Schweiz - Sardinien

  • Hallo zusammen,


    neulich konnte ich dieses schöne Damenbrieflein erstehen.


    Aufgegeben am 14.06.1858 in Genf und adressiert nach Genua, wo der Brief bereits 2 Tage später ankam.

    Laut Postvertrag vom 01.04.1851-31.10.1859 waren Briefe im direkten Austausch nach Sardinien mit 40 Rappen zu frankieren. Für die direkte Leitung nach Italien gab es keine Briefkreise, sondern es zählte nur die ausländische Distanz bis zum Bestimmungsort. Auf Briefen nach Sardinien, Modena, Parma und der Toskana sollte der P.D. Stempel angebracht werden, bei den weiter entfernteren Staaten der Stempel P.F. (also bloß Franko bis zur Grenze).

    Ein Strubelbrief in der Erhaltung mit Bogenecke ist schon etwas Selteneres, umso mehr freue ich mich, den Brief in meine Sammlung aufnehmen zu können.

    Liebe Grüße,

    Kevin

  • Hallo Kevin,

    Auf Briefen nach Sardinien, Modena, Parma und der Toskana sollte der P.D. Stempel angebracht werden, bei den weiter entfernteren Staaten der Stempel P.F. (also bloß Franko bis zur Grenze)

    woher hast du das? Die Entfernung war egal - es galt immer das, was im Postvertrag bzw. seinen Ausführungsbestimmungen ausgehandelt worden war. Ein Brief von der CH bis hinter den Ural oder ans Schwarze Meer hätte im Frankofall auch einen P.D.-Stempel erhalten und wäre viel weiter gelaufen, als einer nach Italien, dort wohin auch immer.


    Aber ein sehr schönes Stück - hast du ein Fahrrad? Wenn ja, kannst du ja mal am Wochenende um die Ränder der Marke herum fahren ... :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Kevin


    40 Rappen sind korrekt für einen Brief bis 7,5 Gramm, Leitung direkt.

    Das PD oder aber PF für weitere italienische Staaten war grundsätzlich Pfilcht.

  • Noch vergessen….


    Strubelmarken auf Brief mit Bogenrand und dazu noch weissrandig sind wahrlich keine alltägliche Erscheinungen 👍👍👍

  • Liebe Freunde,


    Gutes muss nicht teuer sein - sagt auch mein lieber Sammlerfreund und schnappte sich diesen hier, der zwar frankiert, aber ohne Marke bleiben musste - schee isser trotzdem. 8o8o

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph,


    jetzt wäre noch interessant zu wissen, ober er wirklich über den Simplon und Domodossola gelaufen ist, oder aber über den Gotthard?


    Rückseitig herrscht wohl Leere...


    LG

    Christian

  • Hallo Christian,


    hinten leere, s. Scan mit nur der Taxe. Aber er weiß, worüber er schreibt, von daher würde ich all seinen Texten glauben.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Christian,


    ab wann wurde auf dem Comer See Post transportiert? Bei Cattani sind Poststempel der Seebeförderung ab 7/1860 gelistet.


    beste Grüße

    Dieter

  • ... Der Brief ist von 1852, da gab es noch keine Seebeförderung (nur ab 1836 über den Bodensee mit dem Dampfboot, sonst aber nicht). :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • .... Ich tendierte sofort zu einer Beförderung über den Gotthard und Bellinzona. Im Jahr 1852 war die Strecke über den Splügen und am Comer See entlang vermutlich um einiges schwieriger als auf der anderen Strecke.


    liebe Grüße

    Dieter

  • Hallo zusammen,


    auf dem Brief steht ja "per Domodossola", das wäre dann der Laufweg über Brigg nach Domodossola über den Simplon-Pass, oder über den Gotthard von Westen nach Sardinien.


    Die Karte im Helbig S.276 zeigt die Routen sehr schön, und da kommt dann die Möglichkeit über Chur, den Splügen, weiter nach Bellinozona und Sardinien noch dazu.


    Aber aus Zürich wie beim obigen Brief ist er wahrscheinlich doch über den Simplon-Pass gelaufen.


    LG

    Christian

  • Hallo Zusammen


    Ich kenne den Kontext der Karte nicht und sie erstaunt mich doch ein wenig. Ein Postweg 2 von Zürich über den Gotthard, der dann ins Wallis (Brig) abbiegt und nicht ins Tessin (Bellinzona) kenne ich nicht.


    Der Postweg 1 ginge dann via Waadt (Lausanne) ins Wallis.


    Die Strubel Briefe, die ich besitze gingen von Genf und nicht von Zürich über den Simplon nach Santa Maria Maggiore bzw. in diese Region. M. E. weisen sie Transitstempel aus.


    Martin

  • Hallo Martin,


    der Postweg 2 ging, so meine ich, nicht über den Gotthard, sondern die heutige Hauptstrasse 19 von Andermatt nach Brigg.


    LG

    Christian

  • Hallo Christian


    Bei genauer Betrachtung der Karte muss ich Dir Recht geben und die zeigt eher Andermatt - Furka nach Brig und nicht den Weg über 2 Pässe (Gotthard-Airola- Nufenen). Eine Strecke, die im Sommer von Mororradfahrern gerne unter die Räder genommen wird.


    Einen Postweg Andermatt und über die Furka vor und nach 1850 habe ich bis jetzt auch noch nicht angetroffen.


    Wie gesagt, ich kenne den Kontext der Karte nicht.


    Sammlergruss


    Martin

  • Liebe Sammlerfreunde,


    das Herzogtum Savoyen gehörte bis zum 30.6.1860 zum Königreich Sardinien. Ab 1.7.1860 wurde ein spezieller Grenzrayon-Tarif (gültig bis 30.9.1865) mit Frankreich für Savoyen verwendet. Die Distanz von Absende- zu Empfangsort betrug 35 km statt der 30 km für das übrige Frankreich und der Tarif galt je 7,5g statt der 10g für Frankreich. Der Brief wog über 7,5g bis 15g, also 2x20 Rp. = 40 Rp. für die zweite Gewichtsstufe.


    Viele Grüße

    Bruno

  • Hallo zusammen

    Ich möchte euch wieder einmal einen Brief aus dem Kanton Tessin zeigen. Heuer aber ohne Strahlenstempel. Es geht um folgenden Brief:


    Briefe ins Königreich Sardinien (welches von 1324 - 1861 bestand) mussten mit 40Rp frankiert werden. Nun erkennt man unter der ersten Strubel Briefmarke eine Rötel 3 also Dritte Gewichtsstufe. Entsprechend wurde das Porto auf 1.20 CHF verdreifacht. Mich irritiert nun folgendes. Genua liegt ja wohl nicht im Grenzrayon?!? Warum also wurde der RL Stempel abgeschlagen? Der gehört meiner Meinung nach nicht auf diesen Brief. Das obligatorische PD hingegen schon und ist auch die seltenere Variante im oval.


    Bin auf eure Kommentare gespannt.


    PS: Die relativ starken Tintenspuren rechts von Genova haben keine postgeschichtliche Relevanz. Es handelt sich um die Unterschrift des Absenders.


    Danke und Gruss Tessin

  • Hallo Tessin,


    das ein toller Brief, den man in der Art vermutlich nur sehr selten findet. :) :thumbup:


    Kann es sein, daß der Postler ursprünglich Genève gelesen und deshalb den RL-Stempel angebracht hat? Anschließend hat er korrekterweise PD gestempelt, aber das RL nicht gestrichen.

    Dir hat er 165 Jahre später so zu einem interessanten Beleg verholfen.


    viele Grüße

    Dieter