• liebe Sammlerfreunde,

    nachstehend zeige ich einen Brief, bei dem der Absender zwar den franko-Vermerk angebracht hat, dann aber den Brief unfrankiert in den Briefkasten geworfen hat. Der Brief ging am 20.7. 1861 von Trier nach Metz und beinhaltet einen Vordruck in dem ein Künstler sein Bild bei einer Ausstellung anmeldet.

    Frankovermerke durften nicht gestrichen werden. Deshalb hat der Postbeamte "Aus dem Briefkasten" nebst Unterschrift ausgeworfen und in Frankreich durfte der Empfänger 5 Decimes Porto bezahlen.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,

    ein wundervolles Stück - von innen und außen! Da dürfte sich der Empfänger gefreut haben, 5 Decimes zahlen zu dürfen.

    Aber "unterfrankiert", wie es der Thread-Titel suggeriert, ist vlt. nicht ganz die richtige Überschrift ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Erwin,

    bei Bayern gibt es einen Thread namens "Der besondere Brief". Ich denke dieser hier IST besonders. :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Michael,

    vielen Dank - jetzt ist das gute Stück im richtigen Thread. :thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Jetzt habe ich noch eine Frage zu dem Beleg. Der Hinweis aus dem Briefkasten oder ja in Trier hin geschrieben. Die Portogebühr von fünf Decimes sieht aber doch französisch aus. Heißt das, dass der preußische Postbeamte gar keine Taxe notiert hat?Wenn das so ist, war das korrekt so?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Der Brief wurde als Porto-Brief an die französische Post übergeben. Die Abrechnung zwischen Frankreich und Preußen erfolgte vereinbarungsgemäß nach Gewicht. Eine Vortaxierung war überflüssig, siehe auch entsprechende Portobriefe unter Preußen-Frankreich.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • liebe Sammlerfreunde,

    ich weiß nicht, wo ich den folgenden Brief unterbringen soll.

    Er ist aus dem Briefkasten, trägt aber keinen Briefkastenstempel, unterfrankiert ist er auch nicht.

    Am 6.7.1859 wurde er in Höxter mit dem Vermerk "recomandirt" in den Briefkasten geworfen. Der Postbeamte vermerkte handschriftlich "aus dem Briefkasten, Unterschrift".

    Der Empfangsort war

    Pfitzingen o/a Mergentheim

    K(önig) R(eich) Württemberg

    1. Kann mir jemand den Adressaten entziffern

    2. was bedeutet o/a?

    3. Wer erklärt die Portogebühren?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,

    OA = Ober Amt

    12x über 20 Meilen im DÖPV unter 1 Loth (9x Porto plus 3x Portozuschlag).

    Taxis rechnete mit 3 1/2 Sgr. paritätisch um (in Frankfurt, siehe Stempel hinten).

    Adresse:

    Herrn Andreas Heilmann Oeckenohm (deutsch: Ökonom)

    Ab 1861 hätte man ihn unter Reco versand!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    vielen Dank. Super.
    Das Franko 12xer war mir klar, aber ich kapier das einfach nicht mit dem paritätischen Umrechnen.
    Wer bekam die 3 1/2 Sgr ?

    Erklär mir das mit ab 1861 Reco genauer. Gab’s da eine Verordnung?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,

    ja, gibt es, aber bis ich die gefunden habe, dauert es ewig.

    Taxis bekam eine Forderung von Preussen über 12x. Diese Forderung wurde an Württemberg weitergegeben und Württemberg rechnete nicht mit Preussen ab. Daher fungierte Taxis (Frankfurt am Main) als Relaisstation zwischen den beiden Postgebieten Preussen mit Groschenwährung und Württemberg mit Kreuzerwährung.

    Wäre der Brief nach Taxis - Groschenbezirk gelaufen, hätte Preussen auf ihm 4 Sgr. vermerkt, die postalisch 1 Sgr. = 3 Kr. auch 12 Kreuzern entsprachen.

    Aber so hatte Preussen in der Währung der Abgabepost zu taxieren, demnach 12 Kr.. Paritätisch waren aber 4 Sgr. = 14x (4 mal 3,5 Kr. = 14 Kreuzer).

    Aber Preussen kannte und verrechnete nur in Sgr., wie Württemberg nur in rheinischen Kreuzern verrechnete. Aber Taxis hatte in beiden Währungen zu rechnen (und noch in anderen mehr, wenn wir die Hansestädte dazu nehmen würden, was wir aber der Einfachheit hier weglassen).

    Wenn also der Empfänger eines preussischen Portobriefes in Württemberg 12 Kr. bezahlte, mussten diese an die vorherige Postverwaltung - hier: Taxis - rückvergütet werden.

    Taxis bekam als in der Briefkarte 12 Kr. von Württemberg vergütet und musste jetzt seinerseits Preussen 4 Sgr. überweisen. Aber das wären ja 14 Kr. paritätisch gewesen und Taxis hätte 12 Kr. bekommen und 14 vergüten müssen, womit jeder Preussenbrief über Taxis nach Württemberg /Baden/Bayern 2 Kr. mehr gekostet hätte, als Taxis als Relaisstation hätte erhalten können. Kein gutes Geschäft ...

    Daher reduzierte Taxis (FFM) die erhaltenen 12 Kr. in die paritätischen 3 1/2 Sgr. und schrieb diese Preussen als Verrechnungseinheit gut, denn 3 mal 3 1/2 Kreuzer ergaben gerundet die geschuldeten 12 Kreuzer.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    würde da auf § 16 des DÖPV-Reglements für Postvereinssendungen von 1860 verweisen.
    Danach war keine Postverwaltung verpflichtet, nicht frankierte Reco-Briefe aus dem Briefkasten als solche zu behandeln. Im Umkehrschluss war es demzufolge aber mit diesem Reglement erlaubt.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Michael,

    vielen Dank - das hatte ich gesucht und es gibt leider nur ganz, ganz wenige Briefe, anhand deren wir diese Vorschrift in Bayern belegen können. Das wird in Preussen auch nicht viel anders gewesen sein ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von Admin-M (23. Februar 2023 um 14:20)

  • liebe Sammlerfreunde,

    ich habe nun verschiedene pdf-Dateien zum Postvereinsvertrag zusammengestellt. Insbesondere habe ich nun eine Kopie wohl vom Original:

    Reglement für den Postvereins-Verkehr 15. August 1860

    das sich in der Schrift von dem von Michael gezeigten unterscheidet:

    Reglement für den Postvereinsverkehr

    Wer alle pdf-Dateien haben will,

    schickt mir bitte eine email an

    info@friese-aquarelle.de

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan