Hallo in die Runde,
gestern fiel mir ein Vordruck mit kaum vorstellbarer Destination in die Hände, den mir einige bei Köhler etwas teuer machten. Aber man gönnt sich ja sonst nichts und unsere lieben Preußen hier dürfen jetzt an die Entschlüsselung der Gebühren ran, weil ich mit der Fahrpost wenig am Hut habe und daher auf sie zähle.
Am 9.9.1867 sollte ein Paket von Bamberg über Preußen nach Schweden versandt werden, für das der Empfänger dort nichts zahlen sollte. In Bayern konnte man nicht berechnen, was dieses Paket kosten würde, daher war eine Frankatur nicht möglich. Die Lösung war ein Depositum vom Absender zu erheben, das in etwas die Höhe der zu vermutenden Gebühren hatte. Dieses wurde auch hinterlegt.
Dann wurde der Franco - Zettel ausgefertigt und mit dem Paket abgesandt. Interessant ist noch die Tatsache, dass beide Stempel von Bamberg abgeschlagen wurden, was man auch nicht alle Tage sieht.
Ausweislich des Inhalts wurden Hopfenmuster nach Gothenburg (= Göteborg) versandt. Da der Empfänger ein Kunde werden sollte, wollte man ihn kein Porto zahlen lassen. Die Kosten für das Paket wurden inseitig unten links notiert: 5 Sgr., 10 1/4 Sgr. und 1 1/2 Sgr., in summa 16 3/4 Sgr.. Die für Bayern sonderbar anmutende Reduktion in Silbergroschen war notwendig, weil man sich auf den PV zwischen Preußen und Schweden vom 4.10.1865 stützte und Schweden nicht in Kreuzern abrechnen konnte.
Wann die Zustellung dort erfolgte, ist nicht bestimmbar (die "5" in der Dekade des Vordrucks innen hatte man nicht zur "6" korrigiert, was zeigt, wie selten solche Vordrucke benutzt wurden).
Nach Vollzug wurde der Franco - Zettel mit der Briefpost schnellstens der Aufgabepost in Bamberg retourniert, denn Preußen und Schweden wollten ihr Geld baldigst von dem bayerischen Absender erhalten. Der Eingangsstempel Preußens von Stralsund am 22.9.1867 belegt bereits den Rücklauf aus Schweden. Um den 24.9.1867 dürfte der Zettel der Hauptfahrpostexpedition Bamberg wieder vorgelegen haben.
Vorderseitig wurde nun der innen notierte Betrag wiederholt und "Pro 16 3/4 Sgr" geschrieben, sonst hätte man evtl. 16 3/4 Kreuzer erhoben, denn bei der Fahrpost gab es ja Kreuzerbrüche, die es bei der Briefpost in Bayern nie gegeben hat. Diese 16 3/4 Sgr. entsprachen 48 Kreuzern, die nun von dem Depostitum abgezogen wurden.
Sind schon Franco - Zettel per se selten, so kann man sich vorstellen, wie häufig sie damals nach Schweden gewesen sein müssen. Ob man je ein Pendant finden wird?
Liebe Grüsse von bayern klassisch