Oldenburg Nr. 17 - 19 P - Die Probedrucke der letzten Ausgabe und über das Verschwinden der Oldenburg 17 P 3 in rot

  • Es gibt für die letzte Ausgabe von Oldenburg von 1862 eine ganze Anzahl von Probedrucken.


    Den ersten Probemarkensatz Oldenburg 15 P 1 - 19 P 1 gibt es nur zweimal, wobei einer dieser Sätze oben und unten beschnitten ist, so dass die Marken an allen Seiten gleich grosse Ränder haben. Ich habe den "ungekürzten" Satz erstmals in der Sammlung Richard Strauss gesehen (= Sammlung PETER ZGONC, Christoph Gärtner, Auktion v. 07. April 2018 (siehe BILD 1). Dieses sind die Stücke aus der berühmten Schröderschen Essay-Sammlung, die im Mai 1954 zur Auktion bei Hans Grobe eingeliefert wurden. (vgl. Kurt Karl Doberer, Battenberg Antiquitäten - Alte Briefmarken, 1983, S. 32 f.)


    Bild1


    Weitere Probedrucke sind außerdem noch die Marken 17 P 2, die 1-Groschen-Marke, durchstochen 11 3/4 in grün, hellocker und orange (siehe BILD 2 aus meiner Sammlung) und Marken 17 P 3, die 1 -Groschen-Marke mit gleichem Durchstich in den Farben blau und rot.

    Diese letzteren Probenmarken sollen alle in jeweils mit 2 Bögen zu 100 Marken gedruckt worden sein, so dass auf jede dieser Farben 200 Exemplare entfallen.

    Bild 2


    Diese Bögen wurden mutmaßlich aufgeteilt und wahrscheinlich vor der Einführung der Marken an verschiedene Entscheidungsträger übergeben. Schließlich musste ja entschieden werden, wie die zukünftigen Farben der Marken aussehen sollten. Und in früheren Zeiten nahm man solche Dinge noch sehr wichtig.


    Nun ist es so, dass die blaue 17 P 3 selten und die rote 17 P 3 fast nirgendwo mehr zu finden ist. Gerade die Nr. 17 P 3 in rot wurde auf Auktionen meines Wissens schon jahrzehntelang nicht mehr angeboten. Dabei sollten angeblich 200 Exemplare von dieser Marke existieren.


    Warum die Nr. 17 P 3 in rot so selten ist, kann man nur mutmaßen.

    Es kann natürlich sein, dass die Probenmarke Nr 17 P 3 in rot mit Durchstich 11 3/4 mit "normalen" ungebrauchten Oldenburger Nr. 17A "vermengt" wurde und noch so in mancher Sammlung schlummert. Und man diese Marke schlicht und einfach mit der Nr. 17A verwechselt. Es wäre aber sogar auch denkbar, dass einzelne frühere Entscheider, denen diese Marke übergeben wurde, diese später zur Frankatur von Briefen verwendet haben. Schließlich sah die Marke optisch der späteren Markenausgabe extrem ähnlich. Und war auch gumminiert.


    Gesucht wird aktuell nach dieser Marke nicht. Dabei ist dies relativ einfach, denn die Farbe der 17 P 3 ist nicht rot sondern FLEISCHROT. Unter UV-Licht erscheint diese 17 P 3 in gelbbraun, während die späteren Originale Nr. 17 A unter UV-Licht violett aussehen. Die Probenmarke Nr. 17 P 3 in fleischrot wurde daher mit einer ganz anderen Farbe gedruckt als das spätere Original Nr. 17A (vgl. hierzu Kurt Karl Doberer, Alte Briefmarken, S. 132) .


    Hier stehen möglicherweise noch "kleine" Entdeckungen an...

  • Kleine Ergänzung:


    Über diese alten Probedrucke liest man nur höchst selten etwas. Wer kennt sich damit auch aus?!


    Darum wollte ich mal etwas dazu schreiben.


    Natürlich weiß ich nicht, warum der Probedruck 17 P 3 in fleischrot so extrem selten angeboten wird. Und wo diese Probedruckmarken in der "fleischroten" Farbe letztlich verblieben sind.


