Oldenburg Nr. 17A - 1 Groschen - / die unterschiedlichen Farben, Plattenfehler und Besonderheiten

  • Im Juli 1862 kam mit der IV. Ausgabe von Oldenburg u.a. die Nr. 17 A – 1 Groschen an den oldenburgischen Postschalter. Die Marke wurde im Buchdruck mit Prägedruck in der Kgl. Preussischen Staatsdruckerei hergestellt. Der Durchstich erfolgte zunächst mit 11 ¾ (enger Durchstich).

    Diese Marke ist die häufigste Marke von Oldenburg. Die Auflage dieser Marke (einschließlich der B-Variante) betrug laut Orth-Krötsch, 1895, S. 66 insgesamt 2.100.000 Stück. Die Marke wurde in Bogen zu jeweils 100 Stück gedruckt. Es gibt Bögen mit und ohne Rand-Nrn. im Bogenrand. Bogenrandstücke auf Brief mit Rand-Nrn. sind sehr gesucht!

    Der vorgesehene Verwendungszweck dieser Marke war das "Normalporto" für Briefe im Gebiet von Oldenburg. Es kommen auch vielfach Briefe vor, bei der diese Marke als Mehrfachfrankatur für eine höhere Gewichtsklasse eines Briefes oder für Briefe ins Postvereinsgebiet verwendet wurden.

    Briefe der Nr. 17A sind die häufigste Frankatur von Oldenburg. Guckt man z.B. auf Ebay sind zumeist 5 bis 10 Briefe mit dieser Frankatur im Angebot. Und natürlich ist die angebotene Stempelvielfalt auf dieser Marke enorm.

    Der Michel-Deutschland Spezial 2020, S. 210 beschreibt die Farbe der Marke mit „(lebhaft) karmin“ und unterscheidet hier nicht weiter. Dies zeigt noch nicht einmal annähernd auf, welche Farbenvielfalt es bei der Oldenburg Nr. 17A gibt.

    Demgegenüber differenziert Orth-Krötsch, S. 60 verschiedenen Farben der Nr. 17A wie folgt:

    • blassrosa (Aufl. 1862 Juni, 1865 Dez.) blassrosa
    • rosa (Aufl. 1862 Juni, 1863 Okt., 1864 Sept., 1865 Dez.) rosa
    • rot (Aufl. 1863 Okt.) rot
    • dunkelrosa (Aufl. 1863 Okt., 1864 Sept.) dunkelrosa

    Ich habe nicht nur diese vier Farben auf den Nr. 17A festgestellt, sondern auch noch eine weinrote Farbe.

    weinrot (Aufl. wahrscheinlich 1866) weinrot

    Nach meiner Beobachtung und Einschätzung ist die weinrote Farbe nur sehr selten zu finden und auch die blassrosa Variante kommt weniger häufig als die anderen Farben vor. Von der roten Farbe gibt es eine recht breite Farbpalette unterschiedlicher Tönungen. Daher ziehe ich Orth’s Angabe ein wenig in Zweifel, dass diese Marke in der roten Farbe in nur einer Auflage erfolgte.

    In Bildanlage zeige ich alle fünf Farben der Nr. 17A (Bild 1 – 5) (aus meiner Sammlung), einen Brief mit einem senkrechten Dreierstreifen der 17A ins Postvereinsgebiet (Bild 6) (aus meiner Sammlung) in die oldenburgischen Exklave Birkenfeld sowie einen Brief mit der weinroten Nr. 17A (Bild 7).

    BILD 1 - blassrosa

    BILD 3 - rot

    BILD 4 - dunkelrosa

    BILD 5 - weinrot

    BILD 6 - Brief Dreierstreifen blassrosa

    BILD 7: Brief - weinrot

    BILD 8: Plattenfehler "Strich über der Krone", siehe Berger, S. 50

    BILD 9: Plattenfehler "doppelter Rahmenbruch obere Umrandung"

    BILD 10: Plattenfehler "Strich über Krone" auf Brief rund ausgeschnitten ESENSHAMM

    Bei der Nr. 17A sind bislang zwei Plattenfehler gefunden worden. Beide sind im Michel-Katalog noch nicht registriert. Der 1. Plattenfehler zeigt einen kleinen „Strich über dem Kreuz des Wappens“ (Bild 8), der 2. Plattenfehler einen „Rahmenbruch oben an der äußeren Umrandung“ (Bild 9).

    Als weitere Besonderheit gibt es rund ausgeschnittene Nr. 17A mit Abstempelungen aus Stollhamm und Esenshamm. Ich zeige hier einen Brief (aus meiner Sammlung) mit einer rund ausgeschnittenen Nr. 17A aus Esenshamm, die den Plattenfehler 1 „Strich über dem Kreuz des Wappens“ hat (Bild 10).

    Außerdem gibt es von der Nr. 17A die „Heppens-Halbierung“, die 17A H. Ich verweise auf meinen diesbezüglichen Beitrag hier im Forum.

