Bayern - Österreich 1819 bis 1842

  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen Portobrief aus Miltenberg vom 20.4.1843 nach Linz an der Donau im schönen Österreich. Nach dem Vertrag Bayerns vom 1.10.1842 stand Bayern aus gewissen, entfernten Teilen nach Österreich ein Zuschlag allein zu, während das eigentliche Porto halbscheidig zwischen Bayern und Österreich zu teilen war.

    Bei einfachen Portobriefe waren das 12x Conventionsmünze (immer kassierbar im Land der Ablieferung, daher in CM zu taxieren von der Aufgabepost) Gemeinschaftsporto und 4x CM nur für Bayern, darzustellen auf Briefen mit 4x CM im Nenner für Bayern und 12x CM im Zähler.

    Hier hat man in Würzburg, dem vorgesetzten OPA von Miltenberg, den Auslagestempel auf dem Gemeinschaftsporto von 12x CM abgeschlagen und darunter 4x CM für Bayern notiert. Die von Miltenberg notierten 16x CM waren falsch, weil ohne den Split der beiden Gebühren Bayern nur die Hälfte von 16x CM bekommen hätte, also 8x CM. Richtig war aber die Hälfte von 12x CM = 6x CM und die 4x CM als Zuschlag nur für Bayern, so dass man nun 10x CM total zu fordern hatte. Auch brachte man in Würzburg noch den B.O.C. - Stempel an, der in Miltenberg nicht geführt wurde.

    Einen bayerischen Portobrief in ein Land mit Gemeinschaftsvertrag und Auslagestempel hatte ich zuvor noch nie gesehen. Typisch Bayern eben, jeden Tag was Neues ...

    Am 23.4.1843 kam er in Linz an und wurde für 16x CM zugestellt. Schön zu sehen, dass es schwarze, rote und blaue Stempel damals gab.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    vielen Dank.

    Für diese Zeit und Strecke sind 3 Tage nicht übel. Wenn die Schneeschmelze damals nicht schnell übermäßig war, und es zu keinen Brückenschäden oder Brückensperrungen kam, dürften 3 Tage eine Referenzzeitspanne dargestellt haben. Nach Wien dann einen Tag länger.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    großen Unmut brachte die Tatsache mit sich, dass an sich portofreie Dienstbriefe, also Regierungs-Sachen (R.S.) zwar von den bayer. Aufgabeposten kostenlos zur Grenze geleitet wurden, aber in Österreich mit der jeweiligen Entfernungs- und Gewichtstaxe belegt wurden. Das war sicher nicht im Sinne des Erfinders, aber die Regel.

    Um genau dies zu vermeiden, notierte das Kreis- und Stadtgericht München am 18.2.1841 auf einem Brief an den Wiener Magistrat unten links: "Mit Beylage. Dienstsache durchaus portofrey".

    Und, oh Wunder, Österreich erbarmte sich ob dieses Satzes, fügte ein liegendes X als Zeichen der Freiheit von Abgaben bei und auch der Ankunftsstempel von Wien dokumentiert mit seiner roten Farbe die Akzeptanz der Portofreiheit (portopflichtige Schreiben wurden in schwarzer Farbe ankunftgestempelt).

    Die zahlreichen Ziffern und Zahlen auf dem Brief vorne und hinten dürfen nicht darüber hinweg täuschen, dass er tatsächlich beiderseits portofrei belassen wurde. Viele Briefe dieser Art kenne ich nicht und weil der Briefkopf des Absenders so schön ist, will ich ihn euch nicht vorenthalten. Man vergleiche diesen mal mit heutiger, eingehender Dienstpost ...

  • Lieber Ralph,

    ein schöner Brief :thumbup::thumbup:

    Normalerweise war das Wiener Magistrat gebührenbefreit, außer es handelte sich um eine Parteiensache.

    Der rote Wiener Franco Stempel zeigt eindeutig, wie du schreibst, dass kein Porto mehr eingehoben wurde.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,

    hmm, es gibt zahllose Briefe als portofreie Regierungs-Sachen, die für die österr. Strecke taxiert wurden - die meisten davon liefen nach Wien. In dem Thread "Bayern - Österreich ab 1.10.1842" kannst du davon einige sehen.

