Postzensur in Russland

  • Ansichtskarte vom August 1915 aus Lentschno (ЛЕНЧНО) im Kreis Lubartow (ЛЮБАРТОВЪ) im Gouvernement Lublin und liegt östlich von Lublin, gesendet nach Jekaterinburg. Leider ist das Datum im Stempel nur teilweise lesbar, das Geschmiere unten kann ich nicht entziffern. Ich denke, es ist aber nicht später als Mai. Vielleicht kann jemand helfen?
    Über den Zensor I.M. Zheljazko liegen mir keine Informationen vor. Wie schon unter #17 geschrieben, hatte Lublin eine eigene Zensurstelle. Der Zensor könnte daher dort tätig gewesen sein.

  • Postkarte in Uchwala (Ukhvala), einem Dorf ca. 140 km östlich von Minsk, am 4.11.1915 aufgegeben und ins Kriegsgefangenenlager Munster gesendet. Der Name des Zensors ist M.I. Serapionow. Da in diesem Dorf, das 2010 noch nicht einmal 800 Einwohner hatte, kein Zensor arbeitete, vermute ich die Zensur direkt in Minsk.

  • Von den Stempeln mit Namen des Zensors sind fast 60 Stück bekannt. Somit habe ich etwa die Hälfte, bleibt also noch viel Luft nach oben.
    Nach dem Umzug von Minsk nach Smolensk (September 1915) behielten die Zensoren ihre Stempel noch teilweise bis April 1916. Die Stempel mussten jedoch ausgetauscht werden. Um den Zensoren Anonymität zu gewähren, wurden Stempel mit Nummern der Zensoren verwendet. Die niedrigste mir bekannte Nummer ist die "2", die höchste die "652". Nach welchem Muster die Verteilung der Nummern ablief, ist mir nicht bekannt. Die zweiten Stempel "Geöffnet -" bzw. "Geprüft Militärzensur" wurden wohl weiter verwendet.

    Brief vom 11.7.1916 von Gomel nach Stockholm gesendet. Der Stempel hat die angesprochene Zensornummer "2". Ob hier in Gomel geprüft wurde, oder im Hauptquartier in Smolensk, ist unbekannt.
    Interessant ist jedenfalls, das der zweite Stempel "GEPRÜFT - Militärzensur" dem aus #99 fast perfekt gleicht. Die Abweichung ist minimal, könnte beispielsweise beim Stempeln oder durch Abnutzung entstanden sein. Zu dem weist die Umschrift des Nummernstempels oben im Text ebenfalls das "Stab" auf. N.N. Matwjeew könnte also durchaus die "Nr. 2" bekommen haben.

  • Einschreiben vom 23.1.1917 aus Minsk nach Kopenhagen. Im Zensurstempel kann man erkennen, das oben das Wort "Stab" fehlt, unten eine andere Schriftart ist. Verschlossen ist der Brief mit zwei Lacksiegeln.

  • Am 2.8.1916 beim Reserve-Feldpostamt in Minsk aufgegebener Brief, ausgeliefert am 17.8. und nach Kopenhagen gesendet. Der Stempel hat wieder eine andere Schriftart, "ОКРУГ" dieses Mal ausgeschrieben. Der zweite Stempel "GEÖFFNET MILITÄRZENSUR" ist ein deutlich anderer wie in #103.

  • Ob es bei diesen 'Nummernstempeln' tatsächlich 652 Stück gibt, oder mehr oder weniger, kann ich nicht beantworten. Zusammen mit denen im Speeckaert aufgelisteten und meinen komme ich auf etwa 30. Auf irgend eine Art und Weise sind immer zumindest kleine Unterschiede vorhanden. Stärker abweichend ist der auf folgende Karte.

    Postkarte ohne Tagesstempelnach ? Hier war der Zensor Nr. 135 tätig.

  • Geldbrief über 500 Rubel von Minsk nach Kopenhagen. Vorderseitig befindet sich der 'Nummernstempel' mit der Zensornummer "475", rückseitig ein "GEPRÜFT - Miltärzensur" auf dem Brief. Hier sind auch vorschriftsmäßig mit einem großen und vier kleinen Siegeln des Postamtes, die super erhalten sind. Der Brief wurde offensichtlich von der Post unter Beisein des Zensors verschlossen.

