Der Deutsche Krieg 1866

  • Hallo,

    so ganz sicher bin ich mir nicht ob der Beleg hier passt. Einquartierungd-Billet vom 30. AUG 1866 aus Kulmbach für 5 Mann und 2 Tage.

    Leider kann ic den Quartierträger aus Hausnummer 424 nicht entziffern, im Siegel bin ich mir nur mit Kulmbach sicher.



    Grüße aus Bempflingen
    Ulrich


    Das Leben ist zu kurz um sich darüber zu ärgern, was andere über dich denken oder sagen

    also hab Spaß und gib ihnen etwas worüber Sie reden können

    scheinbar ist ihnen ihr eigenes Leben zu langweilig

  • ... könnte es "Stadtmagistrat" heißen? Der Name wurde wohl durch 2 Initialen abgekürzt.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo,

    der Beleg dürfte schon hier passen. Der Abzug des II. preußischen Reserve-Armee-Corps aus Bayern begann am 31.8.1866, wobei die preuß. Besatzungstruppen in Franken sehr verstreut untergebracht waren. Die Region Bayreuth war zu dieser Zeit sicher nicht preußenfrei, weshalb Kulmbach als Besatzungsort sehr wahrscheinlich ist.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo,

    bei Heinrich Köhler wird eine Halbierung der Mi.Nr. 10 aus Kronach auf Reco-Brief vom 31.12.1866 angeboten (380. Auktion vom 24.3.23, Los Nr. 7076, Ausruf 10'000,-).

    Altdeutschland Bayern, Michel 10H
    1862, 6 Kreuzer blau, diagonal halbiert, rechte obere Hälfte, farbfrisch und sehr breitrandig, mit Teilen der Zwischenlinien, mit sauber übergehend ...
    www.philasearch.com

    Den sehr attraktiven Brief begleiten zwei Atteste, eines von Herrn Stegmüller vom April 2022, und ein älteres von Frau Brettl vom Nov. 1987.

    Während sich Stegmüller nicht über evtl. Hintergründe, die zur Notwendigkeit der Halbierung geführt haben könnten, äußert, führte Frau Brettl den 66er Krieg als Grund dafür an: "Während des Krieges 1866 war ein Teil des oberfränkischen Gebietes für kurze Zeit ohne 3 Kreuzer-Marken und die Halbierungen wurden als echte Notmaßnahmen verwendet..."

    Im Dezember 1866 war der Krieg natürlich schon monatelang vorbei, weshalb von kriegsbedingten Notmaßnahmen hier sicher keine Rede mehr sein kann. Weiterhin zeigt dies, dass die Begründung "kriegsbedingte Notmaßnahme" für Halbierungen - auch im Sommer 1866! - mit Vorsicht zu genießen ist und nur Bestand haben kann, wenn man die lokalen Umstände und die Situation im konkreten Ort der vorgenommenen Halbierung genau analysiert hat und belegen kann.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber Wilfried,


    vielen Dank fürs Zeigen - ich glaube, da erübrigt sich jeder Kommentar ... außerdem fiel der 31.12.1866 doch fast auf Neujahr. :D :D

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo,

    hier ein Feldpostbrief vom Dragoner Fritz Hartmann, geschrieben am 12.8.1866 in Hanau, an seinen Bruder Heinrich, zur selben Zeit beim Magdeburger Infanterieregiment No. 26 (7. Division) in Böhmen.

    Der Brief trägt den Truppenstempel der 2. Escadron des Rheinischen Dragoner-Regiments No. 5 und wurde am 13.8.66 über die Feldpostexpedition der Division Flies in Frankfurt abspediert. Nach Ende der Kämpfe war das Dragoner-Regiment im Raum Hanau stationiert. Im Brief berichtet der Absender seinem Bruder Heinrich über die Verwundung eines anderen Bruders (Karl) im Juli in Lohr, wo dieser sich augenblicklich zur Genesung aufhielt (s. Transkription im Anhang).

    Beschäftigt man sich noch ein wenig mit der Regimentsgeschichte der 5. Dragoner im Sommer 1866, so stößt man im Internet auf die Verlustliste, wo ein "Carl Hartmann" von der 2. Escadron, welcher Ende Juli einen Schuss in den rechten Oberschenkel erhalten hatte, am 12.8. im Lazarett zu Lohr seiner Verletzung erlegen ist (s. Anhang).

