Die Postgeschichte der Stadt Wildeshausen

  • Es interessiert mich, Dingen intensiv nachzugehen, die aus dem allgemeinen Rahmen fallen.

    Daher schreibe ich hier mal einen kleinen Artikel über den oldenburgischen Postort Wildeshausen zu den Zeiten der großherzoglich oldenburgischen Postverwaltung. Dies mag im ersten Eindruck „uninteressant“ wirken und beinhaltet nichts „Spektakuläres“, diese kleine Darstellung hat aber gleichwohl seine kleinen Besonderheiten.

    Wildeshausen ist heute im Landkreis Oldenburg gelegen und eine Kleinstadt mit ca. 21.000 Einwohnern. Wildeshausen gilt als die älteste Stadt im Oldenburger Land. Man erhielt die Stadtrechte aus Bremen im Jahr 1270 und damit noch vor Oldenburg, welches erst im Jahr 1345 Stadt wurde. Dies unterstreicht die Bedeutung, die Wildeshausen zu früheren Zeiten innehatte.

    Die Geschichte der ersten oldenburgischen Briefmarken begann genau wie bei den anderen Postorten am 05. Januar 1852. Wildeshausen hatte zu dieser damaligen Zeit 5.088 Einwohner (am 03.12.1855: Orth, Die Poststempel von Oldenburg, 1911, S.216) d.h. das anteilige Postaufkommen Wildeshausens ist auf ca. 1,25% in Bezug auf das gesamte Briefaufkommen Oldenburgs zu schätzen.

    Der erste und zum damaligen Zeitpunkt einzige Poststempel, den man in Wildeshausen verwendete, war ein einzeiliger Langstempel „WILDESHAUSEN“. Ausweislich der Untersuchung von Paul Orth wurde dieser Stempel bereits seit dem Jahr 1824 auf Vorphila-Briefen verwendet (Orth, S. 309, Nr. 186b). Von Anbeginn an und über seine gesamte Verwendungszeit war die Stempelfarbe dieses einzeiligen Langstempels auf den Briefen schwarz.

    Auf Briefen mit der 1. Markenausgabe Oldenburgs ist dieser Poststempel keinesfalls häufig zu sehen, auf Briefen mit Frankaturen der Oldenburg Nr. 3 und Nr. 4 ist er sogar nur selten zu finden. Warum dies so ist, kann man nur mutmaßen. Es sind jedenfalls nicht allzu viele Briefe aus dieser Anfangszeit erhalten geblieben. Dies mag auch daran liegen, dass dieser Poststempel als Entwertungsstempel nur und ausschließlich im Jahr 1852, also nur eine recht begrenzte Zeit verwendet wurde. In BILD 1 zeige ich einen Brief von Wildeshausen mit einer Oldenburg Nr. 2 II – 1/30 Thaler vom 11. Juli 1852, in Bild 2 einen weiteren Brief mit einer Oldenburg Nr. 3 II – 1/15 Thaler vom 24. Mai 1852. Die Entwertung beider Briefe erfolgte mit diesem schwarzen Langstempel „WILDESHAUSEN“.

    Bild 1

    Bild 2

    Bereits ab dem 3.12.1852 wurde nur noch ein zweizeiliger Rahmenstempel Wildeshausen verwendet. Dies ist nach meiner Kenntnis das früheste (nachgewiesene) Datum dieses Stempels. Ich verweise auf einen Brief mit einer Oldenburg Nr. 2 II aus meiner Sammlung, die dieses Stempeldatum in diesem Ra2 trägt (Bild 3). Orth ist daher insoweit zu berichtigen, denn dieser hat diesen zweizeiligen Rahmenstempel erstmals zum 15. Januar 1853 festgestellt. Laut Orth (vidi, Orth, S. 244) wurde mit schwarzer Stempelfarbe mindestens bis zum 5. Juli 1853 gestempelt. Ich zeige ergänzend eine Oldenburg Nr. 3 II und eine Oldenburg Nr. 4b (Bild 4) mit diesem schwarzen Ra2-Stempel.

    Bild 3

    Bild 4

    Ab dem 04. Februar 1854 wurde in Wildeshausen jedenfalls nur noch blaue Stempelfarbe genutzt (Orth, S. 244). Und zwar über die gesamte Zeit der oldenburgischen Briefmarken bis zum Jahr 1867. Daher ist dieser blaue Ra2 „Wildeshausen“ (im Prinzip) auch auf allen Marken sämtlicher oldenburgischer Ausgaben zu finden. In weiteren Bildern (Bild 5 bis Bild 7) zeige ich Marken und Briefe mit diesem Stempel.

    Bild 5

    Bild 6

    Bild 7

    Zum 31.12.1867 endete die Zeit der Oldenburger Marken. Auch danach, ab 1868 wurde dieser Stempel auf Marken des Norddeutschen Postbezirks und auf Brustschildmarken des Deutschen Reichs „nachverwendet“. Ohrt hat eine Verwendung bis zum 12. November 1871 registriert (Ohrt, S.205, 68c). Dieser Stempel wurde aber wohl noch länger verwendet als Orth es damals festgestellt hatte. Bild 8 zeigt einen Brief mit einer NDP Nr. 16 und 2 Briefstücke Deutsches Reich mit kleinem und großem Brustschild und dem Ra2 Wildeshausen, der in dieser Zeit wieder schwarze Stempelfarbe hatte.

