ZitatFür mich verwunderlich die lange Verweildauer des Briefes in Petrograd und die mehrmalige Stempelung:
Du solltest bedenken, das man in Petrograd fast 30.000 Briefe täglich zu bewältigen hatte!
ZitatFür mich verwunderlich die lange Verweildauer des Briefes in Petrograd und die mehrmalige Stempelung:
Du solltest bedenken, das man in Petrograd fast 30.000 Briefe täglich zu bewältigen hatte!
Bedenke ich gerne und erklärt auch, dass Briefe mal ein paar Tage liegenblieben.
Hier waren es 9 Tage mit 2-maliger interner Weiterleitung. Fand ich nur auffällig, insbesondere die Weiterleitung mit nur einem Zensurstempel.
Viele Grüße
Michael
Brief vom 15.2.1916 aus Tomsk in die USA. Interessant ist hier nicht nur die Rückseite mit dem relativ seltenen Zensustempel Speeckaert Typ 17 unten und dem bei Speeckaert unbekannten Stempel 'einbehalten', sondern auch die Vorderseite wegen sowohl dem Absender als auch dem Adressaten.
Zu lesen ist: via Sn Francisco - Washington D.C., President Wilson - President of the United States - White House. Des weiteren: from: Nick (?) Toulouse Lautrec de Sorine (?) - Tomsk - Si... (?).
Kann jemand da ergänzen? Und kennt sich jemand mit der Familie aus?
.....Oberhammer, Herzlichen Glückwunsch....bei toulouse-lautrec kommt mir nur der berühmte Franz. Maler in den Sinn. Ist jedoch 1901 gestorben ....Ob die irgendwie verwandt waren kann ich nicht sagen.
Liebe Grüße von der Pappnase Andreas
Hallo Schlacki,
die Familie Toulouse-Lautrec ist alter französischer Adel. Es gab einen Familienzweig St-Germier, den es aufgrund der französischen Revolution nach Russland verschlagen hat, 1895 repräsentiert durch einen Grafen T-L, Offizier der russischen Armee, und seine Schwester, verheiratet mit dem Fürsten Montecuculi.
Hallo Schlacki,
das letzte Wort ist Siberia.
Ich habe auf der Suche einen Abriß gefunden. Allerdings kann ich den kompletten Artikel nicht öffnen.
Europe, Count Nicolas de Toulouse Lautrec de Savine). From a prison cell in Tomsk in 1912, he wrote a letter to the Tsar, complete with the story of how he ...
Vielleicht bist du erfolgreicher. Gib bei Google Toulouse Lautrec Tomsk ein.
viele Grüße
Dieter
Es handelt sich um den Abenteurer und Schwindler Nikolaj Gerassimowitsch Savin alias Comte Nicolas de Toulouse Lautrec de Savine. Er soll 1936 im Alter von 80 Jahren in Shanghai gestorben sein. Er hat 1933 in London sogar Memoiren veröffentlicht (mitverfasst von Stella Benson), Pull Devil, Pull Baker, die noch heute als kuriose Lektüre empfohlen werden und tatsächlich noch lieferbar sind.
Super, ich danke euch beiden.
Im russischem Wikipedia kann man dann einen großen Teil seiner Geschichte lesen - so denn sie denn war ist. Nun, wenn er ein Schwindler war, hat man ihn vielleicht nach Sibirien verbannt. Wenn er versucht hat, in Bulgarien auf den Thron zu kommen, war der Brief an Präsident Wilson wohl ein weiterer Betrugsversuch,
Neben den Punkt-Nummernstempeln ist die Militärzensur Russlands im 1. Weltkrieg meine zweite Leidenschaft. Wenn Interesse besteht, kann ich gerne weitere Belege zeigen. Hier sammle ich seit etwa zehn Jahren. Unabhängig vom zeigen will ich aber zumindest meine Eindrücke hierzu hinterlassen.
Das dieses Thema letztendlich äußerst umfangreich ist und weit über meine Anfangsvorstellungen hinausgeht, liegt an mehreren Dingen. Angefangen habe ich erstmal nur, weil mir ein paar Belege optisch sehr gut gefielen. Aber dann habe ich mich da hineingesteigert.
Zunächst einmal benötigt man Literatur, hier genauso wie in anderen Gebieten auch. Und da stößt man schon auf die ersten Schwierigkeiten. In Russland gibt es nach meiner Kenntnis nur den Kosoy, der sich ausschließlich mit der Zensur in Petrograd beschäftigt. Wenn man ihn hat, okay, aber nicht zwingend notwendig.
Dann gibt es das zweibändige Handbuch von D Skipton und Peter Michalove. Dieses Handbuch führt in die russische Zensur schon vor dem 1. Weltkrieg ein. Der Teil '1. Weltkrieg' ist ausführlich, aber aus heutiger Sicht sehr dürftig. Da ist die Sammlung von D. Skipton schon hilfreicher eine tolle Sammlung.
