Ist dies eine Neuentdeckung für Altdeutschland?

  • ... na das klingt doch schon mal positiv, dass mit diesem Humburg nach über 100 Jahren endlich mal aufgeräumt wird. :thumbup::thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Ergänzen möchte ich noch, dass sich in meiner Sammlung acht ungebrauchte Exemplare der 6 Kreuzer befinden, die nach meiner subjektiven Wahrnehmung so ziemlich das gesamte blaue Farbspektrum abdecken und bis in ein helleres, schließlich sogar ein dunkles Ultramarin reichen. Leider befinden sich diese Marken zur Zeit mehrere 1000 km entfernt, so dass ich sie leider aktuell nicht zeigen kann.

    Bei anderen Marken führt das Ausschöpfen des gesamten Farbspektrums eher zu weniger "Aufregung". Allenfalls könnte hier noch interessant sein, ob es vielleicht einen chemischen Farbspezialisten gibt, der uns erklären kann, durch welche Komponenten beziehungsweise deren Entfall die blaue Farbe in einen ultramarinen Ton changieren könnte. Das ist aber letztlich eine chemische Frage, zu der ich nichts sagen kann, deren Beantwortung aber vielleicht einen Baustein zur Klärung des Mysteriums um unsere ultramarine Sonderfarbe liefern könnte.

  • Alle Farben wurden von Hand gemischt - und ein bisserl mehr hiervor und ein bisserl weniger davon können schon deutliche Unterschiede bewirken.

    Lieber Ralph,

    als blaue Druckfarbe überwog seinerzeit bei weitem das Preußischblau in all seinen Varianten (Miloriblau, Pariserblau etc). Ein dem Ultramarin entsprechender Farbton ließ sich damit allerdings ohne Weiteres nicht erzeugen.

    Insofern ist die These einer Mischungsvariante nur dann zu begründen, wenn das "normale" Blau überhaupt eine Mischung aus farbgebenden Komponenten gewesen ist.

    Man wird sicherlich keine ultramarine Marke für eine zerstörende Prüfung opfern wollen, aber eine "normale" sollte die zu gewinnende Erkenntnis schon wert sein.

    Ohne entsprechende Untersuchungen wird man weiter auf Vermutungen angewiesen bleiben.

    Liebe Grüße

    Jürgen

  • Ich habe meine Probenmarken von Herrn BPP Stegmüller zurückbekommen.

    Im Ergebnis will Herr Stegmüller sich nicht festlegen. Er räumt zwar ein, dass Farbabweichungen zur Nr. 17A bestehen und auch eine andere UV-Farbe besteht.

    Kurt Karl Doberer hat in seinem Artikel "Alte Briefmarken, Battenberg Verlag München, 1983, S. 132" hervorgehoben, dass die Probedruckmarke chemisch mit einer ganz anderen Farbe hergestellt wurde als die späteren Originale. Unter UV-Licht erscheint der Probedruck in GELBBRAUN während die späteren Originale VIOLETT leuchten.

    Das Probepaar Oldenburg 17 stammt aus der Sammlung Helmut Franken, die 1990 bei Christian Zieme auch als Probedruck versteigert wurde (mit Abbildung) und das Briefstück Esenshamm ist im Katalog Peter Zgonk, Auktion Gärtner 07.04.2018 ebenfalls mit Farbfoto abgebildet.

    So richtig überzeugt das Herrn Stegmüller nicht.

    Ob man eine UV-Farbe fälschen kann?


    "Möglicherweise ergeben sich durch künftige Prüfvorlagen neue Erkenntnisse." Dies war der Schlußsatz des BPP.

    Nun ja. Ich habe in den letzten 32 Jahren (seit der Zieme-Auktion im Jahr 1990) nur diese beiden Stücke gesehen und gefunden. Massenware scheint es also nicht zu sein. Es kann natürlich sein - rein theoretisch -, dass in den nächsten 30 Jahren noch einmal ein weiteres Stück auftaucht...


  • Ich habe mittlerweile zwei weitere Stücke gefunden, die nicht nur zur Nr. 17A eine abweichende Farbe haben, sondern auch unter UV-Licht gelbbraun bis braun erscheinen.

    1. Ein Briefstück mit Stempel Ra2 "Lohne"

    links eine "normale" Nr. 17 A, rechts m.E. eine gestempelte 17 P 3

    die gleichen Marken unter UV-Licht: rechts die "normale" Nr. 17A violett, links Bfst. "Lohne" hellbraun bis braun - etwas dunkel unter UV fotografiert, der Unterschied ist aber gleichwohl deutlich erkennbar.

