Der Deutsche Krieg 1866

  • es steht ja in der Verordnung "die Vermittlung durch die französische Generaldirektion .. ermöglicht ist".

    Man mußte dieses ja nicht tun. Außerdem welcher Absender kannte die Verordnung.



    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • So selten schon die Briefe von Bayern nach Hamburg oder Skandinavien via FR sein mögen, so ich hab noch keinen Brief von Bayern nach Preußen via FR gesehen (nachdem selbst SW-TR nicht durch Frankreich lief). Ich kann nicht glauben, dass es so etwas gibt...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Liebe Freunde,


    diese Briefe nach und von Preussen liefen also alle, wenn auch verzögert, direkt im Austausch, ohne Frankreich zu sehen. Warum sollte es beim Brief von Aschaffenburg nach Trier anders gewesen sein?


    Nils, die Leitungen nach und über Preussen sind vielfältig - Preussen war ein föderaler Staat, zusammengewürfelt nach den napoleonischen Kriegen (wie Bayern auch); am Rhein war man streng katholisch, sonst streng protestantisch und zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es zahllose Währungen und Gewichte, völlig verschiedene Rechtssysteme, Gebräuche und Gewohnheiten und auch die Postsysteme wurden erst nach Jahrzehnten synchronisiert.

    Noch bis zum DÖPV gab es ja WP = Westliches Preussen und OP = Oestliches Preussen als Unerscheidungsmerkmal in der Postgeschichte. Die Postverhältnisse von Saarpreussen sind nicht einfach und für Sendungen aus bzw. über der Pfalz nach Saarpreussen brauchte man sicher keine fremde Postverwaltung.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo zusammen,


    ich glaube mit den 3 Ausschnitten aus dem Zweibrücker Wochenblatt geht es nunmehr in "medias res", möge man sich selbst eine Meinung daraus bilden. Die dankenswerterweise von VorphilaBayern nochmal gezeigte VO wird dann nur für bestimmte BY - PR bzw. NDB-Destinationen (wirklich) einen Sinn gemacht haben, über die Pfalz offenbar nicht. Das wird an dem zweiten der drei Artikel wohl so ziemlich deutlich.


    Viele Grüße

    vom Pälzer

    • Offizieller Beitrag

    Nils, die Leitungen nach und über Preussen sind vielfältig

    Hallo Ralph

    Hier geht es um die Zustand in 1866 und nicht etwas 1815 oder 1845.

    Wie Herman gezeigt hat, war es MÖGLICH mit 15 Kreuzer und Vermerk "via Frankreich" einen Brief über Frankreich zu schicken.

    Der Schweinfurt-Trier Brief ist mit 15 Kreuzer frankiert und hat den Leitwegsvermerk "Via Frankreich".

    Ob der Brief so geschickt war ist eine andere Frage wo man wahrscheinlich viele Quellen brauchen um was fest zu stellen. Ich weiss es nicht.

    Und mehr hierzu habe ich auch nicht vor zu schreiben.

    Viele Grüsse

    Nils

  • Hallo Nils,


    halten wir fest, dass es bisher keinen Brief von Bayern nach Preussen gibt, der nachweislich über Frankreich lief. Das wollte ich nur sagen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo,

    meine Interpretation der Verordnung 24'108 vom 18.7. ist, dass Preußen - anders als Skandinavien und die "norddeutschen Staaten" - nicht als von dieser Verordnung betroffene Destination angesehen wurde. Man hätte es dann doch wohl anders/präziser formuliert, etwa "... für Briefe nach den norddeutschen Staaten und Preußen für je 7 1/2 grammes...".

    Andernfalls, also falls Preußen wirklich als "norddeutscher Staat" angesehen wurde, stellt sich die Frage, ob es eine verpflichtende Verordnung oder eben nur eine Empfehlung bzw. ein Angebot (im Hinblick auf Sicherheit und Gewährleistung bei Transport und Zustellung der Post) war.

    Gegen "verpflichtende Verordnung" spricht dann sicherlich, dass mehrere Briefe im direkten Austausch Bayern-Preußen, aber keine via Frankreich bekannt sind.

    Aber sollte eine "Verordnung" nicht unbedingt verpflichtenden Charakter haben?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo,

    das sehe ich vollkommen anders. Dies ist doch eindeutig geschrieben, "mit diesem und den übrigen norddeutschen Staaten". Eindeutiger geht es doch gar nicht.


    Beste Grüße von VorphilaBayern


  • Ok, aber wenn dann Preußen genauso betroffen ist wie die norddeutschen Staaten und Skandinavien - warum ist dann keiner der gezeigten Briefe zwischen Bayern und Preußen über Frankreich gelaufen, und auch kein derartiger jemals aufgetaucht? Weils (gewichtsabhängig) teurer gewesen wäre bzw. die Umleitungsoption nicht genügend bekannt war?

    Dann würde mich mal ein Brief von Bayern nach Hamburg über Preußen interessieren, quasi als Pendant zur 170'000 EUR-Granate...

    Beste Grüsse vom
    µkern

    Einmal editiert, zuletzt von mikrokern ()

  • Es gibt doch einen Brief, der genau nach dieser Verordnung taxiert wurde (15 Kreuzer und via Frankreich) von Schweinfurt nach Trier. Wenn der Brief dann evtl. einen anderen Weg genommen hat, war dies sicherlich nicht die Absicht des Absenders. Außerdem muß man bedenken, wann die einzelnen Postämtern / Postexpeditionen von dieser Verordnung Kenntnis erhalten haben. Ab Mitte August lief der Güterverkehr mit Preußen wieder reibungslos. Es war also nur eine kurze Zeit für die Möglichkeit der Umleitung über Frankreich.