Als letztes gibt es das Handbuch von A. Speeckaert. Die 1. Auflage (1987?) war aber nach kurzer Zeit überholt, so das 1990 eine 2. Auflage herauskam. Aber auch hier kam dann ein Nachtrag heraus und Ergänzungen über die Hefte der "Zeitschrift für Klassischen Russland-Philatelie". In meinem Bestand sind inzwischen zig nicht aufgeführte Stempel.
Das Handbuch zur Feldpost dieser Zeit von Epstein/Vinokurov ist auf alle Fälle auch hilfreich. Nicht wenig Zensur stammt aus der Feldpost.
Eine weitere Schwierigkeit ist, das nicht immer das darin ist, was darauf steht. Gemeint ist, das man wie Skipton schon vor dem ersten Schuss anfangen muss. Im Vorfeld benötigt man eigentlich eine Karte mit der Einteilung in die Militärbezirke und den darin Orten, wo tatsächlich überall eine Zensur tätig war. Bisher ist mir das nicht gelungen. Einzig aus Anfang 1914 kann man eine grobe Karte bekommen. Hier ist aber noch der Militärbezirk Wilna enthalten, der kurz vor Beginn des Krieges aufgelöst wurde. Statt dessen wurden dann die Bezirke Dwinsk und Minsk gegründet. Dieses ist meiner Meinung nach schon notwendig, um Fehler zu vermeiden. Ich hoffe mal, diesbezüglich voran zu kommen.
Gerne mehr davon, ist ein interessantes Thema.
Viele Grüße
Michael
Okay, werde ich dann machen. In erster Linie werde ich aber nur die für die Zensur relevante Seite zeigen.
Fortsetzen werde ich mit Belegen aus dem Militärbezirk Minsk. Eine Auflistung der Zensurorte liegt mir vor. Dennoch ist es nicht immer eindeutig, wo die jeweiligen Zensoren tätig waren. In wenigen Fällen wurden sie auch versetzt.
Karte aus Ljubawitschi nach Basel. Ljubawitschi ist (zumindest heute) ein Ortsteil von Rudnja. Rudnja hatte laut Auflistung von A. Epstein eine Zensurstelle. Ob der Prüfer M.M. SCHWARZ nun auch dort gearbeitet hat, kann ich aber nicht sagen.
Die Karte wurde zunächst ins Gefangenenlager Cassel geleitet und dort erneut geprüft. Anschließend ging die Karte ihren Weg in die Schweiz. Da die Karte nicht als Kriegsgefangenenpost ausgezeichnet ist, war sie mit 1 Kopeke unterfrankiert. Eine Nachgebühr von 5 Rappen waren fällig.
Postkarte vom 19. April 1916 aufgegeben in Kalinkowitschi. Hier war eine Zensurstelle vor Ort. Die Prüfung durch den Zensor Е.С. Курзасовъ (E.S. Kurssasow) wurde also auch in dieser Stadt durchgeführt. In der Regel standen den Zensoren im Militärbezirk Minsk mindestens zwei Stempel zur Verfügung, neben dem persönlichen Stempel mit Namen des Zensors auch ein GEÖFFNET- oder GEPRÜFT-MILITÄRZENSUR-Stempel, wobei 'GEÖFFNET' bei einer Postkarte nicht wirklich passt.
Einschreibebrief vom 4.8.1915 aus Mogiljew nach Kopenhagen. Vorderseitig der Zweizeiler "GEÖFFNET - MILITÄRZENSUR" sowie rückseitig der Stempel des Prüfers "N.G. Kosslowskij". Hier befindet sich zusätzlich der sehr seltene roten Automaten-R-Stempel und einen (leider unleserlichen) Rahmenstempel, der auf die Behandlung per Automaten hindeutet.
Da sich in Mogiljew eine Zensurstelle befand, dürfte der Zensor hier tätig gewesen sein.
Liebe Grüße
Franz
Doppelkarte vom 25. September 1915 aus Gomel nach Kopenhagen. Prüfer war N.N. Matwjeew.
Und nun wird es kompliziert, denn die Frage ist, wo geprüft wurde. Gomel hatte eine eigene Zensurstelle. Im Stempel des Zensors steht "Stab (Hauptquartier) Minsker Militärbezirk". Dieses zog im September von Minsk nach Smolensk um, um mehr Abstand zum Feind zu schaffen.
Ich vermute, das der Zensor zunächst in Minsk tätig war und dann mit dem Umzug nach Gomel versetzt wurde, um dort weiter zu arbeiten. Er hätte dann nur 'seinen' Stempel behalten.