Der Deutsche Krieg 1866

  • Lieber mikrokern,


    so ist es - zu sehen ist da nichts, man muss es halt wissen (oder Briefe aus Paris nach München gesehen haben, die Pfälzer Stempel aufweisen, was bei einer Leitung über Strasbourg nicht möglich gewesen wäre). ;)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo,
    obwohl im Bayern-GB-thread schon mal vorgestellt, möchte ich doch folgende beiden Briefe in diesem thread nochmals zeigen, da sie in den Kontext des Krieges von 1866 gehören.


    Abgesandt am 20. Juli in Liverpool mit der Destination Augsburg, wurde der erste Brief nicht - wie zu regulären Postvereinszeiten üblich - über Belgien und das preuss. Aachen spediert, sondern über Calais und Strassburg, also Frankreich (handschriftlicher Vermerk "via France").
    Und das in Anbetracht der Tatsache, dass der mit 6d frankierte Brief über Frankreich nur bis 7.5 Gramm (statt 15.6 g beim Leitweg über Belgien) wiegen durfte.
    Der Grund liegt in den politischen Verhältnissen: seit Juni 1866 befand sich der Deutsche Bund, also auch Bayern an der Seite Österreichs (neben Baden, Württemberg, Sachsen, Hannover), im Krieg gegen Preussen, sodass sich die Leitung nach Bayern über Feindesland nicht opportun erschien. Frankreich war neutral, sodass man hier keine Beeinträchtigung der Postbeförderung erwarten musste.
    Zwei Tage später, bereits am 22. Juli 1866, traf der Brief an der PE im Augsburger Bahnhof ein - nicht schlecht unter diesen Verhältnissen und dem Transport über mehrere Länder.


    Nach dem Postvertrag mit Frankreich vom 1. Juli 1858 mit 18 Kr. korrekt bis zur Destination frankiert wurde der zweite Brief vom 6. Juli 1866 aus Oggersheim nach Liverpool, wo er am 9. Juli ankam. Auch hier wurde wiederum aufgrund des Kriegszustandes mit Preussen der Leitweg über Frankreich genommen. Ersichtlich ist das am vorderseitig abgeschlagenen Grenzübergangsstempel "Baviere Forbach", wo die bayerische Post aus der Pfalz den Franzosen zukartiert und über Paris und Calais spediert wurde. Schwach zu sehen ist noch ein violetter "P.D."-Stempel unter dem roten Forbach-Stempel.
    Auch hier war für den Transit durch Frankreich das Gewicht eines einfachen Briefes auf 7.5 Gramm limitiert, während ein auf dem "normalen" Leitweg über Aachen und Belgien spedierter Brief 1 Loth hätte wiegen dürfen.

  • Lieber mikrokern,


    zwei phantastische Briefe - "postal history at it´s best".


    Interessant ist auch die Tatsache, dass man aus bayerisch - pfälzischer Sicht über Saarbrücken - Forbach spedierte, Frankreich aber genau diesen wichtigen Leitweg mied.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch ()

  • Hallo,
    der hier gezeigte Brief von Aschaffenburg nach Büdingen (Grossherzogtum Hessen) vom 7. Juli 1866 hat weder postalisch noch inhaltlich mit dem 66er Krieg zu tun. Es geht darin um die Regulierung einer irrtümlichen Fehlspedition einer Käselieferung…
    Man muss den Brief aber im Rahmen der geschichtlichen und kriegerischen Ereignisse der Gegend um Aschaffenburg und Hessen sehen.


