Entlastet Stempel

  • liebe Sammlerfreunde,

    ich zeige hier einen Portobrief, der am 23.7. 1856 von Berlin nach Düsseldorf versandt wurde. Absender war laut Siegel das Königl. Pr.(eußische) Ministerium des Inneren, geheime Kanzlei. Das Porto betrug in der dritten Entfernungsstufe 3 Sgr. und wurde in Blau notiert.

    Der Empfänger wollte den Brief jedoch unfrei nicht annehmen. Auf der Rückseite wurde notiert: Wird frei erbeten.

    Vorderseitig wurde jetzt der Stempel Entlastet Düsseldorf aufgesetzt sowie in Blau Retour ausgeworfen..

    Da der Brief nicht in Düsseldorf zugestellt werden konnte, entfiel die Porto-Einnahme und musste deshalb in den Unterlagen umgebucht werden. Die Briefkarten (für die eingehende Post und die abgehende Post mit dem zu retournierenden Brief) waren entsprechend zu korrigieren, zur Dokumentation dieser Buchungsvorgänge hatten größere Städte diese "Entlastet"-Stempel.

    In Berlin wurde jetzt der Stempel Entlastet Berlin aufgesetzt. Meine Vermutung:

    Das Ministerium wollte den Betrag auch nicht zahlen und die Post musste den Betrag abschreiben. Kann das jemand bestätigen oder korrigieren?




    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

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  • was mich nur wundert ist, dass das Ministerium den Brief nicht portofrei versandte, sie genoss doch Portofreiheit.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Dieter


    sicher galt die Portofreiheit auch an Privatpersonen.


    Lieber Erwin


    ich denke, dass der Brief schon in Berlin zugestellt werden konnte. Möglicherweise hat die Behörde einfach vergessen, eine Portofreiheitsfranchise anzubringen. Der Postbeamte ahnte die Portofreiheit und somit das Porto nicht eintreibbar war. Somit konnten die 3 Sgr. ausbuchen werden.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Möglicherweise hat die Behörde einfach vergessen, eine Portofreiheitsfranchise anzubringen.

    Lieber Ulf, das hatte ich auch schon vermutet.

    Um es noch mal klarzustellen, vor allem, weil ich geschrieben hatte, dass der Brief in Berlin nicht zugestellt werden konnte. (Ich habe in Düsseldorf verbessert.):

    1. Der Brief ging fälschlicherweise mit Porto belastet nach Düsseldorf.

    2. Dort wurde er nach Berlin retourniert und in den Unterlagen umgebucht

    3. In Berlin wurde er dem Ministerium zugestellt und die 3 Sgr. ausgebucht.

    4. Somit ist der Brief dann aber in Berlin geblieben?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hallo zusammen,


    wenn dem so war, könnte man fragen, warum der Brief dann nicht nachträglich mit Franchise versehen noch mal auf die Reise ging.

    Es gibt Briefe, da bleibt ein Rest Ungewissheit.


    Gruß

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Michael,

    da hast du sicher Recht.

    Vielleicht hatte sich die Sache auch erledigt, man weiß es nicht.

    Ich bin ja froh, dass ich fast alle meine Briefe (auch mit Hilfe der Forenteilnehmer) beschreiben kann. Bevor ich hier Mitglied wurde (dank des lieben Heriberts hasselbert ) sah das noch ganz anders aus.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Liebe Freunde,


    bar jeden innerpreussischen Verwaltungswissens, kenne ich vergleichbares von Bayern - in diesen Fällen wurden die schon versandten Briefe in größere Briefe gepackt und nochmals unter Franchise verschickt.


    Erhalten blieben mal die inneren Briefe wie hier, mal die Äußeren (seltener) und ganz selten beide zusammen. Aber das sind dann schon Glücksfälle, die man nur in den Archiven findet.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo,


    einen "Entlastet Magdeburg" auf unfrankierten und zurückgesandten Brief aus der Schweiz kann ich zeigen.


    Eine Woche früher wäre es eine "Ersttagsverwendung" der schweizer Portomarken !


    Gruß

    Ludwig

  • Es war von der ...... Kanzlei im Kanton Aargau ganz schön optimistisch, im Jahr 1878 den Brief (eine Urkunde?) unfrei an eine Firma in Magdeburg zu schicken. Schließlich hatte sich im Postwesen seit 1850 viel geändert.

    Aber so sehen wir jetzt einen schönen Beleg.


    Dieter

  • Hallo Ludwig,


    kannst du den Inhalt zeigen? Was schickte das Gericht am 4.7.1878 (beide am gleichen Tag) unfrankiert nach Magdeburg und Dresden?


    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo Dieter,


    die Briefbogen sind relativ fest verklebt. so dass ich sie ohne Beschädigung nicht öffnen kann. Stammen wohl aus dem Archiv und wurden dort so abgelegt.


    Gruß Ludwig