Rarer Lichtensteig N. Mittag Stempel

  • Liebe Sammlerfreude

    Heute habe ich einen Brief von Andreas Grünewald mit einem Wahnsinns Brief bekommen.

    Wie im Handbuch der Vorphilatelie ersichtlich ist, gibt es mehrere Zusatzstempel.

    Jedoch ist ein der Zusatzstempel "N. Mittag" mit einem extrem hohen Seltenheitsgrad von 12 angegeben (Nummer 3351; Abbildung 1707).

    Diesen Brief habe ich per Zufall bei Andreas entdeckt und ich konnte ich diesen traumhaft schönen Beleg für meine Sammlung abkaufen.

    Neben der bereits angesprochenen Seltenheit ist dies sogar der Stempel, welcher im Handbuch der Vorphilatelie von Winkler abgebildet ist.

    Dieser Brief stammt ursprünglich aus der Sammlung von Jean J. Winkler!

    Ich denke der Vermerkt "ex Winkler" auf dem Albumblatt wird sicher ein paar Pluspunkte geben. :)


    Winkler hat den Brief wie folgt beschrieben:

    26. Februar 1842. Porto-Brief von Basel an den Gemeindeammann C. Grob in Lichtensteig, welcher mit 8 Kreuzer taxiert und vom Empfänger bezahlt wurde. Seltener Ankunftsstempel (L1) N.mittag von Lichtensteig.


    Falls ihr den Winkler nicht haben solltet habe ich noch Bilder der entsprechenden Seiten hier angefügt. ;)

    Hier wäre es Nummer 3351 :)

    Hier wäre es Abbildung 1707 :)


    Beschreibung mit rotem Pfeil markiert :)



    Valesia und ich erklären uns die Seltenheit, da dieser Stempel nicht zwingend notwendig war und einen grossen Zeitaufwand benötigte.

    Da dieser Brief jedoch an den Gemeindeammannamt gerichtet ist hat man den Stempel wahrscheinlich verwendet, um den Gemeindeammann das der Brief spät angekommen ist und nicht mehr am gleichen Tag verteilt werden konnte.


    Die Erklärung des Portos für diesen Brief hat mir Andreas Grünewald ja gerade mitgeschickt.

    Jedoch denke ich mir, dass der Inhalt dieses Briefes noch sehr interessant sein könnte.

    Könntet Ihr mir bei der Transkription dieses Briefes helfen?

    Meine Augen sind eindeutig zu jung für diese Schrift. :)


    Danke im Voraus für Eure Bemühungen


    Liebe Sammlergrüsse


    Jan :)








  • Hallo Jan,


    der Stempel hat die gleiche Farbe wie der Basel - Stempel; führte Basel auch solch einen Verzögerungsstempel? Welcher Ort hat hinten bläulich gestempelt?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph

    Sonst stempelt Lichtensteig eigentlich immer in blau oder schwarz.

    Rote Farbe ist mir nur bei den Zusatzstempeln bekannt (N. Mittag, zu Späth, Franco).

    Lichtensteig hat auf der Rückseite mit blau gestempelt.


    LG Jan

  • Hallo Jan,


    dann hat wohl Basel hier hinten auch gestempelt, oder? Warum sollte man 2 unterschiedliche Stempelkissen benutzen bei ankommenden Briefen?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph

    Ich denke, dass die rote Farbe auf der Rückseite vielleicht ein Abdruck des Basels Stempel sein könnte. :)

    Ich kann mir auch nicht direkt erklären, warum hier mit zwei Farben gearbeitet wurde.


    LG Jan :)

  • Hallo Jan,


    wir reden hier über den siegelseitigen Stempel Nachmittag, nicht über einen Stempelabklatsch. Ich meine daher, dass es für einen kleinen Postort sehr ungewöhnlich wäre, dass er hinten Nachmittag in rot stempelt und dann mit dem Ankunftsstempel in blau.

    Daher glaube ich, dass der Stempel Nachmittag von Basel stammt, nicht von deinem Heimatort.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph

    Ich gehe sehr stark davon aus, dass der N. Mittag Stempel von Lichtensteig ist.

    Lichtensteig hat für Zusatzstempel öfters rote Farbe dazu verwendet.

