Der Deutsche Krieg 1866

  • Hallo bayernjäger,

    der Brief ist sicher nicht alltäglich, da er unter der Feldpost-Franchise als Korrespondenz zwischen Nicht-Militärs lief. Zumindest lässt die Beschriftung der Vorderseite keinen Dienstgrad erkennen, sodass man davon ausgehen muss, dass sowohl der Absender (Pharmazie-Professor) wie auch die Empfänger (Studenten) als Zivilisten eigentlich keine Portofreiheit genossen.

    Mir liegt jetzt keine Verordnung vor, die den freiwilligen Verwundeten-Pflegern eine solche zugestanden hätte, zumal auch kein "Comiteé zur Pflege verwundeter Krieger" (oder so ähnlich) angegeben ist, mit dem die Korrespondenz portobefreit gewesen wäre. Derartige Briefe wurden ja an anderer Stelle in diesem thread schon gezeigt.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo,

    der hier gezeigte, mit 40 Ct. frankierte Brief von Passy (Vorort von Paris) nach Kassel wurde am 20.7.66 aufgegeben und erreichte Kassel drei Tage später.

    Interessant der Absender-Vermerk "par Cologne", der die Beförderung via Erquelinnes und Köln nach Kassel vorgibt; die Post hätte diese Route sowieso gewählt. Die üblichen Alternativen via Forbach bzw. Straßburg waren nach der preußischen Besetzung von Frankfurt und den dadurch unterbrochenen Eisenbahnverbindungen im Südwesten und von Frankfurt nach Norden ausgefallen.

    Meine Fragen dazu: welchen Leitweg hätte der Brief in Friedenszeiten genommen? Forbach? Straßburg? Oder eventuell doch auch Erquelinnes? Wo erfolgte die Übergabe des geschlossenen Postpakets an die taxis'sche Post? Direkt an der belgischen Grenze (Aachen) oder woanders in Preußen?

    Und welche Bedeutung hat die 5(5?) vor der 20 im Pariser Stempel?

  • Hallo,

    da nur via Cologne vorgegeben war, kann der Brief auch über Givet nach Aachen/Köln gelaufen sein.
    In Friedenszeiten wäre er vermutlich über Forbach gelaufen und direkt an Taxis übergeben worden, die ihn über Frankfurt nach Kassel leiteten. Über Straßburg halte ich in Richtung Kassel für eher unwahrscheinlich, es sei denn, es hätte eine passende Zugverbindung über Baden in Richtung Frankfurt bestanden.

    viele Grüße
    Dieter

  • Lieber Wilfried,

    Dieter hat Recht, wenn er schreibt, dass Strasbourg unwahrscheinlich ist - ich halte es für unmöglich. Forbach wäre sehr wahrscheinlich, dann FFM und Kassel als Standard.

    Ich meine, dass die 5 im Pariser Stempel die 5. Leerung anzeigte, bin mir aber nicht 100% sicher (unsere französischen Kenner wissen das mit links).

    In jedem Fall ein seltener Brief, gut gemacht! :):)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Ich meine, dass die 5 im Pariser Stempel die 5. Leerung anzeigte, bin mir aber nicht 100% sicher (unsere französischen Kenner wissen das mit links).

    Ja, das steht für 5e = cinquième. Vermutlich wurde bei der 5. Tour nicht nur ausgetragen, sondern auch geleert. Aber das wissen sicherlich die Franzosen besser. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Klesammler (6. Oktober 2024 um 13:33)

  • Hallo,

    Brief von Amberg (12.8.1866) an den „Herrn Hauptmann August Michell, des k.b. Genie-Stabes beim Truppen-Commando an der Westgrenze (General-Major von Hagens)“ in Donauwörth

    Hauptmann Michell gehörte laut Militär-Handbuch des Königreichs Bayern (Stand 8.3.1867) der 3. Genie-Direction mit Standort Nürnberg an und war als Ingenieur Mitte der 60er Jahre mitverantwortlich für die Planung einer Infanterie-Kaserne in Amberg.

    „Bereits kurz nach Einführung der neuen Muster-Bauvorschrift für zukünftige bayerische Infanteriekasernen 1863 wurde der damals für die Garnison Amberg zuständige Hauptmann August Michell als Offizier der bayerischen Genietruppen von der „Geniedirektion“ beim Generalkommando in Nürnberg damit beauftragt, einen möglichen Standort für den Neubau einer Infanteriekaserne in Amberg zu ermitteln.“ (aus J. Ruthroff: Alltag und Probleme einer Garnisonstadt im Königreich Bayern 1806-1870, dargestellt am Beispiel von Amberg in der Oberpfalz. Dissertation 2013, Bamberg)

    Offenbar war der Hauptmann Michell im August 1866 in dienstlichem Auftrag nach Donauwörth gereist:

