Oldenburg Ausgabe 1852 beim Bremer Stadtpostamt: Über verwendete Marken und Stempel, "eingeschleppte Marken", falsche Briefkästen und den preussischen Nummernstempel "182" auf der 1. Markenausgabe

  • Dies ist ein Beitrag (ausschließlich) zur I. Ausgabe der oldenburgischen Marken in seiner Verwendung in Bremen.

    Mit Einführung der Oldenburger Briefmarken am 05. Januar 1852 verkaufte das Stadtpostamt Bremen oldenburgische Marken für den bremischen Briefverkehr in das Grossherzogtum Oldenburg am Postschalter.

    Es war nur die Marke Oldenburg Nr. 2, - 1/30 Thaler - am Bremer Postschalter erhältlich. Denn dies war nach meinem Kenntnisstand die einzige Marke der I. Ausgabe, die von der Grossherzoglich Oldenburgischen Postverwaltung nach Bremen geliefert wurde.

    Briefe einer höheren Gewichtsstufe oder Recommandirt-Briefe, die ein höheres Porto erforderten, wurden in Bremen nach der jeweiligen Portostufe mit zwei oder mehreren Marken der Oldenburg Nr. 2 frankiert.

    Ob die Marke Oldenburg Nr. 1 – 1/3 Silbergroschen olivgrün – als Drucksachenporto nach Bremen geliefert wurde, ist nicht nachgewiesen. Ich halte dies für zweifelhaft. Dafür sind Bremen-Stempel auf dieser Marke viel zu selten. Auch die Oldenburg Nr. 2 II und 2 IV, die beiden Marken, die in der Anfangszeit bis zum Jahr 1853 verwendet wurden, sind mit Bremen-Stempeln ebenfalls nur sehr selten zu finden.

    Ganzsachenumschläge wurde erst im Jahr 1861 eingeführt, scheiden daher in der Anfangszeit der 1. Markenausgabe aus.

    In Bild 1 zeige ich eine alte Radierung, die das vormalige Postamt Bremen zeigt, in dem neben den anderen Postverwaltungen in Bremen auch das Stadtpostamt Bremen untergebracht war.

    Bild 1

    Die oldenburgischen Marken der 1. Ausgabe wurden beim Stadtpostamt Bremen zunächst mit dem Doppelkreisstempel des Stadtpostamtes Bremen (Inschrift ST.P.A. Bremen) abgestempelt. In Bild 2 zeige ich diesen Doppelkreisstempel auf einer Oldenburg Nr. 2 III. Orth, Die Poststempel von Oldenburg, 1911, S.349, Nr. 71a hat eine Verwendung dieses Stempels bis zum 12. März 1858 gesehen. Eher selten wurde im Stadtpostamt auch ein Franco-Stempel zur Entwertung der Marken genutzt. Dieser kommt zwar auf der Oldenburg Nr. 2 vor, wird aber häufig nicht als Besonderheit identifiziert, weil er dem (sehr viel verwendeten) FRANCO-Stempel von Oldenburg stark ähnelt und mit diesem oft verwechselt wird. Genauere Details hierzu werde in einem anderen Beitrag darstellen.

    Bild 2

    Ab dem 3. Dezember 1857 hat Orth, S. 350 Nrn. 71a und c die Verwendung eines zweizeiligen Rahmenstempels beim Stadtpostamt Bremen registriert. In Anlage BILD 3 zeige ich einen Brief vom 29.04.1858 (aus meiner Sammlung) mit einer Oldenburg Nr. 2 III in (grünlich) dunkelblau (= Papierlieferung D), der mit diesem zweizeiligem Rahmenstempel des Bremer Stadtpostamtes abgestempelt wurde.

    Bild 3

    Nun zu den eigentlichen Besonderheiten.