    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Hallo,

    hier ein Postvereinsbrief von Köln nach Wien, abgesandt am 5.7.66 und angekommen am 8.7.66. Der Inhalt des Geschäftsbriefes ist leider ohne Kriegsbezug.

    Interessant dürfte wohl der Leitweg sein. Eine Leitung über Hannover-Leipzig-Dresden-Bodenbach-Prag halte ich aufgrund der Situation in Böhmen, 2 Tage nach der Schlacht von Königgrätz und Sistierung der sächsischen Eisenbahnverbindungen, für sehr unwahrscheinlich. Damit dürfte nur der Weg über Frankfurt-Würzburg-Nürnberg-Passau möglich gewesen sein, was allerdings ob fehlender Durchgangsstempel nicht beweisbar ist. Hat jemand hierzu eine "educated opinion"?

    Des weiteren interessant scheint mir die Anschrift "Johann Anton Ziegler Söhne". Ob es sich hierbei um die Nachfahren des bekannten Glasfabrikanten von der Kreuzhütte in Böhmen handelt, kann ich nicht sagen. Da der Absender aber von einer "Spiegel-Manufaktur in Stolberg und Mannheim" zeichnet, wäre dies durchaus denkbar. Demnach hätte es ein von Zieglers Söhnen in Wien geführtes Unternehmen gegeben, das ebenfalls in der Glasbranche tätig war.

  • Lieber Wilfried,


    du hast (natürlich) mit allem recht - Leitung über Bayern, daher keine Stempel, weil im geschlossenen Transit und Ziegler hatten eine Niederlassung in Österreich, wenn nicht sogar mehrere - ich habe sogar Firmenkuverts von dort in meiner BY - Ö - Spezialsammlung.


    Auch die Zeit stimmt - viel schneller wäre es in Friedenszeiten auch nicht gewesen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Vielen Dank, Ralph!

    Wäre der Brief in Friedenszeiten immer über Dresden-Prag spediert worden, oder gab es da situativ auch die Variante des geschlossenen Transits durch Bayern?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber Wilfried,


    wissen kann man das nur anhand von Laufzetteln, dank deren man sehen kann, welche Poststelle welcher anderen die Poststücke zukartiert hatten.


    Ich denke daher auch, dass in Friedenszeiten die Leitung über Bayern üblilcherweise gewählt wurde, es sei denn, dass z. B. der nächste Zug 12 Stunden auf sich warten ließ, das wollte man natürlich nicht (schon allein aus räumlichen Gründen), daher wird es mehrere Speditionswege gegeben haben.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo zusammen,


    die in den letzten 10 Jahren in diesem Thread zusammengetragenen Informationen und Belege zum Deutschen Bruderkrieg 1866 waren in den letzten Wochen eine sehr interessante Lektüre für mich - vielen Dank den Autoren !


    Am 8.8.1866 herrschte offenbar als Folge der preussischen Besetzung eines Teils von Franken in der Postexpedition von Münchberg ein Mangel an 3 Kr. Marken, so dass sich der Expeditor mit der Halbierung von 6 Kr. Marken behalf.


    Ein derartiger Brief ging mit der oberen Hälfte einer schräg halbierten Mi.Nr. 10aH und dem gMR 324 in das ca. 25 km entfernte "Mkt. Redwitz" (heute: Marktredwitz) (s. auch mein Avatar;))

    Er ist leider nicht ganz vollständig (eine Seitenklappe fehlt, und damit auch der Ankunftsstempel und ein Teil des Textes).
    Man kann aber dem restlichen Text wohl entnehmen, dass er vermutlich von einem Garn-Händler stammt, der einen Geschäftspartner über Knappheit und gestiegene Preise informierte:

    ... ich gottlob nichts. Es sind seit 8 Tagen (?) hir die Lager von rothen Garnen entsetzlich geschmolzen; alles hat zugegriffen & Preiße aller Garne, roth und weiß, erheblich theurer.


    Bestens empfiehlt sich Ihnen E. Spruner (?)


    Zwei Fragen zu diesem Beleg:


    Laut dem Attest von Herrn Stegmüller gibt es noch 2 weitere Belege vom selben Tag (8.8.) aus Münchberg.

    Weiß einer der Experten, von wann bis wann man in Münchberg so verfuhr, und evtl. auch, wieviele derartige Halbierungen bekannt sind ?


    Kann jemand den Adressaten entziffern (ich lese: J. B. R... ) ?


    Viele Grüße von der Frankenhöhe


    Gerd

  • Hallo Gerd,


    als Absender lese ich Spruner - den Empfänger kann ich nicht sicher lesen.


    Von dort gibt es einige Halbierungen - ich würde auf 5-10 tippen, wobei es auch Briefstücke gibt, die aber alle echt sind.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo zusammen,


    hier sieht man wie wichtig es ist, alles von einem Brief zu sehen, um überhaupt erst einmal den - hier sehr sehr eigenen - Duktus zu verstehen. Das "R" von Mkt. Redwititz ist absolut identisch mit dem Anfangs-Großbuchstaben des Adressaten, der letzte Buchtabe stimmt im Text mit einem "n" überein, (nach oben gerichteter Schlussanstrich). Dann hätte man m.E. schonmal J. B. R ? ? n


    Viele Grüße

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis