Bayern nach Wuerttemberg Vormarkenzeit

  • Liebe Freunde,

    Heute mal wieder Bayern nach Württemberg mit einem eingeschriebenen Portobrief vom 29.12.1843 aus Oettlingen an seiner Hochwohlgeborenen Grafen, Herrn Sigmund von ??? auf ??? Königl. Württembergs. Oberamtsgerichts=???? in Ulm (später gestrichen und in Waldsee abgeändert - Bzugsbrief).

    Recto: HK “OETTINGEN 29/12”, Z “CHARGEÉ”, Manualnummern “305” und “606”, Vermerk “gegen Postschein”, und Taxen “10” (von Bayern), “10” (in Rötel – von Württemberg), sowie “21” (Kr.) als Gesamtporto incl. Botenlohn. Die Chargierung kostete 4 Kr. und war direkt bei Aufgabe des Briefes vom Absender zu bezahlen.

    Wer kann mir mehr zur Adresse sagen?

    Ich hoffe das stimmt alles.

    Liebe Gruesse,

    Bruno

  • Lieber Bruno,

    Grafen Herr Sigmund von Adelmann auf Adelmannsfelden, kgl. württ. Oberamtsgerichts-actuar.

    Eine Weiterleitung ohne Kosten, wie hier, ist m. E. sehr selten und setzt immer voraus, dass der Absender der Post in Ulm seine neue Anschrift vorher mitgeteilt hatte.

    Ansonsten ein Traumbrief. :love::love:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    Heute nochmal Württemberg nach Bayern mit einem einfachen Brief vom Königl. Württ. Gerichtsnotariat Calw vom 27.08.1847 an die ?????? Landsberg.

    Recto: Z2 “CALW 9 SEPT 1847”, DKr “AUGSBURG AUSLAGE” in rot, verschiedene Taxvermerke (welche Ich nicht lesen kann), Vermerk links unten (für mich auch nicht lesbar), sowie Vermerk “vertatur” = zurück, da unfrankiert nicht angenommen (siehe Vermerk verso).

    Verso: Z2 “AUGSBURG 10 SEPT 184? III”, E “LANDSBERG 21 9”, und Siegel von Calw?

    Wer kann mehr zu diesem Brief sagen - insbesondere zu den Taxen?

    Liebe Gruesse,

    Bruno

  • Lieber Bruno,

    vert, verte oder ausgeschrieben vertatur heißt "hinten", nicht "zurück".

    Adresse: An die Inspection des Landarmenhauses Landsberg.

    Unten links lese ich: dortige Landarmensache.

    Dieser Vermerk suggeriert, dass zuvor Landsberg etwas vom Amt in Calw gewollt hatte. Aber ob das tatsächlich der Fall war, ist ohne die komplette Akte zu haben schwierig zu sagen.

    Calw taxiert mit 9x bis zur bayer. Grenze. In Augsburg schlug man darauf den Auslagestempel ab und notierte 6x für Bayern = 15x total.

    Die bayer. Empfängerbehörde in Landsberg/Lech nahm ihn wegen Unfrankatur nicht an und stempelte mit dem Dienstsiegel.

    Jetzt lief der Brief wieder über Augsburg retour. Da die schwarze, bayer. 15 mit "A(uslage" versehen wurde, musste man in Calw diese 15x für den ersten Zustellversuch auch bezahlen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (27. Juli 2022 um 19:05)

  • Hallo Tim,

    vielen Dank - 2 Jahre bei der Bundeswehr, auch wenn es schon gut 40 Jahre her ist, waren offenbar zu lange ... :D

    Habs geändert, nicht dass man mich noch für einen Militaristen hält.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Ralph,

    oho, ein SaZ-Zwo, ich hab` nur die 15 Monate Pflicht und die mit dem blauen Barrett an der "Zahnarztfront" im SanZentrum verbracht. Das mit der "Inspection" kommt ja schon etwas verwirrend daher, das hört sich in der Tat eher militärisch an. Warum es die bei den (Land-)Armenhäusern auch gegeben hat, geht ganz gut an dem Beispiel anbei hevor:

    Geschichten von Damals

    LG

    Tim ;)

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • :thumbup::thumbup::thumbup: Die Heimatgemeinden mussten zahlen, wenn ein "Landeskind" arm und krank wurde, also Geld brauchte. Daher gab es auch so viele Pflegefälle nach der Auswanderung (und Württemberg war wohl das größte Auswanderungsland in Deutschland), wenn es Probleme gab und die bayer. Gemeinden die Heimatgemeinden in Württemberg anschrieben und ihnen Rechnungen präsentierten.

    Da ich ja eine Mini-Sammlung "Armensachen" habe, gehört der Brief eigentlich zu mir ... 8)

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Ralph und lieber Tim,

    vielen Dank fuer Eure Antworten (btw.: Ich war Z18 - Kriegsdientverweiger und trotzdem eingezogen - so war das eben damals).

    Laut Duden bedeutet "vertatur" man wende!, man drehe um! , von daher gehe Ich davon aus dass der Vermerk "wird unfrankiert nicht angenommen" gemeint war und der Brief deshalb zurueck geschickt wurde (was ja wohl das gleiche wie "zurueck" bedeuted)?.

    Mit lieben Gruessen,

    Bruno

  • Lieber Bruno,

    so, du warst "Urinkellner", wie das damals spöttisch hieß? :D:D

    Nein, mit "verte, vert, vertatur, verso" usw. verwies die Abfabepost, die hinten etwas Wichtiges notiert hatte, wie z. B. einen Retourvermerk, die Aufgabepost hinten zu lesen, warum der Brief nicht zugestellt werden konnte. Die freie Übersetzung heute im flapsigen Deutsch wäre: Guckst du nur (hinten) ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich ein Rosinchen - Dienstbrief derer von Thurn und Taxis aus Regensburg vom 28.5.1812 "An Das fürstl. Thurn und Taxische Rentamt zu Ballmertshofen".

    Der Absender notierten "fco Grenz", also franko bayer.-württembergische Grenze, aber das hatte nichts mit Geld zu tun, sondern mit der Tatsache, dass in Bayern das Fürstenhaus und seine Dienststellen portofrei geschaltet worden waren (ab 1808) und man damit sagen wollte, dass für den bayer. Teil der Leitung keine Kosten anzufallen hatten.

    Als Zeichen dafür notierte die Aufgabepost hinten 2 schräge Parallelstriche, das Zeichen aus alter Zeit, dass hier nichts zu fordern war.

    Allerdings war die Taxispost in Württemberg, sonderbarerweise, nicht an diese bayer. Besonderheit gebunden und taxierte ab der Grenze 6x für Wüttemberg unter taxischer Postregie.

  • Danke und da bist du nicht der Einzige - für 1 BP$ durfte ich mir den nicht entgehen lassen ... :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Ganz deiner Meinung, lieber Dieter, auch wenn es schon ein paar dieser Briefe gibt, aber die Kombi ist schon nicht so übel.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo,

    hier ein ähnlicher Brief wie der von Ralph nach Buchau vom 10.12.1826.

    In einem Übereinkommen zwischen Bayern und Thurn u. Taxis vom 23.7.1831 sind unter anderem das Rentamt Ballmertshofen als auch das Rentamt Buchau aufgeführt, welche als Fürstliche Thurn u. Taxissche Ämter zum Genuss des Portofreitums auf den Königlich Bayerischen Posten berechtigt sind.

    Grüße

    liball

  • Hallo Karl,

    sehr schön - zeigt dein Brief hinten auch die Doppel-Strich-Frankoparaphe?

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Karl,

    danke - dann wurde wohl über das Siegel oder das persönliche Kennen die Portofreiheit garantiert. Auch gut!

    Liebe Grüsse vom Ralph

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