Der Deutsche Krieg 1866

  • Lieber Wilfried,

    ich weiß nicht, ab wann es die ersten geschlossenen Transite durch Frankreich genau gab, aber ich denke nicht vor dem 16.5.1872, also dem Reichspostvertrag nach dem Krieg.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten abend zusammen,

    wenn der Brief, den ich bislang gar nicht mal sah A) nicht ohne Grenzübergangsstempel Transit durch FR gelaufen sein kann, jetzt auch noch wie ich gerade erst lese B) einen Vermerk "via France" hatte, der wegen A) nicht von der Postexpedition Schweinfurt angebracht worden sein kann, dann liegt es dochauf der Hand, dass der Absender die 15 Kr frankiert und den Brief mit einem eigens angebrachten Leitwegvermerk sicher "via France" laufen lassen wollte...was aber so gar nicht nötig war, weil es einen schnelleren innerdeutschen Beförderungsweg gab. Dann hat er unwissend dessen unnötig via FR frankiert.

    Und dass auch Leitwegvermerke der Kunden vielfach unnötig angebracht wurden, weil die nicht wie die Post von der aktuell schnellsmöglichen Beförderungsmöglichkeit Bescheid wissen konnten und sich die Post darum auch wenig scherte, ist ja hinlänglich bekannt. Der tatsächlich von ihr kartierte Leitweg könnte dann so wie Ralph schon schrieb über Gunzenhausen - Heilbronn - Pforzheim - Karlsruhe - Maxau - Maximiliansau - Winden - Landau - Neustadt - Kaiserslautern - Saarbrücken - Trier gegangen sein.

    Das war 1865 auch nicht mehr langsam, da es seit 1865 die Eisenbahn-Pontonbrücke über den Rhein bei Maxau gab. Der nachfolgende Weg durch die Pfalz war zwar in gewisser Weise durch in Rheinpreussen stationierte Truppen bedroht, aber dort spielte sich ja praktisch nichts ab, so dass die Beförderung nach Saarbrücken (Rheinpreussen) sicher war. Der Rest von dort nach Trier ja sowieso. In meinen Augen ist ein solcher Beleg dennoch eine Hammergranate, denn er kann egal wie nichts anderes als Ausdruck der der kriegsbedingten Umstände / Wirren sein...was sonst ?

    Viele Grüße

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Ralph und Tim,

    leider besitze ich den ominösen 15 Kr-Brief nicht und habe auch nur Papierkopien von ihm - weiß nicht, ob ich scans davon hier einstellen darf.

    Zum Leitweg Neustadt-Saarbrücken kann ich hier einen 6 Kr.-Brief (im II. Rayon 10 - 20 Meilen) vom 17.7.66 ab Neustadt zeigen, der über Kaiserslautern und Homburg nach Saarbrücken transportiert wurde und dafür 3 Tage benötigte (Ankunftsstempel vom 20.7.)!

    Offensichtlich war die Ludwigsbahn zwar fahrbar, aber eben nicht so "zügig" wie in Friedenszeiten. Von daher wäre die Leitung des besprochenen 15 Kr-Briefs Schweinfurt-Trier über Frankreich, wie vom Absender gewünscht und frankiert, schon Mittel der Wahl gewesen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo die Runde

    Was fehlt kann nichts beweisen ausser dass es eben dort nicht da ist. Es heisst ein fehlende Stempel kann nicht beweisen dass ein Leitweg nicht benutzt ist. Ebenso bei Regeln oder Konventionen. Ausnahmen gibt es immer. Besonders in Ausnahmezeiten wie bei Kriege.

    Es ist eher so dass eben man wichtige Aspekte verliert wenn man Gewohnheiten und Regeln vorbei schaut.

    Anders um kann was da ist nicht immer was beweisen. Man braucht also auch anderen Quellen zu benutzen und wenn die Fehlen wird es schwierig eine gute Theorie zu bauen.

