Böhmen - Bayern

  • Liebe Sammlerfreunde,


    bei dem folgenden Brief deutet vieles auf einen Frankobrief
    (lt. Herrn Helbig in seinem Buch "Vorphilatelie - Deutung von
    Gebührenbvermerken auf Briefen" - weist er darauf hin, daß
    zu dieser Zeit öfters der Frankobetrag auf die Adreßseite
    geschrieben wurde. Franko - oder Portobriefe waren zwischen
    Bayern und Österreich und umgekehrt aber nicht zulässig.
    Der Brief ist aus Prag und wurde nach Castell (Bayern) am
    10. Mai 1820 gesandt.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,


    der Brief musste franko in bayererische Grenze gestellt worden sein, weil es ja nur das Grenzfrankoverfahren zwischen Bayern und Österreich gab. Er hat wohl 1 1/2 Loth gewogen, die mit Rötel unter den später korrigierten 16 Kreuzer stehen.


    Es gab einen Kartenschluß Prag - Nürnberg und Nürnberg hatte ihn erst mit 16, dann mit 20 und endlich mit 25 Kr. taxiert (oben links steht "Mit Deßertazion" = Dissertation, wodurch sich das erhöhte Gewicht erklärt). Die von Nürnberg blau taxierten 25 Kr. wurden dann mit Rötel verstärkt, warum auch immer.


    Sehr interessanter Brief!


    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Hallo VorphilaBayern


    Ich glaube auch dass der Brief Grenzfrankiert war, oder auch Portofrei bis Grenze obwohl es kein ExOffo angeschrieben ist.


    Die Portotaxen sind etwas schwierig zu verstehen. In Österreich ist der Brief als 1 1/2 Loth gewogen. In Nürnberg aber zuerst als 1 Loth Brief gewogen - sehe oben bei Pragstempel. Es entspricht dann 16 Kreuzer in 4. Taxrayon. Hier hat man aber gemerkt dass Castell in 5 Taxrayon lag und ist dann zu 20 Kreuzer geändert (Castell-Grenze liegt um die 26 Meilen). Dann ist die dritte Kontrolle der Brief wieder in 4 Gewichtsstufe gehoben und die richtige Taxierung endlich mit 25 Kreuzer angeschrieben geworden. Es ist alles deutlicher mit Rötel und Unterstreichung gemacht.


    So war mein Interpretation. Kann aber falsch sein.


    Danke fürs Zeigen :)


    Viele Grüsse
    Nils

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis grösser als in der Theorie.

  • Hallo Bayern-Nils und bayern klassisch,


    herzlichen Dank für eure Einschätzung.
    Gerade Briefe aus dieser Zeit aus Österreich
    mit Frankovermerk auf der Adreßseite sind
    teilweise schwierig zu erklären.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,


    aus dieser Korrespondenz zwei weitere Briefe:
    Einschreibebrief vom 20. März 1821, bei dem das Franko in Prag
    nicht angeschrieben wurde. In Bayern fielen 25 Kreuzer Porto an.


    Einschreibebrief aus Prag gegen Recepisse des Empfängers vom 15. April 1827.
    Der Absender bezahlte bei der Briefaufgabe ein Franko von 36 Kr.C.M. und
    4 Kr.C.M. Einschreibegebühr. Siegelseitig vermerkt. In Bayern fiel ein Porto
    von 20 Kreuzer rh. an.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgender Brief: Brief aus Maria-Ratschitz (Böhmen / Österreich, jetzt Marianske Radcice, Tschechien) vom 13. Mai 1808, nach Fuchsmühl in der Oberpfalz, mit Leitvermerk über Teplitz und Eger (beide Orte Böhmen / Österreich, jetzt Tschechien). Von Eger ging es mit der Thurn und Taxisschen Lehenspost (Reitpost von Amberg über Tirschenreuth und Waldsassen bis Eger und zurück). Ab 1. Juli 1808 nahm Bayern die Post in eigene Regie und beendete die Thurn und Taxis'sche Post im Königreich Bayern. Der Brief ging dann bis Waldsassen (Briefsammlung) oder Tirschenreuth (Postexpedition). Nachdem keinerlei Taxierungen auf dem Brief sind, könnte der Brief auch gänzlich mit einen privaten Boten befördert worden sein, oder nur von Teplitz bis Eger mit der österreichischen Post und von da mit einen privaten Boten nach Fuchsmühl.


    Zu Maria-Ratschitz folgender Link:


    https://www.marianske-radcice.com/aktuelles/geschichte/


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,


    zwei Briefe gingen von Prag jeweils an die hochgräfliche Castellsche Credits Cassen Administration in Castell (per Possenheim).

    die Taxvermerke sind für mich "Böhmische Dörfer",

    Ich vermute, dass Nürnberg 10 Kreuzer beim Brief "PRAG/FRANCO" und 15 Kreuzer beim "PRAG recomandirt" für Bayern notiert hat.

    Die Taxierung auf der Rückseite "PRAG/FRANCO" ist unleserlich für mich, der RECO-Brief wurde mit 28 + 4 = 32 Kr.C.M. taxiert.

    Richtig ?


    Beste Grüße

    Siegfried


  • Hallo Siegfried,


    zur bayerischen Seite: 10x für den einfachen Brief, 15x für den Brief über 1/2 bis 1 Loth ab der Ö-Grenze.


    Zu den österr. Taxen: Der 1. Brief kostete den Absender 10x über 6 - 9 Poststationen zur bayer. Grenze einfach.


    Der 2. Brief ist mit 28x CM Postporto ausgewiesen über 12 Poststationen über 1/2 bis 1 Wiener Loth. Offenbar war die 1. Leitung direkter gewählt worden, als die 2. Versendung, wenn der Postler alles richtig gemacht hat. Umwege kosteten Geld, jedenfalls in Österreich, in Bayern nicht, weil dort das System immer in direkter Linie Anwendung fand.


    Schönes Paar und gut zu beschreiben (zumindest jetzt). :P

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Siegfried,


    ja, die Kosten der Recommandation 4x CM zahlte der Absender - 1835 galt noch der Frankozwang, also musste der jeweilige Absender seine Briefe stehts bis zur Grenze bezahlen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Hermann,


    wie ich es lese, gab der Absender den in dem Brief genannten Betrag und diesen Brief dem "Überbringer" mit, womit er sich einen Wertbrief Österreich - Bayern sparte, der sicher nicht günstig geblieben wäre.


    Tolles Stück und 50 km Weg waren wohl mit Pferd oder Kutsche noch zu bewältigen - per pedes dürfte das damals nicht ohne gewesen sein ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Ralph,


    vielen Dank.

    Ich glaube eher, daß es per Fuß gewesen ist, denn schmuggeln gehörte damals und gehört bis heute an dieser Grenze auf beiden Seiten zum täglichen Geschäft. Grenzgänger gab es immer.


    Liebe Grüße,

    Hermann