    Nach den für Bayern und die Bundestruppen verlorengegangenen Gefechten bei Dermbach am 4. Juli und den nachfolgenden, auch „Panik von Hünfeld bzw. Gersfeld“ bezeichneten, Niederlagen bei Hünfeld und Gersfeld wollte man sich fortan darauf beschränken, die Verteidigung der Heimat sicherzustellen, da die Nachricht der für Österreich so entsetzlichen Niederlage bei Königgrätz am 3. Juli publik geworden und der verlorene Krieg absehbar war.
    Nach dem Rückzug der Reichsarmee, also dem VIII. Korps, war Fulda am 6. Juli von den Preussen besetzt worden, und Prinz Alexander von Hessen, der Befehlshaber des VIII. Korps, auf dem Rückzug in Richtung Frankfurt, während das bayer. VII. Korps unter Prinz Karl von Bayern begann, sich nach Südosten in Richtung Saale/Unterfranken zurückzuziehen, wo es am 10. Juli zu den Gefechten von Hammelburg und Kissingen kommen sollte.
    Am 7. Juli war Ruhetag für die preussischen Verfolger unter General Vogel von Falckenstein, ehe sie am 8. Juli begannen, den sich zurückziehenden bayerischen Truppen über die Rhön zu folgen, wo Brückenau am 9. Juli erreicht wurde.
    Zurück zum gezeigten Brief: der Leitweg via Frankfurt und Hanau nach Büdingen war am 7./8. Juli 1866 zwar nicht direkt Gebiet von Kampfhandlungen, aber nur einige Kilometer östlich zogen die Truppen durch Spessart und Rhön, während sich von Fulda her das VIII. Bundeskorps auf Frankfurt zubewegte. Und schliesslich fand am 14. Juli bei Aschaffenburg ein Gefecht zwischen preussischen Truppen, die nach der Schlacht von Kissingen westwärts Richtung Frankfurt gezogen waren einerseits, und österr. und kurhessischen Truppen auf Bundesseite statt, welches wiederum zugunsten der Preussen ausging. Am 16. Juli rückten die preuss. Rheinarmee unter Vogel von Franckenstein in Frankfurt ein, das fortan gerade auch unter den schweren auferlegten Kontributionen an Preussen zu leiden hatte.


    So gesehen zeigt ein eigentlicher trivialer Geschäftsbrief, dass das Leben mitten im Kriegsgebiet „normal“ weiterging. Der Brief aus Bayern über Hanau (Kurfürstentum Hessen), die Freie Reichsstadt Frankfurt bis nach Büdingen (Grossherzogtum Hessen), also 4 Bündnispartner einbeziehend, wurde auch mitten im Krieg einen Tag nach Aufgabe zugestellt.

  • Lieber Altsax,


    6 Tage für den Transport sind eindeutig dem Krieg anzulasten. Interessant ist, dass er eingeschrieben wurde, wiewohl die Postverwaltungen in Fällen von kriegsbedingtem Verlust keine Haftung für die Einschreiben übernahmen, womit 24,5 Gulden von Bayern nicht zu fordern gewesen wären. Einschreiben in der Zeit des Krieges sind handverlesen - Glückwunsch zu dieser Oberrosine. :P


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Altsax,
    ein ganz hervorragender 66er Brief nach Nürnberg, um den ich Dich sehr beneide!


    Vielleicht noch als Ergänzung zu meiner kleinen Übersicht über den Kriegsverlauf anfangs Juli 1866 aus post #44 hier ein Augenzeugenbericht über die Kampfhandlungen vom 4./5. Juli 1866 zwischen preuss. und bayerischen Truppen bei Rossdorf und Wiesenthal, aus dem Heimatblatt "Heimatglocken für Gehaus" vor ca. 100 Jahren:
    http://www.hehl-rhoen.de/rhoenerkram/wiesenthaler.html
    Diese Schilderungen lassen den Leser die Ereignisse fast schon hautnah erleben, jedenfalls finde ich so etwas eine gute Ergänzung zur rein postgeschichtlichen Interpretation von Briefen.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo zusammen,


    zugunsten der bayrischen Bundesgenossen Sachsens soll einmal angenommen werden, daß die österreichischen Bundesgenossen die Portofreiheit des sächsischen Feldpostbriefes nicht anerkannten und 12 Kr. Porto notierten.


    Immerhin unterstreicht die Beförderungsdauer die inzwischen eingetretenen Friedensverhältnisse.


    Beste Grüße Altsax

  • Hallo,


    höchste Zeit, mal wieder einen Brief aus dem deutschen Juli-Krieg 1866 vorzustellen.


