Von nicht so schönen Briefen

  • Hallo bayernjäger,

    da wäre es doch schade gewesen, die Marken abzulösen und ins Album zu stecken (obwohl sie das Einzige auf dem Briefstück waren, was sich perfekt erhalten hatte). So viele Briefe dieser Art gibt es vermutlich nicht. Die »Restaurierung« ist erkennbar und das Ergebnis macht etwas her.

    Ich frage mich nur noch, wie der Abklatsch der beiden Mühlradstempel zustandekam. Oder schlagen die von der Rückseite durch?

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Hallo Erdinger,

    mit der Frage habe ich mich gerade auch beschäftigt.

    Kann mir das nur so erklären, dass der ursprüngliche Brief nach Stemplung in der Mitte gefaltet wurde, und die frischen Abdrucke auf das unten liegende Briefpapier einen Abklatsch hinterliessen.

    Sehr ungewöhnlich.

    Gruss Kilian

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Lieber Kilian,

    ich glaube nicht, dass es die frische Stempelfarbe ist, die nach einer Faltung abgeklatscht wurde, denn man kann auch den Aufgabestempel und den Baviere-Stempel (kam ja erst später drauf) als Abklatsch erkennen.

    Gefaltet wurde der Brief meiner Ansicht nach tatsächlich, aber erst zur Aufbewahrung. Durch Umwelteinflüsse (Feuchtigkeit?) sind die Farben der 3 Stempel auf die andere Briefhälfte durchgedrungen.

    Nur so kann ich mir das Phänomen erklären.

    Beste Grüße

    Will

  • Hallo Sammlerfreunde,

    Will hat mit seiner Annahme recht. Es sind Abfärbungen durch die von ihm beschriebene Lagerung. Der Brief wurde mittig gefaltet und nach vorne zusammengelegt. So kamen die Stempel dann spiegelverkehrt auf die jeweils gegenüberliegende Seite.

    Gruß

    bayernjäger

  • Lieber Will,

    lieber Udo,

    gestern Abend hatte ich den Abklatsch des roten Baviere Stempel noch nicht gesehen.

    Jetzt, wo Will auf den Abklatsch hinweisst, kann ich ihn auch sehen, und damit ist seine Theorie gesichert.

    Erstaunlich gut erhalten hat sich das Randpaar mit glasklarem Abschlag .

    Mit der Hinterlegung ein sauberes Sammelstück.

    Gute Arbeit, Udo:thumbup:

    Gruss Kilian

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Hallo Sammlerfreunde,

    hier wieder ein Beispiel verknüpft mit der Frage was mache ich, Briefstück ausschneiden oder die Falten auf dem Brief akzeptieren?

    Unlängst bei ebay im Angebot, siehe Bild 1 u. 2. Es war zumindest deutlich zu erkennen, dass es sich um eine voll- bis breitrandige nicht häufige 10IIb (trockener Druck) mit vorschriftswidriger Ortstempelentwertung aus FREYSING handelt. Ich dachte mir, da könnte der Rest des Briefes nur umgefaltet sein und entschloss mich zum Kauf.

    Tatsächlich war der Brierf nur kleiner gefaltet. Ich habe ihm wieder seine Originalgröße verpasst und trotz der Falten und leichten Farbveränderungen des Papiers sieht er so schlecht nicht aus.

    Letztendlich habe ich mich entschieden den Brief nicht zu opfern und belasse die Marke dort wo sie ist.

    Gruß

    bayernjäger

  • Letztendlich habe ich mich entschieden den Brief nicht zu opfern und belasse die Marke dort wo sie ist.

    Sehr lobenswert :thumbup:Was Vorbesitzer mit dem Brief anstellten ist jetzt "Original". Alles ander ...

    Wie viele solcher Dienst-Briefe müssten da gereinigt werden, wenn die "FDC-Qualität" angestrebt wird. Wir habe es doch mit Briefen zu tun, die schon etwas älter sind und ihre "Falten" auch zeigen dürfen.

    Die Marke abgelöst ...

    taugte dann evtl. für Vergleiche wegen der 10IIb (Stempel stört ja nicht).

