Oldenburg Nrn. 2 I bis 2 IV - Meine Recherchen und Überlegungen zu den Druckplatten der 1/30 Thaler-Marke - Teil 2 - Druckplatten 3 und 4

  • Nach langer Suche habe ich endlich ein "Einhorn" gefunden - ein waagrechtes Paar der MiNr. 2 Type I !!!

    Wenn ich mich nicht täusche, handelt es sich dabei um das Exemplar, das sich in der Sammlung Nagel befand, die vor kurzem von Heinrich Köhler aufgelöst wurde. Jetzt wurden Reste der Sammlung von einem anderen Auktionshaus verkauft. Das Paar ist von Herrn Berger geprüft, wenn auch erhöht wegen des Randlinienschnitts.

    Wie erwartet, ist das Paar mit einem blauem Stempel entwertet. Es scheint deshalb wahrscheinlicher, dass es sich hier um ein Paar aus einem mit der Druckplatte 3 hergestelltem Bogen handelt (Mischform Type I/III, siehe Diskussion weiter oben); denn wäre es mit einer der beiden frühen Druckplatten gedruckt worden (Druckplatte 1 oder 2), wäre der Stempel eher schwarz gewesen, da diese Stempelfarbe noch bis August 1853 in Gebrauch war.

    Auffällig bei diesem Paar ist der "flache Fuss" der 3 im "1/30 Thaler" der linken Marke sowie die dickere "1" im "1/30 Thaler" der rechten Marke - diese Merkmale scheinen bei den anderen beiden Paaren aus der Sanders- bzw. der Zgonc-Sammlung nicht vorhanden zu sein, auch wenn deren Scans eine schlechte Auflösung haben. Das könnte zumindest ein Hinweis darauf sein, dass es mehr als ein waagrechtes Paar der 2 I auf der Druckplatte 3 gegeben hat?

    Es bleibt spannend.

  • Moin Papiertiger,

    gratuliere. (!!!) 👍👍👍 Das wäre das 3. Paar, welches man von der Oldenburg Nr. 2 l gefunden hat.

    Ich gehe nach wie vor davon aus, dass dieses Paar der Nr. 2 I aus der „Schachbrettmuster“-Druckbogen stammt, in dem immer abwechselnd mit der Oldenburg Nr. 2 III gedruckt wurde. In diesem Bogen kommt wahrscheinlich nur ein einzelnes Paar der Nr. 2 I vor, auch wenn Du meinst, dass Du vom Druck Unterschiede zu den anderen beiden Paaren siehst. Beim Steindruck gibt es immer kleine Unterschiede zwischen den Marken. Das ist völlig normal und liegt am Druckverfahren.

    Und der blaue Stempel passt. Die Oldenburg Nr. 2 III gibt es mit dem Franco-Stempel von Oldenburg nur mit blauer Stempelfarbe. Dieser 3. Druckbogen wurde frühestens ab einem Zeitpunkt gedruckt, als blaue Stempelfarbe eingeführt wurde. Also nach dem August 1853. Da ich aber von Oldenburg noch nie einen Brief mit einer Oldenburg Nr. 2 III aus dem Jahr 1853 gesehen habe, gehe ich davon aus, dass die 3. Druckplatte mit dem „Schachbrettmuster“ frühestens im Jahr 1854 verwendet wurde.

    Es gibt aber 3 Ausnahmen: Bremen druckte immer mit schwarzer Farbe und von Sandersfeld gibt es wohl Briefe mit einer Oldenburg Nr. 2 III aus dem Jahr 1854 mit schwarzer Stempelfarbe. Hier hat man sich offenbar nicht sofort an die Anweisung gehalten, die Stempelfarbe auf blau umzustellen. Und ich besitze eine Marke Nr. 2 III mit einem Teilabschlag des schwarzen L1 von „WANGEROGE“. Hier kann es m.E. sein, dass dies aufgrund der Sturmflut in der Silvesternacht 1854 zustande kommt, denn das Dorf wurde hier damals vollständig zerstört. Und dass man hier danach zunächst nur schwarze Stempelfarbe wiederfand. Abstempelungen von Wangeroge aus dem Jahr 1854 kenne ich nur in blauer Stempelfarbe. Und es gibt mindestens 2 Briefe, die nach der Sturmflut im Jahr 1855 geschrieben wurden, die ebenfalls „blau“ abgestempelt wurden.

