Bahnpost auf der Badischen Odenwaldbahn

  • Guten Morgen zusammen.


    Ich möchte diese Dienstsache zur Diskussion stellen.



    Innen ist mit Bleistift "1867" notiert, aber es ist kein Inhalt vorhanden.


    Ich interpretiere den Beleg so und würde mich über Kommentare, Korrekturen etc. sehr freuen:


    Dienstsache von Werbach nach Gerchsheim, aufgegeben in der Postablage Werbach - Bischofsheim a.d.T. und von dort zur Postexpedition Bischofsheim A/T (12 JUN) befördert.


    Am 10. Oktober 1867 wurde das Teilstück Lauda - Bischofsheim a.d.T. - Hochhausen der Taubertalbahn Richtung Wertheim eröffnet. In Lauda traf diese Strecke auf die Badische Odenwaldbahn.


    Der Brief wurde mit der Taubertalbahn bis Lauda und dann mit der Badischen Odenwaldbahn Richtung Würzburg bis zum Bahnhof Grünsfeld befördert. Dort wurde rückseitig der Billetstempel (blaue Farbe) der Eisenbahnexpedition Grünsfeld (13 Jun.) abgeschlagen und der Brief von nach Gerchsheim zugestellt.


    Das ist interessant, da der Zielort Gerchsheim zum Postbestellbezirk Bischofsheim a.d.T. gehörte, der Leitweg aber über Grünsfeld im Postbestellbezirk Gerlachsheim ging (Die Zuordnung der Postbestellbezirke ist nach der Bestellungsliste von Oktober 1866).


    Die Entfernung (Luftlinie) von Bischofsheim nach Gerchsheim gibt Google Maps mit ca. 12 km an, die Entfernung Grünsfeld - Gerchsheim mit ca. 11 km


    Freundliche Grüße


    Peik

  • Hallo Paik,


    deine Erklärung klingt plausibel. Meist wurde sofort bei Eröffnung einer Bahnstrecke die Beförderung von Post aufgenommen. Eine weitere Hilfe zur Bestimmung des Jahres kann die Verwendungszeit der Stempel sein.


    beste Grüße

    Dieter

  • Was ich jetzt erst so langsam entdecke, ist: Wann wird ein Bahnpoststempel abgeschlagen, wann nicht?


    Ganzsachenumschlag von Adelsheim (11. Feb) nach Carlsruhe (12. Feb., rückseitig). Mit der Badischen Odenwaldbahn (11. Feb., rückseitig) bis Heidelberg befördert und dort auf die Hauptlinie der Badischen Eisenbahnen nach Carlsruhe umgeschlagen.




    Der Bahntransport auf der Hauptlinie ist nicht durch einen Bahnpost-Stempel dokumentiert, weil offenbar im Zug ein Kartenschluss für Karlsruhe gefertigt wurde, zu dem dieser Brief gehörte.


    Viele Grüße


    Peik

  • Hier ein weiteres Beispiel, dass Stempel der Eisenbahnexpeditionen auch postalisch verwendet wurden: Die Führung von Zeitung-Conten (Abonnements) war Aufgabe der Post.



    Mit der Eröffnung der zweiten Teilstrecke der Badischen Odenwaldbahn am 25. August 1866 wurde in Oberschefflenz eine Post- und Eisenbahnexpedition am neuen Bahnhof eingerichtet.


    Zeitungs-Conto für die Gemeinde Waldmühlbach, das im Bestellbezirk der Postexpedition Oberschefflenz lag, 12 Kr. „per acquit“ (den Empfang bescheinigt) und gestempelt mit dem Billetstempel der Eisenbahnexpedition (10 Apr.).


    Rückseitiger Vermerk „Vorseitige zwölf Kreuzer wurden der Gemeindekasse in Ausgab dekretiert. Waldmühlbach, den 27. April 1868.“


    [Kurzbefund Stegmüller - „der blaue Billetstempel “SCHEFFLENZ“ ist nicht häufig]

  • Hallo pbr,


    vermutlich saßen beide im gleichen Raum, möglicherweise war nur 1 Person für Bahn und Post zuständig.


