Helgoland Barfrankatur?

  • Hallo zusammen,


    Im Helgoland-Exponat auf der virtuellen NAPOSTA 2022 befindet sich auf dem 2. Blatt im ersten Rahmen ein angeblich mit 4 Schilling barfrankierter Brief. Die Beschreibung ist möglicherweise einem Buch der Edition d`Or von Köhler übernommen worden, was nicht zwingend für Richtigkeit spricht.


    Kann jemand sagen, ob es belastbare Gründe für die Einstufung der blauen "4" nebst Krakelei als 4 Schilling spricht? Ohne Francovermerk scheint mir das eher eine Portobelastung von 4 1/2 Sgr. zu sein.


    Beste Grüße

    Altsax

  • Hallo,


    ich habe euch den Brief aus dem Auktionskatalog eingescannt.


    (Quelle: Edition D`Or XI Helgoland Auktionshaus Köhler "Die Lars Peter Svendson Sammlung")


    Ich würde den Brief so interpretieren: Einwurf ohne Frankatur in einen Schiffsbriefkasten eines Schiffes auf der Route von Helgoland nach Hamburg. Auflieferung des Briefes beim Postamt in Hamburg (s.h. Langstempel 1"HELGOLAND" mit Schlußpunkt - ab Mitte 1852 bis Ende 1873 in Gebrauch). Hier wurde dann auch die "4" (4 Shilling) für das Franco angebracht. Ob das 4 1/2 bedeuten soll - glaube ich eher nicht.


    Tarife nach Hamburgs Beitritt zum DÖPV vom 1. Januar 1852 bis 30. Juni 1866


    Alle Briefe beliebiger Entfernung ab Oktober bis Anfang Juni ---- 4 Shilling

    ab Mitte Juni bis September (während der Badeszeit) -------------- 4 Shilling

    plus zusätzlichen Seezuschlag für Dampferbenutzung ------------- 2 Shilling


    (Quelle: Hellmuth Lemberger "Helgoland Philatelie" Seite 18 für das Porto; Seite 24 für den Stempel)


    Gruß

    DSBerlin

    "Wer von Nichts eine Ahnung hat, kann wenigstens überall mitreden!"

  • Hallo DSBerlin,


    "4 Schilling für das Franko angebracht" kann ja nicht sein, da keiner etwas bezahlt hat. Der Brief sollte auch nicht frankiert werden, sonst hätte man links unten "frei" notiert haben.

    Man hat ihn einfach eingeworfen. In blau war zu taxieren, wenn der Empfänger zahlen sollte - Barfrankaturen waren prinzipiell in roter Tinte vorzunehmen.

    Ob es 4 Sgr. oder 4 1/2 Sgr. heißt, weiß ich nicht, tippe aber eher auf 4 1/2. Zu prüfen wären Portobriefe aus dieser Zeit von Helgoland nach Preussen - dann wird man sicher die richtige Taxe finden.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ich frage mich warum die beiden Schlenker hinter der 4 angeschrieben sind. M.E. haben sie mit der 4 eigentlich nichts zu tun. Warum mehr schreiben als nötig.

    Liebe Grüße

    Harald


    Wein- und Sektstadt Hochheim am Main



  • Hallo,


    die "4" wurde definitiv beim Postamt in Hamburg angebracht!!! Hierzu gibt es einige Stücke/Briefe die genau den gleichen Vermerk zeigen. "4 1/2" - hmm bisher noch nicht gesehen (was nichts heißen soll :) ). Könnte eventuell gehen wenn vielleicht Bestellgeld "erhoben" wird. Vielleicht unglücklich ausgedrückt, aber gemeint war schon das der Betrag vom Empfänger eingezogen/bezahlt werden muste. Barfrankatur - nein!


    Gruß

    DSBerlin

    "Wer von Nichts eine Ahnung hat, kann wenigstens überall mitreden!"

  • ... ein preussisches Bestellgeld konnte nur von der Abgabepost in Preussen eingezogen werden, nicht von Hamburg aus.

    Hinter der 4 könnte man noch Silbergroschen (Sgr.) schreiben, aber das hier sieht mir nicht nach einem Kürzel für Sgr. aus.


    Wenn ein Brief von HH nach Berlin 4 Sgr. kostete (im Postverein), dann war 1/2 Sgr. vlt. das Porto von Helgoland bis Hamburg?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo,


    lt. Beschreibung im Katalog soll auf der Brierückseite der "14 September 1865" vermerkt sein, also 2. Portoperiode -> 4 Shilling! Was mich eher stutzig macht, ist das kein Seezuschlag für die Dampferbenutzung erhoben wurde (s.h. "ab Mitte Juni bis Septemper - während der Badezeit" + 2 Shilling).


    Gruß

    DSBerlin

    "Wer von Nichts eine Ahnung hat, kann wenigstens überall mitreden!"

  • Hallo,


    lässt einem ja keine Ruhe und Spaß macht es auch herauszufinden wie es sich verhält. :) Mal eine andere These: Es sind wirklich "4 1/2" vermerkt und es handelt sich nicht um Shilling, sondern um Silbergroschen - geht ja nach Berlin/Preußen, die das Entgelt einziehen müssen. Die Umrechnung "4 1/2" Silbergroschen entsprechen 6 Hamburger Schillinge (Curant), daraus ergibt sich 4 Shilling für den Brief + 2 Schilling Seezuschlag/Dampferbenutzung im September sind dann 6 Shilling!


    Gruß

    DSBerlin

    "Wer von Nichts eine Ahnung hat, kann wenigstens überall mitreden!"

  • Hallo,


    zu meiner These könnten diese 2 Belege aus meiner Kartei passen.




    Gruß

    DSBerlin

    "Wer von Nichts eine Ahnung hat, kann wenigstens überall mitreden!"

  • ... 4 5/10 Neugroschen = 4 1/2 Silbergroschen, das passt doch alles jetzt zusammen. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Ich würde den Brief so interpretieren: Einwurf ohne Frankatur in einen Schiffsbriefkasten eines Schiffes auf der Route von Helgoland nach Hamburg. Auflieferung des Briefes beim Postamt in Hamburg (s.h. Langstempel 1"HELGOLAND" mit Schlußpunkt - ab Mitte 1852 bis Ende 1873 in Gebrauch). Hier wurde dann auch die "4" (4 Shilling) für das Franco angebracht. Ob das 4 1/2 bedeuten soll - glaube ich eher nicht.

    Hallo DSBerlin,


    wie soll denn bei Einwurf in den Schiffsbriefkasten ein FRANCO dargestellt worden sein? Mit angeklebter Münze?


    Die "4 1/2" (Sgr.) stellten die Taxe für Helgoland-Briefe in den Postverein dar, zusammengesetzt aus 1 1/2 Sgr. Seeporto und 3 Sgr. für den Postverein. Einen Portozuschlag für unfrankierte Briefe gab es nicht, weil Helgoland Postvereinsausland war.


    Einige Beispiele mögen das belegen:





    Beste Grüße

    Altsax

  • Hallo,

    lt. Kohl-Handbuch Band IV, Seite 830:

    2 Sch. Seezuschlag in den Sommermonaten + 4 Sch. Vereinsporto = 6 Sch. = 4 1/2 Sgr. für Briefe von Helgoland nach Preußen.

    Falls gewünscht, kann ich die Seite scannen.

    Gruß, Siegfried