    In Bremen wurden auch Marken aus Oldenburg „eingeschleppt“, d.h. Postkunden brachten in seltenen Fällen Marken, die sie vorher in Poststationen des Großherzogtums Oldenburg erworben hatten, mit nach Bremen. Und frankierten dort ihre Briefe mit diesen „eingeschleppten“ Marken, die sie dann beim Stadtpostamt Bremen abgaben und die dort mit bremischen Stempeln entwertet wurden. In Bremen nachweislich „eingeschleppt“ wurden sowohl die Oldenburg Nr. 3 – 1/15 Thaler - als auch die Oldenburg Nr. 4 – 1/10 Thaler -. Diese beiden Marken sind mit Bremen-Abstempelung daher schon als lose Stücke sehr selten. In Anlage (Bild 4) zeige ich (aus meiner Sammlung) den wahrscheinlich einzigen noch existenten Brief, frankiert mit einer „eingeschleppten“ Oldenburg Nr. 3 I – 1/15 Thaler, der am 12.06.1856 mit dem Doppelkreisstempel des Stadtpostamtes abgestempelt wurde. Darüber hinaus zeige ich in Bild 5 (ebenfalls aus meiner Sammlung) eine in Bremen „eingeschleppte“ Oldenburg Nr. 4a in hellgelb, die mit dem Rahmenstempel des Stadtpostamtes entwertet wurde.

    Bild 4

    Bild 5

    Auch preussische Stempel aus Bremen kommen auf Oldenburger Briefmarken vor. Und dies sogar auf „eingeschleppten Marken“.

    Denn es war so, dass die Postkunden in Bremen ihre Post nach Oldenburg nicht immer in den Briefkasten des Stadtpostamtes Bremen einwarfen, welches für die Zustellung der Post nach Oldenburg zuständig war. Paul Orth, Krötsch, S.112 beschreibt diesen Vorgang so:

    „Mit Ausnahme der Stempel bremischer Stadt-Postämter sind alle übrigen ausländischen Entwertungen oldenburgischer Postwertzeichen amtlich nicht beabsichtigt, sondern verdanken meistenteils einem Versehen ihr Dasein. So wurden in Bremen die nach Oldenburg bestimmten Briefe, zuweilen nicht auf dem bremischen St. P. A. abgegeben, sondern in den Briefkasten des dortigen hannoverschen oder preussischen u.s.w. Postamtes gelegt und von diesen Postanstalten – gewöhnlich auch ohne Strafporto (aus gewisser wechselseitiger „Courtoisie“ der in Bremen ansässigen Postverwaltungen) – vollgültig mit folgenden mir vorkommenden Stempeln entwertet und dem bremischen St. P.A. zur weiteren Beförderung zugestellt:“

    Paul Orth listet hier mehrere Stempel des hannoverschen, des preussischen und des Thurn- und Taxischen Postamtes auf, die auf Oldenburg Marken vorkommen.

    Unter Ziff. II Preussisches Postamt in Bremen wird unter a) der VIERRINGSTEMPEL mit der Nr. 182 angegeben. Nachfolgend zeige ich zwei Stempelabschläge dieses Stempels auf einer Oldenburg Nr. 2 I (Bild 6) (ex Boker, siehe unten) und einer „eingeschleppten“ Oldenburg Nr. 4a (Bild 7).


    Bild 6

    Bild 7

    Dieser Beitrag über oldenburgische Marken beim Stadtpostamt Bremen mit u.a. „eingeschleppten Marken“ und „fremden Poststempeln“ wird von mir in Bezug auf die weiteren Markenausgaben von Oldenburg fortgesetzt.

    Bilder:

    Bild 1 Radierung Stadtpostamt in Bremen um 1860

    Bild 2 Oldenburg Nr. 2 III mit Doppelkreisstempel des ST. P. A. (aus meiner Sammlung)

    Bild 3 Brief Oldenburg Nr. 2 III vom 29.04.1858 mit Ra2 Bremen (aus meiner Sammlung)

    Bild 4 Brief mit "eingeschleppter" Oldenburg Nr. 3 I und Doppelkreisstempel des ST. P. A. (aus meiner Sammlung)

    Bild 5 "Eingeschleppte" Oldenburg Nr. 4a und Ra2 Bremen (aus meiner Sammlung)

    Bild 6 Oldenburg Nr. 2 I mit preussischem Vierringstempel 182 (Heinrich Köhler- 2. Boker-Auktion, 7.12.1985)

    Bild 7 "Eingeschleppte" Oldenburg Nr. 4a mit preussischem Vierringstempel 182 (Rauhut & Kruschel, 191-Auktion, 25.05.2019)

  • Eine kleine Ergänzung zu diesem Beitrag:

    Es war nur die Marke Oldenburg Nr. 2, - 1/30 Thaler - am Bremer Postschalter erhältlich. Denn dies war nach meinem Kenntnisstand die einzige Marke der I. Ausgabe, die von der Grossherzoglich Oldenburgischen Postverwaltung nach Bremen geliefert wurde.