    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo Dieter,


    So war es: „Zum Post- und Eisenbahnexpeditor wird der Assistent Carl Dertinger ernannt.“ (Vobl 49/1866)


    Freundliche Grüße


    Peik

  • Ein interessanter Retourbrief:




    Brief vom Bezirksamt in Mosbach an den Gemeinderat in Ader(s)bach bei Sinsheim, eine Auswanderung nach Amerika betreffend, und von dort zurück nach Auerbach bei Mosbach. Innen datiert 29. Juli 1867.


    Laufweg: Mosbach (2 AUG) bis Meckesheim (3. August, rückseitig) mit der Badischen Odenwaldbahn. Von dort mit der Postkutsche bis Sinsheim (4 AUG, rückseitig) und über die Postablage Steinsfurth (Stempel rückseitig) nach Adersbach zugestellt.


    Unmittelbar retourniert nach Auerbach (bei Mosbach) - Blaustiftvermerk auf der Vorderseite. Aufgabestempel Sinsheim (4 AUG), von dort nach Meckesheim mit der Postkutsche. In Meckesheim Umspedierung auf die Badische Odenwaldbahn Richtung Würzburg (Bahnpoststempel Heidelberg-Würzburg 4 AUG 67, Z 59 - rückseitig) bis Mosbach (4 AUG, rückseitig), zu dessen Postbestellbezirk Auerbach gehörte.


    Vermutlich hat das Bezirksamt den Ort verwechselt (Adersbach - Auerbach).

  • :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Diese Dienstsache aus 1865 kommt eher unscheinbar daher.



    Dienstsache der Gemeinde Mosbach. Aufgabestempel ist der Dreizeiler "MOSBACH / 21 JUL / ZUG 46", der von der Eisenbahnexpedition üblicherweise für die Stempelung von Frachtbriefen genutzt wurde. Da Post- und Eisenbahnexpedition in Mosbach in Personalunion geführt wurden, kommt das vor, häufiger aber als Ankunftsstempel. Als Aufgabestempel habe ich diesen Stempel selten gesehen.


    Zustellung im eigenen Postbestellbezirk nach Fahrenbach.


    Freundliche Grüße


    Peik

  • Porto-Brief von Mulhouse (27 NOV 62) in Frankreich nach Diedesheim bei Mosbach.




    Porto: 3 Kr. (für Baden) und 3x6 Kr. = 18 Kr. für Frankreich, s. hier.


    Leitweg: Mulhouse (27 NOV 62) über Strasbourg (28 …, rückseitig) und dort Übergabe an die badische Bahnpost Straßburg - Appenweier, dokumentiert durch den Ovalstempel „Frankreich über Baden“ (rückseitig). Diese Bahnpost fertigte ein Briefpaket für Mosbach, den Endpunkt des ersten Abschnitts der Badischen Odenwaldbahn, der einen Monat zuvor in Betrieb genommen worden war. In Mosbach kam der Brief am 28. November an (Zweizeiler rückseitig). Von dort wurde der Brief am Folgetag wieder der Bahnpost - nun in Gegenrichtung - bis zum nächsten Halt in Neckarelz übergeben, zu dessen Postbestellbezirk Diedesheim seit dem 23. Oktober 1862 gehörte. Die Ankunft in Neckarelz ist durch den dreizeiligen Stempel „Neckarelz / 29 NOV / ZUG 0“ der Eisenbahnspedition Neckarelz dokumentiert.


    Für mich besonders interessant ist, dass der Brief im Briefpaket eine Station zu weit lief und dann wieder per Bahn zurückbefördert werden musste. :)


    Freundliche Grüße


    Peik

  • Von der Badischen Odenwaldbahn zweigte die Gabelbahn nach Jagstfeld (Königreich Württemberg) ab, mit dem westlichen Knotenpunkt in Meckesheim (station der Badischen Odenwaldbahn) und dem östlichen Knotenpunkt in Osterburken. Der Abschnitt von Meckesheim nach Bad Rappenau wurde am 18. Juni 1868 eröffnet, der Regelverkehr wurde eine Woche später aufgenommen. Die Streckenerweiterung bis Jagstfeld ging am 5. August 1869 in Betrieb.




    Brief von Siegelsbach (Postablage Siegelsbach Rappenau) nach Sinsheim aus dem September 1870. Direkt der Bahnpost übergeben am Bahnhof Rappenau. Beförderung mit der Westlichen Gabelbahn bis Sinsheim. Rückseitig Ankunftsstempel Sinsheim (26 SEP).


