In diesem Beitrag erläutere ich nicht die Unterschiede der Marken Oldenburg Nr. I bis IV. Diese Kenntnisse setze ich voraus.
Ich knüpfe mit diesem Beitrag an meinen ersten Beitrag „Oldenburg Nr. 2 II - 1/30 Thaler - Die erste Briefmarke Oldenburgs / Seltenheit und die 2 unterschiedlichen Farben dieser Marke“ an.
Mich interessierte, wie die Druckplatten aussahen, auf denen die Marken Oldenburg in den Typen I bis IV gedruckt wurden.
Und ob und inwieweit man vielleicht im Nachhinein recherchieren kann, wie die Platten aussahen, welche Mischformen es von den Typen I bis IV auf den jeweiligen Druckplatten gibt.
Ich habe dafür zunächst die Untersuchung von Paul Orth zugrunde gelegt, die er im Krötsch, S. 19 veröffentlicht (BILD 1) hat.
BILD 1: Die Unterart I A = Oldenburg Nr. 2 II, die Hauptart II = Oldenburg Nr. 2 III,
Die Hauptart I unterteilt sich in Oldenburg Nrn. 2 I und 2 IV, Ohrt kannte im Jahr 1994 den Unterschied dieser Marken noch nicht.
In den Jahren 1852 und 1853 gab es nahezu nur die Oldenburg Nr. 2 IV (= Druckplatte 2), auf dieser Druckplatte kommt zumindest ein Klischee der
Oldenburg Nr. 2 I vor. Näheres in diesem Beitrag.
Paul Orth hatte im Jahr 1895 insgesamt 3.122 Belege der Oldenburg Nr. 2 untersucht, welche Typen der Nr. 2 und in welcher Anzahl zu den verschiedenen Zeiten zwischen 1852 und 1859 verwendet wurden.
Druckplatte 1
In meinem ersten Beitrag zur Oldenburg Nr. 2 II bin ich zu dem vorläufigen Ergebnis gekommen, dass die Type Oldenburg Nr. 2 II als Type nur allein im Druckbogen vorkommt und dass es hier sehr wahrscheinlich keine Mischform mit anderen Typen gibt. Mir ist jedenfalls kein einziger Beleg bekannt geworden, dass es Paare oder Einheiten mit anderen Typen der Nr. 2 gibt. Die Marke Oldenburg Nr. 2 II wurde nach der Untersuchung von Orth (er bezeichnet diese Type II als „Untertype IA“) nahezu ausschließlich in den Jahren 1852 und 1853 verwendet. Hieraus ergibt sich, dass die Marke Oldenburg Nr. 2 II ab Jan. 1852 auf dem helleren Blau der Papierlieferung A gedruckt wurde und später auf dem Dunkelblau der Papierlieferung B. Nach meinen Feststellungen ist der Anteil der Marken Nr. 2 II auf dem (helleren) Blau deutlich kleiner als bei der Dunkelblauen der Papierlieferung B. Dies zur Oldenburg Nr. 2 II.
Druckplatte 2
Die zweite Marke, die ich hier untersuche, ist die Oldenburg Nr. 2 IV.
Ähnlich wie die Oldenburg Nr. 2 II ist diese Marke auch bereits sehr früh erschienen. Mir liegen eine ganze Anzahl von Briefen mit der Oldenburg Nr. 2 IV vor, die bereits in den Jahren 1852 und 1853 verwendet wurden. Zusätzlich besitze ich Marken der Type IV mit roten Stempeln, die nachweislich nur im Jahr 1852 vorzufinden sind und auch eine ganze Anzahl weiterer Marken der Type IV, die eine schwarze Stempelfarbe ausweisen, welche nur bis August 1853 verwendet wurde (ab spätestens 09/1853 wurde in blauer Farbe abgestempelt).
