Eisenbahnverbindungen

  • Hallo,
    mal eine allgemeine Frage:
    weiss jemand, wann genau die Eisenbahn-Verbindung Heidelberg-Würzburg für den öffentlichen Transport und Verkehr freigegeben wurde?
    Die historischen Eisenbahnkarten, hier:
    http://www.ieg-maps.uni-mainz.de/map5.htm
    suggerieren, dass dies irgendwann in 1866 geschehen sein muss.
    Wer kann das genauer festlegen?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo mikrokern,


    Zu Deiner Frage kann ich Dir zwei Fakten nennen. Ob es dann genau das ist, was Du wissen willst, kannst Du selbst entscheiden.



    • 1) Ich habe vor vielen Jahren eine Karte der bayerischen Bahnposten kopiert. Die ist mittlerweile, da offen aufbewahrt, eingermaßen ausgebleicht. Dennoch kann ich entziffern, dass eine Bahnstrecke, die von Würzburg nach Südwesten führt am 1.10.1866 eröffnet wurde. Wie weit diese reichte, entzieht sich meiner Kenntniss, weil die Karte kurz hinter der bayerischen Grenze aufhört.
    • Holzmayr kennt keine bayerische Bahnpost Würzburg - Heidelberg. Mit Ausgangspunkt Heidelberg nur Heidelberg - Homburg und Heidelberg - Ludwigshafen, beide aber erst in den 1920ern bzw. 30ern. Eine Strecke Heidelberg - Würzburg bzw. vice versa notiert er nicht. Vielleicht war es eine badische Bahnpost.


    Es würde mich freuen, Dir ein wenig weitergeholfen zu haben.


    Viele grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo Altsax und maunzerle,
    vielen Dank an euch beide!
    Ich glaube, der für mich wesentliche Hinweis ist der aus wikipedia:
    "...Die Eröffnung der Badischen Odenwaldbahn erfolgte in zwei Etappen: von Heidelberg über Neckargemünd, Meckesheim, Neckarbischofsheim, Aglasterhausen und Neckarelz nach Mosbach am 23. Oktober 1862 sowie von Mosbach nach Würzburg über Osterburken und Lauda am 25. August 1866. Die Fertigstellung der zweiten Teilstrecke hatte sich aufgrund der Gefechte bei Tauberbischofsheim während des Deutschen Krieges verzögert..."
    Die Besprechung eines Briefes, der mit dem Leitweg aus Baden nach Würzburg im Juli 1866 zu tun hat, folgt in due time...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo Mikrokern,


    zu den Strecken der Badischen Staatseisenbahn kann ich Dir weitere Informationen liefern.


    1. Die Strecke Heidelberg - Mosbach wurde am 23.10.1862 in Teilstrecken aufgenommen.
    1.1 Heidelberg - Neckargemünd mit einer Länge von 11,6 km als Zweigbahn (Z6)
    1.2 Neckargemünd - Meckesheim - Neckarelz mit einer Länge von 38,7 km als Zweigbahn (Z7)
    1.3 Neckarelz - Moosbach mit einer Länge von 2,6 km als Zweigbahn (Z6)


    Der Streckenatlas der deutschen Eisenbahnen 1835-1892, von Hans Kobschätzky, dem diese Angaben entnommen sind, gibt zur Strecke Mosbach - Seckach - Osterburken, die am 25.8.1866 eröffnet wurde, an:


    Moosbach - Seckach - Osterburken mit einer Länge von 28,2 km als Zweigbahn (Z6).


    Die Bezeichnung Moosbach ist in der Beschreibung so gewählt, während in der anliegenden Skizze richtig "Mosbach" aufgeführt ist. Zu letztgenannter Strecke kann ich mit Sicherheit weitere Informationen liefern. Kann aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen.


    Gruß
    Manfred

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.


    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

  • Hallo Postarchiv/Manfred,


    vielen Dank für diese genauen Angaben!
    Wichtig für mich ist die Tatsache, dass im Juli 1866 lediglich eine Verbindung zwischen Heidelberg und Mosbach, von da aber nicht weiter nach Würzburg bestand.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo Mikrokern,


    dies dürfte zutreffen, da die letzten 77,9 km von Osterburken - Könighofen - Würzburg laut Kobschätzky erst am 1.11.1866 eingerichtet wurden.


    Gruß
    Postarchiv

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.


    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

  • Hallo mikrokern,


    da kannst Du aber wirklich froh sein, dass es Dir um den Juli 1866 geht, denn jetzt hast Du schon 3 verschiedene Daten, an denen die Bahn abgeblich bis nach Würzburg fertig war: 25.8., 1.10. und 1.11. . Wer hat da nun recht ? ?(


    Viele Grüße


    maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • [

    da kannst Du aber wirklich froh sein, dass es Dir um den Juli 1866 geht, denn jetzt hast Du schon 3 verschiedene Daten, an denen die Bahn abgeblich bis nach Würzburg fertig war: 25.8., 1.10. und 1.11. . Wer hat da nun recht ? ?(


    Hallo Maunzerle,


    es geht nicht darum wer Recht hat. Die Bahnstrecke Heidelberg - Würzburg wurde ja nicht an einem Tage erbaut, bzw. eröffnet, sondern in Teilabschnitten. Daher kann es nicht DAS Eröffnungsdatum geben.


    Gruß
    Postarchiv

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.


    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

  • Hallo Postarchiv,


    Da hast Du schon völlig recht, dass es für diejenigen, die die Daten gepostet haben, völlig gleichgültig ist, wer recht hat.


    Was aber die Teilstrecken angeht, irrst Du. Denn diese drei Daten bezogen sich nicht auf irgendwelche Teilstrecken, sondern auf das Datum, an dem Würzburg erreicht bzw. an dem der letzte Abschnitt bis Würzburg eröffnet wurde. Und das kann ja nun nicht an drei verschiedenen Tagen gewesen sein. Und dieser Tag ist für den, der dieses Datum vielleicht irgendwie in seine Sammlung aufnehmen will oder muss, durchaus nicht gleichgültig. Insofern ist mikrokern im Glück.


    Ich hätte vielleicht schreiben sollen: "Welches stimmt nun?" und nicht "Wer hat da nun recht?", denn um's Rechthaben ging es mir nicht.


    Viele Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo Maunzerle,


    schön, daß man nicht immer einer Meinung sein muß. Ich bin nach wie vor der Meinung, daß es keinen Widerspruch bei den bekannten Eröffnungsdaten ..... für die Eröffnung der Strecke Heidelberg - Würzburg gibt. Die Daten sind, wie ich schon beschrieben habe, auf die Einrichtung der Teilstrecken zurück zu führen. Nimmt man die von maunzerle nicht näher beschriebene Steckeneröffnung am 1.10.1866 hinzu, ergibt sich folgendes Bild:


    Heidelberg - Mosbach 23.10.1862 (Badische Staatseisenbahn)
    Mosbach - Seckach - Osterburken 25.8.1866 (Badische Staatseisenbahn)
    (Würzburg) Heidingsfeld - bad. Grenze gegen Lauda 1.10.1866 (Bayr. Staatseisenbahn)
    Osterburken - Königshofen - Würzburg 1.11.1866 (Badische Staatseisenbahn)


    Damit ist die Strecke Heidelberg - Würzburg am 1.11.1866 mit der Inbetriebnahme des letzten Teilstückes Osterburken - Königshofen - Würzburg fertiggestellt worden. Ich glaube nicht, daß ich mich bezüglich der Teilstrecken irre. Ich war zwar nicht bei der Eröffnung der Teilstrecken dabei :thumbup: , aber die von mir recherchierten Daten kann man nachlesen ;) . Also die Daten stimmern alle, man muß nur wissen, welches Datum man möchte.


    Gruß
    Postarchiv

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.


    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

  • Hallo Postarchiv,


    So wie Du die Teilstrecken jetzt vorbildich aufgeführt hast, wird nun tatsächlich ein Schuh draus. :thumbup: Den Informationen, die mikrokern aber zunächst zur Verfügung standen, war diese Systematik nicht zu entnehmen. Das wage ich zu behaupten ohne dass ich den ganzen Vorgang jetzt nochmals aufrolle. Dazu ist mir diese ganze Angelegenheit nicht wichtig genug.


    Im übrigen war mein post an mikrokern - und die, die mich näher kennen, werden das sicher zwischen den Zeilen gelesen haben - nicht ganz ernst gemeint, sondern da saß mir wieder mal der Schalk ein wenig im Nacken.