    Dieser hier, von der Fa. Soest und Wente (Pulverfabrikanten!) im preuss. Erndtebrück (Westfalen), sollte an die Fa. Zorn in Uettingen bei Würzburg gehen.
    Geschrieben wurde er laut Datumsangabe im inneren am 7. Juni 1866, jedoch zeigt der rückseitige Absendervermerk das Datum 17. Juni. Entweder wurde bei der Datumsangabe innen die „1“ von „17“ vergessen, oder der Brief blieb nach dem Schreiben 10 Tage liegen, bevor er am 17. Juni das Haus der Pulverfabrikanten verliess.
    Ich gehe vom 17. Juni als dem korrekten Abgangsdatum aus, da die politischen Umstände Mitte Juni so waren, dass der heraufziehende Krieg offensichtlich war. Am 14. war der Deutsche Bund aufgelöst und Preussen stand im Krieg mit Österreich und seinen süddeutschen Verbündeten, die Mobilmachung Bayerns war eine Frage von wenigen Tagen. Während man am 7. Juni einen Postvereinsbrief aus Erndtebrück nach Uettingen noch regulär abspedieren und von einer ordnungsgemässen Zustellung hätte ausgehen können, war dies 10 Tage später sicher anders. Die Leitung eines Briefes eines preuss. Pulverfabrikanten an eine Adresse im „Feindesland“ war ungewiss, und vielleicht hatte man als Erzeuger von kriegswichtigem Material (Pulver) auch Angst vor Nachforschungen und Unannehmlichkeiten.
    Also wurde der Brief irgendwann nach dem 17. Juni als forwarded-Brief einem Reisenden ins badische Lahr mitgegeben, wo er am 12. Juli, also gut 3 Wochen später, bei der Post mit 9 Kr. Postvereinsfranco (über 20 Meilen) beklebt aufgegeben wurde. Auf diese Weise sollte der Brief über rein süddeutsche Transportwege zugestellt werden, ohne preussisches Terrain zu durchqueren.
    Der rückseitige badische Bahnpoststempel vom 13. Juli 1866 bestätigt den anfänglichen Laufweg mittels der badischen Bahn, wo er wohl Richtung Heidelberg transportiert wurde. Der direkte Weg von Heidelberg nach Würzburg via Bahnpost war aber noch nicht komplett fertig, nur die Bahnanbindung Heidelberg-Mosbach existierte im Juli 1866. Der Rest der Verbindung wurde erst nach Ende des deutschen Krieges fertiggestellt, s. hierzu auch die Beiträge in diesem thread:
    Eisenbahnverbindungen
    Also blieb m.E. nur die Spedition über Heidelberg/Karlsruhe/Frankfurt, um von da über Aschaffenburg nach Würzburg verbracht zu werden, wenn man von ganz exotischen Leitwegen wie z.B. via Karlsruhe/Stuttgart/Nürnberg mal absieht. Vielleicht kann ein Experte für bad. Bahnpost den Stempel mit Angabe „Z 26“ (Zug Nr. 26) interpretieren?
    Am 13. Juli fand – nach dem Marsch der preuss. Mainarmee auf Frankfurt nach der Schlacht von Kissingen – ein Gefecht zwischen Preussen und hessischen Einheiten bei Laufach und Frohnhofen statt, und am 14.7. zwischen preussischen und hessisch/österreichischen Einheiten bei Aschaffenburg. Beidesmal waren die Preussen siegreich und konnten darauf am 16. Juli in Frankfurt einziehen.
    Konnte der Brief am 13. Juli also überhaupt von Frankfurt in Richtung Aschaffenburg/Würzburg weitergeleitet worden sein, wenn der Raum Aschaffenburg von feindlichem Militär durchsetzt war und Gefechte stattfanden?
    Das letzte Stück der Reise nach Uettingen bleibt offen, zumal rückseitig kein bayer. Ankunftsstempel zu sehen ist. Entweder wurde dieser schlichtweg vergessen, oder aber der Brief wurde am Ende nicht mehr von der bayer. Post übernommen und transportiert, sondern könnte seinen Empfänger wieder mittels privater Zustellung erreicht haben.
    Ironie des Schicksals, dass auch das kleine Uettingen von den Kriegshandlungen nicht verschont blieb: am 26. Juli fand hier eines der letzten Gefechte zwischen Preussen und den Bundestruppen statt.

  • Lieber mikrokern,


    es gibt Briefe, die haben alles, was sie brauchen. Der von dir hier vorgestellte hat noch wesentlich mehr als das, danke dafür. :)


    Da ich die entsprechende Literatur zu Hause habe, werde ich dir dann hoffentlich sagen können, wohin die Reise ging.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber bayern klassisch,
    der badische "Zug 26" hat mir jetzt doch keine Ruhe gelassen.
    Hier
    http://www.philaseiten.de/cgi-…l?F=1&ST=3156&da=1&full=1
    habe ich dies gefunden:
    "Wenn der Bahnpoststempel einer mit Z 26 ist (stand für Zug 26 aus Basel nach Heidelberg mit Anschluss nach Frankfurt am Main), ..."
    -von Dir selbst im Zusammenhang mit der Beschreibung eines anderen Juli 66-Briefes erst letztens auf den PhilaSeiten gepostet.
    Nun handelt es sich bei diesem Bahnpost-Stempel (mit Inschrift Heidelberg-Basel) um einen anderen als bei meinem Brief, aber die Zug-Nr. 26 ist die selbe, im selben Monat Juli 1866.
    Kann man davon ausgehen, dass mein Brief also, wie von mir angenommen, mit dem Zug 26 von Basel via Heidelberg nach Frankfurt befördert wurde?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,


    wenn ich es damals geschrieben habe, dann stimmt es. :)