    Bild 8

    Abschließend sei noch eine Besonderheit der IV. Ausgabe von Oldenburg erwähnt:

    Aus der „Sander-Korrespondenz“ sind eine ganze Anzahl von Auslandsbriefen in die USA mit verschiedenen Mischfrankaturen der IV. Ausgabe von Oldenburg erhalten geblieben sind, die alle mit dem blauen Ra2 von Wildeshausen entwertet wurden. Diese Briefe sind alle nach Illinois, Nord Amerika adressiert, ein Brief wurde sogar als Recommandirt- Brief aufgegeben und die Briefe haben unterschiedliche Frankaturstufen zwischen 5 ½ und 7 ½ Groschen (Bild 9 und Bild 10).

    Bild 9

    Bild 10

    Bilder:

    Bild 1 Brief Oldenburg Nr. 2 II vom 11. Juli 1852 mit dem schwarzen L1 Wildeshausen (aus meiner Sammlung)

    Bild 2 Brief Oldenburg Nr. 3 II vom 14. Mai 1852 mit dem schwarzen L 1 Wildeshausen (aus meiner Sammlung)

    Bild 3 Brief Oldenburg Nr. 2 II vom 3. Dezember 1852 mit dem schwarzen Ra2 Wildeshausen (aus meiner Sammlung)

    Bild 4 Oldenburg Nrn. 3 II und 4b mit schwarzem Ra2 Wildeshausen (aus meiner Sammlung)

    Bild 5 Briefstück Oldenburg Nr. 4a mit blauem Ra2 Wildeshausen (aus meiner Sammlung)

    Bild 6 Brief Oldenburg Nr. 5 mit blauem Ra2 Wildeshausen (7. Boker-Auktion, Los-Nr. 335)

    Bild 7 Brief Oldenburg Nr. 18 mit blauem Ra2 Wildeshausen (aus meiner Sammlung)

    Bild 8 Brief NDP Nr. 16 sowie zwei Briefstücke Deutsches Reich Nr. 4 und Nr. 19 mit schwarzem Ra2 Wildeshausen (aus meiner Sammlung)

    Bild 9 Recommandirt-Auslandsbrief USA mit Frankaktur 7 1/2 Groschen (Auktion Christoph Gärtner, Slg. Peter Zgonc v. 07.04.2018)

    Bild 10 Auslandsbrief USA mit Frankatur 5 1/2 Groschen (Sammlung Heinrich Sanders)

  • Hallo,

    gestern Morgen, von 6 bis 11 Uhr, hatte ich spaßeshalber die nachstehenden virtuellen Albumblätter "Wildeshausen" mit im Netz aufgefundenen Bildmaterial erstellt. Dabei mußte ich, weil die Bilder aus verschiedenen Bildquellen stammen, einige graphische Anpassungen vornehmen, u.a. damit alle einheitlich skaliert sind. Ich hoffe, dass die hiesige Software beim Hochladen meine auf A4-Format erstellten Bilder nicht verkleinert. Wissen, tue ich es erst nach dem Hochladen.

    Irgendwie hatten Oldenburg-Sammler und ich gleichzeitig einen ähnlichen Gedanken. :)

    Schön, dass einige der Belege nun ein würdiges Zuhause gefunden haben.

    Beste Grüße

    Markus

    P.S. die Bildquelle ist von mir unter jedem einzelnen Beleg auf den virtuellen Albumblättern niedergeschrieben.

  • Aus der Sander-Korrespondenz nach Illinois, USA gibt es noch mehr Auslandsbriefe. Alleine in der Bernstein-Sammlung, 330. Schwanke vom 14.05.2011 sind alleine schon 9 (!) (weitere) Briefe abgebildet. Die Mehrzahl der Briefe hat die Frankatur Nr. 16A, 18A und 19A (= 5 1/2 Groschen) . Es gibt hier aber auch einen weiteren Recommandirt-Brief, den ich doch hier mal als Abbildung mit aufnehme (BILD 11).

    Bild 11

    Bild 12 und Bild 13 sind Briefe mit der Oldenburg Nr. 2 II und der Oldenburg Nr. 4b und dem schwarzen L1 WILDESHAUSEN. Ebenfalls aus der 330. Schwanke. Es soll ja nicht der Eindruck entstehen, es gäbe nur die 2 Stücke aus meiner Sammlung.

    Bild 12

    Bild 13

  • Hallo Oldenburg-Sammler,

    ihr zeigt hier tolle Sachen. Aber bei dem Preisgefüge bleibe ich lieber bei meinen Heimatsammlungen, die oft genug auch einen Einsatz von weit jenseits 500 € verlangen.

    Auf deine weiteren Beiträge freue ich mich. :)

    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo,

    wieder ein interessanter und lesenswerter Beitrag - Danke dafür. Ich kann hierzu auch einen Brief zeigen.

    Gruß

    DSBerlin

    "Wer von Nichts eine Ahnung hat, kann wenigstens überall mitreden!"