    Dies zeigt dieser Brief aus einer wohlbekannten Sammlung. :)

    Lichtensteig war im Kanton St. Gallen sehr wichtig, denn hier wurde die Post sortiert für den Rest des Toggenburgs.

    Basel verwendete eigentlich ja keine N. Mittag Stempel.

    Hier gibt es Zweikreisstempel auf welchen oben Basel steht und unten Nachmittag.


    LG Jan :)

  • Hallo Jan,


    ungewöhnlich - hast du mal eruiert, ob Basel diesen Stempel auch führte? Wenn nein, wäre die Sache sicher.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ... na dann herzlichen Glückwunsch zu dieser Rosine. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ... ja, eher nicht normal. Üblich war eigentlich immer eine Stempelfarbe - 2 sind außergewöhnlich, außer es wäre eine Poststelle mit Kartenschluß zum Ausland gewesen, was wir hier wohl vergessen können.


    Aber möglich wäre es, dass es eine Vorschrift gab, dass diese Stempel rot (farbig?) abzuschlagen sind.


    Ansonsten fällt mir dazu auch nicht viel ein.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Dann hat hier die kleine Stadt im Toggenburg wohl eine Ausnahme dargestellt.

    Bei dem obigen Brief mit dem Chargé Stempel wurde die rote Farbe verwendet.

    Jedoch wurde bei dem "zu Späth" Stempel die selbe dunkelblaue Farbe verwendet.

    Mir sind jedoch auch Belege mit einem roten Abschlag bekannt...

    Es wäre sicher sehr spannende herauszufinden, ob die rote Farbe vorgeschrieben war.

    Wo könnte man das denn herausfinden? :)


    LG Jan :)

  • ... das darfst du einen Bayernsammler nicht fragen - dafür gibt es hier Belesenere ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Werte Sammlerfreude

    Den Brief konnte mir bereits jemand transkribieren:


    Herrn Gemeind Amann C. Grob Lichtensteig


    Cant. St. Gallen



    An Caspar Bernet zum Löwen in St. Gallen


    Im Auftrag und für Rechnung der hiesigen Herrn J. Wirth & Gemperle übermache ich Ihnen an baar 2508.51 dessen Ihnen schuldendes Capital von Zins von Lichtmesse 1842 bis Mitte März 1 ½ Monat á 4 ¼ 8 .51 (Lichtmess ist am 2. Februar, da bekam Dienstpersonal seinen Lohn; Anm. d. Schreiberin)


    Zusammen 2508.51


    tilgen und mir die in Ihren Handen liegenden 2 Schuldtitel auch dessen Heimwesen zeigend zur Cassation übersenden wollen.


    Herr Wirth sagt daß er aber diese Abbezahlung, sich mit Ihnen durch der Organ des dortigen H. Daniel Wexxx verständigt habe, leztere die Annahme in Ihrem xxx durch H. Comissair Rors von xxx zu sich erxxx , soferne auch den 23ste keine abschlägige Antwort erfolge, was nicht festgestanden habe.



    Diese Schrift war hundsmiserabel. Jetzt kommt eine ganz andere Schrift:



    5. März an Merinn, Notar


    In höflicher Erwiederung Ihrer Zuschrift vom 26. Februar xxx wir damit avisierten f. 3000 (f steht vermutlich für Gulden; Anm. d. Schreiberin) für xxx Gemperli dahier richtig zu gekommen wurden Ihrer Weisung gemäß zur Abbezahlung der auf dem Heimwesen der Herrn Wirth haftenden Capitals von f. 2500 in der Bernetsche Familien Legat in St. Gallen verwendet wofür die Schuldtitel eingesandt und cassiert wurden. Der Überrest von f 500 habe ich dem Herrn Wirth zugestellt, welchen Sie dafür bescheiniget haben wird.


    Zur Erkanntniß von Pfandverschreibungen hat der Gemeinderath einen Versammlungstag auf Freytags d. 18. Xxx angerednet wo xxx auch die retournierta xxx xxx anverlangte Schatzbriefe xxx f 6000 statt haben wird. Nach gesetzlichen Bestimmungen bleibt dann eben derselbe noch 14 Tage unausgefertiget liegen und er kann Ihnen somit der Titel erst mit Anfang April eingesendet werden. Die Anfertigung kann nach meiner Ansicht übrigens kein Hinderniß in xxx stehen.



