Brief nach Moorstein aus dem Jahr 1542

  • Guten Abend allseits,

    anbei ein Brief nach Moorstein (bei Kirchberg/Jagst). Leider ist der Brief von 1542 für mich nicht leserlich.

    Eine Übersetzung des FRHR v. Crailsheim aus dem Jahr 1988 liegt mir vor, aber ich werd daraus nicht schlau.

    Was mich mal interessieren würde ist, ob die letzte Zeile auf der Briefvorderseite ein Eigangsvermerk sein könnte. Mir ist auch nicht bekannt ob es einen Moorstein-Boten von Kirchberg aus gab.

    Danke schon mal.

    Gruß aus Jagstheim

    Manne

  • Hallo Manne,


    da hast du aber was richtig altes ausgegraben. Ich bin gespannt, wer diese spätmittelalterliche Schrift lesen kann. Ich gehöre jedenfalls nicht dazu.


    Dieter

  • Hallo Dieter,

    ja da hast recht. Ist schon sehr speziell die Schrift damals.

    Ich hab den Brief vor längerer Zeit auf einer Auktion erstanden.

    Werde mich mal beim Stadtarchivar über die Anna v. Crailsheim kundig machen.

    Hier die Übersetzug des Briefes. Ich erspar mir die Innenseiten zu scannen da sie eh niemand lesen kann - denk ich mal.

    Ich glaub auch daß hier eh wenig philatelistisches rüberzubringen ist - Botenbrief und fertig.

    Glaubst Du ich bin hier mit dem Artikel richtig oder passt er eh besser zu "Hilfe bei unleserlicher Schrift"?

    Gruß

    Manne

  • Hallo Manne,


    der Brief ist auf jeden Fall interessant und ich würde versuchen, einen Spezialisten für diese Zeit zu finden. Die Schrift ist nicht wirklich schlecht; man schrieb nun mal im ausgehenden Mittelalter anders als heute. Wir tun uns mit unserem heutigen Sprachverständnis schwer, diese Texte zu lesen. Ich denke noch mit Schrecken an unsere Leseversuche von Althochdeutsch in der Unterprima. :(


    beste Grüße

    Dieter


  • Moin Dieter,

    hab noch einen aber älter - aus dem Jahr 1527 !

    Schau Dir mal rechts am Seitenrand das Zeichen an und vergleiche es mit dem letzten Zeichen vom vorigen Brief.

    Evtl. doch Boten- oder Eingangsvermerk?

    Gruß

    Manne

  • Hallo Manne,


    auch der 2. Brief sieht ganz ordentlich aus, aber ich bin wirklich überfragt. Dafür brauchst du einen Experten für spätmittelalterliche Schriften.


    beste Grüße

    Dieter

  • Hi Dieter,

    war heut im Stadtarchiv und hab zufällig einen Historiker getroffen. Dem darf ich mal die Briefe schicken.

    Gruß

    Manne

  • Hallo Dieter,

    hier nun die Übersetzung der Anschrift und nachfolgend der Inhalt des Briefes.:


    Dieser Text ist allerdings etwas schwerer lesbar, da so blass, aber ich

    habe ihn bis auf eine Stelle wohl richtig lesen können. Die Erklärung

    von Dieter von Crailsheim zur Jahreszahl ist allerdings falsch, auch

    wenn er richtig 1542 angibt. Die Zahlen sind aber lateinisch, d.h. x vor

    l meint 10 ab von 50 und dann die 2 ii, also 42.


    Demn erbar(e)nn unnd ernachtbar(e)n Ludwigk Virnhaber,

    Obervogt zue Kirchpergk, meinem liebenn nachbarnn

    die Schaff zu Morstein ze lösem

    geantwurt freitag nach quasimodo geniti a(nn)o xlii



    Nun der Text:

    Mein gepurlich dienst zuvor, lieber Obervogt. Demnach ein gemeind zw

    Dunspach ...hens ires gefallens schaff zzu haltten gar nit machtgehabt

    on meyns lieben Junckhern seilligen in Zeit seines lebenns oder nach de

    selbigen absterbenn on mein willenn, zuedem auch Ir onegeferlich vor

    zweiehenn jarn unter meynem freundtlichenn unnd liebenn Vatter Heinrich

    Spiessenn (als Ir beieinannder zue Duntzbach) verabschiedet, das die von

    Duntzbach des selbigenn jars die Zauppeln und das nachend jar fernnische

    schaff halten unnd weidenn mochten. Aber des driete unnd jetzlauffend

    jar sollten sie vonn Dunßbach sich insunders mit mir des schaffhaltens

    verglichenn, wie Ir euch des zweiffelsone wissenn zu erineren. Dem aber

    allem zu entgegen habenn die gemelten gemeinder undernomen dis jars

    schaff zu nhalten. Mein deshalb, zuemall one ersucht, auch gantz on, das

    Ich Inen das bewilligt hett. Deshalb Ich Inen niessung der weid uff den

    guttern dem schlos Morstein angehiorig bei straff zehenn guldenn

    verbietten, und als Ir Hirtt uber solichs mit den schaffenn uff

    berurtten guttern bedretten, hab ich die pfandung uff bezalung der

    straff ofder buß fernemen lassenn. Demnach aber sie von Duntzbach

    bishero verzogenn, die berurtte buß oder straff zu bezaln unnd

    dieabgepfennten schaff zu erledigenn//

    hab Ich Inen heut dato anzeigenn lassenn, die selb straff sampt

    zimlicher atzung iner acht tagennn gein Morstein zu erlegenn. Dan wo das

    nnit wer, Ich lenger nit zu umbgen die schaff zu verkauffenn. Jedoch ist

    mir alsdan nit zu entgegen, was uber die berurt straff unnd atzung

    vorhandenn sein wurdt, Inen vonn Duntzbach dasselbig verfolgenn zu

    lassenn, wiewol Ich dan zweiffelsone, Ir werdenn solichen vonn Duntzbach

    unbillichen und eygenwilligen frurnemen unnd handeln, besunders dem

    berurten abschiden nach, welich Ir mit meinem liebenn Vatter genomen. So

    vil Eurer Amptsangehorigen belangen gantz khein beilegenn thon, so hab

    ich das nit umbgen wollenn, euch des alles hiemit zuu berichtnenn mit

    biet, wo solichs sachenn vielleich anderß bei euch furpracht werten oder

    ma.... furpracht wurdenn, dem keinen glaubenn zu gebenn, noch weniger

    der berurtten unnbilligkeit beilegung zu thon. Dann Ich auß erzelten

    ursachenn Ir nit schuldi, inen von Duntzbach solichs Irs furnem zuu

    gestatten; das wollte Ich euch dennocht, wie oblaut, nit verhalten.

    Datum montag nach dem Sonntag modo geniti anno xlii

    Anna vonn Crailsheim, Wittbe zue Morstein



    Wenn einem bei einem solch alten Brief nicht geholfen wird hast keine Chance herauszufinden was drinstehet.

    Gruß aus Jagstheim

    Manne

  • Hallo Manne,


    diese Transskription ist klasse. Allerdings braucht man vermutlich 1 Stunde um den Sinn zu erfassen. Dazu habe ich jetzt aber keine Zeit und Geduld.


    Gruß aus dem sommerlichen Uedem

    Dieter