MiNr. 9 - 3 Kreuzer rot

  • Lieber Peter,

    ich kann mich meinem prominenten Vorredner nur vollumfänglich anschließen - das ist ein Traum von einem Brief, bei dem ALLES stimmt. :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    Ihr werdet Euch vielleicht wundern, aber der lag bei mir jetzt jahrelang in der Kiste mit den abzugebenden Belegen, weil ich keinen Plan hatte, wo ich unterbringen soll. Durch Eure Beiträge bin ich aber auf den Plan für ein neues Albenblatt gekommen. Es gab da nämlich noch so ein Einzelkind, und die beiden spanne ich jetzt zusammen.

    Daher doppelten Dank für die Initialzündung und für die wohlwollenden Worte.

    Viele Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Maunzer,

    ich komme erst jetzt dazu diesen Puppenbeleg zu bewundern, eine unglaubliche Augenweide und ich denke mal nicht zu übertreiben 8o...wenn ich sage, dass wohl einer der schönsten Minibriefe Bayerns ist.

    Besten Dank für`s zeigen:thumbup:

    PS: An anderer Stelle hattest Du eine missverständliche Wirkung Deiner Rede entschuldigt, das muss ich nach Klarstellng durch Erdinger für meinen Teil selbstverständlich auch noch tun und entschuldige mein Kommunikations-Missverständnis hiermit in aller Aufrichtigkeit. Es soll jetzt auch in Zukunft gefixt gut gehen. Dietmar hatte auch völlig Recht: Im internet hat man sein Gegenüber mit Ausdruck und Gestik leider nicht en nature gegenüber, da passieren bei deutlicher Ansprache Fehler und den muss ich unumwunden eingestehen. Andererseits ist das www das probate Mittel, um jetzt am sichersten über die Runden zu kommen und so möchte ich es auch unter uns sehr gerne weiter nutzen.

    Gruß!

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Lieber Tim,

    ich danke Dir ganz herzlich für Deine netten Worte, über die ich mich sehr gefreut habe. Sagen wir einfach "Schwamm drüber!" und dann ist die Sache vergessen.

    Beste Grüße

    Peter

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,

    auch mich hat das jetzt sehr sehr gefreut, Schwamm drüber, weiter geht`s im Bayern-Abenteuerland.

    Herzliche Grüße, bleib(t) gesund

    Tim :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,


    hier ein Brief vom 6.6.1865 aus Stallwang an das Bezirksgericht im 2 1/2 Meilen entfernten Straubing.

    Tarifgerecht frankiert ist er mit einer 3 Kreuzer karminrot von der Platte 3.

    Gekauft habe ich ihn, weil er mich optisch so angesprochen hat, vielleicht auch, weil links unten nicht wie üblich eine Expeditions-Nummer, sondern eine Zimmer-Nr. steht.😁


    Was mich aber irritiert hat, ist der handschriftliche Text auf der Innenseite des Briefes.

    Er ist nämlich nicht AN das Bezirksgericht Straubing, wie es die Adresse angibt, sondern umgekehrt VOM Bezirksgericht an jemanden in Stallwang gerichtet.


    So kalligraphisch schön die Anschrift geschrieben ist, so schwer tu ich mich beim Entziffern des Textes. Aber offensichtlich teilt das Bezirksgericht dem „Jemand“ mit, dass gegen ihn eine Klage wegen Kauferfüllung anhängig ist. Lese ich das richtig?

    Geschrieben ist der Text am 30. Mai 1865.


    Die Lösung?

    Da hilft wahrscheinlich die 2 ganz oben auf der Seite.

    Der Brief vom Bezirksgericht war offensichtlich 2-seitig und der beklagte Niederbayer hat als sparsamer Mensch die leere Rückseite einfach als Brief-Couvert für seinen Brief an das Bezirksgericht verwendet.


    Ich würde mich freuen, wenn mir noch jemand beim Entziffern helfen würde aber ich mag ihn auch einfach so, wie er ist.


    Beste Grüße

    Will

  • Lieber Will,

    ein alter Trick und guter Tipp: Transkribiere soviel du hin bekommst, stelle es hier ein und den Rest mache ich. Nur so lernt man das ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    mit ein bisschen intensiverer Beschäftigung komme ich auf folgenden Text:

    „Vom kgl. Bezirksgericht Straubing wird den .... Mathias und Maria Scheibeck? von Maiszell hiermit behufs Erlangung eines genaueren? dienstlichen Armutszeugnisses bestätigt, dass die ..... Theres .... von Zinsenzell? gegen sie eine Klage wegen Kauferfüllung gemacht hat.

    Straubing am 30. Mai 1865

    ........“


    Wie sinnvoll klingt das?


