Schweiz - Griechenland und die ionischen Inseln

  • Liebe Freunde,


    ein Brief aus Genf vom 25.8.1863 lief über Lausanne wie nach Corfu? Hinten meine ich Trieste lesen zu können, also wäre die Leitung mit dem österr. Lloyd gesichert. Aber wie interpretiert man die Gebühren vorne? Mein Sammlerfreund und ich sind sich da unsicher, weil es der 1. Brief der Altschweiz ist, der nach dorthin läuft ... Möglich: 25 Nkr. CH und DÖPV und 15 Nkr. für den Lloyd?

  • Hallo Ralph


    Ich meine ab Lausanne auf der Rückseite den Stempel BRIGUE zu lesen. Dann wäre der Brief über den Simplon transportiert worden.


    Gruss Martin

  • Hallo Martin,


    vielen Dank - aber dann wäre er über Italien nach Triest gelaufen, wenn Triest stimmt. Logischer wäre es über Bayern und Österreich, aber Brigue spricht dagegen. Wir müssen noch knobeln ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    die Interpretation gestaltet sich schwierig - so, wie ich mir das gedacht hatte.


    Ich gebe mal meine Infos zum besten, ohne zu wissen, ob es so war, oder nicht.


    Eine Leitung über Italien habe ich nicht gefunden. Eine Leitung über Frankreich gab es, aber dazu passt hier der Laufweg überhaupt nicht. In der Regel waren Briefe nach den Ionischen Inseln über Triest und ab da mit dem österreichischen Lloyd zu versenden. Es galt das Loth, in der CH 15g, das wäre also einfach.

    Briefe aus der CH kosteten (franko wie porto) aus dem 2. Rayon, wozu Genf ja gehörte, 20 Rappen = 10 Neukreuzer (Nkr.) Schweizer Porto. Diese 10 sehe ich in Rötel. Dazu kam das Postvereinsporto ab der CH-Grenze (von wo genau spielt keine Rolle) bis zum Ausschiffungshafen Triest von 15 Nkr. plus 15 Nkr. für den Lloyd bis zum Ausschiffungshafen auf Korfu - in summe 40 Nkr..

    In Rötel sind also 10 Nkr. für die CH und 30 Nkr. für den DÖPV und den Lloyd notiert.

    Später wurden diese aufgeschlüsselt in 15 / 25 Nkr., wobei 15 wiederum den Lloyd-Anteil darstellten und die 25 Nkr. die Summe aus 10 Nkr für den 2. Rayon der CH und 15 Nkr. der DÖPV-Anteil war.

    Was oben links steht, sieht für mich aus wie 10 / 6 und dann verließen sie ihn.

    Korfu war bis zum 27.6.1864 britisch und wurde erst am Folgetag Griechenland einverleibt.

    Der o. a. Tarif existierte vom 14.1.1853 bis zum 27.11.1866 (vor dem 1.11.1858 noch in der alten österreichischen Währung der Conventionskreuzer, also dann noch 9x CM für die DÖPV-Strecke und 11x CM für den Lloyd).

    Die Umrechnung der 40 Nkr. in die damals britische Währung sollte entweder über Piaster und Paras (1 Piaster = 40 Paras), oder die britische Währung stattgefunden haben (1 Shilling = 12 Pence). Sie ist hier nicht für mich ersichtlich, außer man würde oben links die für mich schwer deutbaren Zahlen als britisch ansehen (1 Penny entsprach knapp 5 Neukreuzern, womit 40 Nkr. ca. 9 Pence entsprächen).

    1 Piaster entsprach 79,11 Rappen; 40 Nkr. entsprachen damit ca. 90 Rappen.

    Ob für die Zustellung auf Korfu noch eine eigene Gebühr anfiel, oder ob die Notation oben links eine solche darstellen, ist mir nicht bekannt (weil es von Bayern nur einen Brief nach Korfu gibt, der aber älter ist).


    Ich bitte um Korrekturen bzw. Ergängungen, weil halt alles nicht meine Baustelle ist und ich mich mit Hilfe von bayer. Verordnungsblättern, den Büchern von R. Schäfer zur CH - Postgeschichte mit dem Ausland, dem Buch von Karl Zangerle mit den süddeutschen Auslandstaxen, den Paritäten von Währungen von Leonhard Janssen usw. usw. durchschlagen musste.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • P.S. Bitte nicht die Tarife von Griechenland und denen der Ionischen Inseln verwechseln - auch wenn alles geographisch sehr nah beieinander lag, waren das 2 Paar Schuhe.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Ralph,


    zu den Taxen kann ich leider nichts beitragen.


