Baden - Taxis

  • Hallo zusammen!


    Einen weiteren Fund von der Essener Briefmarkenmesse möchte ich zeigen: ein Briefchen aus Heidelberg nach Dillenburg in Hessen aus dem Jahr 1829. Gefallen haben mir die farbenfrohen Taxvermerke, gewundert habe ich mich über das hohe Gesamtporto von 14 Kreuzern. Vermutlich war es so, dass die Taxis-Post es den Badenern immer noch übel nahm, dass man ihr das Postregal im Jahr 1811 weggenommen hatte. (Jubiläum :thumbup: )


    Weiß hier jemand mehr darüber?


    Viele Grüße von balf_de

  • Hallo zusammen!


    Ein zweiter Brief - auch aus Essen - passt noch hierher. Er ging ein paar Jahre später - 1846 - aus Heidelberg ins benachbarte hessische Neckarsteinach. Adressseitig sind keine Taxvermerke zu sehen - ein Dienstbrief an das löbliche Bürgermeisteramt? Siegelseitig finden sich dann aber einige handschriftliche Vermerke: hatte der Empfänger 4 Kreuzer zu bezahlen?


    Viele Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,


    Baden verlangte 4 Kr. bis zur Postgrenze Hessens; ab dort lief er über Darmstadt und Frankfurt für 10 Kr. bis Dillenburg. Diese Kosten waren paritätisch angeglichen, was die Entfernung angeht. Der Brief war maximal halblöthig nach dem Kölner Loth. Jeder setzte ja die Kosten nach der Entfernung und dem Gewicht für sich an, so dass ich hier keine Benachteiligung oder Bevorzugung von einem den beiden Postgebieten sehe, auch wenn man sich nicht sonderlich grün war.


    Beim 2. Brief steht unten links "frey" und siegelseitig wurde notiert, was der Absender gezahlt hatte: 4 Kr. für Baden nach dem inneren Tarif und 1 Kr. für Taxis an Postporto. Diese wurden bei der Abgabepost gestrichen und ein Kreuzer Bestellgeld für den dortigen Boten (stand dem Fürstenhaus zu) notiert. Guter Fang aus Essen. :)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Sammlerfreunde,


    ich möchte folgende Briefhülle zeigen:
    Unfrankierter Brief aus Konstanz (Baden) mit Einzeiler "R.2.KONSTANZ", der lt. Feuserkatalog von 1804 bis 1806 in Verwendung war, nach Achberg (Hohenzollerische Exklave bei Lindau im Bodensee zwischen Bayern und Württemberg. Für Baden und Württemberg fielen bis Lindau jeweils 4 Kreuzer Porto an. Post für Orte in der Exklave Achberg wurden durch einen Amts - oder privaten Boten in Lindau (Bayern) abgeholt, bzw. dort aufgeliefert.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Freunde,


    heute zeige ich einen Brief aus Heidelberg, bei dem das schnuckelige Siegel komplett erhalten blieb - es ist das Siegel der Apotheke zum Hirsch von Georg Nieper. Diese Apotheke gibt es m. W. heute noch:


    https://www.google.de/url?sa=t…1AA&bvm=bv.79142246,d.bGQ


    Der Sohn sandte an seine Eltern einen Portobrief ab, der am 7.4.1855 von der Aufgabepost mit 12x Porto taxiert wurde (über 20 Meilen unter 1 Loth). Am selben Tag war er schon in Frankfurt am Main, wo er mit 4 / 14 austaxiert wurde, also 4 Sgr. für den taxischen Groschenbezirk, die paritätisch 14x entsprachen.


    Tatsächlich wurden noch am selben Tag 14x von Marburg übernommen und der Brief dafür zugestellt.


    Meine Frage ist nun: Taxis hatte nur 12x an Baden zu vergüten, weil der Brief auch nur mit 12x in der Briefkarte stand, dann aber so getan, als wäre er mit 4 Sgr. belastet, die paritätisch mit 3,5 zu rechnen waren und kam so auf 14x - mithin 2x zu Lasten des eigenen Empfängers. Aber lt. meiner Erinnerung lag Marburg im Groschenbezirk. Warum dann 14x vorne nach der Kontrolle des Portos von Taxis?

  • Hier eine Briefhülle, die Anfang der 1820er Jahre von Mannheim in hessische Darmstadt - also T & T - geschickt wurde. Da nach Feuser ab 1825 die Version L2 mit Angabe des Jahres benutzt wurden, würde ich die Verwendung auf 1820 bis 1825 eingrenzen.
    Die Anschrift lese ich so:


    Sr Hochwohlgebohren
    Dem Gßhzl. Heßischen Herrn Regierungs
    Assessor, Freiherrn von Gagern
    in
    Darmstadt
    frey


    Was ist mit der Taxierung auf der Rückseite?


