Der Deutsche Krieg 1866

  • Danke Ralph,


    zum Absender habe ich dank Google noch eine Spur finden können.


    Es gab zu der Zeit in Münchberg einen

    Eduard Spruner v.Mertz

    * 1808
    + 1892


    der dort als Kaufmann tätig war.


    Jetzt fehlt nur noch der Empfänger ...


    Viele Grüße

    Gerd

  • Hallo Tim,

    der vorletzte Buchstabe sieht schwer nach einen "u" aus, dann könnte der zweite vielleicht ein sehr eigenartiges "a" sein und wir wären damit bei J. B. Raun in Marktredwitz.


    Das muss ich mal googlen.


    Viele Grüße

    Gerd

  • Hallo,

    der Brief mit der Münchberg-Halbierung würde sich sicher auch in meiner Sammlung wohlfühlen!

    Man müsste mal eine Bayreuther Zeitung aus diesen Tagen Anfang August 66 durchsehen, um evtl. Hinweise auf unterbrochene (bzw. wiederhergestellte) Eisenbahn- und Transportverbindungen sowie möglicherweise Notizen zu ausstehenden Briefmarkenlieferungen zu finden, wodurch die Periode der entstandenen Halbierungen gut eingegrenzt werden könnte.

    Zwar war mit der Ermächtigung zur Wiederherstellung des Postverkehrs am 3.8. durch den Großherzog von Mecklenburg, Oberbefehlshaber des II. Preußischen Reserve-Armeekorps, das über Hof nach Bayreuth gekommen war, auch die Re-Etablierung der Infrastruktur als Grundlage für eine normalisierte Güterbeförderung geschaffen worden, jedoch dürfte die Umsetzung bis hin zum Normalbetrieb einige Tage gedauert haben, womit der 8.8. dann wohl am Ende dieser "Durststrecke" gelegen haben dürfte.

    In der Neuen Würzburger Zeitung vom 7.8.66 ist zu lesen: "(München 5. Aug.) Aus zuverlässiger Quelle geht uns die Mittheilung zu, daß der Bahn- und Telegraphenverkehr auf der bayer. Staats- und Ostbahnlinie heute wieder eröffnet ist, mit Ausnahme der noch unterbrochenen Strecke von Hochstadt nach Hof und von Weiden nach Bayreuth..."

    Beste Grüsse vom
    µkern

    Einmal editiert, zuletzt von mikrokern ()

  • Man müsste mal eine Bayreuther Zeitung aus diesen Tagen Anfang August 66 durchsehen, um evtl. Hinweise auf unterbrochene (bzw. wiederhergestellte) Eisenbahn- und Transportverbindungen sowie möglicherweise Notizen zu ausstehenden Briefmarkenlieferungen zu finden,

    Hallo Zusammen,


    Zeitungen von Damals sind ja unter google books vorhanden und so habe ich mal ein paar "Kostproben" gesammelt. Ob man diesen Mitteilungen "trauen" darf, soll jeder selbst entscheiden. Eine Mitteilung von einem "Oberpostamt" habe ich leider noch nicht gefunden.


    Aus der "Fränkischen Zeitung" kann man ersehen, dass die Nachrichten ständig aus anderen Zeitungen übernommen werden konnten, sodaß eine gänzliche Unterbrechung oder Störung der Postverbindungen nicht wahrscheinlich scheint (vor allem nicht nach München, also dem Süden Bayerns). Im posteigenen Verordnungsblatt von 1866 finde ich zu den Unterbrechungen bzw. Wiederaufnahme im Aug. 1866 keine Mitteilung.




    Weiterhin gab es immer Hinweise auf telegrafische Nachrichten, was zeigt dass auch so Postdienstliche Nachrichten möglich waren.

    Was auch immer zu dieser Halbierung geführt haben mag, das hat der verantwortliche Postler wohl mit in sein Grab genommen (es sei denn in irgendeinem Archiv liegt dazu eine Akte).


    Luitpold

  • Nur weil es in die Zeit passt. So machte man das 1866 ohne Elektronische Medien :)


    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

  • In der Neuen Würzburger Zeitung vom 7.8.66 ist zu lesen: "(München 5. Aug.) Aus zuverlässiger Quelle geht uns die Mittheilung zu, daß der Bahn- und Telegraphenverkehr auf der bayer. Staats- und Ostbahnlinie heute wieder eröffnet ist, mit Ausnahme der noch unterbrochenen Strecke von Hochstadt nach Hof und von Weiden nach Bayreuth..."