    Der Stempel Brigg deutet aber auf den Laufweg über den Simplon-Pass hin, dann wahrscheinlich über Domodossolo nach Mailand und weiter nach Triest. Aus der Westschweiz nach Italien und weiter war das normal. Was Italien Transittaxe bekommen hat ist die Frage, aber der Leitweg war ja trotzdem über Triest und den österr.Lloyd.


    LG

    Christian

  • Hallo Christian,


    wäre es so gewesen, müsste m. M. n. eine italienische Transittaxe auftauchen - das ist nicht der Fall.


    An eine Leitung (die ja dann kostenlos gewesen sein müsste) im geschlossenen Briefpaket über Italien bis zum feindlichen, österreichischen Hafen Triest würde ich aus allgemeinpolitischen Gründen nicht glauben, aber ich weiß es nicht.


    Kennst du Primärquellen, aus denen Leitungen von der CH über Italien nach Österreich hervor gehen? Ich habe keine gefunden ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Zusammen


    Die Route 2 von Brig nach Zürich (wohl über die Furka), habe ich so noch nie angetroffen. Über die Route 3 von Domodossola, durch das Centovalli und Locarno nach Bellinzona habe ich zuwenig Kenntnisse.


    Die meiste Post ging von Brig über den Simplon nach Domodossola und von da weiter via Arona, Sesto Calende nach Mailand. Von Mailand sollte dann in alle Richtungen spediert werden können.


    Anbei noch der Stempel von BRIGUE, den ich zu erkennen denke.

    Sammlergruss


    Martin

  • Liebe Freunde,


    m. E. scheidet Italien aus, da es:


    1. eine CH - Taxe geben musste,

    2. eine italienische Taxe zu sehen sein müsste (sehe ich nicht),

    3. eine österreichische Transittaxe zu sehen sein müsste und

    4. die Gebühr für den Lloyd dazu gekommen wäre.


    Wir haben aber nur 3 Gebühren - CH bis zur Grenze (ich denke der von Österreich), Österreich bis Triest und ab Triest mit dem Lloyd. Wo seht ihr eine 4 Taxe, die ja dann die 40 Neukreuzer hätte erhöht haben müssen?


    Bitte nicht vergessen - 1859 gab es den Sardisch-Piemontesischen Krieg, durch dessen Ende Österreich seinen Goldesen = die Lombardei verloren hatte, die finanztechnisch größte Katastrophe des 19. Jahrhunderts.

    Warum also sollte der Feind, das neu geschaffene Königreich Italien, das noch immer massiv Venetien aus Österreich loseisen wollte, seine Post von der CH den Österreichern geben, um die daran partizipieren zu lassen? Für mich klingt das politisch unplausibel und wenn es einen geschlossenen Transit via Italien nach Triest gegeben hätte, warum hätte Österreich an Itelien für diese Gunst Geld geben sollen, wenn die Leitung über Baden/Württemberg/Bayern genauso gut möglich war, die die Leitung ab der CH-Grenze über den Vorarlberg?

    Die k.u.k. Monarchie schwamm ja nach dem verlorenen Krieg nicht gerade im Geld ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • bayern klassisch

    Hat den Titel des Themas von „Schweiz - Ionische Inseln“ zu „Schweiz - Griechenland und die ionischen Inseln“ geändert.
  • Liebe Freunde,


    mein Freund hat in Ulm wohl in die richtigen Kisten gegriffen, denn Briefe aus der Schweiz nach Griechenland (hier: Patras) sind sicher keine Massenware ...

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Seid mir nicht böse für meine Frage. Wieso ein Weiterfranko für Deutschland?

    War die Strecke Triest - Kerkyra (Korfu) - Patras?

    Liebe Grüße

    Harald


    Wein- und Sektstadt Hochheim am Main



  • Hallo Harald,


    ich kenne mich da nicht aus, aber es gab geschlossene Transite über Württemberg bzw. Bayern nach Triest, d. h. die Schweiz musste das vertragsmässige Weiterfranko an die württ. bzw. bayer. Post leisten, die den Rest dann an den Lloyd bzw. Griechenland weitervergüteten.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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