Schweiz - Bayern

  • Hallo Sammlerfreunde,


    weiter geht`s mit einem etwas jüngerem Beleg, welcher gemäß dem angebrachten Verschlusszettel Militärischerseits unter Kriegsrecht geöffnet Überwachungsstelle d. XVIII. A. - K. der Zensur, hier durch die Überwachungsstelle Frankfurt a. Main unterlegen war. Mit Beginn des Krieges am 01.08.1914 waren bekanntlich militärische Postüberwachungsstellen eingerichtet worden, welche ein- und ausgehende Auslandpost einer Inhaltskontrolle unterzogen.


    Ich gehe davon aus, dass der vorderseitig angebrachte Rundstempel "5" die Nummer des jeweiligen Zensors darstellt, welcher rückseitig auf der Verschlussbanderole wohl auch noch seine Unterschrift hinterließ. Über die Optik des Belegs braucht man nicht weiter viel Worte verlieren.(Anm.: Es handelt sich nachstehend (noch) nicht um eine später ebenfalls von der Überwachungsstelle Frankfurt a.M. ausgeübte Devisenkontrolle).


    Schönen Gruß


    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,


    schöner nicht darstellbar - supi!


    Gab es auf dem Weg von der CH nach der Pfalz immer die Leitung über Frankfurt? Dann hat der Brief über 100 km zu weit den Norden gesehen, ehe er wieder in den Süden zurück laufen musste.


    Wenn der Brief nach Heilbronn gerichtet gewesen wäre, hätte man ihn dann auch so weit in den Norden laufen lassen?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo bk,


    der postalisch kürzeste Leitweg ist hier wohl nicht bestimmend gewesen, sondern das Vorhandensein bzw. die Zuständigkeit einer (bestimmten) Überwachungsstelle. Nun gab es ja für die Pfalz - längst schon auch - die Prüfungsstelle des II.Armee-Korps Ludwigshafen. Warum hier nicht aufgeliefert wurde erschließt sich mir im Moment nicht.


    Möglicherweise war der Dienststelle Frankfurt a.M. (aus Gründen der Zentralisierung) die Auslandspostüberwachung für Briefe aus der Schweiz (für einen bestimmten Zustellbereich) zugewiesen worden, welche diese dann nach der Zensur der Zivilpost zur Inlands-Weiterbeförderung übergab.


    Ich habe jedenfalls keinen Beleg aus der Schweiz z.Z. des 1.WK, der über die Prüfungsstelle Ludwigshafen in die Pfalz gelaufen ist, sondern noch einen weiteren, der über die Überwachungsstelle Frankfurt a.M. nach Kaiserslautern gelaufen ist. Wie man nachstehend erkennt ist das rd. 1 Jahr nach dem im post23 gezeigten Beleg passiert.


    + Gruß !


    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,


    vielen Dank für den 2. Brief, der auch wunderschön und begehrenswert ist.


    Die Frage ist ja: Wer hat die Briefe in die Pfalz nach Frankfurt am Main kartiert? Waren das die Schweizer, oder wurde der Brief "offen" über die Grenze transferiert und erst hier nach Frankfurt geleitet?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo bk,


    ich habe dazu leider keine vertiefende Literatur, kann mir nur vorstellen, dass die Auslandspost auch von der Schweiz gesammelt und dann in Säcken den jeweiligen Zensurstellen zentralisiert anzuliefern war. Ob das bei der Schweiz (immer) über Landweg oder evtl. sogar über den Luftweg lief, entzieht sich leider ebenfalls meiner Kenntnis. Aber wir haben ja noch andere Experten dazu im Forum, vielleicht kann von dort aus weiter geholfen werden.


    + Gruß !


    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,


    soweit mir bekannt finden sich Zensurvermerke der Stelle Ludwigshafen nur auf AUSgehenden Briefen. Gleiches dürfte auch für die anderen Zensurstellen in der Pfalz gelten.
    Frankfurt hingegen scheint die zentrale Zensurstelle für Post aus der bzw. über die Schweiz gewesen zu sein. "Luftweg" scheidet m.W. für den Zeitraum des 1. Weltkrieges aus.


    Anbei ein Brief aus Ludwigshafen vom 22.2.1918 in die Schweiz mit dem ovalen Stempel der Prüfstelle des II. Bayer. Armeekorps sowie einem Unterschriftenstempel des Prüfoffiziers.


    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • Hallo Schorsch,


    kann Deine Info`s bzgl. der Prüfstelle Ludwigshafen aus nachstehendem Grund nur bedingt nachvollziehen:


    http://www.altpostgeschichte.c…e83c82a8ac22cbddee995a1ee


    Könnte aber wirklich so sein, dass über FFM die Post aus der CH aufzuliefern war. Mit Lupo halte ich auch wie Du während des 1.WK für reichlich unwahrscheinlich.


    + Grreeetz


    Tim

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  • Hallo Tim,


    wer suchet, der findet ! 8o


    Zitat Riemer: "...da nicht nur die Geschäftspost ansässiger Firmen geprüft wurde, sondern die ein- und ausgehende Auslandspost des gesamten Bezirks."


    Ob dies nun für die gesamte Dauer des Krieges gilt oder nur für die Anfangszeit kann ich momentan nicht sagen.


    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • Hallo Schorsch,


    womit wir dann wieder am Anfang der - durchaus berechtigten - Frage von @bk wären: Warum lief die oben stehend gezeigte IM-CH über die Überwachungsstelle FFM und nicht über die Prüfstelle LU in die Pfalz ? :S


    Greetz !


    Tim

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  • Hallo Sammlerfreunde,


    man tut sich natürlich schon schwer, an eine solche "Granate" anzuschließen - versuchen möchte ich es dennoch:


    10 Pfg. Antwort-Ganzsache (Huppsches Wappen) m. Überdruck "Freistaat Bayern" - Antwortteil (fast) portorichtig auf- bzw. vorfrankiert als Einschreibekarte. (1/2 Pfg. überfrankiert)
    In Bern mit einem schweizerischen R-Zettel versehen und am 26. Januar nach München retourgesandt. Die Karte ist zwar 100%ig philatelistisch beeinflusst, ein "Bedarfsstück" wird man wohl aber nicht sooo schnell finden. Und wenn ja, kann ich es ja immer noch austauschen.


    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • Hallo Pälzer,


    wunderschön - ein echtes Schmankerl! :P:P


    Galt das für die 1., oder die 2. Gewichtsstufe?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo bk,


    sorry, hatte ich ganz vergessen: In der Gebührenperiode vom 01.01.1875 - 01.01.1921 waren es 5 Rappen je 50g. Wir liegen also in der 2. Gewichtsstufe.


    + Gruß !


    vom Pälzer

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  • Hallo Pälzer,


    vielen Dank - ich dachte schon an eine vorgezoegene Gebührenerhöhung. ^^

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Sammlerfreunde,


    das schweizer Einzugsmandat ist ja eine Produkt, das man landläufig als eingeschriebene Postsache kennt. Eingeführt wurde es zum 01.04.1875.


    Es wurden dabei anfänglich von der Post erstellte Couvert-Formulare zur Verwendung gebracht. Man konnte jene bei den Poststellen erwerben, wobei damit alle Posttaxen gedeckt waren...mit Ausnahme der von der Empfangspost zu erhebenden Gebühr für die Rückführung des eingezogenen Betrages an den Auftraggeber. Auf den Einzugsmandaten nach Deutschland wurden bei Überschreitung des Gewichts von 15 gr Nachtaxen erhoben.


    Nachstehend handelt es sich um eine inliegende Einzugsliste, die, da die Forderung an einen Empfänger in Deutschland übermittelt wurde, hier in Mark und Pfennig anzugeben war. Der Adressat in Kaiserslautern war wohl ein Schleckermäulchen, dass seine bei der Societe Anonyme des Fabriques de Chocolat et Confiserie, Fabriken - J. Klaus - Le Locle & Morteau bezogenen Pralinen zu zahlen im Verzuge war. Vielleicht war es auch ein Einzelhändler, wer weiss.


    Als das Einzugsmandat bei ihm am 20.06.1913 aufschlug, erhob er dagegen zwar keinen Protest, bat wie man an den Vermerken erkennen kann aber um eine Woche Fristverlängerung. Bei den verklebten 10 Pfennig handelt es sich dann um die Gebühr für die Übersendung des am 28.06.1913 von der Kaiserslauterner Post eingezogenen Betrages von 15 Mark und 45 Pfennigen an den Auftraggeber...was man sicherlich nicht sooo häufig finden wird.


    + Gruß


    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,


    das ist ja großes Kino - nicht meine Zeit, aber ich kenne ca. ein Dutzend dieser Belege aus der CH nach Bayern und ganz wenige in die Pfalz. So etwas hat früher 800 DM gebracht auf einer Auktion, aber im Zuge der Abschwächung des Marktes für die Pfennigzeit wünsche ich dir und hoffe für dich, dass es weniger war, was du investiert hast.


    Damals war die Angst, dass Mengen davon mal auftauchen, auch nicht völlig unbegründet, weil in der CH noch große Mengen an frankierten Formularen verschiedenster Art lagern, nur haben sich seit diesen Jahren keine oder kaum noch welche gefunden, die den Auktionshäusern zugetragen wurden.