    Dieter

  • Hallo Dieter,


    2x für Baden bis TT - Postgrenze Hessen und 4x ab da bis Darmstadt zahlte der Absender. Den Rest kann ich nicht deuten.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph,


    vielen Dank für die Information. Ich wollte zuerst fragen: 2x für Baden, 4x für T&T, habe es mir aber anders überlegt. Habe es immerhin richtig erkannt.


    Danke


    Dieter

  • Hallo Dieter,


    du bist auf dem aufsteigenden Ast! :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Sammlerfreunde,


    nachfolgender Brief aus Carlsruhe vom 1.11.42 nach Detmold im Fürstentum Lippe-Detmold wurde


    mit dem Hinweis -auf Verlangen über Creuznach- versehen und mit 5 (Sgr.) Porto taxiert.


    Nun mein Lösungsversuch:


    Der Brief, mit 9 xr. bis zur preussischen Grenze frankiert (fGr.), erhielt in Preussen den Oval-


    stempel BADEN und wurde für insgesamt 6 1/4 Sgr. einschliesslich der Ortsbestellgebühr dem


    Adressaten ausgehändigt. Unter Umständen ist der Brief über bayerisches Gebiet nach Creuznach gelangt.


    Sehr gerne würde ich Eure Meinung dazu hören,


    beste Grüße


    Bayernalbi

  • Hallo zusammen,


    diese Herausforderung ….

    Jetzt brauchst du nur einen korrekt frankierten nach FFM, einen unterfrankierten nach dorthin (gibt es sicher) und den hier zu zeigen, dann hättest du eine perfekte Seite, wobei dieser überfrankierte die seltenste Variante darstellen sollte.

    … kann ich natürlich nicht unbeantwortet lassen, aber da sie nicht in den "Baden Nr. 4"-Thread passt, will ich es hier versuchen. Außer dem überfrankierten Brief nach Frankfurt (den ich hier noch einmal zeige) hat Herr Zimmermann aus Heidelberg auch weitere Briefe an seinen Frankfurter Banker geschickt: offensichtlich wusste er (zumindest im Jahr 1865, also 9 Jahre später :whistling: ) , dass 6 Kreuzer - eine MiNr 19b - ausreichten.


    Ja, lieber Ralph, auch unterfrankierte Briefe lassen sich finden. Der nur mit 3 Kreuzer frankierte Brief wurde im Oktober 1854 unbeanstandet befördert. Erklärbar, da 1854 die grünen 3-Kreuzer-Marken (MiNr. 6) noch nicht lange an den Schaltern waren; sicher waren da noch viele "alte" grüne 6-Kreuzer-Marken (MiNr 3) im Umlauf.


    Fortsetzung folgt …


    Viele Grüße
    Alfred (balf_de)

  • Hallo zusammen,


    die versprochene Fortsetzung:


    das Bankhaus Gebrüder Bethmann in Frankfurt hatte auch andere Heidelberger Kunden: im Mai 1853 ging ein mit 2 x 3 Kreuzer (MiNr 2b) frankierter eingeschriebener Brief dort ein.
    Und dann ist da auch noch meine "Oberrosine" der Heidelberger Post nach Frankfurt, die ich gerne hier noch einmal zeige: aus dem Jahr 1857, mit 18 Kreuzern (2 x MiNr 6, 2 x MiNr 7) portorichtig für dreifaches Gewicht.


    Auch Incoming Mail aus Frankfurt nach Heidelberg passt hierher: im Oktober 1860 ging ein korrekt frankierter Brief (TuT MiNr 22) nach Heidelberg.


    Überfrankierte Briefe aus Frankfurt kann ich leider nicht zeigen, auch keine unterfrankierten - aber immerhin einen von "nebenan" aus Offenbach mit 3-Kreuzer-Frankatur (3 x TuT MiNr 20), bei dem die fehlenden 3 Kreuzer aber bemerkt wurden …


    Viele Grüße
    Alfred (balf_de)

  • Lieber Alfred,


    was für eine Strecke! Da könnte man fast eine 1-Rahmen-Sammlung machen, wenn sich noch eine Drucksache, ein Muster-ohne-Werth, ein Recobrief usw. dazu gesellen sollten. Hätte auch seinen Reiz, oder?


