100 - Département Donnersberg - Déboursé-Stempel

  • Hallo miteinander,

    heute möchte ich einen Brief mit dem Déboursé-Stempel von Zweibrücken vorstellen, den der eine oder andere, zumindest die Besitzer des Buches „DÉPARTMENT DONNERSBERG unter ADLER UND KRONE“ von Detlev Albrecht, kennt.

    Brief aus Paris nach Zweibrücken, weitergeleitet nach Antwerpen und von dort nach Bastia auf Korsika

    Der Aufgabestempel ist nicht gut zu erkennen, daher hier ein Detailbild.

    Aufgabestempel aus Paris auf der Vorderseite

    Der Brief ging an Monsieur Jean Baptiste Merelli nach Deux Ponts (unten, gestrichen), taxiert mit 8 Decimes (rechts, gestrichen). Dort war der Empfänger nicht mehr zu erreichen, der Brief erhielt rückseitig den Déboursé-Stempel von Zweibrücken und wurde nach Antwerpen weitergeleitet (unten links ´á Anvers.´, gestrichen). Es wurde eine Taxe von 9 Decimes notiert (links der Mitte, gestrichen). In Antwerpen war der Empfänger ebenfalls nicht mehr erreichbar. Dort wurden die zwei Zeilen oben auf der Vorderseite notiert ´Blessé Partie en Retraite pour les Joyers / en Corse pour ?´. Im Buch von Detlev Albrecht werden die Zeilen mit „verwundet, in den Ruhestand nach Korsika versetzt“ übersetzt. Als neuer Ankunftsort wird Bastia (unten rechts) notiert. die neue Taxierung lautet auf 12 Decimes (links).

    Die Stempel der Rückseite passen gut zu den Notierungen auf der Vorderseite.

    Die Rückseite zeigt zwei Déboursé-Stempel, den (für mich wichtigen) ovalen ´DÉBOURSÉ DE DEUX PONTS / No100´ aus Zweibrücken und den ´D.93B. / ANVERS´ aus Antwerpen.

    Der nicht so häufige Déboursé-Stempel als Detailbild.

    Zu den Taxen habe ich noch eine Frage. Ich lese dort drei französische Taxen, 8, 9 und 12 Decimes. Da die 8 und 9 gestrichen ist hat der Empfänger lediglich die 12 Decimes bezahlt (so meine Interpretation). Dann hätte die Nachsendung von Zweibrücken nach Antwerpen nur 1 und die von Antwerpen nach Bastia 3 Decimes gekostet. Also deutlich weniger als die normale Taxe für die einzelnen Strecken. Oder hat der Empfänger die Summe, also 29 Decimes gezahlt, ohne dass diese notiert wurde?

    Noch kurz zur Beschreibung des Briefes im Buch von Detlev Albrecht. Dort fehlt die Weiterleitung nach Antwerpen, dafür wäre der Brief aus Zweibrücken über Arras nach Bastia gelaufen. Wenn man sich die Abbildungen im Buch anschaut, versteht man wie diese abweichende Beschreibung zustande kommt. Die Rückseite ist anders gefaltet, der Stempel aus Antwerpen verschwindet dadurch, genau so wie der Siegel-Stempel. Ich denke, dass ´á Anvers.´ auf der Vorderseite dadurch auch als Arras gelesen wurde.

    Ein gutes neues Jahr allen hier im Forum, Volker

  • Hallo Volker,

    ein Hammerbrief - Karl Zangerle sagte mir mal (vor allerdings über 10 Jahren), dass er nur 2 Briefe mit dem Deboursé Deuxponts kenne und wenn inzwischen noch ein Dritter dazu gekommen sein sollte, macht ihn das auch nicht gerade zur Massenware.

    Ich denke, dass die Taxberechnung immer vom urspünglichen Ort der Aufgabe vorgenommen wurde: Zuerst 8 Dec., dann 9 Dec. und am Ende hatte der Empfänger 12 Dec. zu zahlen. Eine additive Portobelastung macht keinen Sinn, weil keine 29 Dec. zu erkennen sind.

    Glückwunsch zu der Pretiose. :P:P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Volker,

    den ersten beiden Worten von Ralph kann ich nur zustimmen. Bei Reinhardt, Départements Conquis ist der Stempel - leider ohne Bild - sehr hoch bewertet. Bei Feuser Vorphila ist es die Nummer 4082-8A und trotz der Seltenheit es gibt ein Bild dazu. Als erfreuliche Zugabe zeigt die Rückseite auch noch den Déboursé-Stempel von Antwerpen. Was will man als Sammler sonst noch?

