Frankreich - Schweden über Preußen

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    bei der folgenden Drucksache unter Streifband aus Marseille via Prusse nach Stockholm von 1866 ergeben sich für mich einige Fragezeichen.

    Zur Beurteilung liegen mir die Postverträge Frankreich-Preußen 1858 und Schweden-Preußen 1864 vor. Leider sind hier keine Taxbestimmungen F - SWE zu finden.

    Die Drucksache ist mit 10 C. freigemacht. Dies entsprach dem Franko für eine Drucksache bis 40 Gr. zwischen F - PRU. Dazu passt der aus Aachen stammende Stempel FRANCO Preuss.resp.Vereinsl:Ausg:Gr: . Aber dazu passt der französische PD nicht !?

    Gemäß dem Vertrag PRU-SWE waren Drucksache nur vollständig frankiert erlaubt, unter- oder nicht frankierte Drucksachen wurden wie Porto-Briefe taxiert (= 64 Oere) und ein ggf. verklebtes Franko dabei berücksichtigt. Eine frankierte Drucksache PRU-SWE hätte 1 Sgr. / 9 Oere gekostet, die hälftig geteilt wurden. Ein halber Sgr. waren 6 Pfg. - eine Zahl, die man links oben mit Blaustift notiert sieht ... die darunter/daneben notierte zweite Zahl sieht mir auch fast wie eine 6 aus ...


    Zusammengefasst: nach meinen Unterlagen wäre die Drucksache nicht bis Stockholm frankiert gewesen. Eine Taxierung in Schweden nach dem Brieftarif scheint aber auch nicht erfolgt zu sein.
    Ich vermute, dass es hier noch Vereinbarungen gab, die in meinen Verträgen nicht aufgeführt sind.
    Rein rechnerisch hätte Preußen den schwedischen Portoanteil aus dem ihm zustehenden Anteil von Frankreich bezahlen können.



    Hat jemand Ideen hierzu?


    Viele Grüße

    Michael

  • lieber Michael,

    fachlich kann ich nicht weiterhelfen, aber ich kann sagen, dass das ein sehr schöner Brief ist, mit einem sicher nicht häufigen, zudem noch sehr sauber abgeschlagenen Stempel "Franco Preuss..."

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    danke, ich finde das Streifband auch schön und der preußische Stempel ist selten (im van der Linden-Katalog Kategorie 7).


    Da sich noch niemand zur Taxierung geäußert hat, hier meine Überlegung dazu:
    In den beiden oben zitierten Verträgen ist jeweils nur der bilaterale Verkehr mit Frankozwang beschrieben. Transitbestimmungen zu Drucksachen zu/aus Drittländern sind nicht beschrieben. Das Streifband ist mit 10 C. für Frankreich-Preußen voll bezahlt, das würde den P.D.-Stempel rechtfertigen. Zur Kennzeichnung, dass das Franko nur bis Preußen reichte, setzte Aachen den Franco Preuss.resp.Vereinsl:Ausg:Gr:-Stempel hinzu. Schweden erhielt das Streifband also ohne Portobelastung. Gemäß Artikel 26 des SWE-PRU-Vertrags setzte sich das Franko von 1 Sgr. bzw. 9 Oere aus 1/3 Sgr. / 3 Oere für Preußen + 1/3 Sgr. / 3 Oere für Schweden + 1/3 Sgr. / 3 Oere für den Seetransport zusammen. Der preußische Anteil brauchte nicht erhoben werden, so blieben 2/3 Sgr. bzw. 6 Oere, die Schweden vom Empfänger kassierte.


    Wäre das eine plausible Beschreibung?


    Viele Grüße

    Michael

  • Lieber Michael,


    für mich schon. :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.