Frankreich - Preußen

  • Liebe Freunde,

    hier ein Brief aus Ay im Departement Marne nach Kobylepole bei Posen (heute ein Ortsteil von Posen) vom 22.8.1844.

    Der Brief stammt aus Mareuil und wurde per Landbriefträger eingesammelt, Kreisstempel OR (Origine Rurale) und Ovalstempel I.D für die 1 Dec. Landpostporto.

    An weiteren Stempeln sind vorderseitig der Rayon-Stempel C.F.3.R und rückseitig 2 französische Stempel von Paris (??) und St. Quentin zu sehen. Die preußische Post begnügte sich mit einem Ausgabestempel. Also leider kein Eingangsstempel von Aachen o.ä.

    Taxiert wurde der Brief mit 18 1/2 Sgr., wovon 12 Sgr. für das preußische Porto anfielen (die Reduzierung der preußischen Taxen galt erst ab 1.10.1844).

    Hat jemand Unterlagen, welches Porto vertragsgemäß an Frankreich für Briefe in die verschiedenen Rayons zu vergüten war?

    Wurde die Landpost-Decime von Preußen erstattet oder nicht? Was ich bisher darüber gelesen habe, eher nicht.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hallo Michael,

    für je 30 g musste Preußen an Frankreich vergüten:

    C.F.1.R. = 8 Decimen

    C.F.2.R. = 15 Decimen

    C.F.3.R. = 23 Decimen

    C.F.4.R. = 32 Decimen

    C.F.5.R. = 42 Decimen

    (Nach Art. 19, PV Frankreich-Preußen v. 1817)

    Grüße

    Karl

  • Hallo Karl,

    danke für die Angaben, den PV habe ich.

    Die Frage ist, wieviel Preußen für einen Brief der 1. Gewichtsstufe aus dem 3. Rayon normalerweise taxierte?

    Bei dem Brief oben fielen 12 Sgr. preußisches Porto an, so dass 6 1/2 Sgr. an französischem Porto dazu kamen.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hallo,

    Briefe aus Frankreich, die über Bayern nach Preußen spediert wurden, kommen nur sehr selten vor.

    Interessant ist hierbei, dass der Auslagestempel auf diesem Brief aus Loriol nach Burau vom 13.8.1839 zweimal abgeschlagen wurde. Im oberen wurden 40 Kr. in rot für das fremde Porto und im unteren 12 Kr. für den bayerischen Transit notiert. Obwohl 52 Kr. nur 15 Sgr. entsprachen, wurden 17 1/2 Sgr. angeschrieben. Mit dem preußischen Porto von 6 Sgr. (30-40 Meilen) errechnete sich ein Gesamtporto von 23 1/2 Sgr.

    Die rückseitig abgeschlagenen Stempel Zeiz und Porto v. Hof belegen, dass der Brief nicht über Leipzig (Leitwegsangabe des Absenders), sondern mit dem direkten Paketschluss Hof-Zeitz nach Preußen gelangte.

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    ich denke, dass französische Briefe über Bayern nach Preussen entweder fehlkartiert wurden, da kam ja immer mal wieder vor, oder wie hier wegen einer Adress-Besonderheit an Bayern gegeben wurden.

    Hier schrieb der Absender in Loriol (ich will immer "Loriot" schreiben) "Duché de Saxe", also Herzogtum Sachsen, aber in Frankreich las man wohl Royaume de Saxe, also Königreich Sachsen, und für Briefe ins Königreich Sachsen waren Taxis bzw. Bayern ja die richtigen Transitdienstleister.

    Da hast du ein tolles Stück - Glückwunsch. Wer hätte es nicht gerne? :P:P

    Dazu sind 2 Auslagenstempel auf einem Brief mir in nur ca. 12 - 15 Fällen bekannt und das allein wäre schon eine Oberrosine.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    vielen Dank für deine Bemerkungen.

    Wo glaubst du, wurden die Auslagestempel abgeschlagen. In Frage kommen wohl Nürnberg und Hof. Zunächst dachte ich, blaue Taxierung in Nürnberg und rote Taxierung in Hof. Doch das wäre des Guten zu viel. Ich gehe davon aus, dass es sich um den identischen Stempel handelt, der in Hof gestempelt wurde.

    Grüße

    Karl

  • Hallo Karl,

    m. E. sind das Hofer Stempel. Ich kann auch keine blaß-blaue Tinte erkennen (wobei ich die 12 auch nicht sehe im unteren Auslage-Stempel). Hof schrieb ja immer in preussisch-Rot.

    Die Auslagestempel von Nürnberg und Hof unterscheiden sich nur marginal ... sie stammen sicher vom selben Stempelschneider.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    auch Briefe aus Preußen nach Frankreich über Bayern sind rar, obwohl in Art. 9 des PV Bayern-Preußen 1816 diese Möglichkeit erwähnt wurde, wobei diese Briefe bis Hof zu frankieren waren.

    Dies ist bei diesem Brief aus Treuenbriezen nach Colmar vom 28.12.1820 der Fall. Der Absender schrieb "frei bis Hoff" und bezahlte bis dorthin 5 gGr.

    Die Weiterspedition erfolgte im direkten Paketschluss über Württemberg und Baden nach Straßburg. Da der Brief über 15 g schwer war, betrug die Portobelastung 23 Decimes (9 x 2,5). Dieser Betrag setzt sich zusammen aus dem Auslandsanteil von 18 Dec. (7 x 2,5) und dem Inlandsporto von 5 Dec. (2 x 2,5).