    Typen dieser Stempel gab es - ich werde trotzdem in der Literatur nachschlagen, um ganz sicher zu gehen.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Kann man davon ausgehen, dass mein Brief also, wie von mir angenommen, mit dem Zug 26 von Basel via Heidelberg nach Frankfurt befördert wurde?


    Hallo Mikrokern,


    ich "lese" den Leitweg des Beleges etwas anders. Bis zur Aufgabe des Briefes in Lahr herrscht Übereinstimmung. Die Leitung über Frankfurt hast Du Eingangs eventuell aus militärischen Gründen selbst in Frage gestellt. Daher auch die Aufgabe des Briefes in Lahr.


    Der Brief wurde m.E. von Lahr mit dem Zug 26 bis Heidelberg befördert (Bahnpoststempel) und von dort über Mosbach und Lauda nach Würzburg weitergeleitet. Eine Beförderung über Frankfurt schließe ich aus den o.a. Gründen aber aus.


    Gruß
    Postarchiv

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.


    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

  • Hallo Postarchiv,
    also Bahnpost Lahr via Heidelberg bis Mosbach, ab da zu Pferde nach Würzburg. Könnte so gewesen sein. Warum kein Ankunftsstempel Uettingen? Vergessen?
    Und die Lahr/Heidelberg/Frankfurt-Variante schliesst Du aus? Immerhin konnte der Brief auch am 13. Juli noch bis Frankfurt per Bahn transportiert werden. Ab da dann wie die Mosbach/Lauda-Variante: keine Eisenbahn mehr...
    BTW: Würden mit der Bahnpost aus Baden bis Frankfurt eingehende Briefe einen Durchgangsstempel aus Frankfurt erhalten? Da ein solcher fehlt, spräche dies zusätzlich für Deine Variante.

    Beste Grüsse vom
    µkern

    Einmal editiert, zuletzt von mikrokern ()

  • also Bahnpost Lahr via Heidelberg bis Mosbach, ab da zu Pferde nach Würzburg. Könnte so gewesen sein. Warum kein Ankunftsstempel Uettingen? Vergessen?
    Und die Lahr/Heidelberg/Frankfurt-Variante schliesst Du aus? Immerhin konnte der Brief auch am 13. Juli noch bis Frankfurt per Bahn transportiert werden. Ab da dann wie die Mosbach/Lauda-Variante: keine Eisenbahn mehr...


    Hallo Mikrokern,


    ja, ich bevorzuge die Strecke Lahr - Heidelberg - Mosbach - Osterburken - Würzburg. Allerdings nicht von Mosbach mit Pferd nach Würzburg, sondern mit den bis zur Eröffnung des Bahnverkehrs bestehenden "Postomnibus-Cursen". Diese bestanden gem. Vfg. Nr. 36,705 vom 20.10.1866 bis zur Einführung von Bahnposten zur Brief- und Fahrpostspedition zwischen Heidelberg und Würzburg auf folgenden Strecken:


    Mosbach und Würzburg,
    Osterburken und Tauberbischofsheim,
    Mosbach und Buchen über Rittersbach.


    Aus welchen Gründen kein Ankunftstempel von Würzburg bzw. Uettingen oder in Frankfurt kein Durchgangsstempel angebracht wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Die Antwort werden sicher nur beteiligte Personen beantworten können.


    Gruß
    Manfred

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.


    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

    Einmal editiert, zuletzt von Postarchiv ()

  • ... Diese bestanden gem. Vfg. Nr. 36,705 vom 20.10.1866 bis zur Einführung von Bahnposten zur Brief- und Fahrpostspedition zwischen Heidelberg und Würzburg auf folgenden Strecken:


    Hallo Postarchiv,
    das erwähnte Datum 20.10.1866 irritiert mich: gab es diese "Postomnibus-Curse" (Postkutschen) auch schon im Juli 66??