    Bis auf ein paar Lücken ist mir jetzt der ganze Inhalt bekannt.

    Warum denkt Ihr sind auf diesem Brief zwei verschiedene Schriften vorzufinden?

    Vielleicht könnt Ihr das ein oder andere X ja noch ersetzen... :)


    Ich wünsche noch einen ganz schönen Abend


    Mit freundlichen Grüssen


    Jan :)

  • Hallo Jan,


    ich habe mal über den Text geschaut, und noch ein paar Ergänzungen/Korrekturen eingearbeitet:


    An Caspar Bernet zum Löwen in St. Gallen N10 d. 5 März


    Im Auftrag & für Rechnung der hiesigen Herrn J. Wirth & Gemperle

    übermache ich Ihnen ??? an baar f 2508.51 ? womit Sie

    gefl. dessen Ihnen schuldendes Capital von f 2500 &

    Zins von Lichtmesse 1842 bis Mitte März

    1 ½ Monat á 4 ¼ 8 .51

    (Lichtmess ist am 2. Februar, da bekam Dienstpersonal seinen Lohn; Anm. d. Schreiberin)

    Zusammen f 2508.51

    tilgen & mir die in Ihren Handen liegenden 2 Schuldtitel auf dessen Heimwesen zeigend, zur Cassation ansenden wollen.


    Herr Wirth sagt daß er aber diese Abbezahlung, sich mit

    Ihnen durch das Organ des dortigen H. Daniel Wegermann

    verständigt habe, welch lezterer die Annahme an Ihrem Herrn Hehnen durch

    H. Comissair Rors von ??? zusicherten, soferne auf den 23

    ste keine abschlägige Antwort erfolge, was nicht stattgefun

    den habe.


    <Andere Schrift>


    N 14

    d. 5. März an Merian, Notar


    In höfl. Erwiederung Ihrer Zuschrift vom 26. Februar sind wie in damit

    avisierten f. 3000 (f steht vermutlich für Gulden; Anm. d. Schreiberin) für ?? ?? Wieth Gemperli dahier richtig zugekommen, & wurden

    Ihrer Weisung gemäß zur Abbezahlung der auf dem Heimwesen der Herrn Wirth haftenden Capitals von f. 2500 in der Bernetsche Familien Legat in St. Gallen verwendet wofür die Schuldtitel eingesandt und cassiert wurden; der Überrest von f 500 habe ich dem Herrn Wirth

    zugestellt, welcher Sie dafür bescheiniget haben wird.

    Zur Erkanntniß von Pfandverschreibungen hat der Gemeinderath einen Versammlungstag

    auf Freytags d. 18. dies(es Monats) angeordnet, wo damit auch die, in retournierter Schätzung ??,

    anverlangte Pfandbrieferkenntnis p. f 6000 statt haben wird; nach gesetzlichen Bestimmungen

    bleibt dann aber derselbe noch 14 Tage unausgefertiget liegen, und es kann Ihnen somit der Titel

    erst mit Anfang April eingesendet werden. Der Ausfertigung kann nach meiner

    Ansicht übrigens kein Hinderniß im Wege stehen.


    Bei den ?? weiß ich momentan auch nicht weiter.


    Viele Grüße

    Gerd

  • Halo Gerd

    Vielen Dank für deine Mithilfe!

    Also wurden Briefinhalt aus einem Archiv aus Basel abgeschrieben und an den Gemeindeammann versendet?


    Vielen Dank nochmal für deine Bemühungen :)


    LG Jan

  • Hallo Jan,


    der obere Teil des Briefes ist wohl zunächst am 26. Febr. vom Notar Merian in Basel (den Namen des Notars habe ich oben noch korrigiert) an den Gemeinde Amann in Lichtensteig gesandt worden.

    Dort wurde der untere Teil des Schreibens ergänzt und quasi als Quittung für den Empfang des Geldes in einem separaten Briefcouvert oder als Anlage eines anderen Schreibens, das leider nicht erwähnt ist, am 5. März zurück nach Basel geschickt.

    Dort wurde es wohl beim Notar archiviert, bevor es auf verschlungenen Wegen 180 Jahre später seinen Weg zu Dir fand ....


    Viele Grüße in die Schweiz

    Gerd