Österreich - GB über Preußen

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    mit diesem Brief eröffne ich ein neues Thema, da die bisher hier gezeigten Briefe Österreich - Großbritannien vor 1850 alle über Frankreich liefen.

    Dieser Brief von 1847 aus Wien nach London zeigt rs. einen Berlin-Stempel und der vs. AUS OESTERREICH-Stpl. stammt ebenfalls von dort.

    Meine (sehr dürftigen) Kenntnisse der vertraglichen Grundlagen:
    - zwischen Österreich und Preußen war 1844 der Frankozwang aufgehoben worden, aber nur für Briefe nach Preußen und einigen deutschen Staaten, demzufolge hätte Österreich hier noch seinen Inlandsanteil vom Absender erheben müssen?

    - zwischen Preußen und GB war der Frankozwang zum 1.1.1847 aufgehoben worden, aber nicht für durch Preußen transitierende, mit ausländ. Porto belastete Briefe?

    Briefe aus (über) Berlin wurden via Hamburg oder Belgien nach GB geleitet, je nachdem welche Verbindung schneller war. Allerdings wurde das belgische Transitporto je 1/2 Loth erhoben, so dass schwere Briefe hierdurch teurer wurden.
    Das Porto für Briefe aus Preußen bis 1 Loth Gewicht betrug in GB 6 p. brit. + 2 p. Transit + 4 p. preuß. Porto = 12 p. (Bei einem Gewicht zwischen 1/2 und 1 Loth und Leitung über Belgien kämen noch 2 p. hinzu)

    Links neben London meine ich eine 12 (Kr.) zu lesen, was das österreichische Porto angibt.

    Ganz links steht das britische Gesamtporto von 2 Sh. / 2(?) p.

    Stimmen meine Zuordnungen? Wie kommt man zu dem britischen Portobetrag?
    Kennt jemand die damals gültigen Bestimmungen für solche Transitbriefe?

    Viele Grüße

    Michael

  • Lieber Michael,

    ich lese auch 12x CM von Wiener Hand und 2 Shilling 2 Pence von London, aber wie man auf 2/2 kommt, weiß ich leider auch nicht ... Der Rahmenstempel AUS OESTERREICH scheint mir aber doch sehr selten zu sein.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ralph,

    schön, dann sind wir uns bei den Taxen schon mal einig.

    Wenn man die österr. 12 Kr. in 4 Sgr. umrechnet, entspräche dies 5 p. ... damit komme ich aber auch nicht weiter ...Wer notierte rechts die "4 / 5" und wofür steht das ?

    Diesen Rahmenstempel - es gibt mehrere solche Rahmenstempel AUS OESTERREICH, aber nur diesen 3-zeiligen - habe ich auch nur auf diesem Beleg. Nach v. d. Linden gehört er aber in dieser Stempelgruppe zu den relativ häufigeren (Kat. 5).

    Vielleicht meldet sich ja noch ein Kundiger.

    Viele Grüße

    Michael

  • Lieber Michael,

    ich lese 4 / 8 rechts in Pence, aber ein GB-Kenner wird das sicher wissen und nicht wie ich interpretieren müssen.

    Na ja, Stempelgruppe 5 ist doch schon was Besseres. :):)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo Michael

    Ich kann ein ähnlichen Brief zeigen, auch von 1847 und an gleiche Empfänger.

    Mein Brief ist aber richtig mit 1 Shilling 8 Pence in London taxiert geworden. Wie man zu 2 Shilling 1 Penny gekommen ist weiss ich auch nicht. Ist für mich rätselhaft, aber auch in London hat man viele Fehler gemacht.

    Viele Grüsse

    Nils

  • Hallo Michael,

    im Oxley wird das Porto bei Briefen aus Österreich wie folgt beschrieben:

    Ausland: 8 d + Preußen 4 d + Belgien 2 d + England 6 d = 1 sh 8 d.