    Meine Darstellungen sind daher alles nur Mutmaßungen, weil auch in der Literatur sich niemand bisher mit den damaligen Verhältnissen beschäftigt hat bzw. auch meines Wissens keine Aufzeichnungen existieren, wie es damals mit den Probedrucken gehandhabt wurde.


    Fest steht, dass ich selbst schon 2 einzelne Marken des Probedruck 17 P 3 in fleischrot gesehen hat. Auch Doberer, a.a.O. berichtet über ein Paar dieser Marke, welches er gesehen hat. Es gibt daher einen Anhaltspunkt, dass wahrscheinlich sämtliche Bögen der Probedrucke der Nrn. 17 P 2 und 17 P 3 aufgeteilt wurden.

    Wann dies geschehen ist, weiß natürlich auch niemand. Es kann daher durchaus sein, dass diese Aufteilung der Probemarkenbögen lange nach der Verwendungszeit der 4. Ausgabe von Oldenburg passiert ist.


    Nichtsdestotrotz besteht durchaus die theoretische Möglichkeit, dass man einen Probedruck 17 P 3 in fleischrot damals als Frankatur verwendet hat.

    Selbst bei der Deutschen Bundespost wurden schon Marken auf Briefe geklebt, die eigentlich nur als ENTWURF gedacht waren. Und es gibt hier nicht nur die "Gescheidle-Marke"...


    Und es wäre schon eine "kleine philatelistische Sensation" wenn man eine solche Probedruckmarke mit echtem Stpl. der damaligen Zeit irgendwo finden oder möglicherweise sogar noch ein Brief mit dieser Probedruckmarke existieren würde.


    Oldenburg ist für Sammler immer noch ein "Entdeckerland". Und diese kleine Entdeckerfreude, die man hier manchmal erlebt, macht gerade den Reiz und den Spass an diesem Sammelgebiet aus.

    Ich habe erst vor kurzem einen Brief mit einer Nr. 17 A und einem DOPPELTEM DURCHSTICH in 11 3/4 entdeckt, der im Markenbild verläuft (Bild 3 und Bild 4). Meines Wissens ist auch dies völlig neu...

    Bild 3

    Bild 4

  • In Anlage noch ein BILD 5 eines Paares einer 17 P 3 in fleischrot aus der Sammlung Lange, Christian Zieme, Auktion vom 04. Mai 1990.

    Die Marken sind durchstochen 11 3/4. Der Ausrufpreis betrug damals 1.300,- DM.


    Und die seltene Marke wird natürlich ganz leicht mit Nr. 17A in hellrosa verwechselt.


    Bild 5

  • Hallo Markus,

    diese P1-Probedrucke sind schon sehr selten. Selbst auf Auktionen bekommt man diese höchst selten zu Gesicht. Deine beiden Stücke (= Einzelabzüge von der Ursprungsdruckplatte der 1 und 2 Groschen) sind wahrscheinlich aus einem 3. Satz, von dem Doberer (Quelle s.o.) ebenfalls berichtet. Es soll. - lt. Doberer - ein Satz sein, der nicht mehr vollständig sein soll. Aber bei Oldenburg ist schon so manches "aufgetaucht", was vorher noch nie jemand erfasst hat.


    Die Farbe der Nr. 16 ist sehr lichtempfindlich und oxidiert und verfärbt sich im Laufe der Zeit farblich in eine "erdnussbraune" Farbe. Hier muss man als Sammler sehr aufpassen. Selbst auf dem oben abgebildeten Probedruck hat sich die Farbe bereits deutlich verfärbt. Es gibt einige Auslandsfrankaturen auf Brief, in der diese Marke bereits ihre ursprüngliche Farbe längst "verlassen" hat.


    Viele Grüße

    Bernd


    PS: Draussen ist gerade "Backofen" mit über 34 Grad. Mir ist das zu heiß.

    Da kann man besser nach einer kalten Dusche heute mal das Hobby machen, was eigentlich eher in der kalten Jahreszeit Trumpf ist. 8)

  • PS: Draussen ist gerade "Backofen" mit über 34 Grad. Mir ist das zu heiß.