    Viele Grüsse

    Nils

  • Liebe Freunde,

    wenn der Brief erst spät (7 Uhr Abends) postalisch angenommen wurde, lief er wohl erst am Folgetag mit der Bahnpost ab. Es gibt 66er Kriegsbriefe aus der Pfalz und von München in die USA (ich hatte selbst einen davon, leider verkauft), die sicher über die Pfalz via Saarbrücken und Forbach nach und über Paris liefen. Die "Schaltzentrale" war sicher Ludwigshafen, denn da kamen ja alle Südstaatenbriefe an, um weitergeleitet zu werden. Wenn einer Ende Juli 66 in Ludwigshafen aufgegeben wurde und wie oben beschrieben über Frankreich in die USA lief (mit allen Stempeln, also Baviere - Forbach und dem roten 3er Stempel von Paris, muss diese Linie frei gewesen sein, bzw. so geringe Verzögerungen gehabt haben, dass sie Bayern nicht ins VO- und Anzeigeblatt brachte.

    Es wäre schön, den ominösen 15x Schweinfurtbrief von vorn und hinten hier zeigen zu können. Irgendeiner muss den doch mal gescannt/kopiert haben von vorn und hinten, weil alles andere ja wenig Sinn macht.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Ralph,

    ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass das an der bayerisch-preussischen Grenze alles so normal wie immer abgelaufen ist. Was ich bis jetzt im Pfälzischen Courier aber nur finden konnte ist, dass Preussen die Steinkohlelieferungen per Bahn nach Bayern eingestellt hat und dass man auf der Rheinschifffahrt zwischen Mainz und Mannheim Durchsuchungen auf Kriegscontrabande durchgeführt hat.

    Aber dann konnte ich auch das hier noch finden:

    ...hmmm, umgekehrt dann der Bahnverkehr FR - PR etwa nicht ? :/

    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (14. November 2020 um 13:20)

  • Hallo Tim,

    danke fürs Zeigen dieser Primärquelle - schwer zu sagen (für mich) und Ende Juni ist nicht Ende Juli bzw. Anfang August - theoretisch müsste man da jeden Tag Juli - August 1866 in den bedeutenden Pfälzer Zeitungen durchforsten auf Neuheiten zur Bahn und Post. Das ist mir leider nicht möglich ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Vielen Dank, Tim!

    Hier ein Pendant aus der Wormser Zeitung vom 1.7.66, das die Unterbrechung der Verbindung Mainz-Bingen beschreibt. Der Passus bzgl. Einstellung des Verkehrs nach Frankreich über die preußischen Bahnen dürfte sich wohl darauf beziehen, dass aufgrund des erwähnten Unterbruchs und der militärischen Situation keine Leitung mehr nach Frankreich (also von Hessen via Bingerbrück durch Saarpreußen) möglich ist. Das Verhältnis PR-FR und umgekehrt blieb dadurch natürlich unberührt...

    Dazu scans von Kopien des Trier-Briefs, hoffe, es ist ok, wenn ich das mal so einstelle.

    Neben Ralphs fehlendem Grenzdurchgangsstempel als Argument gegen eine Leitung durch Frankreich spricht vielleicht auch noch die Wortwahl in der bayer. Verordnung 24'108 vom 18.7.66, wonach "Briefe nach den norddeutschen Staaten, sowie Dänemark, Schweden und Norwegen..." von der Regelung zur Leitung durch Frankreich betroffen sind. Trier in der preußischen Rheinprovinz zählt wohl nicht dazu, weshalb evtl. schon deshalb keine Leitung durch FR erfolgte...

  • Liebe Freunde,

    vielen Dank - also 1.8.66 ab und am 5.8.66 in Trier - normal hätte das damals 2 Tage gedauert, bei direkter Leitung über Mainz - Bingerbrück sicher keine 24 Stunden.

    Normal klebt man die Marken immer von links nach rechts auf - also hat jemand (ich vermute stark der Absender) gleich eine 12x Marke aufgeklebt und die 3x danach, weil er davon ausging, dass solche Briefe wohl 15x kosten sollten.

    Wäre er mit einem für die Entfernung korrekt frankierten Brief mit 9x bei der Post erschienen, hätten sie es gut sein lassen, oder ihm 6x für die Leitung über Frankreich abgefordert und aufgeklebt. Das ist nicht der Fall, so dass ich hier von einem Versehen des Absenders ausgehe.

    Eine Leitung via Baden - Strasbourg - Paris - Forbach wäre sicher in 3 Tagen zu bewältigen gewesen, vlt. auch in 4 Tagen, aber wenn es keine dienstliche Veranlassung gab, dies zu tun, schikte die Post nach ihrem Gutdünken die Briefe weg, wie wohl auch hier.

    Vlt. wog der Brief auch über 7,5g, wäre also bei der Leitung über Frankreich in der 2. Gewichtsstufe, bei 16g sogar in der 3. Gewichtsstufe gelandet, was viel Ärger bereitet hätte (enormes Nachporto, bzw. der Absender hätte viel zuzahlen müssen) und man ging den einfacheren Weg?

    Nach meiner Erfahrung mit Bayern - Frankreich, welches ich seit Jahrzehnten intensiv sammle, ist der Brief nicht über Frankreich spediert worden, welchem konkreten Umstand das auch immer geschuldet gewesen sein mag.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...

    Vlt. wog der Brief auch über 7,5g, wäre also bei der Leitung über Frankreich in der 2. Gewichtsstufe, bei 16g sogar in der 3. Gewichtsstufe gelandet, was viel Ärger bereitet hätte (enormes Nachporto, bzw. der Absender hätte viel zuzahlen müssen) und man ging den einfacheren Weg?

    ...

    Danke, Ralph!

    Dass der Brief mehr als 7.5 Gramm gewogen haben könnte, glaube ich nicht. Zum einen, weil der Absender, wenn er die Verordnung kannte, wusste, dass dies das Limit der ersten Gewichtsstufe war, und er (hoffentlich) eine geeignete Briefwaage hatte.

    Zum andern zitiert auch der Prüfer, Franz Stegmüller, aus der Verordnung und wird den Brief im Rahmen seiner Prüfung und Sorgfaltspflicht gewogen haben. Hatte vorhin vergessen, einen scan des Attests anzuhängen.

  • Lieber Wilfried,

    ja, in die Norddeutschen Staaten (also Oldenburg, Bremen, Hamburg, Lübeck, Hannover, Bergedorf, Mecklenburg-Schwerin und Strelitz, Lauenburg (obwohl nicht deutsch) und Holstein - aber Trier war und ist nicht norddeutsch, sondern damals und heute im Südwesten der Republik gelegen.

    Trotzdem danke für den Scan des Attests. :thumbup:

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    auf der Recherche an anderer Stelle ist mir per Zufall diese Pressemeldung unter den vermischten Nachrichten des Pfälzischen Couriers vom 5. Juli 1866 in Bezug auf den Feldpostdienst über den Weg gelaufen:

    Glaube solche Primärquellen können immer wieder recht hilfreich sein.

    Viele Grüße

    vom Pälzer

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ralph

    Ich verstehe nicht warum Preussen nicht zu die Nord-Deutschen Staaten gehört hatten.

    ja, in die Norddeutschen Staaten (also Oldenburg, Bremen, Hamburg, Lübeck, Hannover, Bergedorf, Mecklenburg-Schwerin und Strelitz, Lauenburg (obwohl nicht deutsch) und Holstein

    Es gab ja keine andere Staaten die länger nach Nord sich gestreckt hat. Es war ja auch Nord Deutscher Bund und Nord Deutscher Postbezirk genannt. Und Trier hat sicher hinzu gehört. Es gab kein Strich durch Preussen.

    Viele Grüsse

    Nils

  • Hallo Nils,

    natürlich war Preussen auch ein norddeutscher Staat, aber er hatte in Saarpreussen auch einen "süddeutschen" Teil.

    Lieber Wilfried,

    zeig doch mal einen Brief aus Bayern nach Preussen aus der Kriegsphase, dann sehen wir, wie der lief. Ich denke, es gibt keinen.

    Ich hatte dir mal einen belgischen Brief nach Bayern vermacht, der sicher nicht durch Frankreich lief, weil er auch dafür nicht frankiert worden war - da ist mir die Leitung über Preussen schon wahrscheinlicher.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    da musst Du nicht weit suchen - der Schweinfurt-Trier-Brief, sowie der von mir weiter oben in post #1404 gezeigte von Neustadt nach Saarbrücken.

    Oder von Fürth (21.7.66) nach Berlin (Ankunft 28.7.66) - verzögerte Zustellung wegen Krieg.

    Oder hier in umgekehrter Richtung von Halberstadt (25.7.66) nach München (Ankunft 2.8.66), der aufgrund der Kriegsverhältnisse in Frankfurt bzw. Raum Heidelberg tagelang liegenblieb, aber nicht über FR geleitet wurde.

    Alles nicht über Frankreich!