  • Ein Verschlusssiegel der Zensur selber zeigte ich vor längerer Zeit. Es gibt zwar ein zweites, dieses habe ich bisher aber noch nicht gesehen. Es scheint daher seltener zu sein.
    Am sonsten kamen Verschlussstreifen zum Einsatz. Nach meinen Beobachtungen kamen diese alle beim Reserve-Feldpostamt in Minsk zum Einsatz. In gelb habe ich diesen ebenfalls vor längerer Zeit gezeigt, nun folgt die graue Variante.

    R-Brief aus Ptitsch (17. November 1917) nach Stockholm.

  • Als letztes der Verschlussstreifen in rosa auf Brief mit Automaten-R-Stempel, aufgegeben am 27.09.1916 in Mogiljew. Hier dürften auch der 'Nummernstempel' der Zensur sowie der vorderseitige Zweizeiler nach erfolgter Prüfung aufgebracht worden sein. Dann lief der Brief über das Reserve-Feldpostamt in Minsk. Dort wurde erneut geprüft und es kam der Tagesstempel sowie ein weiterer (schwacher) violetter Zensurstempel auf den Brief. Verschlossen wurde dann mit dem Verschlussstreifen. Anschließend ging die Reise dann nach Buenos Aires mit Ankunft am 12. Dezember. Damit war der Brief dann 63 Tage unterwegs.

  • Der Militärbezirk Warschau wurde unmittelbar vor Beginn des Krieges in Minsk umbenannt, das Hauptquartier nach Minsk verlegt und ein kleiner Teil des ehemaligen Militärbezirks Wilna in den Minsker eingegliedert.
    Bis Juli 1915 sind mehrere Zensurstempel bekannt, jedoch sehr schwer zu finden, das sehr viel der Post in Petrograd geprüft wurde. Einen zeigte ich bereits unter #32.
    Karte aus Warschau nach? (Gebiet Grodno), aufgegeben wohl im November 1914 (?). Die Marke ist mit dem typischen stummen Stempel entwertet. Da die Stempelfarbe dieses Stempels dem des Zensurstempels gleich ist, gehe ich von einer Zensur in Warschau aus.

  • Zensurstempel aus polnischen Orten sind sind sehr selten nur zu finden. Dem entsprechend schmal ist auch mein Material.

    Brief (leider etwas beschnitten) ohne Tagesstempel innerhalb Polens von Płock ins gut 100 Kilometer südlich gelegene Zgierz gelaufen. Von dieser Zensurstelle ist nur dieser eine Typ bekannt: Plozjkij - Militärzensor No. 1.

  • Zensurstempel auf polnischem Gebiet fallen mir auf Anhieb nur zwei weitere ein. Einen hat Speeckaert unter Lublin gelistet. Diesen würde ich jedoch der Feldpost zuordnen. Diese mag sich dann zu dem Zeitpunkt dort aufgehalten haben. Ein zweiter Stempel ist aus Makow. Nun gibt es mehrere Orte dieses Namens (oder ähnlich). Ganz im Südwesten von Russisch-Polen gibt es einen Ort. Ca. 60 Kilometer von Lwow liegt Makoweia, welcher auch möglich wäre. Leider ist der Tagesstempel nicht vollständig lesbar, womit die Gebietszuordnung schwer wird, Von diesem Ort ist Speeckaert gar keine Zensurstelle bekannt.

    Brief vom 22.4.1915 nach Kopenhagen. Von der am sonsten leeren Rückseite zeige ich nur den Zensurstempel.

  • Nach intensiver Suche habe ich dann doch noch Belege mit Zensurstempeln aus polnischen Orten gefunden.

    Einschreiben vom 10.3.1915 aus Białystok nach Moskau. Dieser Stempel ist mir auch mit der Zensornummer "4" bekannt.

  • Brief vom 11.4.1915, aufgegeben am Bahnhof in Białystok und an die gleiche Adresse in Moskau gesendet.
    Bei diesem Stempel liegt ein Setzfehler (grammatikalischer Fehler) vor, da in der unteren Zeile Militärzensur statt Militärzensor steht.

  • Wie bei Makow hat Speeckaert auch von Osowiec keine Zensurstelle angegeben und somit keine Zensurstempel aufgelistet.
    Osowiec im Nordosten Polens lag im Gebiet Grodno (Militärbezirk Minsk) und hatte eine im späten 19. Jahrhundert erbaute Festung, welche im 1. Weltkrieg mehrfach von deutschen Truppen angegriffen wurde.

    Einschreiben vom 21.5.1915 nach Moskau.