Briefe von Königin Victoria

  • Die drei hier gezeigten Belege haben eines gemeinsam: die Absenderin, Königin Victoria. Sie sind in ihrer Handschrift adressiert und tragen rückseitig ihr Wachssiegel. Sie stammen auch den Jahren 1873 (Duplexstempel 1 von Aberdeen, Schottland), 1869 (Nummernstempel 225 von Cowes, Isle of Wight) und 1855 (890 Windsor).

    Es gibt zahlreiche Dinge, die bemerkenswert sind. Zunächst hat sie die Umschläge gekennzeichnet mit "The Queen". Das hat sie regelmäßig getan, manchmal aber auch nur mit "The Q" (was so ein bisschen an James Bond erinnert). Dann sind die Empfänger spannend: Sir Thomas Myddelton Biddulph, ein Offizier und Höfling, "His Royal Highness The Duc de Nemours" alias Louis d'Orléans, ein Sohn des Königs der Franzosen Louis-Philippe ("Bürgerkönig") und schließlich "Her Royal Highness Princess Augustus of Saxe-Coburg" alias Clémentine von Orléans. Die Mitglieder des Hauses Orléans waren nach den Ereignissen des Jahres 1848 ins Exil nach England geflohen und hatten dort engen Kontakt gepflegt mit dem britischen Königshauses und eben mit Queen Victoria selbst.

    Die Orléans-Briefe waren vor knapp einem Jahr auf den Markt gekommen, offenbar wurde ein größerer Bestand damals aufgelöst.


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    Royal Philatelic Society London * Forschungsgemeinschaft Großbritannien e.V. im BDPh e.V.

    Arge Jugoslawien und Nachfolgestaaten e.V. im BDPh e.V. * Military Postal History Society (APS affiliate)

  • ... was mich sehr wundert, ist die Frankatur. Warum sollte die Königin in ihrem Königreich Briefmarken kaufen und diese auf ihren eigenen Briefen verkleben? Meines Wissens hatten alle Herrscher im 19. Jahrhundert (und danach) die komplette aktive und passive Portofreiheit genossen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Die Frage ist an sich berechtigt. Allerdings hat Queen Victoria mit der Einführung der Penny Post 1840 auch die Portofreiheit abgeschafft - für Abgeordnete, für das Königshaus und damit auch für sich selbst. Erst ihr Sohn Edward VII. hat sie 1901 wiedereingeführt. Deshalb gibt es frankierte Briefe der Queen mit ihren eigenen Marken. Ab 1901 gab es das nur noch bei (immer portopflichtiger) Auslandspost. Ich hatte vor zwei Jahren das Glück, bei Ebay einen (als solchen unerkannten) mit "ihren" Marken frankierten Auslandsbrief von Queen Elizabeth II. nach Australien zu ersteigern - für einen günstigen Preis.

    Das Traumstück übrigens wäre natürlich ein Brief mit der Penny Black verschickt von Queen Victoria. Keiner der Sammlerfreunde, die sich spezialisiert damit beschäftigen, kennt jedoch ein solches Exemplar. Das heißt aber nicht, dass es das nicht geben kann.

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  • Hallo nominell Unbekannter,

    das ist sehr verwunderlich, aber es sieht ja tatsächlich so aus. Wenn also der bayerische/preussische/sächsische König einen Brief an Victoria geschrieben hätten, dann wären sie portofrei im DÖPV gewesen und hätten dann entweder für die Strecke ab Ausschiffungshafen teilfrankiert, oder teilporto verschickt werden müssen.

    Im letzteren Fall hätte dann die Queen pro royalem Kontinentalsbrief ein paar Pence zahlen müssen, sehe ich das so richtig? Und wenn ja, gibt es tatsächlich solche Briefe?

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Es ist so.

    Ich habe Briefe an Victoria, müsste die aber mal näher betrachten. Da zwischen dem Großteil meiner Sammlung und meinem Aufenthaltsort 6000 Kilometer liegen, müsste ich mal schauen, was ich digitalisiert habe.

    Viele Grüße aus Delhi

    Peter ;)

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  • Hallo Peter (danke für den Namen),

    es wäre sehr interessant zu sehen, wie diese Briefe aussehen (vorne und hinten), um da eine Systematik zu erkennen. Auf Grund der Dislokation deiner Sammlung warten wir mal, wie diese Stücke sich präsentieren. In jedem Fall hast du da ein ganz besonderes Sammelgebiet, das wohl alles bietet, was man sich als Forscher und Sophyst wünschen kann. :thumbup::thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

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