    „An Stelle der mit Ende Juni mobil gemachten Besatzungs-Bataillone traten die aus junger Mannschaft errichteten 4. Bataillone. Von diesen und den in Formation begriffenen fünften oder Reserve-Bataillonen wurden gegen Ende Juli ebenfalls einige mobil gemacht und vorerst 2 gesonderte Brigaden an der Ost- und Westgrenze – erstere unter Generalmajor Fuchs bei Weiden in der Oberpfalz, letztere unter Generalmajor v. Hagens bei Donauwörth – zusammengezogen…“ (aus E. Knorr: Der Feldzug des Jahres 1866 in West- und Süddeutschland. Hamburg 1868)

    Zum Generalmajor Kaspar von Hagens findet man hier seine Vita: https://de.wikipedia.org/wiki/Kaspar_von_Hagens_(General)

    Der mit 3 Kr. frankierte Brief war offensichtlich privater Natur (und der Adressat hatte nicht den Status eines "Dislocirten") , da er nicht unter einer Dienst-, Feldpost- oder Militaria-Franchise befördert wurde.

  • Lieber Wilfried,

    da hast du ein Rosinchen aufgetan zur Arrondierung deiner einmaligen Sammlung. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...der Genie Offizier August Michell war anscheindend schon ein schlauer...

    ...und zugleich ein netter Kerl:

    ...warum er aber lt. bayerischem Verordnungsblatt nach 1867 die nachstehende Auszeichnung erhalten hat, ließ sich leider nicht ermitteln:

    Herzoglich Sachsen-Ernestinischer Hausorden – Wikipedia

    ...während dem deutsch-französischen Krieg 70-71 scheint er sich aber lt. Verordnungsblatt vom August 1870 eindeutig im Einsatz ausgezeichnet zu haben:

    ...danach war er noch in Germersheim beim Festungs-Gouvernement tätig und ist dann 1872 in den wohlverdienten Ruhestand entlassen worden:

    Schönen Gruß

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Brief von Dirl(e)wang (1.8.1866) nach Nürnberg (5.8.1866)

    Der Brief wurde am 1.8.66 bei der Postexpedition Dirlwang aufgegeben und nach Kaufbeuren befördert und dort der Eisenbahn über Augsburg und Gunzenhausen nach Nürnberg übergeben.

    Entweder wusste man in Kaufbeuren noch nichts von der kriegsbedingt just erfolgten Sistierung der Strecke Gunzenhausen-Nürnberg, oder nahm an, dass dem durch den Wegfall der Eisenbahn eingetretenen Beförderungsengpass ab Gunzenhausen schon geeignet begegnet werden würde; jedenfalls blieb die Post am 1. oder 2.8. in Gunzenhausen liegen und wurde erst nach Wiederaufnahme der Eisenbahnverbindungen von und nach Nürnberg ab dem 4.8.1866 weitergeleitet und am 5.8. zugestellt.

    Heidelberger Zeitung (3.8.66): „(München 31.Juli, Abends) Die Telegraphenverbindung mit Nürnberg ist unterbrochen, die Preußen sind daselbst eingerückt. Die Eisenbahnzüge fahren nur noch bis Gunzenhausen.“

    J. Priem und C. Braunstein: Die Besetzung Nürnbergs durch die Preußen. Zur Erinnerung an die Tage vom 31. Juli bis 16. September 1866. Verlag von R. Koenecke, 1866 : „Mit dem 4. August trat der Eisenbahnverkehr wieder theilweise ins Leben. Von München und Würzburg trafen die Post- und Kurierzüge zur gewohnten Stunde ein ….“

  • Hallo,

    Von der „Billet Expedition“ in Gotha ausgestellte Liquidation über 10 Taler und 18 Sgr. für den Transport von 8 Offizieren, 6 Unteroffizieren und Soldaten per Eisenbahn von Gotha nach Gerstungen an der hessischen Grenze am 2.7.66. Beim Stempel vom 18.7. dürfte es sich um einen internen Registraturstempel handeln.

    Nach der Kapitulation der Hannoveraner am 29.6.66 erfolgte die Rückführung der hannöverschen Truppen per Eisenbahn von Gotha aus über Magdeburg nach Hildesheim und Celle in den folgenden Tagen und sollte am 1.7. im wesentlichen abgeschlossen sein. Die Eisenbahn über Kassel war in diesen Tagen aufgrund der vorangegangenen kriegerischen Ereignisse noch nicht fahrbar.

    Warum die hier genannten Militärs erst am 2.7. von Gotha mit der Thüringischen Eisenbahn statt nach Osten nach Westen fuhren, bleibt unklar. Möglicherweise waren sie noch in offiziellem Auftrag nach Gerstungen unterwegs, oder hatten als Nachzügler ihre Heimreise von Gerstungen aus selbst organisiert.

  • Wow - noch nie gesehen. Glückwunsch zu dieser Pretiose. :love::love:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    im Inhalt geht es um den 1866er Krieg gegen Preußen. Dienstbrief vom kgl. 12. Infanterie Regiment König Otto von Griechenland an den Magistrat der königlichen Stadt Prichsenstadt mit Aufgabestempel "NEU-ULM" vom 3.Oktober 1866.

    Liebe Grüße, Hermann