    Gestempelt mit dem Bahnpoststempel „Heidelberg - Würzburg Z 58“. Auf der Westlichen Gabelbahn kam also zunächst kein eigener Bahnpoststempel zum Einsatz, sondern es wurde der Stempel der Badischen Odenwaldbahn verwendet.


    Freundliche Grüße


    Peik

  • Die Taubertalbahn, ein durch Staatsvertrag geregeltes, gemeinsames Projekt von Baden und Württemberg, verband Wertheim im äußersten Nordosten Badens über Lauda (Kreuzungspunkt mit der Badischen Odenwaldbahn) und Mergentheim (Grenzübergang nach Württemberg) mit Crailsheim.


    Am 10. Oktober 1867 wurde die erste badische Teilstrecke Lauda - Hochhausen in Betrieb genommen.



    3 Kr. Ganzsachenumschlag mit dem blauen Billetstempel (4 May) der Post- und Eisenbahnexpedition Bischofsheim a/T. Beförderung auf der Taubertalbahn bis Lauda, dort Übergabe an die Badische Odenwaldbahn bis Heidelberg, von dort per Bahn nach Frankfurt a.M. Rückseitig Ankunftsstempel vom gleichen Tag. Eine Notiz auf der Rückseite weist als Jahr 1870 aus.


    Freundliche Grüße


    Peik

  • 3 Kr.-Ganzsachenumschlag mit Zusatzfrankatur (1 Kr., 3 Kr.) als Auslandsbrief von Seckach (11 Spt.) nach Genf (13. 9. 68, rückseitig) über Schefflenz (11 Spt, rückseitig) und Basel (12 IX 68, rückseitig).




    Ungewöhnlich ist der Billet-Stempel von Schefflenz als Transitstempel. Der Brief wurde von Seckach mit der Badischen Odenwaldbahn zunächst nur bis zur übernächsten Station in Schefflenz transportiert, wo er fälschlicherweise ausgeladen wurde. Möglicherweise wurde der Brief in Seckach falsch kartiert.


    Der Brief wurde in Schefflenz wieder an die Badische Odenwaldbahn Richtung Heidelberg übergeben, wo er auf die Linie Heidelberg - Basel umspediert wurde.

  • toller Beleg Peik,


    Wusste nicht ,dass du auch Baden im Focus hast. Wenn ich mir die Bundesstraße von Heilbronn nach Heidelberg so durch den Kopf gehen lasse, viele Brücken über den Neckar gibt es da auch nicht. Ob da auch hier und da Fähren eingesetzt waren??Wie auch immer, man sieht sich morgen.


    Liebe Grüße von der Pappnase Andreas

  • Hier ein Beleg von der Taubertalbahn, die in Lauda auf die Badische Odenwaldbahn traf.




    Hochhausen war Personen- und Güterstation der Taubertalbahn, entsprechend mit Post- und Eisenbahnexpedition ausgestattet.


    Güter-Anmeldezettel der Güterexpedition Hochhausen vom 10. Oktober 1870 für eine Sendung von „5 Stück Steingut“ im Gewicht von 112 Ctr., die aus Würzburg für den Bürgermeister Peter Klumpf in Werbachhausen eingetroffen war.


    Werbachhausen lag im Postbestellbezirk von Hochhausen, daher wurde der Güter-Anmeldezettel mit der 3 Kr. Portomarke der Landpost frankiert.


    Der Güter-Anmeldezettel weist einen zu zahlenden Betrag von 7 Gulden 33 Kreuzer aus, davon 7 Gulden 30 Kr. für die Bahnfracht und 3 Kr. Porto für diese Benachrichtigung.



    Viele Grüße


    Peik

  • Hallo peik,


    Schöner Beleg....mich verwundert auch hier wieder, dass sich Hochhausen, trotz Bahnstation, in der Entwicklung deutlich hinter dem Nachbarort Werbach zurückgeblieben ist. Heutzutage sind Autobahnanschlüsse Hauptgrund zumindest für Industrieansiedelungen, und somit auch Bevölkerungszuwachs. Nebenbei bemerkt, wäre auch ein schönes Vortragsthema..🤗


    Liebe Grüße von der Pappnase Andreas