1. Koalitionskrieg

  • Liebe Freunde,


    Heute ein Brief aus Baden (Willstätt (Ortenaukreis) bei Kork) vom 9. Juli 1795, von Johannes Herr Dragoner unter Obrist-Leutnant von Faber Compagnie, ?? quartiret zu Willstätt bey Kork, an Herrn Mathäus Armbruster, Bären Wirth in Ober Jettingen im Wildberger Oberamt im Württembergischen a? Ober-Jettingen.

    Recto: Vermerk “Fra(nco) Freudenstadt, verso: nur Siegel.


    Ich habe lange überlegt unter welchem Thema Ich den einstellen sollte und bin letzlich bei “Die Kriege und die Post” gelandet.


    Text: Gott zum Gruß, Viel geliebter Herr Pfleger, Euren Brief habe Ich richtig erhalten mit samt denen 11 Fl. (?) gelt wie auch das Hemt (?) vor welche gefälligkeit ich mich vielen malen bedanke. Von Neuigkeiten am Rhein kann ich euch weiteres auf dieses maalen nichts schreiben als daß wir bis Morgen als den 10ten dieses Monats ins Lager bey Marlen (am Rhein, südlich von Kehl) einrücken müssen. Von den Franzosen spricht man allerhand wovon nichts gründliches zu schreiben ist als wo man halt vom Frieden keinen Gedanken haben darf. Es schauet weiters gar nicht gut aus, wir seint geplagt Tag und Nacht und weiß kein Mensch warum sie seint trüben und wir herüben und so schaut eins das andere an und traut keiner dem anderen. Nur daß die Leute Vieh und alles geplagt ist.

    Eine sündliche Teuerung befindet sich am Rhein. Daß sich der gemeine Man bald gar nicht mehr zu helfen weiß, in Kork im Haupt Quartier sizen 8 Spionen (?) von Kehl, die man trabiert hat und sogar gefunden die ganze Rhein Armee von Basel bis Maynz. Das Fleisch ist gar theuer bey uns. Wir bezahlen zwar nur 7 X. aber der Mezger bekomt noch 9 X. vom Regiment bey den Burgersleuten kostet das # (Pfund) 16 X. Ochsenfleisch das Schweinefleisch 14 X. das Dürrfleisch 24 X. Also seint ihr von mir tausent mal gegrüßt und in den Schuz des Allerhöchsten befohlen und ich verbleibe Euer gehorsamer Pflegsohn.


    Johannes Herr(?)Dragoner unter Obrist-Leutnant von Faber Compagnie, ?? quartiret zu Willstätt bey Kork, Willstätt 9 (oder 19)tn July 1795.


    Brief aus einem badischen Feldlager während des 1. Koalitionskrieges nach Württemberg.


    Ich sehe zwar den Vermerk “Fra(nco) Freudenstadt” aber ansonsten nichts was auf eine Beförderung mit der Post schliessen lässt – wie kann man sich den Transport des Briefes vortellen – gab es damals Portobefreiung für Soldaten im Dienst?


    Bin für jede Meinung dankbar.

    Liebe Gruesse,

    Bruno




  • Lieber Bruno,


    ein sehr interessanter Brief, der die nachrevolutionären Wirren dieser Zeit schön illustriert.


    Du hast den Text prima transkribiert.
    Bezüglich Deiner Fragezeichen beim Absender lese ich:


    Johanes Herre Dragoner unter

    Herr Obrist Leitnant v Fabers

    Compagnie

    Bequartiert in Willstett bey Kork.


    Willstett d. 19.te

    July 1795


    Viele Grüße

    Gerd