• Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Brief von 1862 aus Breslau ins polnische Pilica, frankiert mit 3 Sgr.

    Gemäß PV von 1852 war nur franko oder porto vorgesehen, eine Teilfrankatur nicht statthaft. Breslau lag in einer grenznahen Region, hierfür wären 2 Sgr. preußisches + 3 Sgr. polnisches Franko = 5 Sgr. nötig gewesen. Damit war der Brief unterfrankiert. Deshalb wurde der bekannte Briefkasten-Stempel in Breslau aufgesetzt und 2 Sgr. fehlendes Franko notiert, aber anscheinend dann wieder gestrichen? Anschließend wurde dann mit f 7 das von Polen einzuziehende Restporto in Kopeken notiert.

    Eine solche Notierung habe ich zuvor auf keinem derartigen Brief gefunden.

    Hat jemand eine Idee, was das kleine blaue Kürzel oben zwischen den beiden Taxierungen bedeuten könnte?

    NB: Der Breslauer Briefkasten-Stempel ist ein L2-Stempel, laufen die Abschläge der beiden Zeilen aber deutlich auseinander. Der vollständige erhaltene Brief mit Inhalt liefert keine Hinweise, wieso dieser Effekt entstanden ist.

    Rückseitig ist der bilinguale Stempel von dem polnischen Kartierungspostamt Sosnowiece zu sehen.

    Viele Grüße

    Michael

  • Lieber Michael,

    könnte es W für Weiterfranko heissen?

    Ich lese eher 17, als f1.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ralph,

    17 wäre das Gesamtfranko oder -porto in Kopeken. Eine interessante Idee, wenngleich ich es ad hoc nicht plausibel finde, warum Preußen ein in Polen einzuziehendes Gesamtporto in der Fremdwährung notieren sollte. Typischerweise hätte ich - bei Nichtanerkennung einer Teilfrankatur und Nichtberücksichtigung der verklebten 3 Sgr. - die Notierung von 2 Sgr. Portoforderung von Preußen erwartet.

    Die Nichtanerkennung einer Teilfrankatur wäre vertragskonform, ist bei Briefen nach Polen aber die Ausnahme.

    Ein Weiterfranko hätte mit 1 Sgr. bzw. 3 Kop. angegeben werden müssen, da von den frankierten 3 Sgr. Preußen 2 Sgr. zustanden.

    Darum bin ich mit der durchaus plausiblen Lesart "W" für Weiterfranko nicht ganz zufrieden.

    Viele Grüße

    Michael

  • Lieber Michael,

    feines Stück, das passt auch sehr gut in meine „Briefkasten“-Sammlung.
    Wenn du dir den Stempelabschlag mal genau ansiehst, wirst du feststellen, dass die untere Zeile schwach erst parallel, dann stark im Winkel abgedruckt ist. Wahrscheinlich lag der Brief nicht eben und der Stempel verrutschte etwas.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • lieber Michael,

    heute habe ich folgenden Brief hereinbekommen, der den gleichen Briefkastenstempel von Magdeburg zeigt. Hier ist der Stempel auch verrutscht aufgesetzt worden, aber beide Zeilen gleichmäßig, nicht so, wie bei deinem Beleg.

    Die Entfernung betrug 12 Meilen und das Franko somit 2 Sgr. Der fehlende Silbergroschen in Blau ausgeworfen.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • ... Deshalb wurde der bekannte Briefkasten-Stempel in Breslau aufgesetzt und 2 Sgr. fehlendes Franko notiert, aber anscheinend dann wieder gestrichen? Anschließend wurde dann mit f 7 das von Polen einzuziehende Restporto in Kopeken notiert.

    Lieber Michael,

    zu dem Kürzel zwischen den beiden Taxierungen habe ich keine Idee.

    Je länger man sich aber die Blaustiftnotierungen ansieht, um so überzeugter wird man, daß sie von gleicher Hand und gleichem Stift stammen.

    Meine Interpretation ist deshalb:

    Links wurde zuerst "1" (Sgr.) notiert und anschließend in "2" (Sgr.) korrigiert. Rechts ist eher "17" (Kopeken) als "f1" zu lesen.

    Vielleicht war der preußische Postler an die Postvereinsregelung gewöhnt, Porti in der Währung der Abgabepostanstalt zu notieren und hat das auch bei diesem Brief getan?

    Liebe Grüße

    Jürgen

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Jürgen,

    die Blaustiftnotierungen sind sicherlich von gleicher Hand notiert worden und sie stammen ebenso sicher von einem preußischen Beamten.
    Deiner Interpretation kann ich mich (mittlerweile) anschliessen. Mangels vergleichbarer Briefe kann deine These, hinsichtlich einer analog zu den Postvereinsusancen vorgenommenen Taxierung in der Währung der Abgabepost, zur Zeit nicht verifiziert werden. Aber es ist eine plausible Möglichkeit.

    Danke für deine Überlegungen.

    Lieber Erwin,

    dein schöner Brief zeigt einen typisch "geprellten" Stempelabdruck mit parallelem Versatz der Stempelzeilen.
    Der Beamte in Breslau hat hier, wie so oft, trotzdem sehr ordentlich gestempelt.

    Viele Grüße
    Michael

  • Liebe Freunde,

    hier ein Brief aus Benneckenstein, Provinz Sachsen, nach Kalisch in Polen. Die Rückseite ist leer.

    Der Ganzsachenumschlag wurde Ende 1859 herausgegeben.

    Gemäß dem Postvertrag von 1852 fielen 3 Sgr. preußisches und nur 1 Sgr. polnisches Franko an, da Kalisch (Kalisz) Grenzpostamt zu Preußen war.

    Dementsprechend wurde auch mit Blaustift f1 notiert.

    Briefe an polnische/russische Grenzpostämter sind nicht häufig.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

    Einmal editiert, zuletzt von Michael (21. Oktober 2023 um 16:49)

  • Hallo Michael,

    Ich finde diese alten Umschläge einfach wunderschön, mit Zusatzfrankatur sowieso. Ich frage mich wieso diese lange Zeit von Sammlern verschmäht wurden, so las ich es zumindest.

    Gruß von der Pappnase Andreas

  • Danke.

    Ganzsachenumschläge haben ihren optischen Reiz. Ihr Nachteil ist, dass sie (fast) nie einen Inhalt haben. Dadurch sind sie häufig nicht exakt zu datieren. Zudem fehlen häufig Absenderangaben, was sie in Verbindung mit dem fehlenden Inhalt oftmals einer weiter gehenden Beschreibung (social philately) entzieht.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Sehr interessanter Aspekt Michael, ist mir so bewusst noch nie aufgefallen, da ich diese GUs nur aufnehme wenn es in ein bestimmtes Thema passt.

    Gehört nun zwar nicht in diesen thread, ich möchte ihn dennoch zeigen. Einen Umschlag habe ich bereits, von constanz (baden) an das Mutterhaus in Paderborn, nun habe ich einen in die Gegenrichtung ergattert, von Paderborn an die Niederlassung in Constanz, Streckenstempel düsseldorf-warburg, Stationsstempel Paderborn, rückseitig dann noch Bahnpoststempel Heidelberg-Basel.....und Eingangsstempel Constanz.

    Nun mein 3ter pauline von Mallinckrodt Beleg.

    Liebe Grüße von der Pappnase Andreas