nicht viel erkennen.


    Würde auf München tippen wollen, meine aus Wasserburg lief per Leitzettel ebenfalls über München.
    München 3 war meines Wissens auch der Leitweg fürZensur, oder später Devisenkontrolle.

    Bilder

    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich

    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig