Preußen - Frankreich 1.6.1837 - 31.12.1847

  • liebe Sammlerfreunde,
    ich habe hier einen Brief von BREMEN nach BORDEAUX. Er wurde am 16.3.1844 versandt.Bremen lag im dritten Rayon, der Stempel CPR3 wurde in Aachen aufgesetzt. Der Bremer Rechteckstempel zeigt nur das Datum, keine Uhrzeit. Diese Stempelform führten in Preußen nur 7 Orte. Außerdem hat der Stempel einen Schlusspunkt, so dass er auch zur Liegnitzer Sonderform gezählt werden kann.
    Meine Frage: Warum kostet der Brief 18 Decimes und nicht 19 Dezimes, nämlich 9 für den preussischen Anteil und 10 für den französischen?
    beste Grüße
    preussen_fan
    Erwin W.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Erwin,

    für den 3. Rayon wurden doch 8 Dec. angesetzt.
    Dafür kann ich die Taxierung auf meinem Bremer Brief von 1846 nicht so recht erklären, der anscheinend nur mit dem preußischen Portoanteil belastet wurde.

    Der Brief wurde über St. Quentin geleitet, belegt durch den etwas selteneren PRUSSE 5 GIVET und einem rückseitigen Stempel von St. Quentin.
    Für die französische Strecke hätten noch 4 Dec. dazu addiert werden müssen.
    Die rechts oben befindliche französische 5 erschließt sich mir nicht.

    Gruß
    Michael

  • Lieber Michael,

    offenbar kreditierte man Preußen 5 Decimes - plus 4 für Frankreich = 9 Dec. Gesamtporto.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ralph,

    das ist eine interessante Idee, das Frankreich bei einem Briefgewicht von < 7,5 Gramm nur den halben üblichen Tarif ansetzte.
    Laut Vertragstext wurden für Briefe aus dem 3. Rayon 17 Sgr. je 30 Gramm erstattet.
    Daher war es für die preußische Post egal, was auf dem Brief notiert wurde. vielleicht ist diese Notierung nur ungewöhnlich, weil nur wenige preußische Briefe so leicht waren ...

    Gruß
    Michael

  • lieber Michael,
    danke für die Auskunft. Hast du einen Postvertrag zur Hand, aus der die Porti hervorgehen. Ich kann im DASV-Postvertragsprojekt nichts passendes finden.
    beste Grüße
    Erwin W.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hallo zusammen,

    ergänzend zum Post #53 noch ein Brief von Köln nach Lyon:

    Er wurde am 14.12.(1839) in Köln zur Post gegeben. Als nächstes wurde er mit dem schwarzen Stempel P Payé versehen, der laut Feuser im Jahr 1839 in Saarbrücken benutzt wurde.
    Am 16.12.(1839) passierte er die preußisch-französische Grenze, was mit dem roten K2-Stempel PRUSSE 2 FORBACH dokumentiert wurde. Eine weiter oben vermutete Nutzung dieses Stempels halte ich für unhaltbar. Forbach ist schließlich nur ca. 10 km von Saarbrücken entfernt.
    Weiterhin findet sich der rote ovale Stempel 11 AED. Ich meine mich zu erinnern gelesen zu haben, daß dieser Stempel in Paris angebracht wurde. Die 11 entspricht dem Betrag in Sgr., der nach dem PV von 1836/37 für die Strecke vom 2. Rayon nach Paris anfiel. Von Paris aus mußte die restliche Strecke zusätzlich bezahlt werden. Ist das die Differenz der taxierten 15 Sgr. und den 11 Sgr. bis Paris.
    Das Gewicht links oben kann ich nicht entziffern. Eventuell 2/3 Loth?

    Auf der Rückseite finden wir noch einmal eine violette 11 und eine 15.
    Die 6 auf der Rückseite links oben kann ich nicht einordnen.

    Liege ich richtig mit meinen Deutungen?

    beste Grüße

    Dieter

  • Hallo Klesammler

    der ovale AED steht für Affranchissement étranger à destination. Es gab soweit mir gekannt 15 dieser Stempel die je einem Grenzübergangsbüro zu geordnet waren. Die Nummern wurden dem Alphabet nach vergeben . Die 11 stand für Strassburg.


    Phila-Gruß

    Lulu

  • Hallo Lulu,

    deine Information verwirrt mich. Warum der AED-Stempel (aus Strassburg), wenn der Grenzübergang Saarbrücken-Forbach bereits klar ist? Frankreich ist seit langer Zeit zentralistisch organisiert. Daher vermute ich, daß der Brief über Paris nach Lyon lief. Für mich daher Fragen über Fragen.

    beste Grüße

    Dieter

  • Vals59 hat irgendwo im Forum die numerierten AED Stempel gelistet. In meiner Sammlung finden sich leider nur welche ab Luxemburg oder Belgien. Da kommt die 11 nicht vor .

    Mein Stempelkatalog gibt keine weiteren Details nur dass es die Nummern 1-15 gab


    P.S ich überprüfe meine Belege ob das 'Franco' mit der Zahl im AED übereinstimmt

    Phila-Gruß

    Lulu

    3 Mal editiert, zuletzt von Zockerpeppi (28. Juni 2017 um 20:39)

  • @ Michael


    genau  :love: . Ich hatte sie mir in mein Heft aufgeschrieben. Eine Idee für die 2. ---> Bayonne ???


    Habe AED/A.E.D bei Delcampe gefiltert. Vals Liste stimmt mit den jeweiligen Stempeln überein.

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Hallo,

    vielen Dank für die Informationen und den Link. Ich frage mich nach wie vor: Wie kommt der Brief, der Stempel von Saarbrücken und Forbach hat, im zentralistischen Frankreich nach Straßburg?

    beste Grüße

    Dieter

  • Hallo Dieter,

    der Stempel 11 war in Strasbourg, der Stempel Paris - Forbach 3 war in Paris. Mit deiner Zentralismusannahme hast du natürlich Recht - daher denke ich, dass der Brief nach Strasbourg lief (es gab ja einen Kartenschluß Köln - Strasbourg), dort den 11er Stempel erhielt und dann, wie immer, über Forbach nach Paris geleitet wurde.

    In Forbach wurden dortige eingehende Briefe für Frankreich nach Paris dazu gepackt. Beim Öffnen der Briefepakete aus Strasbourg (Wissembourg kam auch noch dazu) und Forbach ist in Paris dann zum falschen Vertragsstempel gegriffen worden. Entweder man hat es sofort, oder doch bald später bemerkt und dann den richtigen Stempel für den richtigen Paketschluß gesetzt.

    Dergleichen Briefe kenne ich Hunderte, allerdings über einen weiten Zeitraum (1820er bis 1850er Jahre). Sie sind eine kleine Besonderheit, aber nichts Großes. Je geschulter das Auge in diesen Dingen wird, je mehr fallen einem diese Fehlerchen in der damaligen Manipulation auf, wobei ich jedoch bemerken muss, dass die französischen Beamten sehr gut und gewissenhaft waren - bei anderen Postverwaltungen, und ich nenne hier keine Namen, wäre die Fehlerquote eine ganz andere gewesen ... ^^

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    ich bin nun sicherlich kein Preussen-Experte, aber ich stelle mir angesichts der o.a. Diskussion schon die Frage, auf welchem Weg und mit was für einem Verkehrsmittel überhaupt im Jahre 1839 von Köln über Forbach nach Paris Post transportiert worden ist. Wenn man sich den Stand des Bahnstreckenausbaus anschaut, dann war da von Koblenz oder Bingen aus ja so viel noch gar nicht los...auch von Ludwigshafen nach Saarbrücken (d.h. auch hier Richtung Forbach) nicht.

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    1839 war noch Postkutschenzeit - von Köln über Strasbourg und Forbach nach Paris nach Lyon. Daher auch die relativ langen Laufzeiten, wobei die international verwobenen Postverwaltungen schon auf reibungslose Transportzeiten achteten (Schichtbetrieb und genaue Stundenvorgabe, wer welche Postsachen wem wo andienen musste).

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo zusammen,

    wenn wir so wie @bk bereits klargestellt hat, noch von der Postkutschenzeit ausgehen, dann kann dieser Brief in den weniger als 2 Tagen über Paris leidlich über Strasborg gelaufen sein. Wenn man das damalige Maximum der Postkutsche von 13-14 km/h* annimmt, dann wären die ca. 840 km der Strecke Köln-Strasbourg-Paris frühestens in 60-65 Stunden bewältigbar gewesen. Bei der ca. 650 km umfassenden Strecke Köln-Forbach-Paris wären es 46-50 Stunden, das würde gerade noch so passen, die Beförderung tags und nachts vorausgesetzt.


    + Gruß !

    vom Pälzer

    *verwendete Quellen:
    http://www.geschichtsforum.de/f288/postkutsc…241/index2.html
    https://de.wikipedia.org/wiki/Reisegeschwindigkeit

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (29. Juni 2017 um 19:30)

  • Hallo Tim,

    ich habe mal gehört, dass statistisch auf langer Strecke ca. 7 - 9 km/h damals drin waren, keine 2stelligen Geschwindigkeiten (Zustand der Straßen, Wetterunbile, Pferdewechsel, das übliche Rein-Raus usw.). Schnellposten waren da bedeutend schneller, aber ob wir hier Kurse von diesen vorliegen haben, könnten allenfalls die Spezialisten kennen. Gut, dass wir davon welche hier haben. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bk,

    Schnellposten waren da bedeutend schneller, aber ob wir hier Kurse von diesen vorliegen haben, könnten allenfalls die Spezialisten kennen.


    jo, da hängt`s wohl dran.

    + Gruß !

    vom Pälzer

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