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • das erwähnte Datum 20.10.1866 irritiert mich: gab es diese "Postomnibus-Curse" (Postkutschen) auch schon im Juli 66??


    :thumbup: Ja, die Postomnibus-Curse gab es im Juli 1866 schon. Mit der Verfügung vom 20.10.1866 wurden diese Curse durch die Einführung des Bahnpost-Courses aufgehoben. Also keine Irritation bitte ;)


    Gruß
    Postarchiv

    Wo nichts mehr zu enträtseln bleibt, hört unser Anteil auf.


    Ernst Freiherr von Feuchtersleben

  • Hallo,
    liess schon der zuvor gezeigte Brief nach Uettingen - zumindest für mich - Fragen nach Teilen des Leitwegs offen, so habe ich mit diesem hier noch mehr Probleme:
    Brief aus dem flämischen Turnhout nach Fürth, abgesandt am 13. Juli 1866 (also etwa zur gleichen Zeit unterwegs wie der Uettingen-Brief), und frankiert mit 40 Centimes. Optisch wirkt der Brief von aussen etwas unter die Räder gekommen, jedoch präsentiert sich der in französischer Sprache geschriebene Inhalt mit einer hübschen Lithographie - kein Wunder, ist der Kunstdruck doch das Gewerbe des Absenders.
    Für den Transport mit der Eisenbahn in Belgien gehe ich vom Standardleitweg Turnhout-Hasselt-Lüttich (Liege) aus, und von da via Verviers Richtung Köln, was durch den rückseitig abgeschlagenen blauen Kursstempel "Verviers-Coeln" vom 14.7. belegt wird. Ich vermisse einen Stempel aus Lüttich, den ich für die Abfertigung der nach oder über Preussen gehenden, mit der Bahn zu spedierenden Post erwartet hätte.
    Interessant wird es jetzt, nach Verlassen von Belgien: kein weiterer Stempel, des das "handling" durch eine evtl. übernehmende preuss. Post dokumentiert hätte, ist auf dem Brief zu finden. Selbst ein geschlossener Transit durch Preussen - ohne Bearbeitung in Köln - würde wohl in Mainz oder Frankfurt beendet worden sein, wo die Post nach Bayern in Zeiten regulärer Postbeförderung per Eisenbahntransport über Aschaffenburg/Würzburg umkartiert würde. Mainz gehörte zum preussenfeindlichen Grossherzogtum Hessen und Frankfurt war Reichsstadt mit zentraler Bedeutung für den Deutschen Bund.
    Auch hier ist kein Eingangsstempel nach dem geschlossenen Transit durch preussisches Gebiet zu finden. Erst der Ankunftsstempel aus Fürth vom 16. Juli verrät, dass dieser Brief seinen Empfänger mittels Zustellung durch die bayer. Post gefunden haben dürfte, nur 3 Tage nach der Aufgabe in Turnhout! Und das, obwohl die Verbindung zwischen Mainz, Frankfurt und Würzburg alles andere als sicher in diesen Kriegstagen gewesen ist.
    Meine Fragen zu diesem Brief:
    1. Warum ist kein Durchgangsstempel aus Lüttich zu sehen?
    2. War Mainz oder Frankfurt das Ende des Transits durch preuss. Gebiet?
    3. Wie wurde der Brief von da nach Fürth befördert? Die Problematik der unsicheren Bahnverbindung via Aschaffenburg/Würzburg in den Tagen nach dem 14. Juli (Gefecht von Aschaffenburg) wurde ja bereits zuvor diskutiert.
    4. Wie erfolgte die anteilige Verrechnung des Francos von 40 Centimes? Wieviel erhielt Bayern?

  • Lieber mikrokern,


    noch zu dem Stempel der badischen Bahnpost Zug 26 von 13.7.1866:


    Nach dem mir vorliegenden Fahrplan galt vom 1.6.1865 bis 31.5.1868 der Abgangsort als Basel und der Zielort Heidelberg. In Heidelberg kam der Zug um 03.25 Uhr planmässig an. Dann wurde in Zug Nr. II (Zwei) umgeladen nach Frankfurt. Ob auch in Kriegszeiten wie hier diese Verbindung aufrecht erhalten werden konnte oder musste, entzieht sich meiner Kenntnis - in den badischen Archiven findet sich nichts zu einer Änderung des Verkehrs, aber das hat, wie wir wissen, wenig zu sagen.


    Man wird halt nicht alles und jedes klären können.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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