    Dazu eine Nachricht aus der Fränkischen Zeitung:



    Wie geschrieben, Zeitungen lesen unter "google books". Macht Spaß ^^

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

  • Liebe Freunde,


    heute zeige ich einen 3x Frankobrief aus Dietfurt OB(ER9 PF(ALZ) vom 22.6.1866, der am Folgetag an Herrn Adolph Zimmermann in Weisenburg in Bayern, aufgegeben wurde und der ausweislich seiner Siegelseite über Eichstätt am 24.6. nach Weissemburg gelangte.


    Inhalt: "Dietfurt am 22. Juni 1866

    Herrn Zimmermann Weisenburg

    Ich bin in den Stand gesetzt, und zwar wegen meinen Sohn Bonifaz welcher als freygelöster als Soldat zum 11. Königlichen Infanterie Regiment eingereicht ist, und wegen seiner kurzsichtigkeit bey der Visitations nicht einmal angegeben hat, und, wo ich aber für selben Schritte thun wolle.

    So Ersuche ich Sie wenn es Ihnen tunlich wäre ein Zeichniß (= Zeugnis) über seine Kurzsichtigkeit wärend derselbe bey ihnen in der Lehre war und von Magistrat Kontrasigniren zu laßen, und an mich zu senden, und die Auslagen werde ich für Sie Herrn Jößel bezahlen und in gegensten dienstlichen ich bereit bin grpßt Sie Bonifaz Jos(eph) Maag".


    Es versandte also der Vater einen Brief an einen Ausbilder mit der Bitte, sich von diesem und dem dortigen Magistrat eine Bescheinigung vorlegen zu lassen über eine starke Kurzsichtigkeit, damit nach Erhalt der Vater diese Bescheinigungen dann an geeigneter Stelle einreicht, um dadurch zu erreichen, dass sein Sohn aus dem gefährlichen Krieg, in den wohl auch das 11. Infanterie Regiment verwickelt war, wieder entlassen würde.


    Ich finde das ein erstaunliches Vorgehen, zumal der Sohn selbst wohl bei der Musterung bzw. bei der Einziehung zum Militär wohl nichts gesagt hatte ...

    Für weitere Daten hinsichtlich der handelnden Personen und der militärischen Lage bzw. des 11. Regiments wäre ich sehr dankbar.

  • Lieber Ralph,

    ein Brief mit sehr interessantem Inhalt:thumbup:

    Damals wurde es mit der körperlichen Untersuchung, bei der Musterung nicht sehr genau genommen, denn sonst hätte man die Kurzsichtigkeit sicher bemerkt.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,


    da hast du sicher Recht - Bayern brauchte wohl jeden im Krieg mit Österreich und den anderen Süddeutschen gegen die Preussen und seine Verbündeten. Aber die Leute waren, wie viele Jahre später auch noch, stolz für König/Kaiser/Gott in den Krieg ziehen zu können und dürften häufiger mal körperliche und geistige Malessen verschwiegen haben, um nicht als Weichling und Wehrdienstverweigerer da zu stehen.


    Ich finde solche Briefe bzw. deren Inhalte faszinierend, denn darüber kann man wohl aus 1. Hand sonst nirgends etwas nachlesen - Primärliteratur vom feinsten.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber ralph,


    meinen Glückwunsch zu der rosine, dass sind Briefe ganz nach unserem Geschmack.

    Ich hatte mal einen in dem der Bruder seinen jüngeren Bruder warnte, dass sein Jahrgang bald eingezogen würde.

    Jetzt habe ich u.a. noch einen, in dem der englische Gesandte nach London berichtet, auch sehr gut als Primärliteratur!


    Solche Brief sind Schmankerl ganz besonderer Art:thumbup:

    Beste Grüsse von
    Bayern Social




    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • ... so ist es - Militärgeschichte pur. :):)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Für weitere Daten hinsichtlich der handelnden Personen und der militärischen Lage bzw. des 11. Regiments wäre ich sehr dankbar.

    Hallo Ralph,

    ein interessanter Brief aus den Tagen des Aufmarschs der bayerischen Armee, die mit Datum 21.6. "auf Kriegsfuß decretirt" war.