    Die 2. Gewichtsstufe würde bereits 2 sh. 6 d kosten

    Grüße

    Karl

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    vielen Dank für die Erläuterungen und den korrekt taxierten Brief von nils

    Ausland: 8 d + Preußen 4 d + Belgien 2 d + England 6 d = 1 sh 8 d.

    Die 2. Gewichtsstufe würde bereits 2 sh. 6 d kosten

    Gemäß den Anhängen des Postvertrags ist folgendes zu beachten: Das britische Porto und das preußische Transitporto (incl. Transit zur Küste) werden in Gewichtsstufen von 1/2 oz. erfasst, Das sogenannte Auslandsporto - österreichisches Porto plus Transit durch Sachsen/Bayern/T&T (je nach Leitung) - werden hingegen in 1/4 oz.-Schritten ermittelt. Bei einem Briefgewicht von >1/4 bis 1/2 oz. sind also die 8 d zu verdoppeln, so dass man auf 2 sh. 4 d. kommt.

    Das liefert jetzt auch nicht die Lösung für meinen Brief, da dieser aber auch heute noch ca. 10 Gramm wiegt, wäre dies evtl. die richtige Taxierung gewesen. Es sei denn, dass noch jemand eine Idee dazu hat. Ansonsten bleibt

    ..., aber auch in London hat man viele Fehler gemacht.

    Viele Grüße

    Michael

  • Das britische Porto und das preußische Transitporto (incl. Transit zur Küste) werden in Gewichtsstufen von 1/2 oz. erfasst, Das sogenannte Auslandsporto - österreichisches Porto plus Transit durch Sachsen/Bayern/T&T (je nach Leitung) - werden hingegen in 1/4 oz.-Schritten ermittelt. Bei einem Briefgewicht von >1/4 bis 1/2 oz. sind also die 8 d zu verdoppeln, so dass man auf 2 sh. 4 d. kommt.

    Hallo Michael,

    bei Leitung über Belgien und einem Gewicht von 1/4 bis 1/2 Unze sind wir aber nicht bei 2s 4d, sondern bei 2s 6d wie auch schon liball korrekt geschrieben hat, da die Gewichtsprogression in Belgien in Schritten zu je 1/4 Unze erfolgte.

    Viele Grüße

    Martin


  • Hallo Michael,

    der PV UK/PR von 1846 kannte drei Leitwege: Hamburg, Niederlande und Belgien. Bei Leitung über HH und NL hat Preußen die jeweiligen Transitgebühren mit HH und NL abgerechnet. Bei Leitung über Belgien hat das UK das mit Belgien getan.

    Da auf Deinem und auch dem Brief von Nils eine "4" für Preußen steht, muss die Leitung über Belgien erfolgt sein. Ansonsten müsste dort beispielsweise eine "6" stehen, von denen Preußen "2" an NL oder HH abgeführt hätte. Ich habe einen Portobrief aus Königsberg über HH nach London, wo genauso taxiert wurde.

    Für mich liegt hier eine Fehltaxierung vor (korrekt wären 1s 8d gewesen) und ich lese genau wie Nils eine 2s 1d aus dieser Krakelei heraus.

    Viele Grüße

    Martin


    • Offizieller Beitrag

    Hallo Martin,

    danke für die detaillierte Beschreibung. Again what learned könnte ich da sagen. ;)

    Eine kleine Frage hätte ich dann noch dazu: Die Gewichtsprogression für die belgische Transittaxe war 1/2 oz. exklusiv, während die anderen Gewichtsprogressionen inclusiv waren. Wenn der Brief genau 1/2 oz. gewogen hätte, wären auch 2 sh. als Briefporto möglich, oder?

    Viele Grüße

    Michael

  • Hallo Michael,

    vollkommen korrekt. Da die belgische Gewichtsprogression 1/4 Unze exklusiv (nicht 1/2 Unze exklusiv!) war, ist das theoretisch nicht ausgeschlossen. Ich selber warte seit mehr als 15 Jahren auf solch einen Brief, der so taxiert ist, dass das Gewicht genau eine 1/4 Unze, 1/2 Unze, etc. war.

    Viele Grüße

    Martin