    Ach ja, eigentlich wäre das ein "Erdinger"-Brief. 8)

    Luitpold

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

  • Es macht Sinn den Brief ganz zu zeigen, denn man sieht den Empfängerort. Der Vorschlag von St.G scheint mir nicht so verkehrt zu sein und bei einem leicht feuchten Brief wäre dann auch das (Zurück) Falten einfacher. Beim Wässern würde der Brief auch etwas aufgehellt und beide Teile würden sich farblich etwas angleichen.

  • Ich werde eine Dokumentation mit Photos (auf Word) zum ganzen Reinigungsprozess erstellen und werde sie demjenigen schicken, der mir eine E-Mail Adresse per PN bekannt gibt. Dies ist für mich am Einfachsten und Diskretesten.

    Sammlergruss Martin

  • Dies ist für mich am Einfachsten und Diskretesten.

    Sammlergruss Martin

    Gibt es hier was vor der Öffentlichkeit zu verbergen oder muss ein Copyright beachtet werden?

    Einfacher wäre es hier 1 x einzustellen.

    Luitpold

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

  • Es ist schon interessant, eure Diskussionen zur Reinigung von Belegen mitzuverfolgen. Ich denke, wer sich mit Altbriefen beschäftigt, sollte zu sich selber auch so ehrlich sein sich einzugestehen, dass die vielen Jahrzehnte, die seit der Verwendung und Herstellung von Marken, Ganzsachen oder Belegen, durchaus ihre Spuren hinterlassen haben, zumal es diverse kriegerische Zeiten gab, innerhalb derer sicherlich viele Belege gelitten haben oder - ohne besondere Rücksicht auf ihren Zustand - irgendwie in Sicherheit gebracht werden mussten. Das ist reiner Bedarf, wie ich ihn mag, aber nicht Geschöntes , das mit dem Original nach seiner ehrmaligen Verwendung nur noch wenig zu tun hat.

    Der Beleg mit dem Mühlradstempel, den Luitpold als Anschauungsmaterial vor und nach der Radierung hochgeladen hat, hat nach meiner Auffassung durch die Radierung mächtig gelitten, denn der ganze Beleg ist wichtig, nicht nur der Stempel oder die Marke. So jedenfalls sollte eine Restaurierung im Ergebnis niemals aussehen. Das gilt es zu vermeiden, auch wenn der Gesamtbeleg dadurch so verschmutzt aussieht, wie er in der Realität auch tatsächlich ist.

    Das, was mich mitunter mehr oder weniger an Belegen stört, sind Dinge, die mit dem Beleg geschehen sind, nachdem er seinen eigentlichen Zweck erfüllt hat. Wenn z.B. ein Brief von A nach B gelaufen ist, danach aber sofort in einem Behältnis aufbewahrt wird, dann können Lichteinfluss oder irgendwelche anderen Einwirkungen wie Staub, Flüssigkeiten, Wärme oder unsachgemäße Handhabung im Laufe so vieler Jahre sehr wohl ihre Spuren hinterlassen, das aber ist grundsätzlich alles zu akzeptieren, auch wenn natürlich Blutreste oder Tabakrauch einen Beleg deutlich verfärben können, so dass der Ursprung verschandelt wird,

    Was ich aber als völlig unakzeptabel erachte ist das Aufkleben eines Beleges auf Papier oder Pappe, seine Beschädigung durch Aktenlochung oder diese kleinen Löcher, die durch Aufspießen eines Beleges auf einem Dorn entstehen, wie es früher in Büros oft üblich war, oder aber auch handschriftliche Einträge darauf, ganz überwiegend auf der Vorderseite des Beleges, und zwar so, dass man sie nicht mehr entfernen kann, ohne gleichzeitig Teile der Struktur des Beleges zu beschädigen.

    Da kommen wir jetzt zum wässern. Man sollte Belege niemals komplett in irgendwelches Wasser legen, das zerstört die Struktur des Papiers oder der Pappe und das lässt sich dann auch nicht mehr reparieren, wobei das Wellige noch das geringste Übel ist, viel schlimmer ist es, wenn sich Teile des Papiers des Beleges lösen und so dünne Stellen entstehen. Außerdem ist zu beachten, dass die damaligen Schriften nicht immer wasserbeständig waren, da gilt es, große Vorsicht walten zu lassen.

    Meine Empfehlung, wie ich das bei mir mache, schreibe ich das nächste Mal, heute lockt die Nachtruhe.

    Viele Grüße

    Ingo