    Beste Grüße

    Will

  • Lieber Will,

    dann will ich mal ergänzen:

    "Vom kgl. Bezirksgericht Straubing wird den Inwohnersehelenden Mathias und Maria Scheibeck von Maiszell hiemit behufs Erlangung eines gemeindeamtlichen Armutszeugnisses bestättigt, dass die Inwohnerin Theres Drexler von Zinsenzell (heute: Zinzenzell) gegen sie eine Klage wegen Kaufserfüllung gemacht hat.

    Straubing am 30. Mai 1865

    Königliches Bezirksgericht Der Königliche Director gez. Unterschrift“

    Geht doch ... :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Will,

    eigentlich hat sich nicht viel geändert.

    Wie schon vor über 150 Jahren wäre auch heute der Hinweis auf "Zimmer Nro. 5" äusserst hilfreich

    bei der Suche nach einem Herrn .... in einem Gericht, Landratsamt etc.

    Gruss Kilian

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • ... aber ich mag ihn auch einfach so, wie er ist.


    Beste Grüße

    Will

    Staatsbeamte haben ihre Spuren hinterlassen, die unter Google Books leicht zu finden sind.

    So hat dieser Herr Johann Ott einen häufigen "Stellungswechsel" vollzogen, was damals offenbar normal war.

    So befindet er sich 1861 als Sekretär am Bezirksgericht Kronach, 1865/6 in Straubing, 1867 am Landgericht Türkheim als Assesor, 1868 am Bezirksgericht Memmingen, 1874 am Bezirksgericht Kronach - und hier erst wird er zum Rath ernannt und schließlich 1879 am Landgericht Bayreuth.

    Leider endet in Google die Vorschau der Bücher mit diesem Jahr, von Ausnahmen abgesehen.

    Dies unter Vorbehalt, da es noch andere Herren mit Namen Ott im Justizapparat gab. Und ich habe nur mal so auf die Schnelle gesucht, nicht tiefer geforscht :) Aber letztendlich könnte man im Staatsarchiv München anfragen, wenn man über Herrn Ott noch mehr wissen möchte.


    Besten Gruß von Luitpold

  • Lieber Luitpold,


    danke für Deine Hinweise.


    Aber „mein“ Ott war bereits Rat (Ätsch!) und „Deiner“ erst Assessor 😜.

    Na ja, aber vielleicht hat mein Bittsteller um ein Armutszeugnis den Assessor zum Rat gemacht, um ihn wohlgesonnen zu stimmen. Dass gleich zwei Otts zur gleichen Zeit in Straubing waren ist jedenfalls erstaunlich. Werde da mal weitersuchen.

    Ich finde es toll, was wir heute so aus dem Internet fischen können.


    Hätten unsere Vorderen, de Hesselle, Pfenninger, Doberer, Winkler, Niedermeier, etc., diese Möglichkeiten bereits nutzen können, bräuchten wir nicht mehr über Platten und Auflagen nachdenken!


    Bleib gesund und beste Grüße

    Will

  • Werde da mal weitersuchen.

    Lieber Will,

    am einfachsten beginnt man im "Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Bayerns". Da kein Vorname von Herrn Ott bekannt ist, findet sich in Straubing 1865 eben jener Johann. Ich meinte nicht, dass in Straubing 2 Otts gegeben hat, nur der Name Ott ist nunmal kein so seltener Name. Aber viel Freude beim Recherchieren.

    Damit es nicht so trocken für das Auge ist, hier ein Briefchen aus der "Streng-Korrespondenz".

    Mir gefiel vor allem die Klischee-Verschiebung, die bei Paaren immer wieder schön zu sehen ist.

    Beste Grüße und bleibt Gesund :thumbup:

    Luitpold

  • Lieber Luitpold,


    Dein Beispiel zeigt recht schön, dass die Postbeamten keineswegs Grobmotoriker waren, wenn unsere Sammlerstücke nicht immer vollrandig sind.
    Die Setzer in der Druckerei haben ihnen manchmal das Leben ganz schön schwer gemacht.


    Beste Grüße

    Will

  • Hallo zusammen,

    ein nicht gerade perfekter Brief ... angeschnittene Marke, eine Seitenklappe fehlt ...

    Aber wie ich finde, dennoch sehr interessant. Der Mühlradstempel traf die Marke nur zu einem kleinen Teil; der Großteil des Stempels landete auf dem Brief.

    Das zweite Merkmal, was es für mich interessant macht, dass über die Marke quer darüber geschrieben wurde. Ich kann leider nicht entziffern was darüber geschrieben wurde und weshalb. Es wirkt jedoch wie eine zusätzliche handschriftliche Entwertung (egal ob jetzt absichtlich oder unabsichtlich entwertet).

    Über eine Idee, nach der Herkunft oder dem Sinn der handschriftlichen Notiz über der Marke, würde ich mich freuen.:)

    Und das dritte Kuriosum, es fehlt der Nebenstempel von Hohenkammer...

    Der Brief lief von Hohenkammer nach Schwabmünchen (25.11.1865).

    Grüße

    Christoph