    Ein Spitzenstück für die IM - Slg. Pfalz und es gibt kaum einen zweiten Sammler dort, der vergleichbares zu zeigen in der Lage wäre. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo zusammen,


    anbei noch ein Semiklassiker aus dem Jahre 1913, diesmal als Ganzsachenbrief zur UPU-Gebühr von 25 Rappen. Es wird zich solche Verwendungen gegeben haben, aber mit Firmenkopf und der dahinter stehenden Geschichte nicht nur optisch ein Genuss. Zu Walder-Appenzeller & Söhne kann man auf das im Anhang verlinkte Firmenportrait zurückgreifen:


    Die Geschichte der Schuhhaus Walder AG mit Sitz in Brüttisellen begann im Jahr 1874. Der Seidenindustrielle und Philantrop Caspar Appenzeller1829 – 1901) gründete zu dieser Zeit eine Schuhfabrik für heimatlose Jugendliche. Er wollte die Kinder beschäftigen, damit sie nicht verwahrlosten (vgl. link nr. 2 im Anhang). Der Name Walder kam durch die Heirat der Tochter Anna Appenzeller mit Pfarrer Heinrich Walder im Jahr 1870 ins Unternehmen. Heinrich Walder (1841-1915) stieg kurz nach der Heirat in das wachsende Unternehmen ein. 30 Jahre später verstarb sein Schwiegervater Caspar Appenzeller im Alter von 81 Jahren.


    Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschäftigte die Firma mehrheitlich Einwohner von Brüttisellen sowie umliegenden Gemeinden und galt als wichtigster Arbeitgeber in der Region.Als Heinrich Walder-Appenzeller im Jahr 1915 starb, teilten sich seine zwei Söhne Max und Hans Walder die Führungsaufgaben in der dritten Generation. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs legte die schweizerische Schuhindustrie mit einem Schlag lahm, die Militärschuhproduktion nahm dabei absolute Priorität ein.


    Nach Kriegsende profitierte die Schuhfabrik vom allgemeinen Wirtschaftswachstum. 1929 entschlossen sich die Verantwortlichen, eigene Detailhandelsgeschäfte zu eröffnen. Mit Max Heinrich und Hans W. Walder übernahm die vierte Generation die Unternehmensleitung. Diese führte das Familienunternehmen durch die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Die Überkapazität und die vollen Lager während der Kriegszeit veranlassten die vierte Generation, sich nach Kriegsende ausschliesslich auf die Produktion von Damenschuhen zu konzentrieren.


    In den 60er-Jahren wuchsen die Importe von Damenschuhen aus Italien so stark, dass die schweizerische Schuhproduktion einem immer grösseren Druck ausgesetzt war. 1970 übernahm die deutsche Dorndorf GmbH & Co die Herstellung. Die Schuhfabrik in Brüttisellen musste kurz darauf geschlossen und die eigene Produktion eingestellt werden. Nach der Schliessung der Schuhfabrik blieb das Detailhandelsgeschäft übrig. Unter dem Namen Schuhhaus Walder AG wurde 1972 die eigene Detailhandelskette neu strukturiert.


    Heute handelt es sich bei der AG um ein traditionsreiches Handelsunternehmen mit Fachgeschäften im Bereich Schuhe und Accessoires. Ist schon ein bischen kurios, dass eine schweizer Schuhfabrik in Handelsbeziehungen mit einer Pappenfabrik in der Schuhstadt Pirmasens gestanden hat...vielleicht war es sehr deutlich günstiger von dort die Schuhschachteln zu beziehen, weil der Absatz entsprechend hoch war.


    + Gruß


  • weil der Absatz entsprechend hoch war.



    Damenschuhe? :D:D:D


    Auch wenn diese Belege sicher damals häufig waren - so schön muss man das erst einmal finden - Glückwunsch zu dem Sternchen. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Pälzer: weil der Absatz entsprechend hoch war. @bayern-klassisch: Damenschuhe? :D :D :D


    Ja 1913 auf jeden Fall noch, denn deren Produktion wurden ja erst ab ca. 1960 wegen den günstigen Italienern zurückgefahren...die vielleicht auch als Gastarbeiter in Pirmasenser Schufabriken gesesen haben ? :D


    Gruß !


    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Sammlerfreunde,


    für den Versand von Auslands-Drucksachen schlugen in der Gebührenperiode 01.01.1875 - 01.01.1921 je 50 gr 5 Rappen zu Buche. Im vorliegenden Streifband-Fall der doppelten Gewichtsstufe (bis 100 gr) waren es folglich 10 Rappen, für die man eine 2 Rappen Privatganzsache (für Inlands-Drucksachen bis 15 gr) um weitere 8 Rappen auffrankiert hat.


    + Gruß


    vom Pälzer