Leider ist es so, dass Paul Orth die Oldenburg Nr. 2 Type IV „äußere rechte Schlaufe neben Wertziffer „1“ schraffiert“ zum damaligen Zeitpunkt im Jahr 1895 (=Herausgabejahr des Krötsch) noch gar nicht kannte. In seiner damaligen Typen-Untersuchung der 3.122 Belege (s.o. BILD 1) war diese Marke für ihn die „Haupttype I“. Tatsächlich ist es so, dass sich diese „Haupttype I“ von Orth in die Typen Oldenburg Nr. 2 I und Oldenburg Nr. 2 IV aufsplittet.
Paul Orth hat (siehe BILD 1, Krötsch S. 19 und BILD 2, Krötsch, S. 17) bis zum Jahr 1853 insgesamt 262 Marken der Haupttype I (Siehe Krötsch, S. 19: 1852 = 54 Stück, 1853 = 104 Stück, außerdem bis August 1853= 104 Stück) festgestellt.
BILD 2 Hauptart I = Oldenburg Nr. 2 IV (und ganz gering Oldenburg Nr. 2 I), Unterart I A = Oldenburg Nr. 2 II
Nach meinen eigenen Feststellungen und Recherchen entfällt der ganz überwiegende Hauptteil dieser Marken auf die (später festgestellte) Oldenburg Nr. 2 Type IV. Von dieser Oldenburg Type IV habe ich vielfach Paare auf Brief und auch einmal sogar einen Dreierstreifen auf Brief gesehen. Zwei Marken der Nr. 2 IV auf Brief aus meiner Sammlung (BILD 3) und ein Bild des Dreierstreifens auf Brief füge ich als Anlage (BILD 4) bei. Man muss hier nicht davon ausgehen und den Schluss ziehen, dass alle gebrauchten Oldenburg Nr. 2 IV Abstempelungen grundsätzlich eine schwarze und oder rote Stempelfarbe ausweisen. Dies nur zur Klarstellung. Das ist zwar weit überwiegend der Fall, aber es gibt auch blaue Abstempelungen der Nr. 2 IV, die nachdem Zeitpunkt August 1853 (bis August = schwarze Stempelfarbe) vorgenommen wurden. In einer weiteren Abbildung (BILD 5) zeige ich einen undatierten Brief mit dem blauen Langstempel von Falkenburg auf einer Oldenburg Nr. 2 IV (aus meiner Sammlung). Auch hatte die Poststation Jever z. B. bereits im Jahr 1852 eine blaue Stempelfarbe (s. Orth, Die Poststempel von Oldenburg, 1911, S. 240).
BILD 3
BILD 4
BILD 5
Insgesamt kann man schätzen, dass die Type Oldenburg Nr. 2 IV ungefähr genauso selten vorkommt wie die oben benannte Type Oldenburg 2 II. Die Oldenburg Type II wurde von Orth auf ca. 8,8% der gesamten Oldenburg Nr. 2 geschätzt. Die Oldenburg Nr. 2 IV ist möglicherweise ganz gering seltener als die Nr. 2 II.
Die Oldenburg Nr. 2 IV wurde genau wie die Oldenburg Nr. 2 II wahrscheinlich nur bis zum Jahr 1853 gedruckt. Verwendungen der Oldenburg Nr. 2 IV im Jahr 1854 sind bereits selten. Ich habe zwar schon Stücke gesehen, gehe aber davon aus, dass die Marken Oldenburg Nr. 2 IV noch im Jahr 1853 hergestellt wurden. Dies begründe ich mit der vorgefundenen dunkelblauen Papierfarbe der Oldenburg Nr. 2 IV, denn die Papierfarbe wechselte im Jahr 1854 von einem „Dunkelblau“ in ein „Blau“ (= Papierlieferung C 1854)
Auch bei der Oldenburg Nr. 2 IV findet man die Marken nach meiner Beobachtung daher nur in dem (helleren) Blau der Papierlieferung A und dem Dunkelblau der Papierlieferung B, wobei das hellere Blau der A-Lieferung nach meiner Beobachtung schon sehr selten ist und die Dunkelblaue Variante ganz deutlich überwiegt.
Nun komme ich zu der ersten Besonderheit, die ich festgestellt habe.