    Der Unterfrankierte, bei dem Baden das nicht bemerkte (Taxis hatte keine Pflicht, Baden auf seine Unterfrankatur hinzuweisen!), ist natürlich mit deiner Erklärung erstklassig.


    Danke fürs Zeigen dieser sehr beachtenswerten Strecke. :P:P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo zusammen,


    eine Ergänzung fehlt noch: nach Ende des DÖPV im Jahr 1868 trat eine Portoreduzierung in Kraft. Im gesamten "Deutschen Postverein" kosteten Briefe bis 1 Loth nur noch 3 Kreuzer. Damit genügten auch für Briefe nach Frankfurt 3 Kreuzer.


    Wie man sieht, blieben die Heidelberg Kunden ihrem Bankhaus Gebrüder Bethmann auch im Jahr 1870 noch treu. Mein zweiter kleiner 3-Kreuzer-Brief (MiNr 24) stammt aus dem Jahr 1871


    Viele Grüße
    Alfred (balf_de)


    PS:

    Da könnte man fast eine 1-Rahmen-Sammlung machen, wenn sich noch eine Drucksache, ein Muster-ohne-Werth, ein Recobrief usw. dazu gesellen sollten. Hätte auch seinen Reiz, oder?

    na klar ;(
    du weißt immer wieder, lieber Ralph, wie du mich motivieren kannst, ein neues Projekt zu beginnen. Die Idee ist natürlich wirklich reizvoll! Jetzt werde ich bei Philasearch auch nach dem Stichwort "Frankfurt" suchen.
    aber ganz einfach wird das nicht ...

  • Lieber Alfred,


    klar motiviere ich dich gerne - wer solch einen tollen Grundstock schon besitzt, wird es relativ leicht schaffen, ein paar Granaten um diesen zu scharen und 1 Rahmen bekommst du locker zusammen (mit Rückseiten, alten Originalkarten mit beiden Regionen, Scans von Siegelseiten, Tariftabellen usw.). Geh es an. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo zusammen,


    folgender Brief wurde am 17.9.1851 von Griesbach ins Großherzogtum Hessen gesendet, das aber erst am 1.10.1851 dem Postverein beitrat. Ich vermute, die Marke wurde deshalb nicht anerkannt und der Empfänger musste 6 SGr bezahlen. Ganz schwach ist noch eine Rötelnotierung 12 (für Baden) / 1? zu erkennen. Was für eine Zahl könnte im Nenner stehen und welcher Postvertrag galt ?


    Viele Grüße

    Bruno

  • Lieber Bruno,


    ein Traumbrief - wer hätte ihn nicht gerne?


    6 Kreuzer für Baden (der Wert der Marke war verfallen) und 6 Kreuzer für TT = 12 Kreuzer plus 1 Kreuzer Bestellgeld = 13 Kreuzer.


    Den genauen Postvertrag kenne ich nicht, aber unter der Postvertragssuche hier im Forum (nach unten scrollen) kannst du vlt. etwas passendes aus den 1840er Jahren finden.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    herzlichen Dank für deine Erklärung. Die Suche im Projekt Postverträge hatte ich gemacht, aber nichts gefunden.


    Ich habe hier noch eine Nuss, die ich nicht knacken kann. Eine Ganzsache 9 Kr nach Bremen im Jahr 1864 war für einen einfachen Brief ausreichend. Ich lese 2-fach, demnach waren 12 Kr Nachtaxe erforderlich. Wie komme ich nun aber auf die 9 ?


    Viele Grüße

    Bruno

  • Lieber Bruno,


    9 Grote.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Jetzt geht es mit einer gewendeten Hülle wieder in die Vorphilazeit.

    Am 30. Juli 1836 wurde von (Schwäbisch) Hall, das zu der Zeit T&T Lehenspostanstalt war, eine Amtssache an das Großherzoglich Baden'sche Stadt=Bürgermeisteramt in Mannheim geschickt. Das erfolgte, da Dienstsache, portofrei.

    In Mannheim wurde die Briefhülle gewendet und am 2.8.(1836) an das Königlich Würtembergische Stadtschultheißenamt in Gaildorf geschickt.

    Da es keinen Dienstvermerk gab, wurden bis zur Grenze 6xr und für T&T noch einmal 6xr fällig. Diese 12 xr durfte man dann in Gaildorf bezahlen.

    Gaildorf und Schwäbisch Hall, die nur wenige Kilometer voneinander entfernt sind, waren bis zum 30.6.1851 T&T Lehenspostanstalten.


    Dieter