    In Bayern waren Partei-Sachen immer portopflichtig - in Österreich aber portofrei, jedenfalls in 99% der mir vorliegenden Fällen (s. a. vorheriger Thread).

    Ich kenne aber auch Briefe, in denen von späterer Hand hinzugefügt wurde, dass man das gezahlte Porto sich von der Post wieder erstatten lassen soll (selten). Von daher muss eine österr. Posttaxe nicht der Weisheit letzter Schluß gewesen sein.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Ralph,

    Jungwirth schreibt in seiner "Vorphilafibel" zu Parteibriefen folgendes: " Briefe, die im Interesse einer Partei von Amt zu Amt liefen, galten ab 1722 als Parteibriefe, für welche die Partei volle Gebühr bezahlen musste. Erst ab 1.11.1840 entfiel das Porto für Parteibrief.

    Dein Gezeigter Brief fiel noch in die letzten Monate dieser Bestimmung.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,

    vielen Dank für diese Informationen - aber er war als Regierungs - Sache verschickt worden, nicht als Partei - Sache. Maßgeblich war ja, was im Postvertrag stand. Da aber bis 30.9.1842 noch der Grenzfrankozwang galt, war es Bayern egal, was mit dem Brief in Österreich passierte. Hier haben die Österreicher vlt. Partei - Sache gelesen und ihn deshalb untaxiert gelassen, das würde auch zu dem von dir/Jungwirth genannten Datum passen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    auch wenn der Brief in Österreich taxiert worden wäre, kann ich mir nicht vorstellen, dass ein gebührenbefreites Amt in Österreich Geld für eine Postgebühr ausgegeben hätte.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Lieber Franz,

    schau mal # 41, der zeigt auch, dass in Bayern portofreie Dienstbriefe in Österreich an Behörden gingen, aber taxiert wurden.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Franz,

    es gibt etlicher solcher Briefe - ist nicht Verwirrung der 2. Vorname der Vormarkenzeit? :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    ein einfacher Grenzfrankobrief vom 17.9.1933, von München nach Obervellach (Kärnten).

    Der Absender bezahlte 6 Kreuzer Franko bis zur Grenze (siegelseitig notiert)

    Der Empfänger bezahlte 14 Kreuzer CM Porto.

    Bitte um Korrektur.

    Liebe Grüße

    Franz

  • Hallo Sammlerfreunde,

    ein einfacher Grenzfrankobrief vom 30.5.1840, von Augsburg nach Großfragant im Mölltal (Kärnten).

    Der Absender bezahlte 10 Kreuzer Franko bis zur Grenze (siegelseitig notiert)

    Der Brief kostete den Empfänger 14 x CM Porto ( Gebühr bis 1/2 Loth, Entfernung über 18 Posten).

    Liebe Grüße

    Franz

  • Liebe Sammlerfreunde,

    das kgl. bayer. Landgericht in Griesbach wollte einen Brief nach Österreich senden und die Postgebühr als ganzes bezahlen. Dies war aber erst ab 1. Oktober 1842 möglich, denn zwischen Bayern und Österreich bestand bis zu diesen Datum Grenzfrankozwang, das heisst, der Brief mußte bis zur bayerisch österreichischen Grenze frankiert werden und der Empfänger mußte von da bis zum Empfangsort das Porto bezahlen. Dies galt auch in der Gegenrichtung. Also brachte man den Brief vom 26. September 1825 in das 20 km entfernte Schärding (Österreich) und gab diesen als eingeschriebenen Frankobrief auf (24 Kreuzer C.M. franko - "Inlandstarif" und 4 Kreuzer C.M. für die Einschreibung). Aufgabestempel: "SCHARDING". Der Brief ging an das Herrschaftsgericht in Fahrafeld (Österreich).

    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann,

    wunderschön und eine kleine Sensation, dazu Briefeschmuggel einer Behörde ... ui, ui, ui.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.