    Also nichts für ungut und viele Grüße


    maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Liebe Sammelfreunde


    ich hoffe Aufklärung zu einer weiteren Eisenbahnverbindung. Wie die Überschrift zeigt, handelt es sich um die Verbindung von Magdeburg über Schönebeck - Calbe - Bernburg - Cöthen - Halle nach Leipzig.


    Grob das, was ich bisher zu dieser Strecke an wichtigen Daten zusammengetragen habe, was primär mit der Postbeförderung in Verbindung steht.


    Einleitend dazu noch folgendes:


    1829 lehnte die Magdeburger Kaufmannschaft noch eine Anregung aus Leipzig zum Bau einer Eisenbahnstrecke zwischen beiden Orten ab.
    In den beiden Jahren 1835 und 1836 entstand das Projekt zur dieser Strecke und unter der Bezeichnung:
    "Magdeburg – Köthen – Halle – Leipziger Eisenbahngesellschaft"
    Es bildete sich in Magdeburg hierzu eine Aktiengesellschaft mit einem Anfangkapital von 2,3 Millionen Taler.


    Im März 1837 teilte die Gesellschaft dem Generalpostamt dazu u. a. folgendes mit:


    Der Plan zu einer Eisenbahn-Verbindung der Städte Magdeburg, Halle und Leipzig unter einander beruht hauptsächlich auf den bedeutenden Güterverkehr, der auf der alten bewährten Handelstraße von Magdeburg nach Sachsen von jeher betrieben wird. Der gegenwärtige Personen-Verkehr zwischen den genannten Städten ist im Ganzen zu geringfügig, als daß er hätte die Idee zu einer Eisenbahnstraße hervorrufen können. Man zweifelt indessen nicht daran, daß dieser jetzt kaum beachteswerte Personen-Verkehr durch die Schnelligkeit, Bequemlichkeit und Wohlfeilheit des neuen Communicationsmittel beträchtlich vermehret werden wird


    Am 22. Mai 1837 wurde die Genehmigung vom Generalpostamt zum Bau der Strecke erteilt. Nach dem § 3 des Vertrages zwischen beiden Parteien, mußten auf Verlangen Postwagen und beladene Beiwagen transportiert werden. Die Genehmigung des preussichen Königs erfolgte am 13. November 1837.


    Der Personenverkehr wurde am 18. August 1840 und der Güterverkehr am 1. November gleichen Jahres freigegeben.


    Nun zur Postbeförderung wo schon vor Beginn der Postbeförderung nichts eindeutig geklärt worden war.


    In Magdeburg war es so, daß das Postamt schon ein Stück Weg vom Bahnhof entfernt lag und schon stand die Frage im Raum, wer bezahlt hier was. Einerseits mußten die "Postsachen" zum Bahnhof gebracht werden und auch wieder abgeholt werden, auch das Be- und Entladen auf dem Bahnhofe spielt hier eine Rolle sowie die Kosten für die entsprechenden Eisenbahn-Postwagen.
    Die Eisenbahngesellschaft lehnte jedenfalls die Übernahme der gesamten Kosten ab.


    Am 21. August 1840 teilte das Generalpostamt der Gesellschaft mit, das die Postgüter auf Landpostwagen verladen und der Eisenbahn zum Transport überführt werden. Weiterhin sollte die Eisenbahngesellschaft hierzu Bahngestelle oder Plateaus einsetzen.
    Drei Tage später verlangete die Gesellschaft vom Generalpostamt die Verfügung wieder zurückgenommen und gleichzeitig beschwerte sie sich beim preussischen Finanzminister. Dieser sollte nun entscheiden, wer die Kosten der "Plateaus" bezahle.


    Am 28. August traf der erste von zwei vom Generalpostamt für MD bestellte Paket-Wagen ein und Lewecke ließ ihn am Bahnhof abstellen.
    Weitere 3 Tage später verlangte das Generalpostamt die Zahlung der Rechnung für die beiden Paketwagen innerhalb von 8 Tagen von der Gesellschaft. Als Begründung diente, daß von seitens der Postverwaltung keine Postwagen unmittelbar auf die Schienen gesetzt werden müssen.


    Am 5. September 1840 schrieb die Eisenbahngesellschaft dem Generalpostamt u. a.