    Grüße

    Karl

  • Hallo Karl,

    ja, ein sehr seltenes Stück - der Brief wurde in Strasbourg mit genau 15g (s. links) gewogen, da die deutschen Länder keine Gramm-Gewichte hatten.

    Haute Saxe (also oberes Sachsen) kam wo auf den Brief?

    Im Archiv von Colmar gab es nur ganz wenige Briefe wie diesen. Glückwunsch zu dieser Pretiose.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Karl,

    danke für die Info - ich hatte es mir gedacht, aber (mit 10 kg auf der Wampe) nicht nachschauen können ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    Friedrich Ludwig Tenge kaufte im Jahr 1814 das Gut Niederbarkhausen im Fürstentum Lippe. Hierzu folgendes aus dem Internet:

    Friedrich Ludwig Tenge – Wikipedia

    Hierzu folgender Portobrief (Hülle) aus Paris an Herrn Friedrich Ludwig Tenge "frei Bielefeld - Pruße (Preussen)" in Niederbarkhausen. Bielefeld gehörte bis 1813 zum Königreich Westphalen und kam dann zu Preussen. Niederbarkhausen gehörte zum Fürstentum Lippe und war 12 km einfacher Fußweg von Bielefeld entfernt. Zur Taxierung, bzw. mit welcher Währung bezahlt wurde, müssen sich die Experten äußern.

    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Hallo Freunde,

    ich habe hier einen Brief aus Paris nach Düsseldorf vom 20.4.1825 . Gerichtet war das Schreiben
    A S. E.
    Monsieur Le Comte de
    Hatzfeldt
    en son Hotel à
    Düsseldorf
    Grand Duché de
    Berg

    Es geht in dem Brief um die Zahlung von 78 (soixante dix-huit) Francs.

    Wie sich das Porto zusammensetzt weiß ich nicht, da mir keine Unterlagen Frankreich - Preußen vorliegen. In Düsseldorf wurden 8½ Sgr bezahlt, was zu den 55 Meilen (412 km) paßt.
    Der Abgangsstempel von Paris war das bekannte P im Dreieck, das stolze 52 Jahre benutzt wurde.
    Triangle
    Der Briefbogen weist links oben einen aufwendigen Absenderstempel auf, der maschinell geprägt wurde. Die Ränder der Platte sind bis heute erhalten.

  • Hallo Freunde,

    hier habe ich noch einen Brief aus Paris. Dieser ist vom 15.4.1803 und lief nach Trier. Adressiert ist er
    Au Citoyen
    Lelievre Directeur de l' Enregt
    A Trèves
    La Sarre

    Der Inhalt handelt davon, daß die Nummerierung der Vorgänge nicht korrekt war und es Konsequenzen geben würde.
    Erstaunlich finde ich bei diesem dienstlichen Brief, daß er den Stempel P. PAYÉ PARIS erhielt. Normalerweise waren dienstliche Schreiben portofrei. Auf der Rückseite die Taxe von 5 Déc.
    Der verwendete Stempeltyp (48 mm) war seit 1788 im Einsatz. http://marcophilie.org/mqp-port-paye-lineaire-1788.html

  • Hallo Dieter,

    Ich weiß nicht, wie man "Administrateurs de l'Enregistrement et des Domaines" übersetzt (Verwalter der Registratur und der Domänen???). Aber diese Beamten genießen keine Portofreiheit. Außerdem ist der Brief verschlossen. In den meisten Fällen musste die Post von mittleren Beamten, die in den Genuss der Portofreiheit kamen, offen in Papierstreifen verschickt werden.

    Aus dem Inhalt des Briefes geht hervor, dass der Administrator in Paris dem Direktor Lelièvre erlaubt, die Ausbildung eines "Surnuméraire" in seinem Büro fortzusetzen.

    Ein "Surnuméraire" ist ein Angestellter in der Verwaltung, der noch kein Beamter ist, obwohl er in der Organisation Dienst tut, muss auf eine freie Stelle warten, um eine Festanstellung zu erhalten.


    Viele Grüsse.

    Emmanuel.

  • Ein "Surnuméraire" ist ein Angestellter in der Verwaltung, der noch kein Beamter ist, obwohl er in der Organisation Dienst tut, muss auf eine freie Stelle warten, um eine Festanstellung zu erhalten.

    Hallo Emmanuel,

    das System ist vermutlich in allen deutschen Landen so gewesen und ist heute auch so.

  • Hallo Freunde,

    hier habe ich noch einen Brief aus Paris vom 6.11.1804 mit dem P im offenen Dreick, wie es seit 1778 als Aufgabestempel benutzt wurde. Dieser Brief wurde abgeschickt vom Trésorier du Senat. Das Schreiben ist eine Drucksache und gerichtet
    Au Receveur
    des Domaines, au bureau
    de Boon, départ. du
    Rhin et Moselle

    Wie Emmanuel in #16 erklärt hat, waren die Beamten der Domänenverwaltung nicht portobefreit.
    In Bonn mußten daher 8 ?? bezahlt werden. Bei einer Entfernung von 400 km (ca 100 Postmeilen) passen nach dem Tarif von 1796 diese 8 Sous überhaupt nicht. Auch der Tarif vom März 1800 (jetzt km und Déc.) passt nicht. Was ist die Erklärung? Ausland war Bonn zu der Zeit nicht, da es bereits seit 1797 zum Dép. 102 gehörte.
    Ich hatte mich mit dem Datum vertan. Also ist der Tarif von 1802 anzuwenden, wie Emmanuel in #22 richtigstellt. Es sind daher 7 Déc. für die Strecke + 1 Déc. Aufschlag für das 2. Gewicht von 6 - 8 Gramm.
    Kann jemand mir kurz den Inhalt schildern?