    Hier sind es 38 Grad und um 20.00 Uhr ist Briefmarken-Stammtisch. Bin gespannt, wieviel Leute erscheinen.


    Immer wieder :thumbup::thumbup: für die vielen interessanten Informationen.


    viele Grüße

    Dieter

  • Lieber Dieter,

    Ist das ein Preußen Sammler Stammtisch?

    Wenn ja, dann kommt zu mir ins Gewölbe. Da sind es zwar mittlerweile auch 19 Grad, aber ich glaube, das ist OK.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Nur einer interessiert sich im Rahmen seiner Heimatsammlung etwas für Preußen Immerhin hat er einen 1530 auf einer Nr. 3. Ein anderer sammelt seit 3 Jahren Marken von T&T, die anderen modernes Zeug. ;)

  • Hallo Bernd,


    es waren nie meine sondern ich habe das Los lediglich erfasst und den Preis hierfür festgelegt.


    Kennst Du einen amtlichen Nachweis oder einen Aktenvermerk der Druckerei, mit welchen belegt werden könnte, dass es sich hier um Probedrucke handelt?


    Gleichartige Streifen gibt es von Schleswig-Holstein, dabei handelt es sich aber um Postum hergestellte Fälschungen mit dem originalen Druckmaterial, auch wenn sie Herr Möller BPP als echt attestiert hat. Aber der attestiert sämtlichen Unfug als echt, der im Ohrt als Essay oder Probedruck aufgeführt ist.


    Beste Grüße

    Markus

  • Einen wirklich 100%igen Nachweis wird man heute nicht mehr führen können.

    Wie sollte das gehen? Man kann natürlich Papieruntersuchungen machen.

    Die Seltenheit dieser Stücke spricht für sich. Ich habe in 30 Jahren nur diesen einen Satz gesehen. Und davon gelesen, dass es noch einige wenige weitere Stücke geben soll.


    Dieses Stücke sind soweit außerhalb eines Kommerz und werden nur von den allerwenigsten Sammlern überhaupt nur beachtet. Es ist ja auch nicht so, dass es hierfür Spitzenpreise gibt.

    Ich gehe daher von der Echtheit aus.


    Wie es bei Preussen-Probedrucken ist, weiß ich nicht.

  • Wie es bei Preussen-Probedrucken ist, weiß ich nicht.

    Hallo,


    bei Preussen sieht es wesentlich besser aus. Im Handbuch von Beyer/Stautz gibt es umfangreiche Informationen zu Anlass, Entwurf und Probedrucken jeder Ausgabe. Ich weiß ohne nachzusehen nicht, was sie alles ausgewertet haben, aber Literatur zu Preussen gibt es schon seit langer Zeit.


    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo Bernd,


    was mir damals bei den beiden Oldenburgstückenmehr vertrauen geschenkt hat, war das Papier. Das bedeutet aber nicht, dass ich eine umfassende Prüfung vorgenommen hätte.


    Hingegen bei den selbigen Streifen von Schleswig-Holstein bereits das verwendete Papier aufschrecken lässt, als auch das eines der Klischees ein Merkmal zeigt, welches gemäß Ohrt unter Neudrucken aufgeführt ist. Diese Streifen lagen mir damals gleichzeitig mit den Oldenburgstreifen vor.


    Seltenheit ist kein Beweis oder Beleg für Echtheit. Siehe die Phantasie-Fälschung des "Schwarzen Sachsendreiers", welche als Unikat und echt gehandelt wird. In der Seltenheit geben sich die besagten Streifen von Oldenburg und Schleswig-Holstein nichts. Die Originalmarken wurden jeweils in der Preußischen Staatsdruckerei hergestellt. Insofern das Druckmaterial dort noch lagerte, könnte auch Fouré die Finger im Spiel gehabt haben. Beachte bitte Herrn Berger seinen Hinweis, in seinem Oldenburg-Handbuch, dass die Forschung in Bezug der Fouré-Fälschungen wohl noch nicht abgeschlossen ist.


    Beste Grüße

    Markus