    ... Wir erklären demnach Eurem Hohen Königlichen General-Postamt hiermit gehorsamst, daß wir uns nicht für verpflichtet erachten, Postwagen, die nicht unmittelbar auf unserer Bahn gesetzt werden können, auf letztere zu transportieren. Wir würden demgemäß den Transport wie sie uns, nach dem Erlaße vom 21. vorigen Monats, das hiesige Königliche Ober-Post-Amt überliefern soll, entschieden verweigern, wenn wir nicht von dem ernstlichen Wunsche beseelt wären, die Königliche Postverwaltung möglichst vor Verlegenheiten zu bewahren. ...
    Wir sind daher anbötig, die zur Transport der Postgüter auf der Eisenbahn nöthigen Postwagen vom 16. dieses Monats ab – wo, dem Vernehmen nach, die bisherige Beförderungsweise der Postgüter zwischen hier und Leipzig aufhören soll – auf Bahngestellen zu transportieren, vorausgesetzt, daß diese Wagen zur rechten Zeit, d. h. wenigstens eine halbe Stunde vor der Abfahrt, von der Post auf die Bahngestelle geliefert und daß durch die, mit einer so unzweckmäßigen Einrichtung nothwendig verbundene Erschwerung der Expedition auf den Zwischen-Stationen der Dampfzüge nicht aufgehalten werden. Auch behalten wir uns ausdrücklich das Recht vor, dieses unsere Anerbieten zu jeder Zeit zurückzunehmen...
    Wenn dieser Bescheid, (Antwort des Finanzministers) wie wie hoffen, unserer Auslegung des Gesetzes entsprechen sollte, so würden wir dann genöthigt seyn, sofort das obrige Anerbieten zu widerrufen und den Transport der Postgüter so lange gänzlich verweigern, bis uns das hiesige Königliche Ober-Post-Amt dazu geeignet Postwagen, d. h., solche überwiesen haben wird, die unmittelbar auf die Schienen gesetzt werden können. ...


    Das Generalpostamt verteidigte gegenüber dem Finanzminister ihre Anordnung vom 21. August und so kam es, dass am 27. September die Eingabe der Eisenbahngesellschaft abgelehnt wurde.


    Somit wurden erstmalig am 16. September 1840 Postgüter über diese Strecke auf preussischer Seite versendet. Weiterhin konnte ich entnehmen, das die Kosten für die Eisenbahn-Postwagen der Eisenbahn-Gesellschaft zuzuordnen und die restlichen Kosten dem Generalpostamt sind.


    Meine anschliessende Frage betrifft den sächsischen Teil, wie sah es dort aus?


    Mit freeundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Liebe Sammelfreunde


    zu dem o. g. Kurs wandte sich der Generalpostmeister Nagler am 02.05.1840 an den Oberpostirektor Lewecke in MD mit folgende Vorstellung, wie er sich den Postaustausch auf den "Bahnhöfen" auf der Strecke vorstellte:


    Bei der bevorstehenden Eröffnung der Magdeburg – Leipziger Eisenbahn beabsichtigt das General-Postamt, in Betreff des Transportes der Postgüter, folgende Einrichtung zu treffen. Die Haupt-Puncte dieser Route sind Magdeburg, Cöthen, Halle und Leipzig. Minder wichtige Anhalte-Puncte sind Schoenebeck, Gnadau (in der Nähe der Saale zur Verbindung mit Calbe und Barby), Schkeuditz.


    Da überall die Abfertigungszeit sehr beschränkt ist, so muß darauf Bedacht genommen werden, die Abfertigungen auf den Anhalte-Puncten möglichst zu beschleunigen und zu erleichtern. Es sollen zu dem Ende für die Paket- und Briefbeförderung nach den Hauptpuncten drei verschließbare, auf niedrigen Rädern ruhende Handwagen eingerichtet werden, deren Größe sich nach der Zahl und dem Umfange der täglich muthmaßlich vorkommenden Postgüter richtet. Auf dem größten nimmt der Schirrmeister seinen Platz.


    Diese Handwagen werden mit einem Bleche, worauf der Name des Ortes steht, wo sie von der Eisenbahn abgehen, bezeichnet. Dieses Blech wird zum Einschieben eingerichtet, so daß z. B. an dem Handwagen, der von Magdeburg nach Cöthen geht, das Blech eingeschoben wird, worauf „Coethen“ steht; an demselben Wagen wird der Name „Magdeburg“ eingeschoben, wenn derselbe nach Magdeburg zurückgeht.


    Auf der Eisenbahn befinden sich dann während der Fahrt immer nur 3 Post-Paketwagen, die auf der Fahrt von Magdeburg nach Leipzig mit „Cöthen, Halle, Leipzig“ und auf der Fahrt von Leipzig nach Magdeburg mit „Halle, Cöthen, Magdeburg“ bezeichnet sind.


    Jeder dieser Wagen muß eine besondere verschließbare Abtheilung für die Briefbeutel und Pakete nach den Zwischen-Orten enthalten und zwar mit deutlicher Bezeichnung der Zwischen-Orte, für welche sie bestimmt ist. Im Wagen von Magdeburg nach Cöthen z. B. werden die Briefbeutel und Pakete nach Schönebeck, Calbe, Barby, in die gedachte, mit dem Namen dieser Orte zu bezeichnende besondere Abtheilung gelegt und bei der Durchfahrt nebst Frachtzettel einzeln abgegeben. In Cöthen dagegen wird der Wagen, worin sich die Briefbeutel, Frachtzettel nebst aller Paketen, welche über Cöthen seitswärts abgehen, befinden, ohne weitere spezielle Uebergabe verschlossen von der Eisenbahn abgeschoben und nach dem Posthause transportiert.


    In dem Wagen von Magdeburg nach Halle werden in gleicher Art alle auf den Zwischen-Orten zwischen Coethen und Halle zu befördernen Briefbeutel und Pakete besonders aufbewahrt und unterwegs mit dem Frachtzettel einzeln abgegeben. Ebenso werden in dem Wagen von Magdeburg nach Leipzig alle zwischen Halle und Leipzig vorkommende Briefbeutel und Pakete nebst Frachtzettel aufbewahrt und unterwegs abgegeben.


    Die auf den Zwischen-Stationen zugehenden Briefbeutel und Pakete werden im Postamte verlesen und unter sicherer Begleitung zur gehörigen Zeit nach der Eisenbahn geschafft. Dort übernimmt sie der Schirrmeister und verpackt sie in die Räume, wohin sie gehören. Die Empfangnahme des Frachtzettels seitens des Schirrmeisters gilt als Quittung. Für die Aufbewahrung der Frachtzettel kann in allen verschließbaren Wagen für jeden Anhalte-Punct eine besondere Kapsel eingerichtet werden. Auf den Haupt-Stationen ist eine specielle Uebergabe der abgehenden Briefbeutel und Post-Stücke nicht erforderlich, da die verschlossenen Wagen von der Eisenbahn nach dem Posthause transportiert und die im Wagen verschlossenen Briefbeutel und Pakete nach dem Frachtzettel im Posthause revidiert werden.


    Auf den Zwischen-Orten geschieht die Abgabe zwar einzeln nach dem Frachtzettel, doch ist dieses nicht zeitraubend, da nur wenig Briefbeutel und Pakete dahin vorkommen werden. Sollte sich der Verkehr mehren, so würde durch eine Vermehrung der Wagen Abhilfe geschehen.
    ...


    Viel Spass beim lesen wünscht


    Ulf

  • Lieber Magdeburger,


    Zitat

    Viel Spass beim lesen wünscht


    fürwahr, den habe ich bei jedem deiner Zeitschilderungen von MD - als wäre man dabei gewesen. Das sollte zur Pflichtlektüre werden für jeden PO - Sammler.


    Danke für dein Engagement und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Magdeburger,


    Da kann ich mich den Worten von bayern klassisch nur anschließen. :thumbup: Ich habe den Text mit Genuss gelesen. Vielen Dank!


    Beste Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Meine anschliessende Frage betrifft den sächsischen Teil, wie sah es dort aus?

    Lieber Ulf,


    vorab vielen Dank für Deinen anschaulichen Beitrag. Er belegt einerseits, daß die Eisenbahngesellschaften in ihren Konzessionsverträgen mit einer Reihe von Pflichten gegenüber der staatlichen Post belegt worden sind und andererseits, daß sie sich bemühten, die entsprechenden Bestimmungen zu ihren Gunsten auszulegen.


    Leider kann ich zum sächsischen Teil dieser Strecke nicht viel beitragen. Im Postverordnungsblatt von 1841 findet sich lediglich der Hinweis, daß zur Postbeförderung von Leipzig nach Magdeburg die Züge 6 1/2 Uhr früh und 2 Uhr nachmittags, nach Berlin der Zug 6 1/2 Uhr früh zu nutzen sei. Daneben bestand weiterhin zwischen Leipzig und Berlin täglich je eine Eil- und Güterpost, d.h., die Post bediente sich parallel nach wie vor ihrer Kutschen.


    Beachten sollte man noch, daß die geschilderte Art der Postbeförderung mittels der Eisenbahn noch nichts mit Bahnpost zu tun hatte, weil im Zuge selbst keinerlei Kartierung vorgenommen worden ist, und auch keine Direkteinlieferung über Briefkästen möglich war.


    Interessant wäre es, über den beginn der bahnposten auf dieser Strecke etwas zu erfahren. Bei der sächsischen Post erfolgte der Übergang "schleichend", indem Postschaffner eingesetzt wurden, die u.a. mit der Annahme bloßgehender Sendungen betraut waren.


    Liebe Grüße


    Altsax

  • Liebe Sammelfreunde


    ich freue mich, wenn solche Informationen gern aufgenommen werden.


    Lieber Altsax,


    ich habe mir so meine Gedanken über diese Strecke gemacht.
    Soweit mir bekannt, bestand seit dem 15. September 1843 in der Kasematte V eine EisenbahnpostExpedition, welche dem Oberpostamt unterstellt war.
    Ein etwas früheres Datum hierzu ist der 20. Juni 1843, den laut Angabe erhielt das Oberpostamt an dieser Adresse einen Postraum von 29 Fuß Tiefe und 14 Fuß Breite vom Magistrat zugewiesen.
    Im Vorfeld soll es schon einen Raum im Bahnhofsgebäude für die "Post" gegeben haben. Ein Datum ist mir nicht bekannt.


    Dazu mal eine wenig Ortsbeschreibung:
    Der Bahnhof Am Fürstenwall befand sich etwas südlich der sogenannten Strombrücke auf der Westseite der Elbe.
    Im Prinzip ist es die Verlängerung von sogenannten "Alten Markt" in Richtung zur Elbe. Das Postamt befand sich (auch heute noch) gegenüber dem "Neuen Markt" (Domplatz). Danach war es am "Sudenburger Tor" am südlichen Punkt der Altsadt. Der Weg ist beträchtlich, so das eine Menge Kosten aufgebracht werden mußte, um die Postsendungen vom Postamt zum Bahnhof zu bringen.
    ( Leider kann ich schlecht schätzen, denke jedoch, dass der Weg zu Fuß heute so in 30 Minuten zurück gelegt werden kann )


    Nebenbei, vielfach wurde versucht ein "gemeinsames" Postamt für beides in der Nähe des Elbebahnfofs unterzubringen.


    Wie auch immer, ist es interessant, dass ausgerechnet die im Bericht vorkommenenden preussischen Hauptorte der Strecke die E.P. Stempel nutzen. Sicher bin ich mir auch, dass relativ schnell ein Briefkasten am Bahnhof existiert haben müßte, ohne jedoch ein Datum zu kennen.


    Die Strecke Magdeburg - Halberstadt war am 8. Juli 1843 fertig und sollte gemeinsam mit der Strecke Oschersleben - Braunschweig am 16. Juli erfolgen. Auch hier gab es das Problem der Postbeförderung, diese wurden jedoch schnell "abgeschmettert". Im bin sicher, dass zu diesem Zeitpunkt ein Briefkasten vorhanden war.


    Laut meinen weiteren Infos sollen anfangs zwei Verbindungen vorgesehen worden sein:


    Magdeburg - Abfahrt 7.45 früh und 12.40 Uhr Mittag. Folgende Ankuftzeiten sind angegeben:
    Schönebeck an 8.15 und 1.10, Köthen an 9.33 und 2.28, Halle an 10.54 und 3.49, Leipzig an 12.11 und 5.06.


    Umgekehrt:
    Leipzig - Abfahrt 7.05 früh und 12.11 Uhr Mittag. Die Ankunftzeiten:
    Halle an 8.12 und 1.18, Köthen an 9.33 und 2.34, Schönebeck an 10.51 und 3.52, Magdeburg an 11.31 und 4.32 Uhr
    (Die Angabe sind jeweils in Reihenfolge)


    Jedenfalls soll es recht schnell zu drei Fahrten zwischen beiden Orten gekommen sein.