    Grüße Bernd

  • Vielen Dank, Bernd!

    Ich konnte es selbst nicht glauben, da ich noch nie ein Paar der 2 I mit eigenen Augen gesehen hatte. Und bei den beiden Scans aus der Sanders- und der Zgonc-Auktion konnte man sich ja auch nur 99.8% sicher sein (siehe Bilder unten).

    Das gute Stück schlummerte wohl seit vielen Jahren in der Nagel-Sammlung in USA. Bei der Köhler-Auktion fiel es mir auf einer Albumseite in einem Sammellos Oldenburg auf, aber dessen Preis war zu hoch und die Bildqualität zu schlecht, um sich bei der Typbestimmung sicher genug zu sein.

    Noch ein klein bisschen Statistik: wenn die Reihen der Druckplatte 3 (die 2 I/III Mischform) jeweils 10 Exemplare enthielten, dann konnte man aus einer Reihe 9 mögliche Paare ausschneiden. Und wenn es nur ein Paar der 2 I in einer solchen Reihe gab, dann sollte statistisch gesehen nur 1 von 9 Paaren aus einer solchen Reihe ein Paar der 2 I sein. Wenn weiterhin die Druckplatte 10 Reihen umfasste, aber nur eine davon ein Paar der 2 I enthielt, sollte nur 1 von 90 Paaren aus Bogen der Druckplatte 3 ein waagrechtes Paar der 2 I sein! Und da ca. 50% aller Paare (nach meinem Archiv) aus dieser Druckplatte stammen, würde ich schätzen, dass unter diesen Annahmen ungefähr 1 von 180 waagrechten Paaren ein Paar der 2 I sein sollte.

    Wie der Zustand der beiden Briefstücke zeigt, sollte man bei der Erhaltung der Paare der 2 I vielleicht keine zu hohen Ansprüche haben...


    Bild 1: Waagrechtes Paar der 2 I aus der Nagel-Sammlung

    Bild 2: Waagrechtes Paar der 2 I aus der Sanders-Sammlung (Heinrich Köhler)

    Bild 3: Bildausschnitt des Paares aus dem 3er-Streifen auf Brief (Zgonc-Auktion, Christoph Gärtner)

  • Noch ein klein bisschen Statistik: wenn die Reihen der Druckplatte 3 (die 2 I/III Mischform) jeweils 10 Exemplare enthielten, dann konnte man aus einer Reihe 9 mögliche Paare ausschneiden. Und wenn es nur ein Paar der 2 I in einer solchen Reihe gab, dann sollte statistisch gesehen nur 1 von 9 Paaren aus einer solchen Reihe ein Paar der 2 I sein. Wenn weiterhin die Druckplatte 10 Reihen umfasste, aber nur eine davon ein Paar der 2 I enthielt, sollte nur 1 von 90 Paaren aus Bogen der Druckplatte 3 ein waagrechtes Paar der 2 I sein! Und da ca. 50% aller Paare (nach meinem Archiv) aus dieser Druckplatte stammen, würde ich schätzen, dass unter diesen Annahmen ungefähr 1 von 180 waagrechten Paaren ein Paar der 2 I sein

    Wenn man einen 100er-Bogen in Paare aufteilen würde, ergäben sich 50 Paare. Und wenn nur 1x ein Paar einer Nr. 2I im Bogen vorkommt, wäre die Wahrscheinlichkeit 1:50.

    Aber so kann man nicht rechnen, weil zumeist Einzelfrankaturen genutzt wurden. Und es ein großer Zufall ist, dass ausgerechnet ein Paar der Oldenburg Nr. 2I aus diesem Bogen geschnitten wird.

  • Bei dem oben diskutierten Paar der 2I fällt mir auf, dass folgendes Erkennungsmerkmal der 2I fehlt.

    Hier als roter Strich in der rechten Marke markiert, links ohne Markierung, damit man es besser versteht.

    Zum Merkmal: Findet man dieses, ist es sicher 2I und nicht 2IV.

    Im Umkehrschluß geht es nicht ganz so gut.

    D.h., findet man das Merkmal nicht, ist es 2I oder 2IV.

    2IV dagegen hat es nie, bei 2I kann es vorkommen, das es fehlt, meistens ist es aber vorhanden.

    Bei den oben gezeigten 3 Paaren 2I, scheinen die ersten beiden Paare dieses Merkmal nicht zu besitzen, das dritte Paar hingegen scheint es zu haben.

    Unter Umständen gibt es doch mehr als eine Bogenposition, auf der Paare der 2I möglich sind...

  • Wenn man einen 100er-Bogen in Paare aufteilen würde, ergäben sich 50 Paare. Und wenn nur 1x ein Paar einer Nr. 2I im Bogen vorkommt, wäre die Wahrscheinlichkeit 1:50.

    Nein, diese einfache Rechnung stimmt so nicht. Zwar kann man aus einem Bogen maximal 50 Paare ausschneiden - aber auch weniger, je nachdem wo man schneidet! Und das genau ist der Punkt: Um ein beliebiges waagrechtes Paar aus einem Bogen mit einem einzigen Paar der 2 I und ansonsten dem Schachbrett-Muster der 2 I und 2 III auszuwählen, gibt es 90 Möglichkeiten. Aber nur eine einzige davon resultiert in dem Paar der 2 I. Wenn man also annimmt, dass Paare ohne System aus den Bogen herausgeschnitten wurden, ist 1 : 90 die beste Schätzung der Wahrscheinlichkeit, dass ein Paar aus dem Bogen ein Paar der 2 I ist.

  • Zum letzten Post: Wenn es nur "eine" Position gab, aus der so ein Paar geschnitten worden ist und es das von mir genannte Erkennungsmerkmal gibt oder auch nicht (2 Paare haben es nicht, eines hat es), dann bliebe nur die Möglichkeit, dass die Platte überarbeitet wurde. (z.B. durch Abschleifen, wodurch das Merkmal hervortritt.)

    Also: Nichts genaues weiß man nicht. Alle Aussagen zur Häufigkeit sind somit spekulativ, mehr nicht.

  • Aber so kann man nicht rechnen, weil zumeist Einzelfrankaturen genutzt wurden. Und es ein großer Zufall ist, dass ausgerechnet ein Paar der Oldenburg Nr. 2I aus diesem Bogen geschnitten wird.

    So habe ich ja auch nicht gerechnet. Ich habe nur die folgende Wahrscheinlichkeit berechnet: "...sollte nur 1 von 90 Paaren aus Bogen der Druckplatte 3 ein waagrechtes Paar der 2 I sein!". Und diese bedingte Wahrscheinlichkeit macht keine Aussage darüber, wieviele Paare wohl aus einem (oder einer gegebenen Anzahl von) Bogen der Druckplatte 3 geschnitten wurden (und überlebten). Zu Beantwortung dieser Frage braucht man leider empirische Daten - und eine Menge. Leider habe ich die nicht, da ich bei der MiNr. 2 nur Briefe verfolge, aber keine Einzelmarken. Aber: man könnte natürlich eine Analyse nur auf Exemplare auf Briefen stützen und dann annehmen, dass das Ergebnis repräsentativ ist für alle Marken... Werde ich mir bei Gelegenheit mal anschauen.

  • Zum letzten Post: Wenn es nur "eine" Position gab, aus der so ein Paar geschnitten worden ist und es das von mir genannte Erkennungsmerkmal gibt oder auch nicht (2 Paare haben es nicht, eines hat es), dann bliebe nur die Möglichkeit, dass die Platte überarbeitet wurde. (z.B. durch Abschleifen, wodurch das Merkmal hervortritt.)

    Also: Nichts genaues weiß man nicht. Alle Aussagen zur Häufigkeit sind somit spekulativ, mehr nicht.

    Ja, darum habe ich ja meine obige Rechnung vorsichtig formuliert: wenn ein Bogen 10 Reihen hatte; wenn eine Reihe 10 Marken hatte; und wenn es nur ein einziges Paar der 2I im Bogen gab, etc.

    Aber eines ist wohl unstrittig: diese Paare sind extremst selten. Und dass 2 der 3 erhaltenen Stücke eher schlecht als recht erhalten sind, sagt auch Einiges aus, finde ich...

  • Interessante Beobachtung. Bei den beiden Briefstücken ist ziemlich klar, dass der Strich fehlt; der Brief scheint dagegen den Strich in beiden Marken zu haben. Ich glaube dann doch auch eher, dass es mindestens 2 Paare pro Bogen der Druckplatte 3 gab.

  • Interessante Beobachtung. Bei den beiden Briefstücken ist ziemlich klar, dass der Strich fehlt; der Brief scheint dagegen den Strich in beiden Marken zu haben. Ich glaube dann doch auch eher, dass es mindestens 2 Paare pro Bogen der Druckplatte 3 gab.

    Dieses Argument von Ludger ist überzeugend. Der kleine Strich ist ein Unterscheidungsmerkmal, der deutlich macht, dass es unterschiedliche Paare der Nr. 2 I gibt. Es gab daher wohl doch mehr als ein Paar der Nr. 2 l auf der Schachbrettmuster-Druckplatte der Oldenburg Nr. 2.

    Aber gleichwohl sind diese Paare nach meiner Beobachtung äußerst selten. Und ich glaube nicht, dass irgendjemand einschätzen oder sogar „berechnen“ kann, wieviel es davon noch gibt. Ich denke, dies sind nur sehr wenige Paare, denn die anderen Paare dieser Platte Nrn. 2 I/ 2 III als Typenpaar sind zwar nicht sonderlich selten, aber auch wiederum keine Massenware . Die meisten Marken diese Druckplatte sind als Einzelmarken geschnitten worden. Und wenn man eine höhere Frankatur benötigte, wurde oft auch die Oldenburg Nr. 3 - 1/15 Thaler genommen. Eine Ausnahme bildete hier Bremen, die ja am Stadtpostamt nur die Oldenburg Nr. 2 am Schalter verkauften. Es muss m.E. trotzdem immer ein recht großer Zufall gewesen sein, wenn mal ein Paar 2 I/ 2 I geschnitten und als Frankatur verwendet wurde. Denn dieses Markenpaar gab es wahrscheinlich nur 2x im Bogen. Und es gab damals keinen Druckbogen, in dem ausschließlich die Marke Oldenburg Nr. 2 I vorkam.

  • Da gebe ich Dir recht, Bernd!

    Im Übrigen finde ich es viel logischer, dass es mehr als ein Paar im Bogen gab. Denn ich glaube, dass die meisten Menschen im allgemeinen Symmetrie der Asymmetrie bevorzugen; und so ging es vermutlich dem Steindrucker. An seiner Stelle hätte ich also entweder 2 oder sogar 4 Paare in die Druckplatte eingebaut; aber nicht nur eines (es sei denn, letzteres war ein Versehen).

    Wie schon gesagt: es bleibt spannend. Mal schauen, ob wir noch mehr Paare finden, und ob diese vom Druckbild her ähnlich sind.