    Briefe einer höheren Gewichtsstufe oder Recommandirt-Briefe, die ein höheres Porto erforderten, wurden in Bremen nach der jeweiligen Portostufe mit zwei oder mehreren Marken der Oldenburg Nr. 2 frankiert.

    Aufgrund dieser Tatsache, dass dem Stadtpostamt Bremen zur Frankatur nur die Marke Oldenburg Nr. 2 zur Verfügung stand, sind viele gestempelte Einheiten der Nr. 2 erhalten geblieben. Denn die Mehrzahl dieser Paare und auch grösseren Einheiten der Oldenburg Nr. 2 - 1/30 Thaler - tragen den Zweikreisstempel des ST. P. A. Bremen.

    In Bild 8 zeige ich einen seltenen Viererstreifen der Nr. 2 mit Bremen-Stempel aus der Druckplatte 3 in der Kombination I + III + I + III (aus der 2. Boker-Auktion vom 7.12.1985).

    Bild 8

    Ich selbst habe (für meine Sammlung) einen Recommandirt-Brief aus Bremen mit 2 x Oldenburg Nr. 2 III erworben, bei dem diese Marken kurioserweise schon vorher anderweitig aufgeklebt waren. (Bild 9 + Befund Bild 10)

    Bild 9

    Bild 10

  • Freut mich, dass es Euch gefällt.

    Ich habe manchmal meine eigene kleine Sicht auf das Sammelgebiet Oldenburg. Aber das bleibt nicht aus, wenn man dieses Hobby 30 Jahre lang hat.

    Jeder Postort hat hier seine eigenen kleinen und großen Besonderheiten.

  • Hallo,

    ja es gibt immer wieder einen Anstoss seine Sammlung mit anderen Augen zu betrachten. Wobei ich wohl eher der "krieg-von-jeder-Marke-ein-gestempeltes-und-ein-ungebrauchtes-Stück" Typ bin! Vielleicht ein wenig aufgelockert mit ein paar Briefen und Ganzsachen. :)

    Gruß

    DSBerlin

    "Wer von Nichts eine Ahnung hat, kann wenigstens überall mitreden!"

  • Das ist das Schöne an diesem Hobby.

    Jeder kann sein „eigenes Ding machen“. Wie es Spaß und Freude macht und inspiriert.

    Aber ich habe mir schon ein bisschen „Wissen“ im Laufe vieler Jahre angeeignet. Und dies möchte ich mit meinen kleinen Beiträgen weitergeben.

  • Aber ich habe mir schon ein bisschen „Wissen“ im Laufe vieler Jahre angeeignet. Und dies möchte ich mit meinen kleinen Beiträgen weitergeben.

    Das finde ich sehr lobenswert. Es soll Sammler geben, die nehmen ihr in Jahrzehnten erworbenes Wissen lieber mit ins Grab als es mit anderen zu teilen und für die Nachwelt zu erhalten.

    viele Grüße

    Dieter

  • Ich möchte nicht über andere Sammler urteilen. Es besteht ja auch keine Verpflichtung, so etwas zu machen. Man muss dazu auch Lust haben und sich Zeit dafür nehmen.

    Auch ist es ja auch eine Anforderung und ein gewisser Aufwand, seine Gedanken zu ordnen und dies in einer Weise mitzuteilen, das Andere damit etwas anfangen können. Und dies auch interessant und lesenswert finden. Und selbst das ist jedes Mal eine neue Herausforderung… Denn ein uninteressantes wirres Geschreibsel will absolut niemand lesen.