    BILDER

    Bild 1 Oldenburg Nr. 17A blassrosa Stpl. Ra2 Sande (aus meiner Sammlung)

    Bild 2 siehe Nr. 17A rosa siehe # 2

    Bild 3 Oldenburg Nr. 17A rot Stpl. Ra2 Warfleth (aus meiner Sammlung)

    Bild 4 Paar Oldenburg Nr. 17A dunkelrosa K2 Varel (aus meiner Sammlung)

    Bild 5 Oldenburg Nr. 17A weinrot Ra2 Elsfleth (ausmeiner Sammlung)

    Bild 6 Brief Dreierstreifen Oldenburg Nr. 17A blassrosa nach Birkenfeld (ausmeiner Sammlung)

    Bild 7 Brief Oldenburg Nr. 17A weinrot K2 Oldenburg (ausmeiner Sammlung)

    Bild 8 Oldenburg Nr. 17A PF 1 "Strich über dem Kreuz des Wappens" Ra2 Elsfleth (aus meiner Sammlung)

    Bild 9 Oldenburg Nr. 17A PF2 "Rahmenbruch oben an der äußeren Umrandung" Ra2 Burhave (aus meiner Sammlung)

    Bild 10 Brief Oldenburg Nr. 17A rund ausgeschnitten + PF 1 "Strich über dem Kreuz des Wappens" Ra2 Esenshamm (aus meiner Sammlung)

  • Ich sehe gerade, dass das BILD 2 mit dem Ra2 Abbehausen eine "dunkelrosa" 17A ist. I'm sorry.

    Daher stelle eine rosa Nr. 17A mit Ra2 Friesoythe als BILD 11 ein.

    Fehlendes BILD 2 oben: Farbe rosa

    Dies ist m.E. BLASSROSA, d.h. der Farbton ROSA fällt zumeist kräftiger aus. (Brief Esenshamm, rund geschnitten) (aus meiner Sammlung)

  • Ich habe nunmehr das Buch von Herrn Florian Berger, Oldenburg Philatelie 1852 - 1867 vorliegen, welches in diesem Jahr erschienen ist.

    Herr Berger differenziert hier - im Gegensatz zu mir - überhaupt nicht nach Farben bei den einzelnen Marken der IV. Ausgabe (S. 47).

    Bei den Plattenfehlern kennt er nur den Plattenfehler 1 und bezeichnet diesen als "kleinen farblosen Punkt über der Krone" (S. 50). Der Plattenfehler 2 ("Rahmenbruch oben an der äußeren Umrandung") ist ihm unbekannt.

    Thema sind für Herrn Berger die Bogenrandnummern (s. 49). Hier bildet er zwei Briefstücke mit und ohne Bogenrandnummern ab.

    Von den "Heppens-Halbierungen" (Nr. 17A H) kennt er nur zwei Briefe und ein Briefstück. Ich verweise auf meinen Beitrag zur "Heppens-Halbierung", in dem alle vier Stücke abgebildet sind.

    Auch die rund ausgeschnittenen Marken von Esenshamm sind Herrn Berger - genau wie mir - nur mit dem Stempel Esenshamm bekannt.

  • Ich zeige hier einen weiteren PLATTENFEHLER der Nr. 17A - 1 Groschen, und zwar "Bruch des Innenrahmens über dem B von Oldenburg".

    Auch dieser Plattenfehler ist weitgehend unbekannt und noch nirgendwo katalogisiert.

    BILD: Nr. 17A in den Farben ROT, BLASSROSA und ROSA

  • Lieber Oldenburg-Sammler

    Super Dokumentation !!

    Danke für die Blumen.

    Ich versuche, alle mir verfügbaren Informationen darzustellen. Im Rahmen meines Versuchs, mal eine Übersicht über dieses Sammelgebiet zu erstellen.

    Die weinrote Nr. 17A war auch Orth nicht bekannt. Und von den dargestellten 3 Plattenfehlern kennt selbst Florian Berger, siehe sein aktuelles Buch S. 50, nur einen Einzigen. Ich meine sogar, dass der 3. Plattenfehler „Bruch des Innenrahmens über dem B von Oldenburg“ bisher noch nirgendwo publiziert wurde.

  • Hier noch weitere Besonderheiten bei der Oldenburg Nr. 17A. Es gibt augenscheinlich auch Marken mit doppeltem Durchstich.

    BILD: Brief Nr. 17A in karminrot mit blauem Ra2 JEVER von 1866, die Marke weist einen doppelten vertikalen Durchstich 11 3/4 (Durchstich A) aus. (aus meiner Sammlung)

    BILD: Vergrößerung - doppelter Durchstich Nr. 17A

  • Die Oldenburg Nr. 17A gibt es in den dargestellten Farben blassrosa, rosa, rot, dunkelrosa und weinrot.

    Die seltene weinrote Nuance ordne ich bisher dem Jahr 1866 zu, da ich diese Farbe bisher nur auf 2 Briefen gesehen habe. Der erste Brief stammt vom 03.08.1866 und hat eine Farbnuance, die in der Farbe sehr ähnlich ausfällt wie die Marke Hannover Nr. 14 d - weinrot -. (BILD 7)


    BILD: Oldenburg Nr. 17A weinrot

    Es gibt allerdings einen weiteren Brief in meiner Sammlung, der eine deutlich dunklere Nuance einer weinroten Farbe ausweist und die das Datum "Varel 5/5" 1866 trägt. Diese Marke ist offensichtlich nachgedunkelt bzw. oxidiert. Ich gehe daher davon aus, dass diese weinrote Farbe dazu tendiert, zu oxidieren und sich sehr dunkel zu färben.

    BILD: Bf. vom 05.05. 1866 mit oxidierter weinroter Oldenburg Nr. 17A

    Von der "Weinroten" gab es offenbar aus dem Jahr 1866 noch Restbestände, die dann Anfang 1867 mit dem "B"-Durchstich 10 versehen wurden. Im nächsten Bild zeige ich einen Viererblock, der ebenfalls bereits eine beginnende Oxidation ausweist.

    Bild: Viererblock der Nr. 17B weinrot mit Oxidationsspuren (aus meiner Sammlung)


    BILD:

    In der 2. Bokerauktion vom 7.12.1985 gab es unter Los-Nr. 157 dann diesen Brief mit einer Oldenburg Nr. 17B weinrot als Ganzsachen-Zusatzfrankatur nach Norderney vom 01.08.1867, den John Boker einige Jahre zuvor bei Kruschel erworben hatte. Das Bild zeigt die Beschreibung des Auktionsloses im Kruschel-Katalog Anfang der 80er Jahre. Kruschel irrt hier dahingehend, dass es sich bei dieser Zusatzfrankatur um eine Nr. 17A handelt.

    Das Pendant zu diesem "Inselbrief" nach Norderney wurde in der Auktion Sammlung Peter Zgonc, Aktion Christoph Gärtner vom 07.04.2018 unter Los-Nr. 394 versteigert. Das Auktionshaus Gärtner bezeichnete die Markenfarbe als "karmin, gering oxidiert".
    Tatsächlich ist es ebenfalls eine (deutlich oxidierte) "Weinrote", hat die gleiche Handschrift wie der "Bokerbrief" und ist am 7.8.1867 nach Norderney adressiert. Die Marke stammt offenbar aus dem gleichen Bogen. Ich habe diesen Brief "auf Umwegen" für meine Sammlung erworben.

    Ergänzend muss ich sagen, dass ich diese extreme Oxidation und deutliche Dunkelfärbung der Marke bisher nur bei der weinroten Nuance gesehen habe.

    Die hellen Nuancen "blassrosa" und "rosa" oxidieren m.E. nicht, aber sie verblassen in der Farbe. So auch die meisten Rottöne. Einzelne rote Nuancen verfärben sich zwar mitunter in ein bräunliches Rot, einen schwärzlichen Ton wie bei der weinroten habe ich noch nie gesehen. Die Oldenburg Nr. 17A "dunkelrosa" oxidiert allerdings leicht ins weinrote. Zumeist sind diese Farben der Weinroten zur Dunkelrosa aber noch gut unterscheidbar.

    Es gibt dann zu diesen 5 Farben der Oldenburg Nr. 17A noch die Farbe der Probenmarke 17 P 3. Die Probenmarke ist fleischfarben. Und unterscheidet sich damit von den Originalen der Nr. 17A.

    BILD: links Oldenburg Nr. 17B - weiter Durchstich in rosa und rot, rechts Paar des Probedrucks 17 P 3 in fleischfarben und engem Durchstich 11 3/4

    ALLE Marken der Nr. 17A und B sind unter UV-Licht violett, dies variiert von einem sehr blassen und hellen violett bei der "blassrosa" bis zum UV-schwarzviolett bei der weinroten. Damit unterscheidet sich diese Marke deutlich vom fleischfarbenen Probedruck der 17 P 3, der unter UV-Licht gelbbraun leuchtet.

    Das extrem seltene Vorkommen der fleischfarbenen Oldenburg Nr. 17 P 3 - Auflage 200 Stück - lässt sich wohl am ehesten und wahrscheinlichsten damit erklären, dass diese Probenmarke unerkannt in einigen Sammlungen schlummert und mit der ungebrauchten Oldenburg Nr. 17A verwechselt wird.

  • Hier zeige noch noch andere Marken der 3 (bisher bekannten) Plattenfehler aus meiner Sammlung.

    Bf. Oldenburg Nr. 17A dunkelrosa, Plattenfehler I "Strich über der Krone" auf einem ungewöhnlichem "Eilt"-Brief mit dem seltenen blauen Ra2 "Steinhausen"

    Bf. Oldenburg Nr. 17B rosa - weiter Durchstich 10 - mit dem Plattenfehler I "Strich über der Krone" mit Ra2 "Lohne 17.10. (1867)

    3 Marken Oldenburg Nr. 17A, Plattenfehler II "doppelter Rahmenbruch oben an der äußeren Umrandung" in blassrosa (Ra2 "Heppens"), rot (Ra2 "Blexen") und dunkelrosa (Ra2 "Delmenhorst")

    Bfst. Oldenburg Nr. 17A in rosa Plattenfehler III „Bruch des Innenrahmens über dem B von Oldenburg“ mit dem blauen Doppelkreisstempel Oldenburg 12.6. in Type I