    Am 22.6., dem Tag, als Dein Brief in Dietfurt verfasst wurde, lag die 3. Infanterie-Division (unter Generalleutnant von Zoller, der im Gefecht von Kissingen am 10. Juli fallen sollte) mit dem 11. IR (Oberst Straub) im Lager Schweinfurt, bevor sie am 24.6. nach Münnerstadt instradiert wurde und sich später in die Hohe Rhön aufmachte, wo es dann zu den ersten Gefechten zwischen Bayern und Preußen kam und das 11. IR beim Gefecht von Zella am 4.7. einen Verwundeten zu beklagen hatte.

    Klasse-Brief, der sich in meiner kleinen 66er Sammlung sicher wohl fühlen würde...!

    Beste Grüsse vom
    µkern

    Einmal editiert, zuletzt von mikrokern ()

  • Lieber Wilfried,


    vielen Dank für diese wertvollen Hintergrundinformationen - man wollte ihn also noch schnell vor dem eigentlichen Kampf auf diese Weise in die Heimat zurück holen.


    Du hast eine PN von mir wegen eines evtl. Eigentümerübergangs. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,


    so einen auszubuddeln ist ja schon ein waschechtes Ding, dass Du ihn prompt an diejenige Sammlung weiter delegierst, wo sie im Prinzip hingehört zeichnet Dich ohne wenn und aber (wieder mal) aus.


    Viele Grüße

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,


    merkwürdig, dass der Vater versuchte, seinen Sohn ausgerechnet wegen Kurzsichtigkeit loszueisen – wenn das in der bayerischen Armee tatsächlich ein Kriterium für eine Ausmusterung gewesen wäre, dann hätte sie auf einen Schlag ihren gesamten Generalstab verloren. ;)


    Vom genialen österreichischen Komiker Karl Farkas:

    »Zu meiner Zeit beim Militär, da hat noch Disziplin geherrscht. Ich habe einmal zu einem Vorgesetzten gesagt, er ist ein Trottel. Bin ich sofort eingesperrt worden – wegen Verrates eines militärischen Geheimnisses.«

    Viele Grüße aus Erding!


    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Liebe Freunde,


    vielen Dank - Brief ist morgen an mikrokern unterwegs, denn da gehört er hin.


    Das liebe ich so an unseren Briefen, dass es Zeitzeugen sind über Gedanken, das Handeln, Versuche usw., die sich in den Texten manifestieren, sonst aber historisch eher terra incognita sind.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo,


    nachdem mir der liebe Ralph den Brief vermacht hat und ich ihn genau anschauen konnte, möchte ich hier noch eine kleine Korrektur bzw. Ergänzung anbringen.


    Mit dem Konskriptionsgesetz von 1812 waren in Bayern die allgemeine militärische Dienstpflicht auf 6 Jahre festgelegt und zahlreiche Gründe, dem Militärdienst zu entkommen, abgeschafft worden. Dennoch gab immer noch Möglichkeiten für die Befreiung von der Dienstpflicht. So gab es gab das Recht der Stellvertretung. Wohlhabende konnten sich freikaufen, indem sie einen „Einsteher“, der an ihrer Stelle aktiven Wehrdienst leistete, dafür bezahlten. Da zudem weniger aktive Wehrpflichtige eingezogen wurden als es Männer im wehrfähigen Alter gab, mussten die Dienstpflichtigen losen, wobei nur die mit den niedrigen Nummern tatsächlich in die Regimenter eingestellt wurden. Diejenigen mit höheren Losummern kamen „freigelost“ ungedient direkt zur Reserve. Dieses System blieb bis 1868 in Kraft.


    Um einen solchen ungedienten, „freigelosten“ Reservisten handelte es sich also im Falle von Bonifaz Maag, dem jetzt, nachdem die bayerische Armee mobil war und sich im Krieg befand, der unmittelbare Einzug ins Regiment drohte.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber Wilfried,


    hoch interessant und auch für einen Postgeschichtler ohne Kriegssammlung eine wertvolle Ergänzung.


    Ich finde es immer als ein Geschenk des Himmels, wenn man Vorschriften, die eigentlich mit unserem Hobby nichts zu tun haben, durch genaue Kenntnis der Verhältnisse durch unsere Briefe bzw. deren Inhalte einordnen kann.


    Vlt. lässt sich noch feststellen, ob unser Mann dann tatsächlich gedient hat, oder ob seine Kurzsichtigkeit ausreichte, ihn zu Hause bleiben zu lassen. Diese Info wäre natürlich die Kitsche auf der Torte ... :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.