    Interessant ist in diesem Zusammenhang noch die Strecke Berlin - Köthen, welche am 01.Juli 1841 eröffnet wurde.
    Eine Verbindung Magdeburg - Berlin war somit über den Kreuzungsbahnhof Köthen gegeben.


    Dazu vielleicht noch folgende Anweisung des Generalpostamtes vom März 1842 an die MD - Leipzig und Berlin - Cöthener Eisenbahngesellschaft:


    Die Beförderung der Haupt“Päckerei“Transporte findet jetzt auf der Berlin – Anhaltinischen Bahn täglich nur einmal, mit dem sogenannten in Wittenberg nächtigenden Zwischenzuge und auf der Magdeburg – Leipziger Bahn, täglich nur zweinmal, mit den Güterzügen statt. Die Erfahrung hat gelehrt, daß diese Einrichtung den Bedürfnissen nicht entspricht, zumal dem Publicum die Gelegenheit geboten ist, Pakete, welche dem Postzwange nicht unterliegen durch die Eisenbahn-Gesellschaften auf der Berlin – Cöthener Bahn täglich dreimal und auf der Magdeburg – Leipziger Bahn sogar fünfmal täglich befördern zu lassen. Die Benutzung der Dampfwagenzüge zu den Posttransporten, soll daher in der bisherigen Art nur noch bis incl. 9 k.M. fortbestehen, vom 10 k. M. ab werden zu den Posttransporten unter Anwendung der in Gebrauch befindlichen Postwagen

    • Auf der Berlin-Cöthener Bahn

      1. die täglich zweimal laufenden Personenzüge
      2. der täglich einmal laufende sogenannte Zwischenzug


    • auf der Magdeburg – Leipziger Bahn

      1. die täglich dreimal laufenden Personenzüge benutzt und mit diesen Zügen werden alle vorhandenen Postsachen, ohne Ausnahme (Korrespondenz, Geldsendungen, kleine und große Poststücke) befördern. Die außer den obengenannten Zügen noch stattfindenen Dampfwagenfahrten und zwar auf der Berlin – Cöthner Bahn
        der täglich einmal laufenden Güterzüge und
        auf der Magdeburg – Leipziger Bahn
        die täglich zweimal laufenden Güterzüge werden zu keinerlei Posttransporte benutzt. Mit jeden der oben unter 1a und b und unter 2a gedachten Zügen soll in der Regel nur ein Postwagen befördert werden. Die Mitsendung extraordinairer Nebenwagen ist möglichst zu vermeiden.


      ...


    Ich kann mir durchaus vorstellen, dass am Bahnhof recht schnell eine "Postbearbeitung" stattfand. Ab wann jedoch Zugbegleiter auf den Strecken postalisch tätig waren, ist mir nicht bekannt. Vielfach gibt es leider zur Eisenbahnbefördung und auch des Eisen-Bahn-Postamtes keine Angaben. Ob es Quellen irgendwo geben könnte, dazu muß ich zur Zeit passen.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Altsax,


    ich hatte noch etwas vergessen mit aufzuschreiben.


    Laut den Informationen wurden weiteresgehend die Kurse Magdeburg - Leipzig eingestellt.


    Hier sollten zählen:
    Fahrpost
    Magdeburg – Leipzig über Köthen (zweimal wöchentlich)
    Magdeburg – Calbe (zweimal wöchentlich)
    Kletzke – Leipzig (zweimal wöchentlich)
    Magdeburg – Atzendorf (zweimal wöchentlich)


    Schnellpost
    Magdeburg – Leipzig (dreimal wöchentlich)
    Braunschweig – Leipzig (zwischen Egeln und Leipzig)


    Inwieweit diese Angaben richtig sind, kann ich zur Zeit nicht beantworten.
    Hierzu sind jedenfalls detailierte Angaben erforderlich um dazu etwas zu sagen. Also sind Informationen zu Kursen immer intereesant.


    Einen Kurs Berlin - Leipzig gab es auf direkten Wege, ohne MD zu tangieren.
    Soweit die Angaben stimmen gab es auch einen Reitpost-Kurs von Berlin - Magdeburg, trotz Eisenbahn, welche zu dieser Zeit über Berlin - Köthen und von dort nach MD lief.


    Vielleicht findet sich mal etwas zu den Zugbegleitern jener Zeit an. Hier war bisher meine Suche nicht von Erfolg gekrönt. :(


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf