Der besondere Brief - Das besondere Poststück

  • Hallo Sammlerfreunde,

    hier eine Frankaturkombination, wie ich sie noch nicht gesehen habe,

    Postkarte Schweinfurt - Alost/Belgien vom 20.11.1873, frankiert mit 7 Kreuzer nach dem Tarif vom 1.5.1871.

    Postkarten mit 7-Kreuzer-Frankatur nach Belgien sind sowieso schon selten, dargestellt mit einer 2 Kreuzer-Ganzsache zusammen mit 5 weiteren Einzelmarken wird es wohl auch in andere Länder kaum geben.

    Gruß

    bayernjäger

  • Wow - 3x für Bayern und 1 Sgr. Weiterfranko für Belgien = 4 Kreuzer, das sieht man wahrlich nicht alle Tage! :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    Retourbriefe sind ja nicht unbedingt eine Seltenheit. Meist erfolgte die Rücksendung wegen unbekannter Adressaten oder Annahmeverweigerung wegen Portobelastung.

    Der nachfolgend gezeigte Retourbrief aus Augsburg nach Stadtamhof vom 6.10.1866 fällt allerdings vollkommen aus dem Rahmen.

    Bei diesem Brief vermerkte der Empfänger:

    "Zurück an Privatier Werner C. 33 (oder zz) in Augsburg.

    Wird nicht angenommen u. werden weitere Zuschriften verbeten, Schmidbaur"

    Hier haben wir also einen eher ungewöhnlichen Fall einer Annhameverweigerung, hatte ich so bisher noch nicht gesehen.

    Wie aus dem Inhalt zu ersehen ist, gab es wohl Ärger wegen einer Geldzahlung. Die Wortwahl, insbesondere des Herrn Schmidbauer aus Stadtamhof, war wohl bei seiner letzten Zuschrift nicht sehr freundlich.

    "Augsburg, am 5. Octbr. 1866

    Herrn Jos. Schmidbaur, Buchdruckereybesitzer in Stadtamhof

    Meine Geschäfts-Ordnung erheischt es, Ihnen anzuzeigen, daß

    ihre Geldsendung an mich gut eingetroffen, die aber

    auf einen kleinen Zettel beiliegende beleidigende

    Stylistik, mir zur Notiz bleibe.

    Nach dem Satz “res clamat ad dominum“ fühle ich

    mich verpflichtet für die zuviel übersendeten 26 xr 3 pf.

    Ihnen 27 xr in Briefmarken anliegend retour zu senden,

    auch Ihnen, für Ihr stets edles Benehmen gegen

    mich , meinen Dank zu äußern, und mit

    geziemender Achtung zu zeichnen

    Ihr ergebener"

    Auf der Siegelseite vermerkte der Absender noch "Zur eigenhändigen Eröffnung"


    Zudem waren dem Brief 27 Kreuzer in Briefmarken beigelegt, was für eine Briefpostsendung nicht zulässig war. Der Brief hätte eigentlich als Wertbrief, sprich Fahrpostbrief verschickt werden müssen.

    Gruß

    bayernjäger

  • Hallo Udo,


    Du bist ja bekannt für die exotischsten Briefe. Herzlichen Glückwünsche zu diesem hochinteressanten Brief. Gottseidank schauen 99% der potentiellen Käufer auf das Äußere und sagen sich: 3 Kreuzerbrief, verschmiert und hässlich und wieder zurück in die Kiste. Aber für uns sind das Glücksmomente, die sich zu Erwarten gelohnt haben.

    Aber leider verstehe ich die Feinheiten des Inhaltes nicht, die der beigelegte Zettel ausgelöst hatte. „Die Sache ruft nach Ihrem Herrn“ ?

    Ja und?


    Grüße aus Frankfurt von einem ratlosen

    Heribert

  • Lieber Heribert,

    ich hab dazu folgendes gefunden:

    gestützt auf den Rechtssatz RES CLAMAT AD DOMINUM (‚Die Sache schreit nach dem Herrn‘ oder mit anderen Worten: ‚Dem Besitzer muß das, was ihm gehört zurückgegeben werden.
    da gab es wohl verschiedene Ansichten zu Besitzverhältnissen.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • ... so einer kann sich von vorn, hinten und innen sehen lassen! :thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Will,

    das ist leider nicht mein Brief, sondern der vom Udo.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Udo,


    da hab ich tatsächlich geschlafen, aber ich bleib dabei, den Spitzenbrief zu erkennen und zu besitzen, ist schon besonders!


    Den hätte wohl jeder gern, vielleicht auch Ralph.😁


    Beste Grüße

    Will

  • Liebe Freunde,

    für meine kleine Spezialsammlung "Chargé in Bayern" suche ich immer Briefe, die entgegen der Vorschrift auf die Reise gingen und bei Postsonderdiensten war dies natürlich häufiger der Fall, als bei Standardbriefen, weil mit jeder Sonderleistung sich das Fehlerspektrum quadrierte.

    Brief aus Pfeffenhausen vom 25.4.1868 an Advokat Götz in Landshut, frankiert mit einer Nr. 15 und passendem Mühlradstempel 393. Der Brief war recommandirt und erhielt folglich den Stempel Chargé (sogar zweifach, aber nicht in vorgeschriebener roter Farbe!), aber keine Reco-Nummer. Dafür stellte man fest, dass er über 1 Loth wog und taxierte ihn mit 8 Kreuzern nach. Rechnung: Schwere Briefe unfrankiert 11 Kr., minus des Wertes der Marke von 3 Kr. = 8 Kreuzer beim Empfänger zu kassieren.

    Rekobriefe, die unterfrankiert blieben, sind immer selten. Welche ohne Reco-Nr. kenne ich sonst in dieser Kombi gar nicht und ich bin sehr froh, eine solch schöne Kombi zeigen zu können.

  • Lieber Ralph,

    Charge- Briefe mussten damals wie heute zur Post gebracht werden, und deshalb hätte

    eigentlich die Aufgabepost in Pfeffenhausen das Gewicht über 1 Loth feststellen müssen

    und für den Brief 7 Kreuzer plus Charge Gebühr von 6 Kreuzer kassieren müssen.

    Anscheinend hat aber erst die Abgabepost das Übergewicht festgestellt, und der Empfänger

    war der Dumme.

    Gruss Kilian

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Hallo Ralph,

    der Brief ist relativ klein und macht mir nicht den Eindruck, als hätte er über 1 Loth gewogen. Du schreibst, es fehlt die Reconummer, ich nehme an, die unterstrichene "8" stellt hier die Reconummer dar und nicht ein Nachporto. Das wäre für den Brief die schlüssigste Lösung. Farbig unterstrichene Reconummern oder -vermerke gibt es häufiger.

    Gruß

    bayernjäger

  • Liebe Freunde,

    ja, man kann wohl beide Varianten für plausibel erklären. Die 8 ist halt sehr groß geschrieben und 3 mal unterstrichen, während man die Reco-Nummern eher klein schrieb, um sie eben nicht mit einem Nachporto zu verwechseln. Leider hat der Brief keinen Inhalt mehr, so dass wir es final wohl eher nicht klären können.

    Lieber Kilian,

    ab 1868: Reco-Gebühr immer 7x, wie das Franko von schweren Briefen auch.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    was machte seine Majestät, König Ludwig I von Bayern, ,wenn er einen Brief verschicken wollte? Ganz einfach - er gab ihm einen seiner Lakeien und der trug ihn behandschuht zur nächsten bayerischen Post und gab ihn unter kostenloser Recommandation als Expressbrief seiner Majestät auf - natürlich war das alles kostenlos, das versteht sich.

    Aber was machte eben jener Lakai, wenn die Majestät in Salzburg residierte? Na ja, er gab den Brief halt der Salzburger Post auf und die kümmerte es wenig, wer der Absender war, denn Briefe zu frankieren war man absenderseits ja nicht gewohnt.

    Daher gab man am 16.7.1851 den königlichen Brief (mit der Handschrift seiner Majestät "Dem königl. bayerischen Herrn Kammer- & Freyherrn von Malsen in der Begleitung I(hrer) M(ajestät) der Königin Therese von Bayern in Marienbad in Böhmen") als Portobrief auf, der 9 Kreuzer Conventionsmünze Porto bis 1 Loth über 20 Meilen innerösterreichisch und 3 Kreuzer CM Portozuschlag, notiert mit "9/3" kostete. Da die Königin Therese (nach ihr wurde die Theresienwiese in München benannt, für Oktoberfestler sicher kein unbekannter Terminus) aber bei der Ankunft am 18.7. bereits nach Franzensbad abgereist war, wurde der Brief erst gar nicht ausgeliefert, sondern direkt ohne den Postlauf zu verlassen nach "Franzbad" = richtig: Franzensbad weiter geleitet, wo er am selben Tag noch eintraf und für 12x CM Herrn von Malsen ausgehändigt wurde.

    Sind schon Briefe der Majestäten mit üblicher bayerischer Postaufgabe Seltenheiten, so sind die ganz wenig erhaltenen mit ausländischer Postaufgabe zum Zungeschnalzen und ein taxierte und weitergleiteter Brief dieser Art dürfte wohl einmalig sein.

  • Lieber Franz,

    ich danke dir - sehe ich ganz genau so!

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Hermann,

    vlt. haben sie meinen Brief auch einfach nur in den Briefkasten geworfen? Deinen haben sie als Königsbrief recommandirt und kostenlos verschickt. Hast du den noch? Das wäre natürlich ein ganz besondere Seite, wenn sich diese beiden Briefe vereinigen ließen ... :love::love:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.