    Glückwunsch, daß der Beleg jetzt bei dir ist.

    beste Grüße

    Dieter

  • vozimmer 17. Januar 2022 um 19:11

    Hat den Titel des Themas von „100 - Départment Donnersberg - Déboursé-Stempel“ zu „100 - Département Donnersberg - Déboursé-Stempel“ geändert.
  • Hallo miteinander,

    der Zustand des Briefes ist, wie man oben sieht nicht wirklich ansehnlich. Schlimm fand ich insbesondere die ins Papier eingedrungenen Klebereste und die fetten weißen Stützstreifen auf der Rückseite. Die weißen Streifen haben übrigens nichts mit den braunen Kleberesten zu tun, sie stammen von einem späteren Versuch die Faltung im Brief zu stützen.

    Foto vom Brief Vorderseite

    Foto von der Rückseite

    Natürlich trägt der Brief auch Altersspuren und hat sogar ein Brandloch, aber das störte mich weniger.

    Ich habe mit einer Restauratorin für Papier und Bücher Kontakt aufgenommen und mit Ihr abgesprochen, dass Sie die Wundmale der Klebereste möglichst entfernen, die weißen Stützstreifen abnehmen und die Risse in der Faltung von innen fachgerecht stabilisieren soll.

    Wir haben ausdrücklich abgesprochen, dass sie den eigentlichen Zustand des Briefes nicht verändert wird. Insbesondere sollte nicht mit Bleichmitteln gearbeitet und kein Papier ergänzt werden. Es ging ja nicht darum aus dem Brief eine tote Puppe zu machen.

    Das Ergebnis der Restauration

    Ich finde das Ergebnis sehr gut und den Brief wieder ansprechend.

    Beste Grüße, Volker

  • Hallo Volker,

    wirklich gut gelungen, auch wenn noch Reste der Klebestellen zu sehen sind.

    beste Grüße

    Dieter

    Hallo Dieter,

    Du schreibst völlig zurecht von Resten der Klebestellen. Die Rückstände des Klebers sind aus dem Papier raus, was geblieben ist sind Verfärbungen des Papiers. Um die zu beheben müsste man mit Bleichmitteln arbeiten, mit der Aussicht, das diese Stellen dann heller werden als der Rest des Papiers. Das Bild würde dann wieder schlechter aussehen. Um das zu verhindern müsste man den gesamten Brief behandeln, mit allen negativen Effekten auch für die Bereiche, in denen die Stempel liegen.

    Beste Grüße, Volker

  • Hallo Volker,

    vielen Dank für die Erläuterungen. Ein Blick in den Reinhardt hat mir bestätigt, daß der Aufwand bei diesem sehr seltenen Debourse-Stempel richtig war. 🙂 Ich würde es auch so machen.

    beste Grüße

    Dieter

  • Hallo Volker,

    wir reden ja über Antiquitäten - teils 200 und mehr Jahre alt und allein schon von daher in perfekter Erhaltung immer auch leicht patinös.

    Es gibt in der Antiquitätenszene den Begriff "überrestauriert" - solche Fälle sind gar nicht so selten und sie bezeichnen immer den GAU einer Restauration, nämlich einem Stück seine Seele zu nehmen.

    Die von dir gezeigte Restauration finde ich sehr gut - sie läßt den Brief am Leben und zeigt ihn weitestgehend so, wie wir ihn uns wünschen. Es ist ein goldener Mittelweg, den es zu beschreiten gilt, nicht wie bei der British Guyane 1 Cent, oder anderen Weltraritäten, die so stark verändert wurden, dass sie überhaupt keine Aura mehr haben, keine Ausstrahlung und dadurch auch keine Empathie zu erwecken vermögen. Gut, dass du diese Klippe umschifft hast und so uns und vielen weiteren Sammlergenerationen eine postgeschichtliche Granate gerettet hast. :):):)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo, Volker,

    der Brief ist aus meiner Ex-Sammlung und dem Buch Departement Donnersberg.

    LG DEtlev

    Hallo Detlev,

    Das Buch ist natürlich bei mir im Regal und auf dem Schreibtisch zu finden, den Brief hatte ich darin schon entdeckt.

    An der Beschreibung hat sich jedoch einiges geändert, so ist wie oben beschrieben der Brief aus Zweibrücken nach Antwerpen und dann nach Korsika weitergeleitet worden.

    Wenn Du für eine Aktualisierung Deines Buches neue Bilder haben möchtest, schreibe mir einfach.

    Beste Grüße, Volker

    P.S. Besten Dank für die Ausarbeitung und Veröffentlichung des Buches, wenn es um Mont-Tonnerre geht habe ich es häufig in der Hand.