In einem geringen Umfang, den ich momentan in der Größenordnung noch nicht einschätzen kann, gibt es in den Jahren 1852 und 1853 bereits Marken der Type Oldenburg 2 I. Ich besitze einen undatierten Brief aus Delmenhorst mit Datum 27/6 (BILD 6) und eine einzelne Marke aus Varel (Ra2) mit dem Datum 13/3 (BILD 7). Beide Stücke haben in der Abstempelung schwarze Stempelfarbe und wurden daher vor August 1853 verwendet (s.o.). Die Farbe dieser beiden Stücke ist DUNKELBLAU und daher augenscheinlich Papierlieferung B.
BILD 6
BILD 7
Ich habe noch eine weiteren Brief mit einer Oldenburg Nr. 2 I mit einer schwarzen Abstempelung von Oldenburg in meiner Sammlung, der auch aus dieser frühen Zeit 1852/ 1853 stammt (BILD 7a).
BILD 7a
Aus diesem (m.E. seltenen) Vorkommen dieser drei Stücke der Oldenburg Nr. 2 I schließe ich, dass EINE DER BEIDEN DRUCKPLATTEN, die in den Jahren 1852 und 1853 zum Druck der Marken Oldenburg Nr. 2 IV und Oldenburg 2 II verwendet wurden, zumindest in einem geringen Umfang eine Mischform mit einer Type Oldenburg Nr. 2 I enthielt. Aufgrund des nur seltenen damaligen Vorkommens der Oldenburg Nr. 2 I gehe ich davon aus, dass nur eine oder sehr wenige Positionen in der Druckplatte auf diese Type entfielen. Es ist natürlich nur eine Vermutung, dass dies die Druckplatte der Oldenburg Nr. 2 IV betrifft, denn ich habe bisher weder ein Mischpaar einer Oldenburg Nr. 2 IV mit einer Oldenburg 2 I gesehen noch davon gehört. Genauso gut könnte ein Mischpaar mit einer Oldenburg Nr. 2 II vorliegen, welches ich ebenfalls bisher nicht kenne. Was allerdings für meine Vermutung in Richtung der Platte Oldenburg 2 IV spricht, ist der nur geringe Unterschied der Oldenburg Type 2 I zur Type 2 IV. Die Type IV ist ja letztlich eine Type I mit der Besonderheit, dass die „äußere rechte Schlaufe neben Wertziffer „1“ schraffiert“ ist. Die Unterschiede zwischen diesen beiden Marken sind hier nur gering.
Ich gehe daher davon aus, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass die 2. Druckplatte der Oldenburg Nr. 2 IV in einem ganz geringen Umfang in Mischform mit einer oder wenigen Marken der Oldenburg Nr. 2 I bestand. Denn die Herkunft der damals vor August 1853 verwendeten Oldenburg Nr. 2 I wäre sonst nicht erklärbar.
BILD 1 Untersuchung von Paul Orth, Tabelle, Krötsch, 1895, S. 19
BILD 2 Gegenüberstellung der Unterart IA (Oldenburg Nr. 2 II) und der Hauptart I (im Jahr 1852/ 1853 weit überwiegend Oldenburg Nr. 2 IV) im Krötsch, S. 17
BILD 3 Brief mit 2 x Oldenburg Nr. 2 IV vom 10. Februar 1853 mit schwarzem L1 Hooksiel (aus meiner Sammlung)
BILD 4 Brief Oldenburg Nr. 2 IV im Dreierstreifen aus Jever vom 14. März 1853 (160. Auktion Dr. Wilhelm Derichs vom 13.03.2021, Los.-Nr. 813)
BILD 5 Brief Oldenburg Nr. 2 IV mit blauem L1 Falkenburg (aus meiner Sammlung)
BILD 6 Brief Oldenburg Nr. 2 I mit schwarzem Hammerstempel 27/6 von Delmenhorst (aus meiner Sammlung)
BILD 7 Oldenburg Nr. 2 I mit schwarzem Ra2 Varel 15/3 (aus meiner Sammlung)
Bild 7a Oldenburg Nr. 2 I mit schwarzem Franco und Nebenstempel Ra2 Oldenburg 22/5 (1853) (aus meiner Sammlung)