    Also eine ganz tragische Geschichte - der Bruder Karl verstarb genau an dem Tag, als der Brief mit Beschreibung seiner Genesung geschrieben wurde!

  • Zum preussisch-österreichischem Krieg im Jahr 1866 kann ich auch etwas beisteuern:



    Zur Vervollständigung dieses threads:

    Ich habe eine seltene Zufallsentwertung eines preussischen Feldpost-Relaisstempels auf einer Oldenburg Nr. 17A - 1 Groschen in meiner Sammlung.


    Oldenburg stand in diesem Krieg auf Seiten Preussens. Ich gehe davon aus, dass die Marke in der oldenburgischen Poststation unentwertet geblieben ist und man am Adressort, dem preussischen Feldpostrelais am 21.10.1866 eine Nachentwertung mit diesem Feldpoststempel vorgenommen hat.


    Diese Marke hat noch zwei weitere Besonderheiten:


    1. Die Farbe der Marke ist m.E. WEINROT. Die Oldenburg Nr. 17A - 1 Groschen - kommt in den Farben blassrosa, rot, rosa. dunkelrosa und in weinrot vor. Die weinrote Markenfarbe habe ich frühestens auf Briefen aus dem Jahr 1866 gesehen. Daher sind "weinrote" Oldenburg Nr. 17A ziemlich selten. In der Literatur ist die weinrote Farbe bisher unbekannt. Der Michel-Katalog differenziert bei der Nr. 17A überhaupt nicht nach Farben, während Krötsch-Ohrt, 1895, S. 60 zumindest die Farben blassrosa, rot, rosa und dunkelrosa aufführt. Die seltene weinrote Nuance kannte Paul Ohrt im Jahr 1895 offenbar noch nicht. Auch im neuen Handbuch von Florian Berger gibt es keine Farbauflistung der Nr. 17A.


    2. Die Marke weist den seltenen Plattenfehler "Strich über der Krone" auf. Dieser ist in der philatelistischen Literatur im 2022 erschienenen Oldenburg-Handbuch von Florian Berger, S. 50 beschrieben.


  • Hallo Oldenburg-Sammler,

    m.E. stammt die Verwendung der Marke nicht aus dem 66er Krieg, da Ende Oktober 66 alle FP-Relais aufgelöst waren. Evtl. stammt die Marke aus dem Krieg gegen Dänemark (1864)? Leider kann man die Relais-Nr. nicht erkennen.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo,

    muss mich hinsichtlich meiner in post #1608 getroffenen Aussage korrigieren.

    Richtig ist, dass es im Oktober 1866 keine aktiven preußischen Feldpost-Relais in West/Süddeutschland mehr gab. Jedoch bestanden weiterhin mehrere FPR in Sachsen, die erst mit dem General-Circulare No. 138 zum 15.11.1866 ihren Betrieb einstellten.

    Von daher wäre es möglich, dass die Oldenburg-Marke am 21.10.66 in Sachsen "nachentwertet" wurde.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Liebe Sammelfreunde


    hier also nochmals der von mir vorgestellte Brief:

    Ein einfacher Brief vom 06.07.1866 von Magdeburg, welcher an "Herrn Carl Haffner (in) Kaufbeuren Baiern" adressiert wurde. Frankiert wurde er mit einer 3 Sgr.-Wappenmarke tarifgerecht. Siegelseitig Ankunftsstempel vom Ziel, wo sich leider kein Datum erkennen läßt,


    Der Brief hat auch einen interessanten Inhalt, welchen ich hier gern wiedergeben kann:


    Da die hiesige Post keine Gelder nach Ihren

    Orten befördert, bitten wir Sie uns gefl. mit-

    zutheilen, auf welche Weise wir Ihnen die

    betreffenden beiden Ratenzahlungen mit

    Reichsthaler 24 14 Sgr. zukommen lassen sollen &

    sehen Ihren gut, Bescheid entgegen.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • ... ein Traumbrief ... :P :P :P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Magdeburger,

    ein sehr interessanter Brief aus der heißen Phase des 66er Krieges, als sowohl wichtige Eisenbahnverbindungen wie auch Möglichkeiten zur Fahrpostbeförderungen eingeschränkt/aufgehoben waren. Mit Datum 4.7.66 wurde am 5.7. in Berlin die Verfügung zum "Ausschluß des Fahrpost-Verkehrs nach Süddeutschland" im Amtsblatt des Königlichen Post-Departments No. 24 veröffentlicht, der Grund für des Schreibers Aussage "Da die hiesige Post keine Gelder nach Ihren Orten befördert...".

    Was den Leitweg betrifft, kann man davon ausgehen, dass via Köln spediert wurde, da die Verbindung Kassel-Frankfurt nach Bayern ausgefallen war. Da auch die direkten Verbindungen von Köln nach Frankfurt (rechtsrheinisch über Lahnstein bzw. linksrheinisch über Mainz) Anfang Juli eingestellt waren, blieb nur der weg Köln-Bingerbrück-Neunkirchen-Ludwigshafen-Mannheim-Stuttgart-Ulm.

    Wenn Du den Brief mal nicht mehr brauchen solltest, hätte ich großes Interesse!

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber Wilfried,


    vielen Dank für deine profunde Antwort, auch im Namen aller anderen Sammler, die nur lesen und nichts schreiben (wollen oder können).

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Wilfried


    recht herzlichen Dank für die umfangreiche Antwort. Momentan gebe ich den Brief nicht ab, da hier der Inhalt eventuell in meine MD-Paket-Sammlung noch passen könnte.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Hallo,

    dieser Quartierschein vom 12. Juni 1866 für einen Mann, den ich dank eines Hinweises von unserem Ralph erwerben konnte, macht mir hinsichtlich seiner genauen Einordnung Schwierigkeiten.

    Nach der Mobilmachung (königl. Dekret vom 11.5.66) hat sich die bayerische Armee im Juni 1866 zusammengezogen und diese Wochen für den Aufmarsch gegen die Preußen benutzt. Vermutlich stammt das gezeigte "Einquartierungs-Billett" aus dieser Zeit.

    Leider fehlt eine Ortsangabe, lediglich der Name "Johann Hammon" (wenn ich's richtig lese) könnte auf die Gegend von Bayreuth oder Nürnberg hinweisen, wo es den Namen öfter gibt.

    Stutzig macht auch die Rückseite, wo neben der Anweisung zur Verpflegung bayerischer Truppen eine ganz ähnliche Anweisung für die "k.k. österreichischen Truppen" aufgeführt ist. Österreicher gab es jedoch bei der bayerischen Armee im Jahr 1866 niemals; die österr. Brigade Hahn bei der 4. Division operierte beim VIII. Bundeskorps in Hessen.

    Wurde also evtl. ein alter Vordruck aus früherer Zeit verwendet, als österreichische Soldaten Quartier benötigten? Und wo genau? Leider trägt auch die Unterschrift "Herold Vorstand" (der Einquartierungs-Commission) nichts Erhellendes dazu bei.

    Wer besitzt ähnliche Quartierscheine oder kann etwas zu Ursprung und Verwendung(sort) sagen?

  • Lieber Wilfried,


    schön, dass du diese Rosine schnappen konntest.


    Der Name könnte Gammra, Hammra, Gommra oder Hommra lauten.


    Ein 2. Stück dieser Art habe ich noch nicht gesehen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Stutzig macht auch die Rückseite, wo neben der Anweisung zur Verpflegung bayerischer Truppen eine ganz ähnliche Anweisung für die "k.k. österreichischen Truppen" aufgeführt ist.

    ...es scheint eine Vereinbarung gegeben zu haben, siehe screenshot. Quelle:


    bavarikon
    www.bavarikon.de


    ...habe den Volltext jedoch nicht finden können. Muss man halt mal weitersuchen im Bavarikon.


    Interessant auch das:


    bavarikon
    www.bavarikon.de


    + Gruß

  • Vielen Dank für die Links, Tim!

    Muss da mal gründlicher einsteigen, das wird sicher bissle dauern. Aber ich kann mir jetzt vorstellen, dass man 1866 entweder auf ältere Quartierscheinvordrucke zurückgegriffen hat, oder aber davon ausgegangen ist, dass österr. Truppen als süddeutsche Verbündete - schon aus geographischen Gründen - sich auf Bayerns Boden aufhalten würden, weshalb deren Verpflegung mit denselben Scheinen abgedeckt wurde.

    Schade, dass kein Ort der Einquartierung eruierbar ist. Bin immer noch der Meinung, dass es beim Namen "Hammon" heißen könnte, womit Ober-/Mittelfranken in die engere Wahl kämen.

    Beste Grüsse vom
    µkern