    2. Ein Brief mit K2 Oldenburg

    Brief mit K2 Oldenburg und einer "Fleischroten"

    sehr viel heller unter UV-Licht fotografiert, aber eindeutig auch braun bis hellbraun

    interessant ist, dass diese Marke so ziemlich exakt den gleichen waagerechten Durchstich hat wie das "Lohne"-Bfst. Sehr wahrscheinlich stammen diese Marken aus dem gleichen Bogen, denn diese fleischrote Markenfarbe ist extrem selten. M.E. ist diese Farbe nur bei der Probenmarke zu finden, die nur in 2 Bögen zu jeweils 100 Stück gedruckt wurde. Bei der „normalen“ Nr. 17A kommt diese Farbe nicht vor. Der senkrechte Durchstich dieser beiden Marken weicht allerdings voneinander ab, kann aber auch bei diesen beiden Probebögen "von Hand" und nicht maschinell justiert worden sein. Dies wäre zumindest eine Erklärung.

    im Vergleich dazu: "normale" Nr. 17A unter UV-Licht erscheint diese Marke violett in unterschiedlichen Tönungen

    Im Vergleich dazu das Esenshamm-Briefstück:

    links eine "normale Nr. 17A unter UV violett, rechts das Esenshamm-Bfst.: unter UV braun bis gelbbraun


  • Farbprobedrucke 17 P 2 in braun, grün und orange (aus meiner Sammlung)


    Farbprobedrucke der IV. Ausgabe wurden noch im Jahr 1975 in der 5. Auflage des Altdeutschland Spezial-Kataloges und Handbuches von Hans Grobe nur in den Farben grün, orange, braun und blau mit dem Klischee der 1-Groschen-Marke registriert.

    Die rote fehlte damals. Kurioserweise, denn gerade diese Farbe wurde für 1-Groschen-Marke bestimmt.

    In den Michel-Katalogisierungen ist die Marke jetzt enthalten. Ebenso bei Florian Berger, S. 50.

    Am 12. Mai 1862 schickte die preußische Staatsdruckerei, die den Druckauftrag für die neuen Marken hatte, an die oldenburgische Post- und Telegraphendirektion von der Ein-Groschen-Druckform je zwei Bogen zu je 100 Marken zu allen von der Serie vorgesehenen Farben grün, orange, gelbbraun, rosa und blau. Die oldenburgische Post gab 4 Tage später den Druckauftrag (siehe K.K. Doberer, "Ein unbekannter Probedruck von Oldenburg", Der Sammler-Dienst, Coburg, Heft 9, 1955, S. 429)

    Von den 10 Probedruckbögen wurde Ende 1891 "der größte Teil" im Nachlass eines früheren höheren oldenburgischen Postbeamten gefunden und von dessen Sohn an einen Berliner Händler verkauft (K.K. Doberer, a.a.O.).

    Was nun genau, welche Marken in welchen Mengen, in diesem Nachlaß gefunden wurden, ist leider nicht festgehalten worden.

    Die heutige Seltenheit der roten Probedruckmarke ist schon kurios.

    K.K. Doberer nimmt nicht an, dass dieser Probedruck amtlich den am Schalter zu verausgebenden Marken zugefügt worden ist. Sein Verschwinden aus dem Blickfeld dürfte weniger amtlichen als menschlichen Gründen zu verdanken sein. Vielleicht hat bereits jener hohe Beamte, der im Besitz der Proben war, begonnen, die roten Groschenmarken auf seine Korrespondenz zu kleben. Offenbar wurden sie aber auch, zumindest zum Teil mit den anderen Probedrucken in Serie abgegeben, dann aber, obwohl sie "grundsätzlich" Probedrucke waren, von den Empfängern "nach Augenschein" wohl nicht als solche, sondern als die reguläre Marke betrachtet (K.K. Doberer, a.a.O., S. 429 f.).

    K.K. Doberer gibt hier in desem Beitrag an, dass er selbst eine gestempelte "braunrot quarzende" Marke besaß. Er war sich im Jahr 1955 aber nicht sicher, ob dies ein gestempelter Probedruck war oder möglicherweise eine Frühauflage der Oldenburg Nr. 17A.

    Nun muß man natürlich feststellen, dass die Frühauflage der Oldenburg Nr. 17A sehr wahrscheinlich in der Farbe BLASSROSA gedruckt wurde (vgl. hierzu Krötsch-Orth, S. 68, der die sehr blassen und hellen Marken der Frühauflage zuordnet). Frühe Briefe aus meiner Sammlung aus dem Jahr 1862 und 1863 haben jedenfalls vorwiegend diese Markenfarbe.

    Diese blassrosa Farbe ist eine Farbe, die von der deutlich dunkleren fleischfarbenen Probe sehr deutlich abweicht. Aber auch die Rosa- und Rot-Farbtöne der Oldenburg Nr. 17A unterscheiden sich deutlich von der "Fleischfarbenen". Ich kann diese Probenmarke jedenfalls gut - letztlich auch aufgrund eines umfassenden Vergleichsmaterials - relativ schnell identifizieren und von den "normalen" Nr. 17 unterscheiden. Der UV-Test bestätigt letztlich nur diese "Identifizierung".

    Da ich trotz sehr langer Suche auf ebay, delcampe und diversen Anbietern unter den Oldenburg Nr. 17 bisher nur das ungebrauchte Paar und diese zwei Briefstücke und diesen Brief gefunden habe, gehe ich davon aus, dass diese von mir gefundenen gebrauchten Probenmarken im normalen Postverkehr verwendet und "verklebt" wurden.

    Wie diese Marken allerdings nach Lohne und Esenshamm - so die Poststempel - gelangt sind, wird wahrscheinlich nie geklärt werden...

    Wie viele (ungebrauchte und gebrauchte) Probenmarken ebenfalls noch in Sammlungen schlummern und mit "normalen" Nr. 17 verwechselt werden, kann man nur mutmaßen.

    Die Maximalanzahl betrug jedenfalls im Jahr 1862 nur 200 Stück.

    K.K. Doberer geht in seinem Beitrag, den er als Altprüfer Jahrzehnte später im Jahr 1983 verfasst hat (K.K. Doberer, Alte Briefmarken, S. 132, Battenberg Verlag 1983) auch wohl davon aus, dass die These einer "Frühauflage" dieser Marke kaum haltbar ist. (Denn dafür ist diese Marke viel zu selten.) Er macht hier deutlich, dass diese Probenmarke offensichtlich mit einer chemisch ganz anderen Farbe gedruckt wurde als die späteren Originale. Denn anders ist die andere UV-Farbe nicht erklärbar.

    Ich finde die "story" um diese Marke ganz interessant, denn es ist schon etwas kurios, dass unsereins nach 160 Jahren noch Briefmarken findet, die der zuständige Bundesprüfer offenbar bisher nicht kennt...

    Dies zur Seltenheit alter Briefmarken.

  • Diese kleine "story" geht weiter....

    Ein weiteres Fundstück auf Ebay:

    Ich habe noch eine weitere Probenmarke gefunden. Diesmal ist es ein Briefstück von Abbehausen.

    Unter UV-Licht hat auch diese Marke die gelbbraune Farbe.

    Und hier noch einmal der Vergleich zu "normalen" Oldenburg Nr. 17A , links und rechts im Bild, die unter UV-Licht violett leuchten.

    Es ist wie eine kleine "Schatzsuche"...

    Es scheint so, dass zu damaliger Zeit viele dieser Probenmarken als normale Frankatur verwendet und auf Korrespondenzen "verklebt" wurden. Trotzdem ein enormes Glück, diese heute noch zu finden. Es wurden 2,1 Millionen Marken der Oldenburg Nr. 17A ausgegeben und vorab nur 200 Proben der fleischfarbenen 17 P 3 gedruckt. Und diese Proben waren nicht frankaturgültig! Man muss daher wohl auch davon ausgehen, dass nur ein kleiner Bruchteil dieser Proben auf Briefen verklebt wurde. Der Hauptteil dieser 200 Marken - soweit überhaupt noch in dieser Anzahl existent - wird noch ungebraucht in Sammlungen "schlummern" und mit Oldenburg Nr. 17A verwechselt werden. Aber ich finde die "Gestempelten" um ein Vielfaches interessanter. Und sehr wahrscheinlich bin ich tatsächlich der Einzige, der eine solche Sammlung dieser Marken hat...

    Es ist auch interessant, dass diese Marke auf dem "Abbehausen-Bfst." in der Zentrierung des Wappenovals ziemlich genau mit dem ungebrauchten Paar übereinstimmt, welches ich bereits in der Sammlung habe...

    Es deutet vieles darauf hin, dass dieses Bfst. aus diesem Bogen stammt.